Berl. den 20. oktober. 98.

Lieber Freund! ich hatte schon im voraus die Aufnahme meines Vgl. An Böttiger, 18.09.1798. – Hirt trug seinen Aufsatz ebenfalls am 22. September 1798 in der "Gesellschaft der Freunde der Humanität" vor. Wie Hirt waren auch Rambach und Feßler (siehe unten) Mitglieder der Humanitätsgesellschaft.
[Schließen]
polemischen Aufsazes
bezweifelt: und ich danke Ihnen daher für die baldige Zurücksendung. Er wird eben iezt im Archiv der Zeit abgedrukt, wozu der Herausgeber waren Friedrich Ludwig Meyer, Friedrich Eberhard Rambach und Ignaz Aurelius Feßler.
[Schließen]
Herausgeber
ihn schon vor einiger Zeit verlangte. Ich hätte ihn freylich lieber im Merkur gesehen, und vielleicht würde eine mildere Sprache, und folglich eine starke Abkürzung desselben auch beßer gewesen seyn. Allein theils mochte ich mich nicht mehr mit dem Umschreiben bemühen, theils findet man fast allgemein hier sehr gut, daß man diesen Herculisken etwas scharf auf den Leib gehe: weil die Impudenz dieser Herrn jedem unerträglich ist. Auch habe ich meine Ursache, daß mein Aufsaz gedruckt sey, In den "Propyläen" erschien der von Hirt lange erwartete Laokoon-Aufsatz von Goethe.
[Schließen]
ehe ich die Propyleen von Goethe sehe
. Wahrscheinlich wird es in der Folge eine scharfe Nachlese geben, doch hoffe ich in einem andern Tone. – Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon sagte, daß ich bereits eine ganze Refutation des Lessingschen System's – in allen seinen Hauptpunkten – fertig geschrieben habe: als Anhang folget dieser eine zweyte eines Aufsazes v. Fernow im Deutschen Merkur – November 1797. und wahrscheinlich werden mir die Kunstbetrachtungen etc. Stoff zu einem neuen Anhange geben. – Ich bin entschloßen, gegen dieses Kastratensystem in den Künsten in forma aufzutretten: und mich ohne Bedenken andere Rücksicht, als diejenigen, welche die Sache erheischt, zu expectoriren. Ich weiß wohl, daß ich hiebey nicht bloß mit der Lessingschen Parthey, sondern auch mit der Kantischen Sekte zu thun habe. Ich will eben keine Proselyten machen; allein es ist darum zu thun, daß | 2 die alten Monumente unter ihrem richtigen Gesichtspunkte erscheinen, und daß man den heutigen Künstlern nicht mit falschen aesthetischen Grundsäzen den Kopf verwirre. –

Stefano Borgia war u.a. Mäzen von Georg Zoëga in Rom gewesen. 1798 wurde sein Museum in Velletri von den Franzosen geplündert, er wurde aus der römischen Republik ausgewiesen und fand mittellos ein Unterkommen in einem Kloster zu Padua. Der König von Dänemark setzte ihm schließlich eine jährliche Pension von 800 Talern aus als Erkenntlichkeit für das Wohlwollen, das er so lange den in Rom und Italien überhaupt wirkenden Dänen erwiesen hatte. - Böttiger befasst sich in seinem Artikel "Der Ex-Kardinal Borgia" in Posselts "Neueste Weltkunde", Bd. II, Nr. 174 vom 23. Juni 1798, S. 693-694, mit dem Museum in Velletri und dem Schicksal des Kardinals.
[Schließen]
Cardinal Borgia
ist ein würdiger Mann: ein wahrer Mæcenas, der just selbst so viel Gelehrsamkeit besizt, um mit herzensfülle an allem, was in der Litteratur geschieht, den wärmsten Antheil zu nehmen, und zu geben, und zu unterstüzen, so viel er vermochte. Niemand freuet sich daher mehr als ich, über die Dänische Großmuth.

Wie iezt etwas aus Italien zu erhalten is innerhalb der Zeilesey , ist schwer zu sagen. Schreiben Sie an Tischbein – aber mit einer Einlage an einen dortigen Banquier, etwa Herrn Heigelin, daß er das erforderliche Geld auslege, und dann die Kiste über Manfredonia nach Trieste und oder Venedig sende an einen dem Banquier bekannten Correspondenten sende, damit es sogleich mit Frachtüber der Zeilewagen oder dem Postwagen weiter spedirt werde. –

Da Sie den Catalog über der Zeileunsrer Ausstellung in den Händen haben, im Allgemeinen Folgendes.

Sie ist durch die italienischen Sachen im allgemeinen merkwürdiger, als Vgl. Beschreibung derjenigen Kunstwerke, welche von der Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften in den Zimmern der Akademie dem Königl. Marstalle auf der Neustadt den 26. September [1797] und folgende Tage Vormittags von 9 bis 1 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr öffentlich ausgestellt sind. Berlin, 1797. Gedruckt bei Johann Friedrich Unger.
[Schließen]
die des vorigen Jahres
. Die Berliner gewöhnen sich immer mehr, Kunstsachen zu sehen, und noch gieng kein Tag vorbey ohne eine Menge von Besuchenden und zwar von allen Klaßen von Menschen. Eine feinere Kritik ist von dem hiesigen Publiko noch nicht zu erwarten. Man hatte bis iezt zu wenig Gelegenheit etwas Gutes, und zwar öfters zu sehen. Nach und nach wird aber auch | 3 dieß Sehen Bedürfniß werden: und uns fehlet nichts, als die projektirte Ausführung eines Museums, und einer Gallerie in der Hauptstadt.

Allgemein intereßiren die "Vom Hrn. Philipp Hackert / königl. Hofmaler zu Neapel aus Prenzlau gebürtig. / Sechs Landschaften. / 68. Eine Composition mit Morgenbeleuchtung. Den Vorgrund macht ein Rasenplatz am Ufer eines Flußes, mit einer hohen Eiche, die mit einer Trauerweide und Pappeln gruppirt ist. Die Staffage ist weisses Hornvieh mit Schaafen. Rechts schließt ein senkrechter Felsen, an dessen Fuß ein Pfad hinleitet, das Gemälde ein. Links, jenseits des Flußes erhebt sich ein mit Baumpflanzungen prangender Hügel, den ein runder offener Tempel krönt. Den Mittelgrund formirt eine mit kleinen Hügeln, Baumparthien und einzelnen Gebäuden reich gezierte Plane; jenseits derselben zeiget sich ein Meerbusen, dessen Ufer in dem Ferngrunde eine Kette hoher Gebirge umgränzen, an deren Abhang man da und dort kleine Städte und Ortschaften wahrnimmt. Das Licht eines reinen italienischen Sommermorgens ist über die ganze Landschaft verbreitet, und aus den Thälern des fernen Kettengebirges dampfen noch die Morgennebel empor. / Alle einzelnen Parthien sind nach der Natur gezeichnet, und hier durch den Geist und den Pinsel eines großen Meisters in Eine harmonische Ansicht verschmolzen. / 69. Pendant zum erstern. / Eine Ansicht von der Campagna die Roma bey Torre di mezza via, acht Meilen von der Stadt entfernt, genommen. […] / 70. Eine getreue Aussicht vom See Averno und dem Meerbusen von Baja. An der Straße welche von Puzzuoli nach dem Arco Felice und dem alten Duma führet, aufgenommen. […] / 71. Pendant zu dem Vorigen. / Aussicht von dem Meerbusen von Baja. Der Punkt ist von dem Kapuzinerkloster über Puzzuoli genommen. […] / 72. Aussicht von Pompeja. / Den Vorgrund bildet ein Theil dieser ausgegrabenen alten Stadt […] / 73. Pendant zum Vorigen, in einer starken Abendbeleuchtung. / Aussicht von dem Meerbusen von Neapel. Der Punkt ist auf der Höhe des Pausilippo genommen […]" (Ausstellungskatalog 1798, S. 20-24).
[Schließen]
über der Zeile6 Hackertschen Landschaften
, wovon diejenige No 1. im Catalog ein Meisterstück ist. Ich besinne mich nicht, je ein schöneres Werk von ihm gesehen zu haben. Und wenn gleich in Absicht der Wahrheit des Naturtones Claude Lorrain immer der vorzüglichste Meister bleiben wird, so wüßte ich doch nicht, ob ich ein Werk des Claude diesem Hackertschen vorziehen würde. Der Pendant, eine Aussicht der Campagna von Rom ist in seiner Art auch vortrefflich: aber die 4. kleinern sind in Absicht des Tones, und der Haltung nachläßiger behandelt. Die Schönheit, und Treue der Aussichten bestimmen daher ihr einziges Intereße. – Als Vorbilder sind diese Sechs Stücke einzig im Stande einen jungen Landschaftsmaler zu bilden, in so fern nemlich ein Mahler, deßen Meisterin immer die Natur ist, nach Mustern gebildet werden kann.

Alle andern Landschaften über der Zeilein Mahlerey, und Zeichnungen, als "Vom Herrn Professor Lütke. / 11. Eine Landschaft in Öl. Der Sturz des Velino in die Nera unweit Terni im ehemaligen Kirchenstaate, gewöhnlich genannt Cascade von Terni […]" (Ausstellungskatalog 1798, S. 11).
[Schließen]
der Waßerfall von Terni durch Lütke
, "Vom Hrn. C. Reinhardt, zu Rom, aus dem Anspachschen gebürtig. / 84. Eine Landschaft. / Die Landschaft ist eine Composition bei Mondlicht, nach Ossian, den Streit Fingal's mit dem Geiste von Loda vorstellend. Der Held hat seine Gefährten verlassen, und steigt einsam den Berg hinan, wo der Geist in Wolken zu ihm tritt." (Ausstellungskatalog 1798, S. 28).
[Schließen]
die Ossianische Landschaft von Reinhardt
in Rom, "Vom Hrn. Reinhardt. / 74. Eine Gegend am Zacken, im Schreiberhauer Gebirge. / 75. Zwei schlesische Gegenden unter derselben Nummer". "Von den beiden Landschaften des Herrn Reinhardt, / pag. 24. / Stellt die eine den Reisträger im Schreibershauer Gebirge, / Die zweite das prellerische Hüttenwerk vor" (Ausstellungskatalog 1798, S. 24, 91).
[Schließen]
die schlesischen Aussichten von dem Schlesier Reinhardt
, "Vom Hrn. P. G. Müller, zu Rom. / 83. Die kleinen Wasserfälle (le Cascatelle) von Tivoli. / Die Ansichten dieses herrlichen Schauspiels der Natur sind ganz von unten genommen. Diese kleinen Wasserfälle sind nichts als eine Ableitung von dem Fluße Teverone, vor Alters Anio genannt, ehe dieser Fluß den großen Sturz (la gran cascata) bildete. Diese Ableitungen existirten schon in ältern Zeiten, und der Bergrücken, von welchem sie herabgleiten, formirt des Horaz / Uda mobilibus promaria rivis. / Man bemerkt im Bilde auch das Bett des vorkommenden Teverone, mit dem sich die abgeleiteten Gewässer wieder verbinden." - "Vom Herrn Müller, / zu Rom. s. p. 27. / 335. Der Kessel vor der Grotte des Neptun" (Ausstellungskatalog 1798, S. 27, 79)
[Schließen]
die Waßerfälle, und die grotte des Neptun's von Tivoli durch einen jungen Liefländer Miller
, "Vom Hrn. G. S. Rösel, / Lehrer bei der Academie der Künste. / 319. Ruinen vom Kloster Oywin bei Zittau der Oberlausitz. / 320. Wasserfall im Welzgrunde bei Wölfelsdorf in der Grafschaft Glatz. / Beides nach der Natur gezeichnet. 3 Fuß hoch und 2 ½ Fuß breit" (Ausstellungskatalog 1798, S. 74).
[Schließen]
die schlesischen Gegenden von Rösler
u. ferner, verlieren natürlich sehr viel gegen die Hackertschen Sachen Gemälde: obwohl auch jene Arbeiten nicht ohne Verdienst sind. – "Vom Hrn. Friedrich Georg Weitsch, Mitglied der Academie. / 321. Das Opferfest des Krodo, der auf dem Vorgebirge des Hartzes, der jetzt benannten Hartzburg, verehrt wurde. / Der Schauplatz ist auf der Spitze des genannten Burgberges, von wo aus man die abhängenden Gebirge und einen Theil des flachen Landes als Hintergrund gebildet sieht. / Der Tag ist noch nicht lange angebrochen, denn noch siehet man die Morgendünste zwischen den hohen Gebirgen und durch das Ockerthal, wohin sich rechts die Aussicht öffnet, langsam dahin ziehen. / Ganz im Vordergrunde erhebt sich ein Berg, grade der, an dessen Fuß das heutige Amt Harzburg liegt, und auf welchem noch jetzt die Ruinen des in der deutschen Kaisergeschichte so berühmten und festen Schloßes sich befinden. Die Traidtion macht ihn zum Heiligthum des Krodo und errichtet hier seinen Altar. Auf dieses Berges Höhe erblickt man zwei bejahrte Eichen, unter deren Schatten die Statüe des Krodo auf einer Säule stehet. Der Gott selbst hält ein Rad in der Linken, und einen Korb mit Blumen und Früchten in der Rechten, mit den Füßen auf einem Fische stehend. Um die Säule schließt sich ein Feston von Eichenlaub und Blumen. Etwas vorwärts vom Fuße der Säule liegt ein länglicher großer Stein, der mit Blumen bestreut ist, und mitten darauf steht ein Kessel. Die weissagenden Priesterinnen (Alrunen) bedienten sich dieses Kessels bei ihren prophetischen Menschenopfern. Sie tödteten die gefangenen Feinde, und weissagten aus dem hineinströmenden Blute. / Hinter diesem Kessel stehen zwei junge Deutsche mit Hörnern von Weiden- oder Lindenborken gewunden, am Munde, deren sie sich bei Volkszusammenkünften bedienten, um durch ihren schmetternden Schall das Volk zu versamlen, oder zur Tapferkeit aufzumuntern. / In der Mitte vor dieser Säule und diesem Steine steht der Altar, der noch jetzt in der Stiftskirche zu Goßlar aufbewahrt wird. Er ist oben ein offnes Viereck, mit einem Boden in welchem sich fünf Löcher befinden, in der Mitte und in den vier Ecken, zwischen welchen Spieße stecken, die zur Befestigung der Opfer dienten. / Unter den vier Pilastern liegen, jede auf einem Knie, Figuren, im hetrurischen oder vielmehr celtischen Styl, welche hohl gegossen sind, damit der Dampf durch die Augen und oben aus dem Kopf ziehen konnte, um ein schreckliches Ansehen zu geben. Ein Knabe unterhält durch Einwerfung des Holzes das Feuer. Der Opferrauch steigt empor und verliert sich in den betagten Eichen. / Auf der linken Seite der Opferstätte befinden sich die deutschen Priesterinnen (Alrunen) in ihrem eigenthümlichen Kostum. Sie führen steinerne Messer in der Hand, und erwarten sehnsuchtsvoll einige gefangene Römer, die über den Kessel als Opfer bluten sollen. Diese klimmen, im Vorgrund, gefesselt, den Berg mühsam herauf, geführt durch bewaffnete deutsche Krieger, in Wolfshäute gekleidet. Verzweiflung und Abscheu vor der Todesart wendet das Gesicht des alten Römers zur Seite, da ihm der Deutsche sein nahes Schicksal verkündet. Außerdem sind auf dem Vorgrunde noch folgende Gruppen: Deutsche Mütter auf dem Felsen gelagert, ihre drei bis vierjährigen Kinder spielen zu ihren Füßen, froh, daß sie nicht mehr der grausamen Gewohnheit unterworfen sind, die jetzt vor ihren Augen beginnt, denn die Tradition bestimmt die Erstgeburt dem Krodo zum Opfer. / Gleich daneben halten Vater und Muter zugleich in ihren Armen den Säugling. Mit stummen Schmerz küßt der Vater nochmals seinen Sohn. Nahe dabei steht eine Mutter mit einem Kinde auf den Armen, hinter ihr der Gatte, der ängstlich nach der Haupthandlung sieht, welche auch seines Erstlings ihn beraubt. Die Mutter, im heftigsten Gefühle des Schmerzes, reicht das Kind ihrer Freundin dar, welche es umfaßt und ihm den Abschiedskuß giebt. / Die Hauptgruppe stellt einen jungen kraftvollen Deutschen dar, nur mit einer Wolfshaut bedeckt. Mit männlicher Fassung überreicht er dem Priester seinen Erstlingsknaben zum Opfer, indem ein anderer Priester mit aufgehobenen Händen zum Krodo hinauf betet. Während dieser Scene sinkt seine hinter ihm stehende Gattin, überwältigt durch Schmerz, ohnmächtig und leblos in die Arme ihres Vaters und ihrer Mutter. Die nächststehenden Verwandten äußern Theilnahme, Bestürzung und Tröstung. / Das zur Opferfeierlichkeit versamlete Volk bildet als Hintergrund Figuren im Kreise, unter welchen eine episodische Gruppe die Rohheit der Zeit, und den Volkscharakter bezeichnet. Ein deutsches Mädgen, welches auf die Opferfeierlichkeit nicht achtet, sucht einem Manne den Spieß aus den Händen zu winden, um einem Wildpret nachzueilen, indem sie mit der einen Hand den Berg hinabzeiget wo sie es entdeckt. Zur Linken sitzen und stehen einige Alte, die nach den hinauf geführten Römern sehen, ein Jüngling sucht sie aufmerksam auf das angehende Opfer zu machen. Auch sieht man oben in der Luft zwei Adler, aus deren Fluge und Geschrei man Vorbedeutungen (Auspicia) herzunehmen pflegte." (Ausstellungskatalog 1798, S. 75-78).
[Schließen]
Das Opfer des Krodo von Friedrich Waitsch
, wovon der Grund eine Gegend vom Harze vorstellt, hat auch als Landschaft Verdienste: doch ist die Arrangirung seiner verschiedenen Gruppen ihm vorzüglich gut gerathen. | 4

"Von Madame Angelika Kauffmann-Zucchi, zu Rom. / 79. Christus mit der Samaritanerin am Brunnen. Halbe Figuren in Lebensgröße" (Ausstellungskatalog 1798, S. 26).
[Schließen]
Das Gemälde der Angelica Kauffmann
, und "Vom Hrn. Professor Friedr. Rehberg, in Rom. / 14. Julius Sabinus, ein Gallier, war einer der Heerführer, welche dem Kaiser Vespasian das Reich streitig machten. Er gab sich für einen Abkömmling von Julius Cäsar aus, warb in Gallien ein ansehnliches Heer, und ließ sich als Cäsar grüßen. In verschiedenen Treffen überwunden, und dadurch aufs Äußerste gebracht, floh er auf ein Landgut, das er anzündete, und dann von einem seiner getreuen Sklaven verbreiten ließ, er hätte sich selbst in den Flammen den Tod gegeben, um sich auf diese Weise den Nachsuchungen zu entziehen. Verborgen in einer unterirdischen Höhle, dieser verbrannten Villa, oder, wie andere wollen, in einem zerstörten Grabmale, ward er von seiner Gemahlin Peponia, von andern auch Epponia und Empona genannt, besucht, nachdem sie ihn öffentlich als todt beweint hatte. Neun Jahre lebten sie zusammen in dieser unterirrdischen Höhle, und zwei Knaben waren die Frucht ihrer Liebe. Endlich wurden sie erkannt, gefangen vor Vespasian gebracht und beide zum Tode verurtheilt. / Dieses seltene Beispiel ehelicher Treue ist hier das Sujet des Gemäldes. Man sieht die unglückliche Familie beisammen in der Höhle. Die Mutter überreicht dem ältern weinenden Knaben eine Kruste Brod, indem sie den kleinen an der Brust nährt; ihr selbst quillt die Thräne vom Auge, und der halb entblößte Vater sitzt in Schwermuth versunken, sein Antlitz verbergend – Die Waffen im Grunde zeigen auf seinen ehemaligen Stand" (Ausstellungskatalog 1798, S. 12-13).
[Schließen]
Julius Sabinus von Rehberg
zeichnen sich im historischen Fache aus. Vom leztern sind noch ein paar ausgeführte Zeichnungen nach eigenen Gemälden vorhanden, worunter "Vom Hrn. Professor Rehberg, Mitglied des Senats. s. p. 12. / 301. Venus und Amor von einer Biene verwundet. Nach dem Gedicht des Anakreon. Zeichnung in schwarzer Kreide" (Ausstellungskatalog 1798, S. 70).
[Schließen]
der verwundete Amor nach Anacreon
allgemeinen Beyfall erhält. Das Originalgemälde verkaufte der Meister an Lord Bristol. – "Vom Hrn. G. Ar. Hoffmann. / 65. Die Schule zu Athen. / 66. Der Musenberg. / 67. Petrus im Gefängniß. / Dieses sind Copien nach drei der schönsten Gemälde Raphaels in den vaticanischen Zimmern" (Ausstellungskatalog 1798, S. 18). – "Vom Hrn. Heusinger. / 111. Maria mit dem Kinde / 112. Ein Engel / 113. Kopf der heil. Barbara: [alle] nach d. Gemälde von Raphael in d. Dresd. Gallerie" (ebd., S. 31). – "Dilettanten. Von Mademoiselle B. Lemos. / 199. Zwei Köpfe in schwarzer Kreide, nach Raphael" (ebd., S. 41). – "Von dem taubstummen Maler Hrn. Hoffmann, Mitglied der Academie, s. p. 18. / Zwölf Kopieen biblischer Darstellungen nach den vaticanischen Logen von Raphael […]" (ebd. S. 71-72).
[Schließen]
Die Raphaelischen Kopien
sind leider unter aller Kritik.

unter den vielen Porträts in oel zeichnen sich Waitsch, und Kretschmar aus: "Vom Hrn. Friedrich Georg Weitsch, Mitglied der Academie / […] 322. Das Portrait des Herrn Anton Graff, klein Kniestück" (Ausstellungskatalog 1798, S. 78).
[Schließen]
vom ersten sieht man das Bildniß des Mahlers Graff
, und Im Ausstellungskatalog ist kein weiteres Porträt von Weitsch verzeichnet.
[Schließen]
dasjenige einer Frau
: "Vom Hrn. Kretschmar. / […] 324. Ein Kniestück, nach der Natur. / 325. Eine Dame mit einem Kinde, Kniestück / 326. Ein Mannsportrait, Kniestück / 327. Herr Herdt. Kniestück. / 328. Drei Portraits. Bruststücke. Unter derselben Nummer. / 329. Bildniß Sr. Maj. des Königs. Nach Schadow in schwarzer Kreide gezeichnet" (Ausstellungskatalog 1798, S. 78-79).
[Schließen]
vom leztern mehrere
. Kretschmar ist ein Zögling der Academie, der voll talent ist; nur suchet er zu viel mehr , wie auch Waitsch, den Effekt im Porträt, als einfache, und bestimmte Darstellung durch Richtigkeit der Zeichnung, und wahrheit des einer individuellen Carnation. Der üble Porträtgeschmack eines Rembrandts, Johann Friedrich Leberecht Reinhold gemeint?
[Schließen]
Reinholds
, eines Graff's ist für diese Herrn noch immer Lieblingsgeschmacks.

Die Porträtmahlerey in Pastell ist hier zu Hause: Darbes, Schröder, Lauer, und Mad. Robert verdienen genannt zu werden. "Vom Herrn Professor Darbes. / 17. Mehrere Portraits unter derselben Nummer" (Ausstellungskatalog 1798, S. 14).
[Schließen]
vom ersten das Bildniß vom Erbprinzen von Oranien
, Im Ausstellungskatalog 1798 sind keine Bilder von Schröder verzeichnet.
[Schließen]
vom zweyten dasjenige des Fürsten Raziwil
, "Vom Hrn. N. Lauer. / 130. Ihro Majestät die Königin. / 131. Die Prinzessin Louis K. H.". Des weiteren waren von Lauer ausgestellt: "129. Portrait Sr. Königl. Majestät Friedrich Wilhelm des Dritten" und "132. Verschiedene Portraits nach der Natur, unter derselben Nummer, sämmtlich in Pastell" (Ausstellungskatalog 1798, S. 33).
[Schließen]
vom dritten die Porträte der regierenden Königin, und der Prinzeß Ludwig
- und "Von Mad. Felicitas Robert, geborne Tassaert. / 18. Eine Frau, die ihr Kind säugt / 19. Das Portrait Sr. Maj. des Königs, nach Tischbein. / 20. Das Portrait I. Maj. der Königin, nach Tischbein. / 21. Drei Portraits unter einer Nummer" (Ausstellungskatalog 1798, S. 14).
[Schließen]
von der Dame das Porträt einer Frau mit dem Kinde auf dem Schooß - aber vorzüglich ein kleineres Gemälde einer Wöcherin, die ihr Kind stillet
.

Unter den Frauen verdienen noch besondere Meldung "Von Mad. Henry, geborne Chodowiecka. / 31. Die Freude. Ein kleiner Knabe freut sich über eine ausgegrabene Pflanze. / 32. Die Traurigkeit. Ein kleines Mädchen weint über eine todte Taube. Beide in Ölfarbe. / 33. Eine Mutter mit einem Kinde, in Miniatur" (Ausstellungskatalog 1798, S. 15).
[Schließen]
zwey gemälde der Mad. Henry in oel
: das eine einen muntern Knaben, und das zweyte ein über ein[e] todte Taube weinendes Mädchen vorstellend. Indeßen sind sie mit weniger Fleiß gemalt, "Von Mad. Henri geb. Chodowiecka. Mitglied der Academie. / 374. Zwey Kinder bey einem Klavier. / 375. Ein Kind mit einer Taube. / 376. Ein lesendes Kind." (Ausstellungskatalog 1797, S. 79).
[Schließen]
als drey andere Stücke dieser talentvollen Frau bey der Ausstellung des vorigen Jahres
. – Mad. Henry wollte dieß Jahr den Palm an Mad. Robert überlaßen. | 5

Unter Von der Menge der Gemälde in Miniatur ist nicht viel zu sagen. Ein Emigrirter, "Vom Hrn. Chevalier de Chateaubourg. / 402. Das Bildniß Ihro Maj. der Königin, nebst einigen andern Miniatur. Unter derselben Nummer" (Ausstellungskatalog 1798, S. 87). - "Ein 1799 datiertes Miniaturbildnis Luises von Chateaubourg (Replik des ausgestellten Porträts?) befindet sich im Besitz der Prinzessin von Hessen und bei Rhein, Darmstadt" (Gerrit Walczak: Luise von Preußen und ihre Porträtisten: Kunstmarkt, Hof und Publikum in Berlin um 1800, in: Wallraf-Richartz-Jb. vol. 65 (2004), S. 230 und Anm. 114). Eine Abbildung dieser Replik in: Georg Biermann, Die Miniaturensammlung seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, Leipzig 1917, Taf. 60, Nr. 193.
[Schließen]
der Chevalier de Chateaubourg
, läßt indeßen alle weit hinter sich. wenn er so glücklich im treffen wäre, wie er das Mahlen versteht, so würde er unter die Geschicktesten gehören, die je Miniatur gemalt haben. Sein Pinsel, und seine Ausführung ist vortrefflich: und den Fond weiß er meisterhaft zu behandeln. Unglücklicher Weise haben seine Porträts fast alle ein air: und besonders ist ihm das Porträt der regierenden Königin mißrathen. Indeßen bleibt er der einzige Miniaturmahler, von dem sich etwas sagen läßt.

Von In der mühesamen Seidelmannschen Zeichnungsmanier sind viele Stücke vorhanden, worunter "Vom Herrn Gust. Taubert. / 40. Zwei Engelsköpfe, in Sepia nach Raphael, unter einer Nummer. / 41. Ein Portrait, in Pastel. / 42. Ein Portrait ganze Figur in Pastel. / 43. Eine Figur, Crayonzeichnung. / 44. Eine liegende Figur, in Miniatur" (Ausstellungskatalog 1798, S. 16).
[Schließen]
einiges von Taubert
, und "Vom Hrn. Heusinger. / 109. Achill wird in den Styx getaucht, nach G. Lairesse. / 110. Christus wird zu Grabe getragen, nach Dominichino. / 111. Maria mit dem Kinde / 112. Ein Engel / 113. Kopf der heil. Barbara [111-113:] nach d. Gemälde von Raphael in d. dresd. Gallerie. / 114. Kopf der Maria, nach Guido Reni. / 115. Magdalena, die ihren Putz von sich geworfen hat und eine Geißel hält, nach Franzesini. / 116. Magdalena, nach Battoni [115 und 116:] nach Seidelmann. / 117. Bachus nach einem Gips" (Ausstellungskatalog 1798, S. 31).
[Schließen]
Heusinger
nicht übel gerathen ist.

Unter den Architekturperspektiven verdienet die fleißige "Vom Herrn Professor Burnat. / 16. Das Innere der Peterskirche zu Rom mit der Kreuzeserleuchtung an den beiden Abenden vom grünen Donnerstage und Charfreitage. Eine große Zeichnung in Aquarell Manier" (Ausstellungskatalog 1798, S. 13-14).
[Schließen]
Zeichnung des Innern der Peterskirche von Burnat
vorzügliche Meldung. Der Effekt der Beleuchtung ist so kraftvoll, als er in Fe Waßerfarben herauszubringen ist. –

Unter den Stickereyen befinden sich drey vorzügliche Blumenstüke von "Von der Frau Geh. Sekr. Nuglisch, geb. Appelius. / 189. Ein Blumenstück. Gestickt" (Ausstellungskatalog 1798, S. 39).
[Schließen]
Mad. Nuglisch
, der "Von Mademois. Carol. Goldschmidt, aus Königsberg. / 200. Versuch einer Allegorie auf ein erlauchtes Ehepaar. In Wolle und Seide gestickt. / 201. Ein Glas mit Rosen. In Wolle und Seide gestickt" (Ausstellungskatalog 1798, S. 41).
[Schließen]
Demoiselle Gl Goldschmidt
, und der Weder 1798 noch bei anderen Ausstellungen der Berliner Kunstakademie ist eine Gräfin von Neal verzeichnet.
[Schließen]
Gräfin von Neal
.

Unter den Bildhauerarbeiten sieht man mit viel Vergnügen die marmorn "Vom Hrn. Rektor und Hof-Bildhauer Schadow: / 208. Büste des regierenden Königs, in Marmor. / 209. Büste der regierenden Königin, in Marmor". Weitere ausgestellte Arbeiten von Schadow: "210. Büste des Staatsministers, Grafen von Hoym, in Gips. / 211. Zwei Büsten von gebrannten Thon, auf der Natur geformt. Unter ders. Nummer. / 212. Eine Büste von ungebrannten Thon. / 213. Ein schlafender Amor, en basrelief in Glas und Rahm" (Ausstellungskatalog 1798, S. 42).
[Schließen]
Büsten des Königs und der Königin von Schadow
: und eine marmorne "Vom Königl. pensionirten Bildhauer Hrn. Wichmann. / 237. Eine Copie in Marmor der Mnemosyne aus der Antiken-Sammlung von Dresden" (Ausstellungskatalog 1798, S. 45).
[Schließen]
Copie einer Mnemosyne etwa 4. Palm hoch von Wichmann
.

Kupferstiche jeder Art giebt es der Menge: aber die Chaliographische Gesellschaft von Dessau , welche ein "Kupferblätter von verschiedenen Künstlern. Von der chalcographischen Gesellschaft zu Deßau herausgegeben. / (In Mappen befindlich.) / 338. Triumpf der Omphale. Schwarze Kunst. Nach Dominichino, von Pichler. / 339. Der rasende Herkules. Schwarze Kunst. Nach Dominichino, von Pichler. / 340. Wasserfall und Mühle bei Ragatz in Graubünden. Aquatinta. Nach Wocher von Haldenwang. / 341. Ansicht des Jungfrauhorns im Lauterbrunner Thale. Aquatinta. Von demselben Meister. / 342. Der Waldstrom. Schwarze Kunst. Nach Ruysdael von Huck. / 343. Der Wasserfall. Schwarze Kunst. Nach Ruysdael von Freidhof. / 344. Das Schloß zu Wörlitz. Aquatinta; von Kunz gezeichnet und geätzt. / 345. Der Stein zu Wörlitz. Aquatinta; von Kunz. / 346. Das gothische Haus zu Wörlitz. Aquatinta; von Kunz. / 347. Der Venustempel. Aquatinta; von Kunz. / 348. Sappho. Schwarze Kunst; nach Nahl von Dreidhoff. / 349. Die Ruine. Schwarze Kunst; nach Ruysdael von Huck. / 350. Der Wald. Schwarze Kunst; nach Ruysdael von Huck. / 351. Die Melkerei. Aquatinta; nach Rubens von Ostermeyer. / 352. Der Morgen. Aquatinta; nach Claude de Lorrain von Ostermeyer. / 353. Josephs Abscheu vor Laster. Schwarze Kunst; nach Cignani von Freidhof. / 354. Prinz Wilhelm der Zweite von Oranien. Schwarze Kunst; nach von Dyk von Michelis. / 355. Amalia Augusta, Prinzessin von Anhalt-Dessau. Nach Tischbein von Michelis. / 356. Venus. Schwarze Kunst; nach Dominichino von Freidhof. / 357. Die Obsthändlerin. Schwarze Kunst; nach Murillo von Pichler. / 358. Die sorgfältige Mutter. Schwarze Kunst; nach Murillo von Pichler. / 359. Zwei Landschaften mit Vieh. In Farben gedruckt; nach W. Kobell von Freidhof. / 360. Der Kapuziner. (Giuseppe de Viterbo) Schwarze Kunst; nach Mengs von Pichler. / 361. Maria mit dem Kinde. Schwarze Kunst; nach A. Correggio von Freidhof. / 362. Die heilige Magdalena. Schwarze Kunst; braun gedruckt, nach P. Battoni von Seidelmann gezeichnet und von Pichler gestochen. / 363. Der heilige Johannes in der Wüsten, von eben denselben Meistern. / 364. Der Wasserfall der Aar. Aquatinta; nach P. Burmann von Haldenwang. / 365. Das Oberhaßli-Thal, mit dem Dorfe Meyringen. Aquatinta; von demselben Meister. / 366. Venus und Mars. In punktirter Manier; nach Willebordt von Gebhardt. / 367. Portrait des Freiherrn von Brabeck. Schwarze Kunst; nach A. Graff von Huck. / 368. Die heilige Katharine. Schwarze Kunst; nach Guercino von Huck. / 369. Der Tod des Germanicus. Nach Poussin; schwarze Kunst; von Freidhof. / 370. Zwei Landschaften. Ein Aarfall im Canton Bern und Wisleth in Baden. Aquatinta; nach Reinermann von Ostermeyer. Beide unter einer Nummer. / 371. Der Mittag. Nach Claude Lorrain. Aquatinta; von Nahl gezeichnet und von Schlicht und Schlotterbeck geätzt. / 372. Leopold I. Fürst von Dessau. Schwarze Kunst; nach A. Pesne von Freidhof. / 373. Tells Kapelle. Aquatinta; nach Virmann von Haldenwang. / 374. Maria Stein. Aquatinta; von demselben Meister. / 375. Zwei Landschaften. Aussicht von Vietri bei Salerno, und die Grotte des Neptun unter dem Tempel der Vesta zu Tivoli. Aquatinta; nach Hackert von Schlotterbeck. Beide unter einer Nummer. / 376. Die Eiche des Silvan, von demselben Meister. / 377. Ruinen der Villa des Kaisers Domitian; Aquatinta, nach der Zeichnung des Herrn Baron v. Erdmannsdorf von Schlotterbeck. / 378. Der Tanz der Bacchanten. Schwarze Kunst, nach Langenhöfel von Freidhof. / 379. Zwei Blätter; die Hirten an den Appeninen; Aquatinta, nach Roos von Ostermeyer. Beide unter einer Nummer. / 380. Christus Kopf. Schwarze Kunst von Freidhof nach A. Caracci. / 381. Angelike und Medor. Schwarze Kunst von Freidhof nach Rotari. / 382. Der Wetterstrahl; in Aquatinta. Von Haldenwang. / 383. Dasselbe Blatt, en Couleur. / 384. Der Schiffbruch, in Aquatinta. Von Haldenwang nach Vernet. / 385. Dasselbe Blatt in Farben" (Ausstellungskatalog 1798, S. 80-84).
[Schließen]
Portefeueille ihrer Arbeiten
hieher zur Ausstellung gesandt hat, ver- | 6 dunkelt alles hiesige Machwerk: kaum läßt sich "Vom Hrn. Rector Daniel Berger. / 6. Das brandenburger Thor zu Berlin, nach Lütke" (Ausstellungskatalog 1798, S. 11).
[Schließen]
das Brandenburgerthor von Berger
dabey nennen.

Die "Vom Herrn Antonio Chichi, Architekten zu Rom. / Sieben Modelle antiker Gebäude in Kork […]" (Ausstellungskatalog 1798, S. 55-64). Vgl. auch An die Gräfin Lichtenau, 14.05.1796.
[Schließen]
Korkmodelle der antiken Gebäude
amüsiren das Publikum sehr. Von architektonischen Rißen ist außer dem "Vom Hrn. Prof. und Ober-Hof-Bau-Inspektor Gentz. / Neun Blatt Zeichnungen von dem neuen Königl. Müntzgebäude, welches jetzt aufgeführt wird. / Dieses Gebäude wird auf dem Platze des abgebrannten Werderschen Rathhauses aufgeführt. Der Chef des Münz-Departements, Sr. Excellenz der Herr Staatsminister, Freyherr von Heynitz, der für das Beste aller unter seiner Führung stehenden Departements stets eifrig besorgt ist, schlug bald nach dem Brande dem Hochseeligen Könige vor, diesen Platz, der unmittelbar an die Königl. Haupt-Münze grenzt, zur nothwendigen Erweiterung und bessern Einrichtung dieser wichtigen Anstalt zu schenken und das projectirte Gebäude ausführen zu lassen. Die Zeichnungen wurden von Sr. Majestät genehmigt; der Bau selbst aber konnte nicht angefangen werden, weil der Magistrat, der auf diesen Platz das nächste Recht hat, erst entschädigt werden mußte. Diese Unterhandlungen verzögerten sich, bis des jetzt regierenden Königs Majestät die Tabaks-Administration aufhoben, und den größten theil der dieser Administration gehörigen Insel-Gebäude, dem Magistrat als Schadloshaltung schenkten und des Herrn Ministers v. Heynitz Excell. autorisirten, das Gebäude anzufangen, welches in diesem Frühjahre geschah. / 252. Blatt I. zeigt den Situations-Plan. Der ganze neue Bau theilt sich in ein Vordergebäude und einen anhängenden Seitenflügel. […]. / 253. Blatt II. Der Plan des Souterrains. […] Im Vordergebäude sind die Keller nicht gewölbt, weil die im untern Stock stehenden Stoß- oder Prägewerke in den Grund fundire3t werden müßen […] / 254. Blatt III. Der Plan der untern Etage. (rez de chaussée). […] In den großen Zimmern des Vorderhauses liegen die Prägewerke. Diese ganze Etage ist gewölbt. Im Seitengebäude sind alle Zimmer dieses Stocks zu den verschiedenen Münzarbeiten bestimmt. […] / 255. Blatt IV. Der Grundriß der Hautp-Etage. Im Vorderhause ist diese Etage zur Aufstellung des Königl. Mineralien-Cabinets bestimmt […] / 256. Blatt V. Der Grundriß der obern Etage. […] Auf der Gallerie, die mit den daran grenzenden Zimmern in Verbindung steht, ist die Bibltiothek angebracht. Die vier geräumigen Zimmer sind zur Kartenkammer des Bergwerk-Departements und zu Zeichenzimmern bestimmt. […] / 257. Blatt VI. Die Vorder-Facade und der Querdurchschnitt durch das Vorderhaus. Diese Facade hat ein weit vorspringendes Risalit. Vor dem Risalit zeigt sich eine Freitreppe von acht Stuffen, auf deren Seitenstücken Laternen stehen. […] / 258. Blatt VII. Die Seitenfacade. […] / 259. Blatt VIII. Der Längen-Durchschnitt durch das ganze Gebäude. […] / 260. Blatt IX. Eine perspektivische Zeichnung vom ganzen Gebäude. Der Standpunkt dazu ist an der Seitenthüre der deutschen Werderschen Kirche genommen" (Ausstellungskatalog 1798, S. 47-55).
[Schließen]
neuen Münzgebäude, welches iezt der Prof. Genz aufführet
, und einigen drolligten"Vom Hrn. H. Rustad, Königl. Dänischen Artillerie-Capitain. / Entwürfe zu einem Monumente für Friedrich den Zweiten. / 269. Die Trajanische Säule mit einer Kapelle im Fußgesimse. 3 Blatt: der Aufriß, Grundriß und Durchschnitt. / 270. Eine pyramidalförmige Säule mit spiralförmig steigender Gallerie: der Grundriß, Aufriß und Durchschnitt 4 Blatt. / 271. Eine dergl. Säule, im Grund und Aufriß. 2 Blatt. / 272. Drei Blatt verschiedener dergleichen Säulen mit ihren Grund- und Aufrissen. Unter derselben Nummer. / 273. Eine Rotunda im Grundriß, Aufriß und Durchschnitt. / 274. Vier Blatt mit verschiedenen Grundrissen. Unter derselben Nummer" (Ausstellungskatalog 1798, S. 65).
[Schließen]
Zeichnungen eines Dänischen Kapitän's für ein Monument Friedrich des zweyten
, wenig vorhanden. Berlin läuft voll von Architekten, und es ist nicht zu begreiffen, warum diese Herrn so wenig von ihrer Waare zur Schau bringen. Sollten die jüngern Baubeamten unter dem Einfluße einer heimlichen Despotie stecken? – oder verdienen die über der ZeileZeichnungen der Gebäude, welche das königliche Oberbauamt jährlich aufführt, nicht unter die kritischen Augen des Publikums zu kommen?

Wir haben auch treffliche Holzschneider, als [Bildhauerarbeiten]: "Vom Hrn. Parent, Architect und Bildhauer, Mitglied der Academie. / 221. Ein Blumenstrauß auf einem blauen Grunde, an welchem das Medaillon Ihrer Majestät der regierenden Königin befestiget ist. / 222. Eine Gruppe von Vögeln, die gute Mutter. Allegorie. Ihrer Majestät der regierenden Königin dedicirt. / 223. Eine Vase mit Blumen und verschiedenen Attributen der Künste. / 224. Einige Blumen auf welchen ein Schmetterling herumflattert. / Alle diese Sachen sind aus einem einzigen Stücke gehauen" (Ausstellungskatalog 1798, S. 45). – [Architectonische Arbeiten:] "Vom Herrn Parent, Mitgliede der Academie. / 275. Versuch eines Monuments in Gestalt eines Triumpfbogens zum Eingang einer Hauptstadt. Zum Andenken Sr. Maj. des hochseligen Königs Friedrich Wilhelms des Zweiten. Dem Könige dedicirt" (Ausstellungskatalog 1798, S. 65).
[Schließen]
Parent
und besonders "Vom Bildhauer Hrn. Quantin. / 226. Eine aus Holz verfertigte Arabesque zu einem Fries" (Ausstellungskatalog 1798, S. 44).
[Schließen]
Quantin
, der vielmehr Geschmack als der erstere hat.

"Von der Königl. Porzellainfabrik. Zwei Gefäße, deren Form sich sehr gut eignet, sie bei Tische mit Wasser zu füllen, um die Getränke darinn abzukühlen: oder aber sie als Blumentöpfe zu gebrauchen, um sie auf dem Plateau in der Mitte des Tisches aufzustellen. / Die Gemälde in Grau und Grau darauf sind nach Reliefs von zwei antiken Sarcofagen, die sich im Museo des Kapitols zu Rom befinden, kopirt; und sie stellen beide die schöne Mythe der Luna und des Endymion vor: aber mit einigen interessanten Verschiedenheiten. / Man sieht im ersten den Endymion, der im Schooße des Morpheus ruhet. In der Mitte liegt die Nymphe des Berges Latmos, die aus ihrer Urne den Quell herabgießt, zugleich auf den schönen Schläfer zeigend. Links hinter dem Morpheus liegt der Hund an die Herme des Priaps fest gebunden, welcher, als der Gott des Feldes und der Fruchtbarkeit, unter einer Eiche errichtet steht. Man sieht dabei eine Schlange, die Grille und den Uhu, als Symbola einer schönen Sommernacht. Rechts hält der mit zwei Pferden bespannte Wagen der Luna, der von zwei Liebesgöttern bewacht wird. Luna selbst mit dem wölbenden Schleier über dem Haupte nähert sich auf den Spitzen der Füße leise dem Liebling, am Gewande geführt von Amor, der gleichsam triumphirend die Fackel der heimlichen Liebe emporhält. / Auf der Rückseite des Gefäßes erklären einige Verse den Inhalt des Gemäldes. / In dem zweiten Relief ist die Mythe in zwei Akten vorgestellt. Man sieht erstlich recht den Endymion am Fuße des Berges Latmos schlafend. Der Berggott ist selbst figürlich sitzend abgebildet, und neben ihm der an Kopf und Schultern beflügelte Morpheus. / Luna steigt vom Wagen: zwei Liebesgötter enthüllen leise vor ihr den schönen Hirten: zwei andere schweben um den kreisenden Schleier der Göttin: ein fünfter hält die Pferde an, welche die davorstehende Hora der Mitternacht bewacht: über dem Wagen sieht man die Himmelszeichen der Jungfrau und des Krebses. / Der zweite Akt stellt das Rückwandeln der Göttin vor: sie sieht sich noch mit ängstlich verliebter Schüchternheit nach dem schönen Schläfer um, indem die Rosse mit muthiger Ungeduld schon wieder in die Lüfte emporeilen: Amor selbst leitet sie wieder auf die gewöhnte Bahn. Aber schon erhebt aus den nächtlichen Fluthen Aurora ihr Haupt und ihre rosenfingerichte Hand, staunend, die wandelnde Göttin der Nacht noch so hoch in ihrem Laufe zu erblicken. / Auf der Rückseite des Gefäßes erklären gleichfalls einige Verse den Hauptinhalt der Vorstellung" (Ausstellungskatalog 1798, S. 92-93).
[Schließen]
Die königliche Porzelanfabrike stellte auch ein paar größerer Vasen aus
, auf welchen zwey Zeichnungen nach antiken Reliefs sehr gut copirt sind.

"Aus der Königl. academischen Kunstschule im Modelliren, welche unter der Aufsicht des Herrn Professor Bettkober steht. / Von dem Graveur Hr. Stolle. 239. Ein farnesischer Herkules en basrelief. / Von dem Bildhauerschüler Helke. 240. Eine große Manns Masque nach Schlüters Modell. / Von dem Bronzeur Otto. 241. Eine Figur: Christus nach Fracois. / Von dem Bronzeur Ravené. 242. Ein kleiner Satyrkopf. / 243. Ein Torso von einer Anatomie. Nach Michael Angelo. / 244. Eine Verzierung in Wachs modellirt. / Vom Gelbgießer Jollage. 245. Ein Fuß von dem Gladiator nach der Antike. / 246. Ein Modell in Wachs, Weinlaub vorstellend. / Von dem Gürtlergesellen Krüger I. 247. Eine Ecke eines Ornaments. / Von dessen Bruder Krüger 2. 248. Eine Rosette. / Vom Töpfermeister Hrn. Dechan. 249. Eine Kinder-Masque nach François. / Vom Töpfergesellen Koch. 250. Eine Ecke eines Ornaments. / 251. Eine Frauenshand nach Tassärt" (Ausstellungskatalog 1798, S. 46-47).
[Schließen]
Die Portefeuilles der königlichen Provinzialzeichnungsschulen
sehen noch sehr arm aus: und diese nüzlichen Anstalten bedürfen noch einer zweckmäßigern Einrichtung: eben so wie die Hauptschule in Berlin, wenn sie dereinst ihrem wohlthätigen Zweck Genüge thun soll. –

Nb. Sollten Sie gesinnt seyn, Der Beitrag im NTM gibt die brieflichen Ausführungen Hirts fast wörtlich wieder, einschließlich des Datums.
[Schließen]
etwas hievon drucken zu laßen
, so sey gesagtes nur der Text: und immer so, daß ich dadurch Der Beitrag erschien ohne Verfasserangabe
[Schließen]
nicht verrathen werde
.

Hirt.