[Von Karl August Böttiger. Weimar, vor 7. Dezember 1798]
Bezeugt in: An Böttiger, 07.12.1798: " Ihr
lezter Brief war mir ein freundlicher Bote: und herzlich danke ich Ihnen,
geliebter Freund, für das vielfältige, was Sie mir darin berichten. Niemand
wünscht sehnlicher als ich, daß Sie aus der jezigen Klemme sich in eine Lage
versetzen möchten, wo Sie mit Muße, und Wahl Ihren Studien leben könnten. / Ich
bin zufrieden mit dem Gebrauch, den Sie von meinem Geschriebs im Nov[ember]stück
d[es] d[eutschen] Mercurs machten: und wohl haben Sie gethan, die verse nicht
hineingesezt zu haben. [...] Was Göthe über Mahlerey sagen wird, bin ich
neugierig. Über Porsena's Grabmal habe ich auch einmal geabeitet. [...] Von dem
Ballhorn weiß ich gar nichts. Die Schlegel kommen hier immer mehr in Mißkredit.
[...] Den Poßillianirenden Gerning kenne ich: wenn er des Pater
Gürtlers ganze Münzsammlung erhaschte, so that er einen guten Fang. Fries u.
Lerset sind zwey liebe Leute, und ihr Urtheil über die Münchnergallerie ist
richtig, obwohl sie nicht mit der kaiserlichen in Wien zu vergleichen ist. [...]
Ich weiß seit einiger zeit wenig von unserm Münz u. gemmencabinet. [...] Sollten
indeßen Sie, oder Herder [...] einzelne Abdrucke bald wünschen, so würde dieß
keine Schwierigkeit machen. [...] Die Düßeldorfer Gallerie sah ich nie: ich habe
aber just die Kupfer davon auf meiner Stube, u. sehe, daß sie an italienischen
Sachen arm ist. Die so getauften Raphaels sind weit entfernt es zu seyn. Indeßen
wäre es immer eine herrliche acquisition, ebenso wie die Münzsammlung – / Die
Sammlung des Prinzen August ist zerrißen, so daß er selbst nicht weiß, wie es
damit gehen wird. [...] / Ich würde sehr bedauern, wenn das Vasenwerk liegen
bleiben sollte. [...] Rom besizt noch seine Privatgallerien: nur der Prinz
Aldobrandini verkaufte seinen Cristus von Leonardo mit der gesammten Gallerie an
zwey englische Maler [...]. Mad. Sander ist immer noch nicht wohl [...]"