Beyliegenden Brief bitte Herrn Legationsrath Weiland zu übergeben welcher Für das kleinen Bild, das Goethe von Hirt
erhalten hatte und das Domenichino zugeschrieben wurde; vgl. An
Böttiger, 26.09.797.
[Schließen]meine Schuld mit Dank abtragen wird. Das Gemählde macht mir je länger ichs besitze und sehe immer mehr
Vergnügen.
Zugleich übersende ich einen Grund und Aufriß des Weimarer Stadtschlosses.
[Schließen]zu einem Zimmer nebst einigen wenigen Anmerkungen. Herr Genz hat ja wohl die Gefälligkeit eine Decoration desselben zu
zeichnen und sein Honorar dafür zu bestimmen. Wir lernen seine Arbeiten näher
kennen und es wird doch ein Anfang gemacht. Hätte ich allein zu thun, so würde
ich ohne weiteres Bedenken das Ganze hinschicken und auch wegen des Preißes
nicht weiter in Sorge seyn; allein Der Fürstlichen Schloßbau-Commission gehörten
Goethe, Christian Gottlob Voigt und Wilhelm Ernst Friedrich v. Wolzogen
an; an erster Stelle stand der Herzog selbst.
[Schließen]die Schloßbau Commission besteht aus vier Personen und da man schon verschiedene mal unangenehme Fälle gehabt hat, wenn man
sich ohne vorläufige Bedingungen in ähnliche Relationen setzte, so würde man
nicht leicht von der einmal angenommenen Maxime abgehen um so mehr, da sie beyde
Theile gleich begünstigt.
Ist durch diesen vorläufigen Versuch einigermasen ein Maasstaab feste gesetzt, so kann man ja alsdenn für das übrige leicht eine Proportion finden.
Die Zeichnungen zu dem Monumente Friedrichs des Großen haben mir viel Freude gemacht - es ist alles mit viel Ueberlegung angegeben. Wenn ich etwas zu erinnern hätte, so wäre es daß das innere zu dem äußern uralten und ernsten mir zu heiter und | 2 neuartig scheint; es läßt sich aber auch denken daß in der Wirklichkeit sich dieser Eindruck verlohren haben würde.
In Ihrem Aufsatze über den Kunstschatz des Königlichen Hauses haben Sie uns ein wahres Verlangen zu dem Ganzen erregt. Sollten Sie nicht einen Cathalogus ausarbeiten, der so gefaßt wäre als wenn die Sachen schon beysammen stünden? In einem Nachtrage könnte ja bemerkt werden wie sie gegenwärtig stehen, wodurch Einheimische und Fremde sehr gefördert werden und Ihre gute Absicht, diese trefflichen Kunstgegenstände zusammen zu bringen, wenigstens einstweilen virtualiter erreicht werden würde.
Ich danke für den mitgetheilten Aufsatz des Herrn Genz recht sehr, er erhält wie ich von allen Seiten her vernehme den allgemeinen Beyfall den er verdient.
Wenn Herrmann und Dorothea in Berlin eine gute Sensation machen, ist es mir sehr erfreulich. Berlin ist vielleicht der einzige Ort von dem man sagen kann daß ein Publikum beysammen sey, und um so mehr muß es einen Autor interessiren wenn er daselbst gut aufgenommen wird.
Ihre letzten
Aufsätze über Laokoon
habe ich noch nicht gesehen. Verzeihen Sie wenn ich über diese
schwierige Materie mich sobald nicht äußern kann, ich bin für den Moment
Himmelweit von solchen reinen
| 3 und edlen Gegenständen entfernt, indem
ich "Faust. Ein Trauerspiel von Goethe" erschien
Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, 1798.
[Schließen]meinen Faust zu endigen, mich aber auch zugleich von aller nordischen Barbarey loszusagen
wünsche.
Weimar am 25 Dec. 1797.