[An Louise von Anhalt-Dessau. Wörlitz, 21. Juli 1797. Freitag]
Bezeugt in: Tagebücher LvAD, Bd. 1, S. 308, Eintrag 21. Juli 1797: „bekam einen
Brief von
Olb[erg]
nach 10, worin er EINE EINLAGE VON H[IRT], DIE MIR SAGTE, ER SEI GEBETEN,
HIER ZU ESSEN; ICH SOLLE AUCH ERSCHEIN, VIEL REDEN, ER WOLLE MEHR SPAS ALS ERNST
REDEN.“ - Über den weiteren Verlauf dieses Tages schreibt die Fürstin ebd.: "Ich
kleidete mich und um 12 ging herüber. ICH SAHE IHN MIR, KEIN BLIK, KEIN WORT,
und kaum konte ich's ihm sagen, daß, da er mich vormittag nicht mehr hier
gefunden hatte, er nach die Promenade kommen könte. Hier bin ich nun seit 5
[...] und noch ist niemand da. O GOTT WIE VERLASSEN BIN ICH. Um 8 uhr kam er -
mein Druck, die Entbehrung, meine Lage, das alles UND DAS VERLANGEN MIT IHM ZU
LEBEN UND ZU STERBEN, MEINE LIEBE UND DOCH DAS SCHREKLICHE ENTBEHREN. - UND ÜBER
DER ZUKUNFT DIE VOLLE REINE WAHRHEIT UND LIEBE HAUCHTE, WEINTE, SPRACH AUS MIR,
UND ER WAR WIRKLICH GERÜHRT UND SEIN MUND SPRACH LIEBE AUS UND STELLTE DIE
UMSTÄNDE DEUTLICH DAR, UND DARNACH FREILICH DIE MÖGLICHKEIT, UNS ZU SEHEN UND ZU
GENIESSEN, VERSCHWAND. MEINE SCHEIDUNG HIELT ER FÜR UNMÖGLICH. KÖNTE ER AUCH
JEZT VON BERLIN WEG SEIN, SO KÖNNE ER JA DOCH NICHT MIT MIR HIER SEIN - UND DAS
ICH SO TROSTLOS UND LEIDEND WÄRE, KRÄNKE IHN DARUM, WEIL ER DENN MÜSSE BEREUEN,
DAS WIR UNS LIEB GEWONNEN HÄTTEN. DOCH ER UND SEINE LIEBE BLEIBT MIR UND SEINE
HERZLICHE MILDE, SEIN ZUREDEN UND SEIN VERSPRECHEN, MORGEN WIEDER MICH IN
L[UISIUM] ZU BESUCHEN, UND DAS ER MEIN SEI, MIT ERNSTER EHRLICHKEIT UND HEISSER
UMARMUNG MIR VERSICHERT. Das alles beruhigte mich wieder um Vieles. WIR MUSTEN
WIEDER UNS TRENNEN. Es war bald 9 und so fuhr er wieder nach der Statt."