Berlin den 17 ten Aug. 99.
Schon lange, mein liebster Freund! liegt nicht nur der versprochene Hirt, Aloys: Ueber die toscanische Bauart und
nach Vitruv. In: Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten die
Baukunst betreffend 1 (1799), S. 3-23 [Zimmer 2004, Nr. 29].
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Aufsaz über die toskanische
Bauart
, sondern auch Hirt, [Aloys]: Über das Vogelhaus des M.
Terentius Varro zu Casinum. In: Sammlung der deutschen Abhandlungen
welche in der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
vorgelesen worden in den Jahren 1792-1797: Schöne Wissenschaften, Berlin
1799 (Vorgelesen den 16 Februar 1797) [Zimmer 2004, Nr. 28].
[Schließen]meine academische Abhandlung über das
Vogelhaus von M. Varro
, für Sie bereit. Beyde sind in meiner Abwesenheit gedruckt worden, und
wie Sie sehen werden mit vielen Druckfehlern. - Die ursache, warum ich sie Ihnen
nicht zusandte war, weil ich Ihnen dieselben durch Gelegenheit - um
Ihnen keine Unkosten zu machen - zuschicken wollte. Ein paar Reisende, die sie
mitnehmen wollten, haben dann ihre Reiseroute geändert; und iezt ist der
Legationsrath Weyland
von Weimar
hier, der die Übergabe an Sie besorgen will. Er verschiebt aber auch seit 14.
Tagen seine Abreise immer weiter, wovon wir zwar profitiren, aber Sie dort sich
schon länger gedulten müßen. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mir gelegenheitlich
zu sagen, ob Sie nicht etwa postfrey sind - um etwa bey künftigen Vorfällen alle
Verzögerungen abzukürzen. Ich vergaß, Sie darüber zu fragen. -
Marci Vitruvii Pollionis De architectura libri
decem [Zehn Bücher über Architektur]: Ope codicis Guelferbytani,
editionis pricipis, ceterorumque subsiodiorum recensuit, et Glossario in
quo vocabula artis propria Germ. Ital. Gall. et Angl. explicantur,
illustravit Augustus Rode Dessaviensis. Berlin: Mylius, 1800.
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Ihre Arbeit zu den vitruvischen Zeichnungen
ist geschwind gegangen: und wie? Sie sollten iezt keine Verleger hiezu
finden? gedenken Sie denn den lateinischen vitruv ohne Das Werk erschien mit Kupfern und mit "Erklärung
der Kupfer" in Latein und Deutsch. - Im 7. Buch zeigen die Figuren III,
IV und V "Beispiele von, auf die Wand gemalten, Undingen, aus den
Pitture d'Ercolane. z. b. Anstatt der Säulen, Rohrstängel; anstatt der
Giebel, geriefte Häklein mit krausem Laubwerke und Schnörkeln u. dergl."
[Schließen]Kupfer zu geben? ich gestehe Ihnen, lieber Freund! daß mir dieß nicht gefällt.
Ich würde eher die Sache noch verschieben, als den Text so nakt in die Welt
schicken. Sie verlangen indeßen bey einigen
| 2 Zeichnungen meinen Rath.
1
mo
die Grotesken betreffend: Ich habe eben den Siehe auch: Les Antiquités d'Herculanum avec
leurs explications en francais, gravées par F. A. David, publiées par
Sylvain Maréchal, 8 Bde., Paris 1781-89.
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Nachstich des Mus. Ercolanense
vor mir, und finde, daß Sie bereits mehrere Blätter Des Marcus Vitruvius Pollio Baukunst, aus der
römischen Urschrift übers. v. August Rode. 2 Bde., Leipzig: Georg
Joachim Göschen, 1796 [Bd. 2 enthält außerdem: Vitruvisches Wörterbuch].
- Kupfer zu Vitruvs zehn Büchern von der Baukunst. Mehrenteils nach
Antiken Denkmälern gezeichnet [...]. Von August Rode. Berlin: Mylius,
1801. - Vgl. auch: Exegetische Briefe über des Marcus Vitruvius Pollio
Baukunst. An August Rode von Hans Christian Genelli. Braunschweig:
Vieweg, 1801.
[Schließen]in Ihrem deutschen vitruv
citirt haben, welche dasjenige, wovon Vitruv spricht, recht gut erklären. Wählen Sie besonders zum
Kopiren tab. 39. u. etwas noch ein paar
andere aus den 3. folgenden Bänden. Auch könnten Sie etwas aus den Thermen des
Titus hiezu gebrauchen. Nb. ich sehe in der von Ihnen
beygefügten Notitia de M. Vitruvio Pollione, ex libris ejus,
S. XIII-XVI.
[Schließen]Note zu Vitruv: daß Sie glauben, es
wäre ein wesentlicher Unterschied zwischen Groteske, u. Arabeske. Ich bin dieser
Meinung nicht: - Die Sache verhält sich meinen Forschungen darüber diesen Punkt gemäß so:
Die Araber, so wie nachher alle Länder, worin man sogenannt gothisch baute,
ahmten die Verzierungen der alten griechischen und römischen Monumente auf eine
barbarische Weise nach: und daher finden sich sehr oft die schönsten
Verzierungen der Alten in diesen barbarischen Werken des Mittelalters wieder,
die nur durch ein elendes Machwerk entstellt sind, und die die beßere Hand des
neuern Künstler oft wieder in ihrer schönen Form und Reinheit dargestellt hat,
als zum Exempel
Raphael, und viele Künstler des 15ten Jahrhunderts. - Die Grotesken, und andere
dergleichen Verzierungen in Stucco, und auf marmor sind nichts anderes, als die
noch wirklich erhaltenen - oder wenigstens noch zur Zeit, wo die neuren großen
Künstler lebten, noch erhaltenen Monumente selbst. Arabeske u. Groteske ist also
im Grunde eines: nur daß leztere in originale, und die erstere in schlechter
Copia auf uns gekommen sind.
| 3
2
do
Columnaria: Hirt, [Aloys]: Reise von Grottaferrata nach dem
Fucinischen See und Monte Casino, im October 1794. An Ihre Durchlaucht,
die Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar. In: Die Horen 8 (1796), Nr. 11,
S. 35-79. - Fortsetzung ebd., Nr. 12, S. 1-20 [Zimmer 2004, Nr.
19].
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was ich über den fucinischen
schrieb
, findet sich in den Horen
Jahrgang 1796. im 11
ten
und 12
ten
Stück; mit beygefügten Kupfern. Von den Putei können Sie sich
dadurch eine deutliche Idee machen: aber die Columnarien sind noch etwas
anderes, nemlich eine vierekige Säule in Form eines oben abgestumpften
Obelisk's, die hohl ist, u. daher das Waßer durch dieselbe ausdünsten kann.
Gieng nun die Leitung tief unter der Erde, so ward vom Aquædukt eine solche
Röhre, unseren Kaminen gleich, bis an die freye Luft aufgemauert: gieng aber die
Leitung wenig vertieft unter der Erde, oder an der Erde hin, oder hoch auf
Bogen, so standen diese Kaminsäulen über der Leitung acht bis 10. Fuß und auch
mehr in die Luft empor. - Dieß habe ich öfters sowohl bey alten zerfallenen
Aquædukten, als bey den neuern beobachtet. im
galiani
giebt die
Zeichnung einen hinlänglichen Begriff hievon, obwohl er nur die Ansicht im
Ganzen, und nicht das Detail, welches doch nöthig wäre, davon giebt. -
Es thut mir leid, daß Ihre Correspondenz mit Huth so schlecht geht. Indeßen scheint es immer ein tüchtiger Mann zu seyn, deßen Launen man etwas nachsehen muß. übrigens wißen Sie selbst, daß die Zweifel über vitruv nicht so leicht zu lösen sind: und so zu sagen jede Frage, ein neues Studium der Sache erfodert, um eine verständige Antwort geben zu können. Sie möchten daher Ihre Correspondenten durch zu kizzlichte Fragen in Verlegenheit gesezt haben. | 4
Sie haben also Goethe, Johann Wolfgang von: Der Sammler und die
Seinigen. In: Propyläen 2,2 (1799), S. 26-122. - Goethe bezieht sich
darin auf Hirts Aufsätze "Versuch über das Kunstschöne", in: Die Horen
11 (1797), Nr. 7, S. 1-37 [Zimmer 2004, Nr. 20], "Laokoon", in: Die
Horen 12(1797), Nr. 10, S. 1-26 [Zimmer 2004, Nr. 21] und "Nachtrag über
Laokoon", in: Die Horen 12 (1797), Nr. 12, S. 19-28 [Zimmer 2004, Nr.
22], in denen Hirt seine These vom "Charakteristischen" darstellte. In
der S. 99,1 "ein Fremder", d. i. Hirt, folgenden Unterhaltung zitiert
Goethe aus Hirts Aufsätzen zum Teil wörtlich, z.B. S. 101,21ff.
[Schließen]den Aufsaz im lezten Hefte der
Propylæen
, der gegen mein System gerichtet ist, gelesen? er ist von Goethe selbst; 1799-08-22-a-Goethe.
[Schließen]dem ich auch bereits schrieb, daß ich ihm in einer besondern Schrift antworten werde. Auch [Fernow, Carl Ludwig]: Ueber den Zweck der
bildenden Kunst [Rom, im April 1798]. In: Deutsches Magazin 17 (1799)
[April], S. 337-375.
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Fernow in Rom hat sich in einem Aufsaz des Aprilstücks im Deutschen Magazin gegen mein System
geäußert. Mir ist sehr lieb, mit solchen zwey Männern, und nicht mit Flegeln, wie
die
Herrn
Schlegel
sind, zu thun zu haben; und ich habe
keine Ursache zu fürchten, daß Ausser Goethe und Fernow hatte sich besonders
August Wilhelm Schlegel im "Athenäum" Zweiten Bandes Zweites Stück mit
Hirts Kunstprinzipien aueinandergesetzt.
[Schließen]diese Debatte zu meiner Ehre enden werde.
Ich arbeite nun sehr stark an Hirts "Die Baukunst nach den Grundsätzen der
Alten" erscheint mit 50 Kupfertafeln 1809.
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meiner architektonischen Theorie
: und die Kupferstecher werden im Oktober die Platten anfangen. Vitruv wird dabey in manchen Stellen
Commentirt werden. und mich sollte es freuen, Ihnen zur Eine zweite Auflage erschien nicht, nur
Neuauflagen der Erstausgabe von 1796.
[Schließen]zweyten Ausgabe des deutschen Vitruv's einige nicht unerhebliche Beyträge gegeben zu haben. Ich liebe Offenheit,
und der Widerspruch mit Gründen wird mir immer willkommen seyn: und so denke ich
von jedem würdigen Manne, dem die Wahrheit am herzen liegt, und nicht sein
kleines Ich alles ist. Sie werden finden, daß ich in den
Siehe oben den Anfang des Briefes
[Schließen]beyden Aufsäzen, die Hr. Weyland Ihnen
zustellen wird, von Ihrer Meinung öfters abgehe: aber eben so frey bitte ich
Sie, mir zu antworten, wo meine Gründe Sie nicht überzeugen, und mir zugleich
die Ihrigen anzuzeigen. - Leben Sie wohl, grüßen Sie die Ihrigen, und Mit Rode verschwägerte Familie; gleiches
Grabgewölbe auf dem neuen Begräbnisplatz in Dessau; entweder seine Frau
oder seine Schwester
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v. Döring's
. Mit Vergnügen werde ich immer mich Nach seinem Aufenthalt in Weimar und Jena Ende
Juni / Anfang Juli 1797, bei dem er Goethe besucht und in Jena Schiller
kennengelernt hatte, kam Hirt Mitte Juli für einige Tage nach Dessau.
Anfang August reiste er in Begleitung von Karl August Böttiger nach
Berlin zurück.
[Schließen]der in Deßau vollbrachten
Stunden erinnern