Berlin den 28ten Juny 1800.
Geliebter Freund!
Brief erschlossen: [Von Böttiger, vor
28.06.1800].
[Schließen]Ihr Brief mit der Der 3. Band von Böttigers "Griechischen
Vasengemälden", die Hirt im Folgenden bespricht.
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neuen Sendung
, wovon Ihr freundlicher Möglicherweise Heinrich Karl Friedrich Peucer
(1779-1849) gemeint. Er war von Juni 1796 bis 1799 Schüler Böttigers am
Weimarer Gymnasium, danach Student der Rechte und der Philosophie in
Göttingen und ab 1801 in Jena.
[Schließen]junger Freund, der ein zweyter Sturm kam wohl auf Empfehlung Böttigers nach
Berlin. Nachdem er von 1798 bis 1800 an der Universität Jena Ökonomie
und Kameralwissenschaften studiert hatte, wurde er Schüler an der
Bauakademie zu Berlin und hörte Hirts Vorlesungen zur Geschichte der
Baukunst. Für das Winterhalbjahr 1800/1801 sowie 1801/1802 ist er im
Schülerverzeichnis aufgeführt und wird als "fleißig" beschrieben (vgl.
Christiane Salge: Aloys Hirt und die Berliner Bauakademie. In: Hirt-Bd.
II, S. 138-139). 1800 erschien von ihm in Chemnitz "Mineralogie der
Baukunst".
[Schließen]
Sturm
zu werden verspricht, Überbringer war, machte mir, so wie alles, was von
Ihnen komt, viel Vergnügen. – Wie ein Vielfraß, fiel ich über Ihre neuen
Erklärungen her, und wohlgenährt, und belehrt über meine Erwartung (obwohl ich
von Ihnen immer vieles erwarte) bin ich
da
von
dem Tische aufgestanden. Es gefällt mir, daß Sie nicht eben eigensinnig
darauf verpicht sind, jedem Kinde einen bestimmten Namen zu schöpfen, und Sie
mehr den allgemeinen Sinn, der sich aus der Darstellung ersehen läßt, zu
erklären suchen. Vorzüglich gefallen mir ihre allgemeinern Excursionen, um den
Ursprung sowohl, als über der Zeiledie allmählige
Ausbildung einer Mythe näher zu beleuchten, wie über Centauren, Amazonen etc.
Hier einige meiner Bemerkungen.
1. Dasjenige, was Sie in der Griechische
Vasengemälde, 3. Heft, 1800: Zehntes Vasengemälde. Die schöne
Spinnerin. (S. 37-74). Dort schreibt Böttiger u.a.: "Setze man nur an
die Stelle der Minerva die in Minervens Lieblingkunst, dem Spinnen und
Weben, hocherfahrene Frau, die wir auf unserm Bilde erblicken, und man
hört gleichsam auch aus ihrem bescheidenen Munde: bringet mir nicht den Spiegel. Gewiss es spricht uns ein
feiner Gedanke des Mahlers in dieser einfachen Vorstellung der gehenden
und kommenden Dienerin an. Die Fortgehende trägt
das Werkzeug des Putzes, den Spiegel. Denn das
ist hier völlig überflüssig. […] Der Spiegel, der auf unsern Vasen
überall, wo wir in die Badezimmer und Putzgemächer der Griechischen
Frauen eingeführt werden, eine so bedeutende Rolle spielt, hat auch hier
seine gewöhnliche eyrunde Gestalt mit dem Griffe, und einer Verzierung
oben, die oft einem Ring oder Kreuze zum Aufhängen gleicht" (S.
43-46).
[Schließen]schönen Spinnerinn, als einen Spiegel ansehen, ist für meine Augen eine Spuhle.
2. sollte Böttiger schreibt dazu: "Sowohl auf dieser [12.
Vasenabbildung] als der vorhergehenden Vasenabbildung erblicken wir oben
in der Mitte den Gott, der alles siehet und
höret, wie Homer den Helios oder Sonnengott bezeichnet, mit
wenig Strichen angedeutet. Auf beiden Seiten sehen wir ein Epheublatt
mit drei Kügelchen eingefasst. Wie weit die Begierde, alles aufs
gelehrteste auszulegen, uns verführen könne, beweisen die Bemerkungen,
welche die Hrn. Hamilton und Italinski über diese Mahlerschnörkel gemacht haben.'Was die
Lichtstrahlen, die Epheublätter und die drei geheimnissvollen Punkte in
dieser und der folgenden Tafel bedeuten, mag der tiefgelehrte
Alterthumsforscher entscheiden.' […] Noch seltsamer klingt die
Erklärung, die Italinski von den Lichtstrahlen über den Kampf des
Hercules mit der Amazone giebt. 'Ich weiss nicht,' sagt er, 'ob die
Strahlen, die man oben auf dem Gemälde erblickt, die erlauchte Geburt
des Hercules anzeigen sollen. Die Chaldäer nannten den Planeten Mars den
Stern des Hercules. Wir haben aber auch noch ein Sternbild, das den
Hercules vorstellt. Einen dieser Umstände hat wahrscheinlich der Mahler
im Sinne gehabt.' / Sollte es bei unbefangenen Beschauern dieser Gemälde
wohl mehr als eines Fingerzeigs bedürfen, dass der Mahler, indem er die
Sonne über diesen Centauren- und Amazonenkampf scheinen lässt, weiter
nichts andeuten will, als: das geschieht im Freyen! Und die
geheimnissvollen drei Punkte neben dem Epheublatt, sind doch offenbar
nichts anders, als die Beeren des Epheu (Corymbi), wie wir aus so vielen
andern Vasen, wo ähnliche Blätter mit ganzen Träubchen dieser Beeren
gleichfals blos als Verzierung oben über den Figuren angebracht sind"
(S. 192-195).
[Schließen]der Stern im Eilftes Vasengemälde. Kampf des Lapithen mit dem
Centauren (S. 75-162). - Zwölftes Vasengemälde. Hercules mit der Amazone
( S. 163-201).
[Schließen]11. u. 12
ten
Stück nicht auf Stand der Gestirne; Sternzeichen.
[Schließen]constellationen zeigen? -
3. im Dreizehntes Vasengemälde. Hercules mit zwei
Centauren (S. 202-208)
[Schließen]13ten Stück
zeiget sich in der gestrecktern Figur, und in der längern Keule der
Theseus, wie er in andern
Monumenten über der Zeileimmer erscheint - und nicht
den Hercules. -
4.
Böttiger schreibt dazu: "Zu den sinnreichsten
Allegorien möchte ich auch das Relief auf einer alten dreieckigten Ara
in den Borghesischen Kellern rechnen, welches Winkelmann zuerst für ein
ganz unlösbares Räthsel, in der Folge aber für die Vorstellung eines jagenden Jupiters (!) hielt. Jupiter erscheint
da in stiller Erhabenheit auf einem schnell fortsprengenden Centauren
sitzend, der ein erjagtes Rehböckchen in der Hand hält. Hinter dem
Jupiter sitzt ein Adler mit dem bekannten Symbol der von ihm
überwundenen Schlange. Die Allegorie dürfte doch in der That hier nicht
viel schwerer zu finden seyn, als die Stufenfolge leicht anzugeben ist,
auf welche sich der Künstler bis zu dieser Allegorie erhob" (S.
154-155).
[Schließen]Der jagende Jupiter bey
Winkelmann
auf dem borghesischen Kandelaber ist Jupiter (das Gestirn, wie auch der Stern im Felde anzeiget) im
Schüzen (Centaur) - die beyden
| 2 andern Seiten stellen gleichfalls
Constellationen dar: nemlich Merkur
im Krebs, und Luna in der Jungfrau.
Mercur ruhet gleichfalls auf dem
Rücken des Krebses, der bis auf die Hälften ein geharnischter Jüngling dx und sich Beine, u Schenkel in einen
Seekrebs endigen. Luna ruhet
gleichfalls auf dem Rücken einer schwebenden Jungfrau. Die Gestirne sind
gleichfalls im Felde. Der berühmte Barthelemy
In: Memoires de l'Academie des Inscriptions T.
XXIV
[Schließen]hat schon dergleichen Sujets auf Münzen erklärt.
5.
Vierzehntes Vasengemälde. Die Schaale des
Abschieds (S. 209-221)
[Schließen]N
o
XIV. sehe auch ich als Abschied an - möge es übrigens Telemach, Jason, oder ein anderer Abentheurer seyn. -
6.
Funfzehntes Vasengemälde. Die Brautwerbung (S.
221-228).
[Schließen]N
o
XV. In Rücksicht der Brautwerbung kann ich nicht miteinstimmen. Böttiger hatte eine frühere Auslegung
wiedergegeben, wonach die das Schild tragende Person Menelaos sein solle
und hatte entgegnet: "Ich möchte die ältliche Figur mit dem angeknüpften
Reisehuthe über dem Kopfe auf den erfarenen Führer und Begleiter eines
jungen Prinzen beziehn […] und im Jüngling seinen Reisegefährten und
Zögling erblicken" (S. 223-224).
[Schließen]Zuversichtlich ist der Schildtragende ein Knappe des
Bepanzerten. Böttiger schreibt: "Wie nun, wenn wir diese holde
Jungfrau, und den ihr gegenüber stehenden Jüngling als ein für einander
bestimmtes Brautpaar ansähen? Ich habe es daher gewagt, dieses Vasenbild
die Brautwerbung zu nennen, ohne jedoch meiner
Vermuthung einen höhern Grad von Wahrscheinlichkeit zuzuschreiben, als
jeder andern, die man passender zu finden, und an ihre Stelle zu setzen
Belieben tragen sollte" (S. 226).
[Schließen]Doch auch Brautwerbung, wenn Sie wollen, nemlich Ulysses, der für Achilles um die Polyxene
über der Zeilebey Priamus
wirbt. Böttiger schreibt dazu: "Einige werden vielleicht
das Zeichen auf dem Schilde des Jünglings für ein bedeutendes Emblem zu
halten geneigt seyn. Allein dann wäre erst zu bestimmen, ob das, was wir
hier sehen, ein Rad mit seinen Speichen (wie es fast in derselben Figur
in Münzen von Massilia, Argyrium und Tarent vorkommt) oder, was freilich
wahrscheinlicher ist, einen Stern bezeichne. Denn nichts ist
willkührlicher als diese Schildembleme auf alten Denkmälern, die nicht
einmal bei den berühmten Sieben Helden gegen
Theben in den Beschreibungen des Aeschylus […] und Euripides […]
übereinkommen. […]" (S. 223-224).
[Schließen]Das Rad auf dem Schilde hat wohl seine Bedeutung, vielleicht sich auf den verstellten Wahnwitz des Ulysses beziehend. - Aber eben dieß Rad war
die Ursache, daß ich lange in diesem Stücke den Pelops, der bey Oenomaus für die Hyppodamia wirbt, zu sehen glaubte. Nur ist mir Pelops zu bartig: und die Kriegsrüstung,
anstatt des Phrygischen Costum's über der Zeilevon Pelops
machte mir den Ulysses
wahrscheinlicher.
Für andere Bemerkungen ist der Raum eines Briefes zu beengt. – Da Sie nun bestimmt mit den Erklärungen fortfahren, so darf ich Ihnen mein Versprechen mit Beyträgen erneuern. Nur verlaßen Sie sich bey mir auf keine bestimmte Zeit. | 3
Zu meiner Lektür von den Produkten der Die Frühjahrs- oder Jubilatemesse in
Leipzig.
[Schließen]lezten Meße gehört auch die Kalligone von
Herder. mit den ersten zwey
Bänden bin ich ziemlich zufrieden; mit dem dritten weniger. Mit dem
Verschönerungsprincip, das die individuelle Bedeutsamkeit aufhebt, und die
Phantasie ihr beliebiges Spielwerk zum Nachtheil der Wahrheit treibet, werden
sich meine Kunstprincipien nie befreunden.
Sander und seine Frau hielten sich nach dem
Besuch der Leipziger Ostermesse, wo sie bereits mehrfach mit Goethe
zusammengetroffen waren und Sophie Sander einen starken Eindruck auf
Goethe gemacht haben soll, über Pfingsten in Weimar auf. Sie besuchten
u.a. Böttiger, Goethe und Wieland. – Wieland schreibt am 6. Juni 1800
aus Oßmannstedt an Böttiger: „Die lieben Sanders haben mir die Freude
gemacht, mich noch im Vorbeyreisen zu besuchen, und haben sich
unversehens so lange verweilt, daß sie von ihren Freunden in Halle, wo
sie abends noch einzutreffen versprochen hatten, höchstwahrscheinlich
vergebens werden erwartet worden seyn“. Als Erinnerung an den Besuch
schickt Wieland im Januar 1801 „für die Dame Sander“ seinen „Aristipp“
(Wielands Briefwechsel, Bd. 15.1, bearbeitet von Thomas Lindenberg und
Siegfried Scheibe, 2004, Brief Nr. 186, Z. 32-35, und Nr. 328, Z.
37-38).
[Schließen]
Sander u. Frau sind voll von
In lateinischer SchriftWeimar
, und erzählen Wunder. Näheres nicht ermittelt. Möglicherweise handelt
es sich um die Absicht Böttigers, auf Grund seines hohen Arbeitspensums
Weimar zu verlassen und einem Ruf nach Kopenhagen zu folgen; vgl. An
Böttiger, 07.12.1798.
[Schließen]Das Betragen des Goethe
gegen Sie ist wahrhaft grillenhaft, und wäre kaum einer Prude zu verzeihen. In dem engen Kreise, worin Sie
leben, ist zwar so etwas immer unangenehm, aber am Ende möchte doch ein je m'en
f– [fous?] nicht am unrechten Orte seyn.
Von den Böttiger berichtet im NTM mehrfach über diese
Nachbildungen von altgriechischen Münzen, der "bis auf den alten Firniß"
"täuschend nachgeahmten Schwefelpasten": "Ueber Mionnet's Münzen- und
Gemmenpasten", in: NTM, 1799, Bd. 2, Juni, S. 170-172; "Münzpasten des
B[ürgers] Mionet in Paris", in: NTM 1800, 1. Bd., S. 44-57; "Fernere
Nachricht über Mionet's Münzpasten", in: NTM, 1800, 2. Bd., S. 148-150.
– Zu den Münzpasten schreibt Böttiger, dass "der Versuch Mionnets, eines Unteraufsehers des
Antikenkabinets bey der Nazionalbibliothek in Paris, […] durch scharfe
in Schwefel geformte Abdrücke der alten Medaillen im Münzkabinette der
Nation dasselbe für das Studium der Numismatik" leisten wollte, "was
einst Lippert für das Studium der geschnittenen
Steine durch seine Daktyliothek bewirkte" (NTM 1799, S. 170-171). –
Böttiger ließ Hirt durch Morgenstern ein Probestück zukommen, vgl. [Von
Böttiger, vor 08.08.1800].
[Schließen]
Mionetischen
Münzpasten sah ich noch keinen [Théodore Edme Mionnet]: Catalogue d'une
collection d'empreintes en soufre des medailles Grecques et Romaines.
Paris: Crapelet, l'an 8 [1799/1800] (79 S. in 4°). – In seinem
letztgenannten Beitrag im NTM schreibt Böttiger: "Der Katalog von der
ersten allgemeinern Sammlung ist schon zu Ende des Winters in Paris
gedruckt erschienen, und enthält in geografischer Ordnung nach Eckhel's klassischem Werke eingetheilt die
vorzüglichsten griechischen Städte, Völker- und
Königsmünzen nebst einem Anhang von römischen und italischen Assen, in
1473 Numern. Zu gleicher Zeit ist auch die erste vollständige Sammlung
der Pasten selbst, so weit sie in diesem Verzeichnisse begriffen sind,
aus Paris angekommen, und zwei Tabletten daraus von No. 200-300, die
schönen Sizilischen Münzen darstellend, sind in der verflossenen
Ostermesse in Leipzig, sowohl im Beygangischen Museum als bei dem
Kommissionair, der für Teutschland die Bestellung und Besorgung
derselben übernommen hat [Gebrüder Gädicke], mit unzweideutigen Beifall
der Kenner und Liebhaber gesehen worden" (NTM 1800, Bd. 2, S.
148-149).
[Schließen], und auch kenne ich die Preise nicht. Ich konnte die Sammlung daher auch
noch nirgends vorschlagen. Wie übrigens solche Pasten gemacht werden, und
aussehen, ist mir sehr wohl bekannt. wie hoch kommt das Stück? –
Von Zoega erwarte ich nun ehestens
eine Von Zoëga, 01.08.1800
[Schließen]Rückantwort. Uhden ist in Rom: aber bey den erneuerten Unruhen in
Italien, kann ich Ihnen für
keinen Weg zu Ihren übersendungen an ihn vorschlagen.
Leider Das neue Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt wurde 1800 bis
1801 nach einem Entwurf von Karl Gotthard Langhans errichtet. Langhans
erhielt am 24. Januar 1800 den königlichen Auftrag, den in seinen Rissen
(s. unten) vorgelegten Theaterneubau auszuführen; Ende 1801 war der Bau
fertiggestellt; die feierliche Eröffnung fand am 1. Januar 1802 statt;
am 24. Februar 1803 wurde der im Obergeschoss befindliche Konzertsaal
eingeweiht. - Das neue Gebäude war umstritten; an ihm entzündete sich
"eine Diskussion um eine Reform der Architektur für Theatergebäude, die
zwischen den Vertretern traditioneller und innovativer Positionen um
1800 geführt wurde". Die Akademie der Künste forderte in einem von Hans
Christian Genelli verfassten Promemorium (erfolglos) eine öffentliche
Konkurrenz für den Um- bzw. Neubau des "National-Theaters". 1800
veröffentlichte der vom König berufene Architekt Langhans seine Schrift
"Vergleichung des neuen Schauspielhauses zu Berlin mit den verschiedenen
ältern und neuern Schauspielhäusern, in Rücksicht auf akustische und
optische Grundsätze" (mit 2 Kupfertafeln, Berlin: Unger, 1800). Noch
bevor der Bau abgeschlossen war, setzte auf der Grundlage von "drey
Blättchen, welche das neue Schauspielhaus darstellen" (vgl. Ueber das
neue Schauspielhaus, in: Jahrbücher der preußischen Monarchie 3, 1800,
3. Bd., S. 131), und Langhans' eigener Veröffentlichung die Kritik an
Architektur und Situierung des Gebäudes und seiner Ausstattung ein. "Vor
allem war es die Form des langgestreckten Baukörpers mit dem hohen
gebogenen Bohlenbinderdach, die man kritisierte und die ihm den
Spottnamen 'Koffer' einbringen sollte" (alle Angaben sind dem Text von
Matthias Hahn über das Nationaltheater in: Matthias Hahn: Schauplatz der
Moderne. Berlin um 1800 - Ein topographischer Wegweiser. Hannover 2009,
S. 329-341 (= Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800, Bd. 16),
entnommen). - Eine Beschreibung des fertiggestellten neuen
Schauspielhauses findet sich in Johann Christian Gädickes "Lexicon von
Berlin und der umliegenden Gegend" (Berlin 1806, S. 411ff.). - Das alte
Französische Komödienhaus auf dem Gendarmenmarkt wurde am 31. Dezember
1801 geschlossen (Abriss im Frühjahr 1802). - Das Langhanssche
Schauspielhaus brannte am 29. Juli 1817 vollständig nieder. Der Neubau
an derselben Stelle wurde nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel
1818-1821 ausgeführt.
[Schließen]wird am neuen Komœdienhause fortgebaut. Kürzlich [Anton Wachsmann nach Karl Ferdinand Langhans]:
"Grund und Aufriß des neuen Schauspielhauses zu Berlin". [3
Kupferblätter geheftet für 12 Groschen] Berlin o. J. [1800].
[Schließen]erschienen auf drey Kupferblättchen Riße davon Ich habe einen Nicht bekannt; nicht gedruckt.
[Schließen]
Aufsaz
in vier Gesprächen darüber
aufgesezt
gemacht
, welche aber schwerlich je in's Publikum kommen werden.
Kennen Sie die Archæologie von meinem Freund Siebenkees? – wie ist es möglich, den Todten durch solches albernes | 4 mit Fehlern, Unkenntniß, und Mängeln strozendes Gewäsch auch moralisch zu tödten! - Der gute Siebenkees hatte nie ein Fünkchen Sinn für Kunst: auch hat er über der Zeilesich während seinem Aufenthalt in Rom nie im mindesten mit dem Studium der Monumente befaßt. Außer einigen In lateinischer Schriftcodices der In lateinischer Schriftvaticana sah er nichts.
Gurlitt zeigt sich in seiner Büstenkunde als ein fleißiger Sammler: aber in manchen Sachen sezt er uns wieder in's 18. Jahrhundert zurück.
Unser iezt eröffnetes Das im Juni 1800 errichtete Panorama befand sich
in einer runden Bretterbude auf dem Gendarmenmarkt. "Durch einen dunklen
Gang und eine Wendeltreppe gelangte der Besucher auf eine kreisförmige
Plattform im Inneren. Wie von einer Anhöhe sah er auf ein von oben
beleuchtetes Gemälde, das sich an der Innenwand des sonst dunklen Raumes
entlangzog. Es zeigte eine Ansicht der Stadt Rom im Abendrot, wie sie
sich vom Palatin aus darbot" (Florian Maurice: Identität und Immersion.
Neue Erlebnisräume in Berlin um 1800. In: Claudia Sedlarz (Hrsg.): Die
Königsstadt. Stadträume und Wohnräume in Berlin um 1800. Hannover 2008,
S. 16 (= Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800, Bd. 6).
[Schließen]Panorama auf dem Gensdarmenmarkt ist
eine schlecht gemalte Decoration bey Tage gesehen. Es stellt die Gegenden
Rom's, wie sie sich auf dem
südwestlichen Punkt des Monte
Palatino darstellen, vor. Ich begreife wohl, wie gewiße
Gegenstände, als Seeaussichten, u. architektonische Perspektiven, sich
in dieser Art sich bis zu einer gewißen Täuschung erheben laßen: aber dann muß
der Künstler den Effekt beßer zu behandeln wißen, als in unserm Panorama
hier.
En revanche sendegx ich Ihnen hier einige Blätter aus dem Baujournal, die ich eben vom Drucker erhalte. Die Abhandlung worauf sie sich beziehen, ist in Ihren Händen. Gerne hätte ich Ihnen auch den Brief von Rode , mit meiner Antwort, die toskanische Baukunst Vitruvs betreffend - welche im vorigen Hefte abgedruckt sind, zugesandt; aber ich habe keinen besondern Abdruck hievon. Rode antwortete hierauf mit einem 2 ten Schreiben; allein ehe ich es wollte abdrucken laßen, sandte ich ihm meine Antwort im Manuscript zu: und dieß bewog ihn, seinen Aufsaz unabgedrukt zurückzufordern: so daß die unsere Akten hierüber als geschloßen betrachtet werden können. Vielleicht erneuert sich aber der Streit, wenn die täglich erwarteten exegetischen Briefe über Vitruv von Genelli erschienen sind.
Gruß u. Freundschaft Hirt.