Berlin den 27 ten Feb. 1801.
Ein Bote reget mich auf, und fordert den Brief, den ich Ihnen schon seit so lange
schuldig bin. Für dießmal ist dieser Bote Herr Rabe, der als Substitut von Genz nach Weimar
komt. Sie werden in ihm einen tüchtigen jungen Mann, und einen mit seiner Kunst
vertrauten kennen lernen. Ich bitte Sie, ihn auch mit den vortrefflichen
Herders
bekannt zu machen – und da sein Aufenthalt länger bey Ihnen seyn
wird, gelegen
tlich
auch mit Wielands und allen
Guten, die dort Ihre Mauren einschließen. Er verdient Ihre Achtung nicht bloß
als Künstler, sondern auch wegen seinem verständigen u. biedern Betragen. –
Zugleich empfehle ich Ihnen auch Herrn Mahler Hummel, der diesem auf dem Fuß folgen, aber nur eine Karte an
Sie bringen wird. Auch für die Biederkeit, und Geschicklichkeit dieses leztern
kann ich Ihnen repondiren. Er verdient von allen Kunstfreunden, und guten
gekannt zu seyn. – Hiebey folgt ein Von Zoëga,
28.11.1800.
[Schließen]Brief von Zoega
, deßen Inhalt ich Sie zu beherzigen bitte. Bey Gelegenheit ersuche ich
aber um die Diese erfolgte nicht; der Brief befindet sich
noch heute im Böttiger-Nachlass.
[Schließen]Rücksendung. Auch zugleich ein Verzeichniß der von dem verstorbenen Professor
und Hof-Bau-Inspektor Gilly hinterlassenen auserlesenen Sammlung von
Büchern und Kupferstichen, meist architektonischen, antiquarischen und
artistischen Inhaltes. Berlin 1801 (36 S., 4°).
[Schließen]Büchercatalog unseres abgegangnen – zu Der als "das größte Genie im Baufache" geltende
Friedrich Gilly war am 3. August 1800 28-jährig in Karlsbad an
Tuberkulose gestorben.
[Schließen]früh abgetrettenen Gilly
.
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Nun zu Ihrem lezten Briefe. – Sie werden Böttigers Aufsatz "Die Furienmaske" sind drei
Kupfertafeln von Johann Heinrich Meyer
beigegeben. Text und Abbildungen entstanden in engem
Zusammenhang mit der Aufführung von Goethes "Iphigenie auf Tauris" auf
dem Weimarer Hoftheater 1800/1801. Dazu heißt es im "Journal des Luxus
und der Moden": "Ein ganz neues und überraschendes Tableau bildet der
Chor der Furien, die den Orest umschlingen. Ihre Costumirung ist ganz
nach den Angaben des Alterthums und nach antiken Vasengemälden
veranstaltet worden, worüber neulich der Hr. OCR. Böttiger eine eigene Schrift mit colorirten Abbildungen ins
Publikum gebracht hat, die auch als ein Beytrag für
Schauspieldecorationen angesehen werden muß. [Anmerkung: "Die auf der
2ten Kupfertafel nach einer, in Paris befindlichen Vase abgebildete
Furie diente hier zum Modell."] Das Bunte der Kleidung, die Windungen
der Schlangen, das Schwingen der Fackeln, alles thut in der
theatralischen Zusammenstellung eine sonderbar befremdende, schauerliche
Wirkung und rechtfertigt den Geschmack des Alterthums, der uns auch
hierin noch immer Vorbild und Richtschnur seyn sollte" ( [Karl August
Böttiger:] Weimar, den 5. Jan. 1801, in: Journal des Luxus und der
Moden, Januar 1801, S. 30-32, hier S. 32) (vgl. René Sternke: Der
Altertumskenner im Garten der Moderne, in: Böttiger-Lektüren: Die Antike
als Schlüssel zur Moderne, hrsg. von René Sternke, Berlin 2012, S.
X-XII).
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Ihrer Furien
wegen angetastet? Ich soll Sie vor dem Publikum schüzen? – Ihre Furien
haben mir wahrhaft viel Spaß gemacht, obwohl ich nicht läugnen kann, daß ich
wegen der Tendenz des ganzen Büchelchens Ihnen gerne die
Furien ein bißchen auf den Hals schicken möchte. Der Ober Consistorial Rath
Böttiger ist, und bleibt ein wahrer Courtisan: Er rettet die Todten, um den
Lebenden die Cour zu machen und zwar Menschen, bey welchen es nichts nüzt und
wahrlich die Verbeugung nicht verdienen. Warum sich mit den triumpfirenden
Schlegels auf eine Linie zu
stellen? – Über die engen Kontakte zwischen den Brüdern Schlegel und Goethe schreibt Johanna Maria
Fichte Mitte Oktober 1799 an ihren Mann: "Die Schlegel courtoisieren
jetzt Goethe erstaunlich: täglich ist einer von ihnen bei ihm, und ihr
neues Journal läßt nur Dich und ihn gelten" (Herwig I, S. 732). -
Schiller an die Gräfin
Charlotte von Schimmelmann, 23. November 1800: "Dieses Verhältniß ist
durchaus ein litterarisches und kein freundschaftliches, wie man es in
der Ferne beurtheilt. Göthe schäzt alles Gute wo er es findet und so
läßt er auch dem Sprach- und Vers Talent des ältern Schlegel und seiner
Belesenheit in alter und in ausländischer Litteratur, und dem
philosophischen Talent des jüngern Schlegel Gerechtigkeit widerfahren.
Und darum, weil diese beiden Brüder und ihre Anhänger die Grundsätze der
neuen Philosophie und Kunst übertreiben, auf die Spitze stellen und
durch schlechte Anwendung lächerlich oder verhaßt machen, darum sind
diese Grundsätze an sich selbst was sie sind, und dürfen durch ihre
schlimmen Partisans nicht verlieren. An der lächerlichen Verehrung,
welche die beiden Schlegels Göthen erweisen ist er selbst unschuldig, er
hat sie nicht dazu aufgemuntert, er leidet vielmehr dadurch und sieht
selbst recht wohl ein, daß die Quelle dieser Verehrung nicht die reinste
ist; denn diese eiteln Menschen bedienen sich seines Nahmens nur als
eines Paniers gegen ihre Feinde, und es ist ihnen im Grund nur um sich
selbst zu thun. Dieses Urtheil, das ich Ihnen hier niederschreibe, ist
aus Göthens eigenem Munde, in diesem Tone wird zwischen ihm und mir von
den Herren Schlegel gesprochen" (Schiller-NA, Briefe, Bd. 30, 1961, Nr.
250, Z. 17-37, S. 214). Weiteres dazu siehe u.a. in: Die ästhetische
Prügeley. Streitschriften der antiromantischen Bewegung. Hrsg. von
Rainer Schmitz, Göttingen 1992, S. 273 ff.
[Schließen]Laßt diese Günstlinge ruhig im Schoße Gemeint ist Goethe
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Jupiters
ruhen. Dieß ist die sicherste weise, um diesen Titan fühlen zu machen, daß es
nur Flöhe sind, die er sich in Pelz gesezt hat.
Aber vielleicht ist meine Anklage gegen den Ober Consistorial
Rath ungerecht! – wir wollen sehen: – Gesezt die Orestie, Teil 3: Die Eumeniden (458 v.
Chr.).
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Aeschylschen Furien sähen so scheußlich aus, Böttiger schreibt dazu in der "Erklärung der
Kupfertafeln": " Hr. Prof. Meyer hat die Güte gehabt, die Figur [auf der
ersten colorierten Kupfertafel] nach meinen Angaben zu entwerfen und
auszumahlen. Die Belege hierzu befinden sich im ersten Theil der
vorstehenden Abhandlung, so weit sich die Spuren in einer noch sehr
wenig aufgehellten Region des Alterthums verfolgen ließen,
zusammengestellt" (Furienmasken, S. 133).
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als Meyer sie nach Ihrer Angabe entworfen hat
: was bewiese dieß für
ein
Allgemeines Princip der alten Kunst, die Gegenstände schöner
darzustellen, als sie ihrer Natur nach erscheinen sollen? –
Aeschylus
mag sich seine Furien noch so gräulich gedacht, und die Künstler seiner
| 3 zeit dieselben noch so ekelhaft vorgestellt haben: was läßt sich
hieraus für ein Kunstprincip folgern, wenn die Furien der spätern Kunst nicht
mehr so verzerrt, und scheußlich aussehen, sondern vielmehr in erhabener Gestalt
– in großen Formen erscheinen? – Recht überlegt, und betrachtet – nichts! –
geschah in dieser Rücksicht im Alterthum was anders, als was in der neuern Kunst
bey ähnlichen Kunstobjekten geschehen
ist? – nehmen Sie z. B. die Teufelsgestalten – Höllenszenen – von den Mahlern des 14. 15ten Jahrhunderts, oder die
niederländischen des 16
ten
Jahrhunderts noch – wie abentheuerlich, und abscheulich! Sehen
Sie aber nur die Teufelgestalten von Michelangelo u. andern: wie erhaben! wie groß! – und that dieß
Michelangelo aus einem
Schönheitsprincip? Nein! – Aber er dachte sich die Teufel, wie ein jeder sich
dieselben denken muß: der sie unter dem Bild gefallener Engel, und mächtiger
Wesen denkt, die stolz, und ränkevoll nie rasten, ihr Reich auf Unkosten ihres
Stürzers zu mehren: – die herumgehen wie der Löwe, und flink sind wie die Winde
etc etc etc.
Aeschylus
u. sein Zeitalter mochte sich demnach seine Gorgonen, Furien, und Harpyen
denken, wie er wollte: dem kommenden Zeitalter war deswegen nicht vorenthalten,
diese Objekte sich anders, und zwar beßer – nemlich in erhabener großer, und
mächtiger Gestalt, und daher um so furchtbarer zu denken. – Und wer
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zweifelt daran, daß eine
Medusa Rondanini
nicht schreckbarer aussieht, als die grinsenden, zungenreckenden Larven
anderer Monumente von demselben Gegenstande. Dieses Grinsen, dieß Zungenrecken,
diese knochenmageren dieß gefaltete Leder von Haut erwecket nicht Schrecken
(nicht Ehrfurcht vor höhern Wesen) sondern Abscheu, u. Ekel. – Also nicht
Schönheitprincip war es, daß die alte Kunst diese Gegenstände in erhabener
Gestalt, im Götterideal schuf, sondern das nie ruhende Bestreben der Kunst, abstrakte Ideen durch Gestalten - die
ihnen
entsprachen zu versinnlichen. Kurz eine Furie des Aeschylus ist noch keine Furie: es ist ein
ekelhaftes monstrum, erst die spätere Phantasie dachte sie würdiger und so gieng
sie auch in würdiger Gestaltung auf die bildende Kunst über. Des Künstlers
Streben gieng immer auf übereinstimmung der Form (der gestalt) mit der Idee. Die
Kunst deutet durch gestalten, und ihr höchstes ist, so
bestimmt und individuell zu deuten wie möglich. Alle monumente des Alterthums
sprechen nur dieses Kunstprincip aus. – und bloß unter dieser Bedingung kann
Kunst existiren.
Aber noch bin ich nicht am Ende: – Waren die Furien des Aeschylus wirklich so scheußlich, wie Meyer sie gezeichnet hat? – Die Beschreibung des Tragikers hat zwar verschiedene sehr eckle Züge z. B., "daß vom Auge Blut träufle" – aber 1. die schwarze Farbe hat nichts Eckelhaftes, sie ist nur Trauer u. Unglück verkündend. 2tens auch die Schlangen in den Haaren, und um den Leib nicht: diese sind schreckbar; man flieht. Daher sie auch die Kunst in jeder Epoche | 5 bey Bildung der Furien, u. Gorgonen beybehielt; so wie die bewegten Haare, um die Schnellheit anzudeuten. 3. wenn die Furien mit den Gorgonen verglichen werden, warum denken Sie sich die in monumenten seltnere Gorgonenmaske mit aufgesperrtem Rachen u. blöckender Zunge, nemlich den Ausdruck des Hohngelächters – und warum nicht den gewöhnlichen Ausdruck der schreckbaren, gleichsam terrassirenden Entrüstung? – Etwas schreckbarers, als der Ausdruck der Medusa Rondanini (des erhabensten monumentes, das existirt) läßt sich nicht denken. und gerade so schreckbar, weil ihre Formen so erhaben sind. Ich persuadirte einst in einer kleinen Geselschaft die Lady Hamilton, diesen Ausdruck darzustellen: es gelang ihr nach vielen Versuchen; und jeder schauerte vom [!] dem erhabenen Schrekbaren Anblick, wobey die Formen der schönen Frau nicht verzerrt wurden – zurück. 4tens warum suchen Sie so ängstlich alles häßliche u. Scheußliche der Harpyen, um dann damit Ihre Meyersche Furie damit auszustaffiren? – gesezt Ihr Bild von den Harpyen sey richtig: warum soll dieß alles auch den Furien beygegeben werden? warum ihre Klauenfinger an denselben? sie faßen den verbrecher nicht mit den Klauen, denn ihre Martyrinstrumente sind Stecken, Schlangen, Fackeln: wozu also Klauen? – 5tens und welchen mindesten Grund haben Sie, sich die Furien runzlicht, mager, abgezehrt, knöchern, kurz als alte Gerippe von Weibern zu denken? wie kann der vergleich mit den Harpyen hiezu führen? – Die Ähnlichkeit, welche Aeschylus zwischen Furie und Harpye im Sinne gehabt haben kann, ist wohl kein anderer, als der ähnliche Ausdruck des gierigen, des hastigen nach der Beute: diese Ähnlichkeit lag im Ganzen der Miene und der schwärzlich Bleichen, aber nicht abgezehrten Gesichtsfarbe | 6 nicht aber in der gerippeartigen Gestalt, und in den Krallenhänden. – Sehen Sie, Freund! so denke ich mir die Sache.
Doch noch einige Bemerkungen. – Ihre Meyersche Furie mißfällt mir nicht bloß wegen den Klauen, der
rippenartigen Gestalt, der Schlangen Pe(?)chkappe auf den
strähnicht
gepichten(?) Haaren, sondern auch
wegen den vielen Schlängelchen um den Gürtel. Wieviel Furchterhabner läßt die
einzige Schlange um den Leib der Furie in tab. II.? – dann warum eine bis über die Knie geschlizte u. mit
einem Knöpfchen versehene tunica? – eine solche tunica existirt im ganzen Alterthum nicht, und rührt
von neuern Künstlern her: die spartanische tunica war
an den Seiten ohne Nath, u. ohne Knöpfe. Nach dem Ausdruck des Orpheus - thierumkleidet - würde ich mir eher die Furien in einer kurzen –
bis nahe an die Knie reichenden und Anschließung Tunica von schwarzen
Schaffellen denken – nicht aber in langer tunica
und der haarigten Falbeln. Doch wenden wir unser Aug von diesem Monstrum ab, und nun ein Wort über die Furie tav. II. –
Ich habe gerechten Zweifel, ob die Kleidung der Figur recht gezeichnet ist,
wahrscheinlich hat sich der Pariserzeichner, oder H. Mayer betrogen und zwey Stücke Kleidung aus
einem Stücke gemacht: ich sehe darin nur eine geschürzte tunica, nemlich eine tunica, die zwar bis auf
die Knöchel geht, aber um die Eilende, die Jägerin vorzustellen, das Gewand
aufgenommen, und um die Hüften gegürtet
hat, so wie bey der Z.B. die Darstellung der Göttin Roma auf dem
Brunnen "Fontana della dea Roma" auf der Piazza del Popolo.
[Schließen]geschürzten Roma
, oder Diana etc. – wenn diesem
so wäre so sehen Sie schon den Ungrund der verschiedenen Farbengebung. Aber das
Kleidungsstück sey, wie man wolle, welcher Grund ist vorhanden, das Furiengewand
so bunt, anstatt schwarz zu mahlen?
Vergeben Sie, Freund! diese lange Epistel, in Rügung solcher Kleinigkeiten: aber ich kann Ihnen nicht helfen: warum faselten Sie hier von einem Kunstprincip, das auf keine Weise zur Sache paßt. Die Gestalt der Furien, u. Gorgonen ist nicht schön, sondern erhaben, ihr Ausdruck ist hohe Entrüstung, so wie es überirdischen Mächten zukomt, die schnellen Fußes göttliche Gerechtigkeit an Verbrechern üben. Schreckbarerer Ausdruck ist nicht denkbar: und es ist unglaublich wie man beym Anblick einer Medusa – eine Charis denken kann. – | 7
Im Grunde aber, mein Freund, sind wir in der Sache einig. Sie nennen schön, was ich erhaben nenne: Sie nennen den hohen, furchtbaren Ausdruck melancholische Trauer lieblich gemildert, weil Sie keine Larvenartigen Verzerrungen, kein niedriges Grinsen erblicken, ich nenne aber alles dieß in meiner Kunstsprache dem Gegenstand angemeßen – kurz Gestalt, Ausdruck Haare, Kleidung, Schritt, attributen bedeutend, weil sich nur unter einem solchen Bilde eine wahre Eumenide denken, und dem Auge als solche individuell darstellen läßt. Woher? und wozu? das Gemilderte, das Verschönerte? – warum ein Kunstprincip mit Haaren herbeyziehen, und anwenden wollen, wo der Künstler nur auf Karakterisirung denken durfte, um sein Objekt so zu bilden, wie er es gebildet hat? ja! wobey man mit Zuversicht behaupten kann, daß der Künstler sein Objekt verfehlt haben würde, wenn er ein Verschönerungs- und Milderungsprincip im Kopfe gehabt hätte. Daß die Kunst bey ihrem weitern Fortschreiten die Gegenstände beßer, schöner, erhabner, größer, bestimmter, ausdrucksvoller, individueller bildete, ist nicht die Folge eines Lessingschen in der Kunst eingeführten Verschönerungsprincips, sondern die Folge 1. einer immer fortschreitenden Kultur des menschlichen Verstandes, und einer höhern Entwickelung des Menschen überhaupt – 2 tens die Folge der Fortschritte in der Kunst in den technischen sowohl als wißenschaftlichen Theilen selbst. – Das nemliche zeiget sich auch verhältnißmäßig in der neuern Kunst: Das 14 te u. 15 te Jahrhundert mahlte u. bildete Christuße, aber hager, knochenartig, gemein, ohne Seele, und ohne Adel: - Erst Leonardo führte ihn aus, wie er ihn dachte, denn sein Zeitalter war so weit vorangeschritten, daß ihm alles Wißenschaftliche und Technische der Kunst zu theil ward: und vermöge dieser acquirirten Kenntniße ward es seinem Geiste auch leichter, ein würdigers Bild von Christo zu denken. | 8 Wenn man über Kunst, und Kunstwerke raisonnirt, muß man zwey Punkte immer fest im Gesichtskreis halten: erstens den Stand der Menschenkultur überhaupt, u. zweytens des wißenschaftlichen u. technischen theiles der Kunst
Den 17 ten Merz: Die verschiedenen Data zeigen Ihnen an, mein Freund! wie lange vorstehende Epistel schon geschrieben ist, aber wegen der verzögerten Reise des H Rabe liegen blieb. Diesen morgen fällt er aber mir auf einmal auf den Hals, um den Brief zu haben, da auf die Mittagsstunde die Abreise fixirt ist. Ich habe daher keine Zeit, obige Epistel weder zu endigen, noch zu verbeßern, noch ihm eine Verschönerungs- und Milderungsform zu geben. Da Sie sich aber angewöhnt haben, Aeschylische Furien ohne Schreck zu sehen, so werden Sie eben auch nicht vor Ihrem Freund Hirt, obwohl er hier etwas im Aeschylischen Furiengewand erscheint, erschrecken. Übrigens erlaube ich Ihnen das Vergeltungsrecht gerne. -
Ich sah unlängst in der Allgemeinen
Literatur Zeitung
eine
Die Rezension erschien nicht in der
A.L.Z., sondern im Intelligenzblatt der Neuen allgemeinen
deutschen Bibliothek, Bd. 57, 2. Stück, Berlin und Stettin 1801,
S. 488: "Prolusione: Deum ex machina in re scenica veterum
illustrante orationes IX. Iuvenum indicit C. A. Böttiger.
Vimariae XVIII. S. 4. / Der Herr O. C. R. Böttiger erläutert in
dieser kleinen, aber reichhaltigen Schrift, die Maschinerie und
Mechanik der Bühne bey den Alten. Zuerst zieht er eine eben so
geschmackvolle als interessante Parallele, zwischen der
Maschinerie auf dem Theater der Alten, und der unsrigen; welche
nicht zum Vortheile der letztern ausfällt. Hierauf setzt er, mit
seltener Sagacität, die verschiedenen Epochen in der
Modifikation der Maschinen fest, erläutert mehrere, hierüber in
den Klassikern vorkommende Ausdrücke, und liefert viele
scharfsinnige Erklärungen von Stellen griechischer Autoren,
welche auf das Theaterwesen Bezug haben."
[Schließen]kurze Recension
von einem Das Schulprogramm vom Oktober 1800 des Weimarer
Wilhelm-Ernst-Gymnasiums: Prolusione Deum Ex Machina in Rescenica
Veterum Illustrante Orationes IX. Novum Iuvenum In Academiam
Discedentium in Gymnasio Nostro Illustri A. D. III. Octobr. [1800]. Hora
Pomeridiana Tertia Audia Habendas Indicit Carolus Augustus Böttiger.
Vimariae: Gaedicke, 1800 [Latein, XVIII S., 4°]
[Schließen]
Ihrer lateinischen Programmen
: mir war es unbekannt; und da der Inhalt mich sehr intereßirte, u. mir
die Recension sehr auffiel, schickte ich überall umher, um diese Schrift zu
haben: aber bis iezt war meine Suche vergebens. Ich bitte mir sie demnach mit
umgehender Post zu schicken. Wahrscheinlich gerathen wir darüber in neue
Händel.
Sagen Sie mir: wer ist der Plan der Antiken-Galerie im Museum des Arts zu
Paris. In: A.L.Z. 1801, Bd. 1, Titelkupfer.
[Schließen]Berichtgeber aus Paris
über das
National Museum
, und des Der Verfasser war Böttiger.
[Schließen]
Aufsazes in der
Allgemeinen Literatur Zeitung
am Anfange dieses Jahrhunderts. Die Sache ist so frevelnd geschrieben, daß ich nicht umhin konnte, einen
Darin heißt es: "Es gereicht allerdings einem
Institute, wie die A. L. Z. von Jena ist, zur Ehre, daß sie auch solche
Nachrichten dem Publikum mitzutheilen sich bemüht, welche eben nicht
geradezu mit ihrem Hauptplane in Verbindung stehen. / Ein Aufsatz dieser
Art ist die Beschreibung der in dem Museum der Antiken zu Paris bis
jetzt eröffneten Säle, der, um die Aufstellung der Monumente
anschaulicher zu machen, der Grundriß beigefügt ist. / Diese
Beschreibung giebt gleichsam den Eingang zur A. L. Z. vom neunzehnten
Jahrhundert ab, und nimmt sechszehn Seiten ein. / Da die A. L. Z. in
diesem Aufsatze nicht recensirend, sondern beschreibend ist, so wird sie
es hoffentlich nicht übel deuten, wenn wir ihre gewöhnliche Funktion der
Kritik hier übernehmen, und diese Nachrichten, so wie wir es vermögen,
mit unsern Bemerkungen begleiten. / Der Verfasser des Aufsatzes gehört
zu denjenigen, welche es noch problematisch finden, ob die Versetzung
der Denkmäler von Rom nach Paris schädlich oder nützlich sey? Er glaubt,
daß die Zeit allein über diesen Punkt
entscheiden müsse. / Ueberdies hat der Verfasser zwar nicht den Muth,
die Franzosen über die Art der Wegnahme geradezu zu rechtfertigen, aber
doch das Bestreben, nicht nur ihr Verfahren möglichst zu entschuldigen,
oder gar zu beschönigen, sondern selbst das Gehässige der Sache auf
andere zu wälzen. / Wir sind überzeugt, daß die Vorsteher der A. L. Z.
hiedurch weder der Entstellung der Geschichte unserer Tage die Hand
bieten, noch willkürlich Irrthümer über das Studium der Kunst und des
Alterthums verbreiten wollen. Indessen, da ihr Blätter mehr Publizität,
und eine allgemeinere durch die Zeit bewährte Autorität, als jede andere
einzelne Schrift, haben; so kann der Unbefangene, bei so manchen
auffallenden Aeußerungen, die dieser Aufsatz enthält, nicht gleichgültig
seyn. Wir wollen daher die Hauptpunkte ausheben, und ihren Gehalt einer
nähern Prüfung unterwerfen. [...]" (Eunomia, 1801, Bd. 1, S. 309-310). - Hirt las den Aufsatz
vor seiner Veröffentlichung am 7. März 1801 in der "Gesellschaft der
Freunde der Humanität" vor.
[Schließen]
Aufsaz dagegen
in die
Eumonia
[!] einrücken zu laßen: um einmal den Streitpunkt über die Versezung der
monumente näher zu beleuchten. Sobald der Abdruck
fertig ist, werde ich Ihnen die Blätter besonders zusenden.
Leben Sie wohl: empfehlen Sie mich überall, besonders den Johann
Gottfried und Karoline
Herder.
[Schließen]Herders. Noch gebe ich die Hoffnung, Sie dieses Frühjahr zu sehen, nicht auf
–