(Nach Parma)
Rom, den 15. Oktober 1795.
Ich sehe das Zutrauen, welches die hohe
Person, in deren Gesellschaft Sie Louise von Anhalt-Dessau reiste in Begleitung von
Friedrich von Matthisson von Wörlitz (Abreise am 21. August 1795) über
Leipzig, Nürnberg, Bregenz, St. Gallen, Vierwaldstätter See, Como, Lago
Maggiore, Mailand, Parma (20./21. Oktober), Reggio, Modena, Bologna,
Florenz, Pisa, Livorno, Siena, Viterbo nach Rom, wo sie am 12. November
1795 nachts eintrafen. Auf einigen Stationen der Reise traf sie mit
Friederike Brun zusammen, die sich ebensfalls auf dem Weg nach Rom
befand. Der Aufenthalt der Fürstin in Rom dauerte bis zum 26. Mai 1796;
am Tag darauf verließ sie die Stadt in Begleitung Hirts, der die Reise
mit ihr gemeinsam über Wien bis nach Dresden machte.
[Schließen]reisen, mir schenken will, als eine besondere Ehre an. Zwar wird es mir schwer
werden, die gute Meinung zu rechtfertigen, welche derselben vorläufig von mir
gegeben worden ist. Indessen soll es an meinem Bemühen keineswegs fehlen, Über den Kursus, den Hirt mit der Herzogin Louise
und Matthisson, häufig begleitet von Friederike Brun, durchführte, vgl.
Adelheid Müller, in: Hirt-Band I, S. 15-68; ebenso: Müller 2012, besond.
S. 300ff.
[Schließen]das möglichste beyzutragen, daß sie die Merkwürdigkeiten dieser Stadt aus den richtigsten und
interessantesten Gesichtspunkten betrachten möge.
Es ist sehr wohlgethan, sich so bald wie möglich Rom zu nähern, denn diese Stadt allein kann den Maaßstab geben, das übrige Italien auf die zweckmäßigste Weise zu bereisen.
Die von mir bestellte In seinen Erinnerungen schreibt Matthisson: "Als
ich zum erstenmal in der Locanda des Herrn Sermiento, auf dem spanischen
Platz, erwachte, und aus meinem Fenster den Obelisken vor der Kirche
Trinita di Monte in heiterer Himmelsbläue schweben sahe, rief ich mit
feuriger Entzückung mir zu: Nein! es ist kein Traumbild! Kein
Zauberspiel der Phantasie! Du bist in Rom!" (Matthisson-Schriften, 4.
Bd., S. 236). - Louise von Anhalt-Dessau vermerkt in ihrem Tagebuch:
"Wir kamen in dieser unübersehbaren Stadt in Porto della Popolo, fanden
den Lascia Pussa von Hirt und den Mieths Laquaien, so das ohne
Aufenthalt und Visitation wir gut Durchkamen durch die Piazza Spagnia in
bestellte Wohnung abtraten. Es war 1 uhr beynahe. […] Meine Zimmer
mißfielen mir nicht. Es sind eigentlich nur 5 zwey von 1 Fenster, für
mich aber nur eins mit Camin, 1 großes mit zwey Fenster und Camin zum
Eßen, was aber sehr dunkel ist, dann ein Zimmer ohne Camin für
M[atthisson] und noch eins mit Camin für die Hüfer [Charlotte (Sibylle)
Hüffer - Kammerfrau der Fürstin], freylich nach Landsart mit Stein der
Fußboden und viel Zug. Die Fr[iederike] Brun war bis dicht vor Rom mit
ihren Postpferden vorgekommen und kam auch bald zu mir herunter. Der
Rath Hirt erschien auch, zuerst sprach er nur mit M[atthisson]"
(Tagebücher LvAD, Bd. 1, S. 112).
[Schließen]Wohnung ist auf
Piazza di Spagna nella
Locanda di
Sermiento
. Ich nahm dieselbe nur auf einen Monat. Sollte sie recht seyn, so kann
sie um den nämlichen Preis für die andern Monate beybehalten werden.
Empfehlen Sie mich der Gnädigsten aufs Beste. Herzlich freue ich mich auf den Augenblick, Sie persönlich kennen zu lernen, und in Ihnen den wackern Dichter eben so innig in der Nähe zu verehren, wie ich es seit dem Bekanntseyn mit Ihrem poetischen Genius, aus der Ferne that.
Die Fürstin wird hier in ihrem Die Fürstin reiste unter dem Namen einer Frau von
Sollnitz. Das Inkognito wurde auf ihrer Reise allerdings durch ihre
Dienerschaft regelmäßig aufgedeckt, was auch erhebliche Auswirkungen auf
die Reisekasse hatte (vgl. Matthisson-Erinnerungen, Bd. 4, 1814, S.
285).
[Schließen]Inkognito so ungenirt leben können, als sie verlangen wird.
So u.a. der Schweizer Kupferstecher Johann
Heinrich Lips und die Malerin Angelika Kauffmann-Zucchi mit ihrem
Mann.
[Schließen]Mehrere wackere Landsleute, die ein dauerhaftes Andenken an Sie von den Alpen her bewahren, freuen sich mit mir
Ihrer Ankunft.
Empfangen Sie indeß meine besten Wünsche für die glückliche Fortdauer Ihrer Reise. [...]
A. Hirt.