Berlin den 22ten Aug.1799.
Ich benuze die Rückkehr des H. Legations Rat
Weyland, um mich in Ihr gütiges
Andenken zurückzurufen, und Ihnen ein paar meiner architektonischen Arbeiten
zuzusenden. Ich hatte bereits die Ehre, Ihnen die
erste im Manuscript vorzulegen, die eben iezt in den Akten der Academie erscheint; Vgl. auch: (Hirt, Aloys): Über die toskanische
Bauart nach Vitruv. Berlin. 23 S., 1 Bl., 1 Kupfertaf. 4°. Aus:
Eigenthümliche Abhandlungen (der Berliner Akademie). Bd. 5. Mit hs.
Korrekturen (Ruppert,1958, Nr. 1463).
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die zweyte ist in dem hiesigen
Baujournal eingerückt . Ich bitte Sie, diese Kleinigkeiten mit der Nachsicht aufzunehmen, die
Sie, als ein Zeuge meines Kunststudiums, mir seit so vielen Jahren zu schenken
pflegen.
Hirt verlas z. B. auch in der Versammlung der
"Gesellschaft der Freunde der Humanität" am 10. August 1799 "mehrere
Briefe aus dem 4ten Stück der Propilaen, von Göthe über schöne Kunst"
(Sitzungsprotokolle, Landesarchiv Berlin, A Rep. 060-40, Nr. 12).
[Schließen]Ich bin einer der fleißigsten Leser der Propylæen
; und freue mich unendlich, daß ein Mann, wie Sie, Bezieht sich auf die Ausschreibung der ersten
Weimarer Preisaufgabe in den "Propyläen. Zweyten Bandes Erstes Stück"
1799 (vgl. An Böttiger, 27.07.1799).
[Schließen]den Kunstgeist zu befördern übernommen hat. Die gute Wirkung wird gewiß nicht ausbleiben. Auch kann
ich aufrichtig versichern, daß der
Widerspruch, den
meine Grundsäze
in denselben finden, weit entfernt ist, mir üble Laune zu machen. Und
wenn ich auch mir eine Ereiferung gegen andere hierwegen habe beykommen laßen;
so war es nicht des Widerspruches halber, sondern wegen der schnöden Wegwerfung.
Wer die Wahrheit aufrichtig suchet, erträgt gerne Zurechtweisung, aber keine
Wie durch die Brüder Schlegel geschehen.
[Schließen]Persiflage. Herr Fernow in Rom, deßen Kopf, und Kunstsinn
| 2
ich sehr schäze,Darin äußert sich Fernow u.a. gleich zu Beginn
seiner Ausführungen in einer Fußnote: "Der im 10ten Stükke des vorigen
Jahrganges der Horen befindliche Aufsaz über den Laokoon, der unstreitig
das Wahreste enthält, was über den Ausdruk dieses berühmten Kunstwerkes
öffentlich gesagt worden ist; hat die Veranlassung zu dem vorliegenden
gegeben. So sehr ich mit dem Verfasser über das einig bin, was er in
dieser Rüksicht gesagt hat; so wenig kann ich doch den Grundsäzzen, die
er darin für die Kritik der bildenden Kunst aufstellt, beistimmen.
Reines Interesse für Wahrheit, die ich mehr als meine Meinung liebe, und
der Wunsch über diesen Gegenstand meines Studiums richtige Begriffe
verbreitet zu sehen, haben mich zur Bekanntmachung meiner Gedanken über
denselben bewogen, und ich wünsche daß man diese und keine andere
Absicht darin finden möge. Diese Erklärung glaubte ich sowohl jenem
Verfasser, als mir selbst, schuldig zu seyn, um allen Misdeutungen
vorzubeugen." Und im Aufsatz selbst wird als Erstes die Grundfrage
gestellt: "Ist Wahrheit oder Schönheit der höchste Zwek der bildenden
Kunst? und soll, dem zufolge, die Wahrheit der Schönheit, oder diese
jener, untergeordnet werden? "(S. 337-338). – Friederike Brun schreibt
an Georg Zoëga, Kopenhagen, 25. Januar 1800: "Hirts Aufsätze
finden keinen Beifall - Sein Stil ist gar zu schlecht u verworren! Es
ist doch wichtig das Zuströmende Regieren zu können womit man arbeitet"
(Zoëga-Briefe, Bd. 4, Nr. 800, S. 167).
[Schließen] hat sich im Aprilstück des deutschen
Magazins von diesem Jahre auch
gegen meine Grundsäze erklärt
: aber dieß hat mich eben so wenig empört, als der kleine Kunstroman, den Sie in das 2te Heft des 2ten Bandes der Propylæen einrücken ließen. Unbekümmert über
das Resultat, den das Ende dieser Discußionen haben mag, glaube ich fortdaurend,
daß es gut sey, daß diese Materie von verschiedenen Gesichtspunkten angesehen,
und behandelt werde. Ich bin daher gesonnen, die neuen Ansichten, und Gründe,
welche in den genannten beyden Aufsäzen gegen meine Meinung aufgestellt sind,
aufzunehmen, und darauf
Nicht erschienen.
[Schließen]in einer besondern Schrift darauf zu antworten. Ich glaube recht gut einzusehen, worin die Meinungen wirklich verschieden sind, aber dabey liegt noch viel Mißverstand von
Seite de
s
r
Sprach
gebrauches
ausdrücke
zu grunde. Denn bißher ist manches gegen mich behauptet
be
w
orden, was gar nicht gegen mein System streitet, und worin ich gänzlich
mit meinen Gegnern einverstanden bin. -
Ich habe dieses Frühjahr eine Vgl. An Böttiger, 27.07.1799.
[Schließen]kleine Reise nach Niedersachsen
hin gemacht. Außer den Sammlungen in Braunschweig, und zum theil auch Die Kunstsammlung des Grafen Münster.
[Schließen]in Hanover
, sah ich die Vgl. Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr:
Beschreibung der Gemälde-Galerie des Freiherrn von Brabek zu Hildesheim,
mit kritischen Bemerkungen und einer Abhandlung. 1792. - August Kracht:
Ein großer Kunstfreund aus westfälischem Geschlecht: Graf Moritz von
Brabeck und seine Gemäldegalerie zu Söder. In: Der Märker, Bd. 27,
1978.
[Schließen]bedeutende Sammlung des
H. v. Brabeck
| 3 in Söder, und diejenige
des berühmten Beireis in Helmstädt, der einzelne merkwürdige
Gemälde besizt. -
Unsere neue Die Berliner Bauakademie wurde am 18. März 1799
von König Friedrich Wilhelm III. gegründet und nahm am 1. Oktober 1799
ihre Arbeit auf. Bereits seit 1790 gab es an der Akademie der bildenden
Künste und mechanischen Wissenschaften eine von Friedrich Becherer
gegründete, allerdings einseitig auf "Prachtbaukunst" orientierte,
"Architektonische Lehranstalt".
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Bauakademie ist endlich
organisirt worden, und wird künftigen oktober ihren Anfang nehmen. Der gute Willen des
Königs hat sich vortrefflich
dabey gezeigt. Das Institut, wenngleich manches auf eine andere Weise
einzurichten gewesen wäre, und noch Zeit erfordert werden wird, bis es einiger
Maßen im Gange ist, ist doch einzig in seiner Art. Es sind dabey nicht weniger
als In den offiziellen Listen und Stundenplänen sind
für 1799 17 angestellte Lehrer mit Lehrdeputat aufgeführt; vielleicht
hat Hirt sich selbst nicht mitgezählt: Prof. Gruson (Arithmetik,
Algebra, Geometrie, Trigonometrie, Körperlehre, Kurvenlehre, Berechnung
der Baukörper), Baukondukteur Jahn (Feldmesskunst, Nivellieren,
Situationszeichnen), Oberbauassessor Zitelmann (Statik, Hydrostatik),
Oberbaurat Eytelwein (Mechanik fester Körper, Hydraulik,
Maschinenlehre), Bauinspektor Friedrich Gilly (Optik und Perspektive,
architektonische und Maschinenzeichnung), Bauinspektor Simon (Bauphysik,
physikalische Beschaffenheit von Baumaterialien), Oberhofbaurat Becherer
(Konstruktion, Lehre von den Bauhandwerkern), Bauinspektor H. C. Riedel
(Ökonomische Baukunst, nebst Anleitung zur Abfassung der Bauanschläge),
Bauinspektor Gentz (Stadtbaukunst und Anleitung zur Abfassung der
Bauanschläge), Oberbaurat Heinrich August Riedel (Strom- und Deichbau,
nebst der Abfassung der Bauanschläge), Oberbaurat David Gilly,
(Schleusen, Brücken, Hafen und Wegebau, nebst Abfassung der
Bauanschläge) Hofrat Hirt (Kritische Gschichte der Baukunst), Prof.
Rambach (Geschäftsstil), Bauinspektor Mandel (Unterricht im leichten
architektonischen Zeichnen), Bauinspektor Schlaetzer (Unterricht im
leichten architektonischen Zeichnen), Bauinspektor Meinecke
(Architektonisches Zeichnen und Maschinenzeichnen), Maler Rösel
(Architektonisches Zeichnen und Maschinenzeichnen). - Zitelmann fiel auf
Grund seiner Krankheit gleich im ersten Semester aus; seinen Unterricht
übernahm Mandel. - Zu den 17 Lehrern sollten noch (nicht namentlich
benannte) bei der Kunstakademie angestellte Lehrer für das Fach Freie
Handzeichnung hinzukommen. (Für die detallierten Angaben danke ich
Christiane Salge).
[Schließen]16. Professoren mit Die Direktoren waren: David Gilly, Friedrich
Becherer, Johann Albert Eytelwein und Heinrich August Riedel. Das
Direktorium der Bauakademie sollte aus drei "vorzüglich thätigen und
geschickten Räthen aus dem Ober-Bau-Departement" und Friedrich Becherer
aus dem Oberhofbauamt gebildet werden (GStA PK I. HA, Rep. 76 alt IV,
Nr. 1, fol. 99r).
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4. Direktoren
und Friedrich Anton von Heynitz und Friedrich Leopold
von Schroetter.
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zwey Curatoren
angesezt. Vgl. in den Amtlichen Schriften den von Hirt am
30. Juni 1798 verfassten abschließenden Kommissionsbericht der
Kunstakademie (GStA PK, I. HA, Rep. 76 alt IV, Nr. 1, fol. 20r-33r);
weiterhin: An ein hohes Curatorium der königl. Kunstakademie Die
Etablirung einer Bauschule und die von einem hiezu niedergesezten
Commissorium abgefaßten Beschlüße zur Organisation derselben betreffen.
Als Beylagen zum Protocolle. Berlin 15
ten
Feb. 1799 (GStA PK, I. HA, Rep. 76 alt IV Nr. 2, fol. 86r-90v). -
Grundsätze zu Einrichtung der […] Bau- Academie, 30. März 1799 (GStA PK,
I. HA, Rep. 76 alt IV, Nr. 1, fol. 93ff.). - Zu Aloys Hirt und die
Bauakademie vgl. grundlegend den Aufsatz von Christiane Salge, in:
Hirt-Bd. II, S. 115-139.
[Schließen]Mein Plan, deßen Grundlinien der Organisation zwar beybehalten wurden, forderte
weniger Unkosten, und weniger Menschen; und die Menge ist es hauptsächlich, was
mich erschreckt; denn die Fächer sind zu sehr vereinzelt, und nicht genug
begränzt worden. Hirt hatte in seinem obigen Gutachten vermerkt:
"In Rücksicht der künftigen Direktion des Institutes ist meine Meinung
folgende: / 1. Das architektonische Institut bleibt mit der königl.
Kunstakademie verbunden: welcher man sehr paßend den Namen - Academie
der zeichnenden Künste - geben könnte. / 2. Es hat demnach den nemlichen
Curator, den nemlichen Secretär, den nemlichen Rendanten etc. / 3. Der
iezige Direktor der Academie würde es auch für das architektonische
Institut seyn".
[Schließen]Auch geschah es gegen meinen Plan, daß man diese Anstalt von der Academie der
bildenden Künste sonderte, und ihr ein besonderes Lokale anwies.
Bald möchte es nun auch an die neue Einrichtung der Provinzialkunstschulen - für Handwerker vorzüglich - gehen.
Hingegen möchte Vgl. dazu u.a. in den Amtlichen Schriften Hirts
"Anmerkungen zu den Bemerkungen über die Redakzion des Rapports der
Revisions-Commission" vom 17. Juni 1798 (GStA PK, I. HA, Rep. 76 alt
III, Nr. 40 fol 9r-12v).
[Schließen]die beßere Organisation der Academie der
bildenden Künste
, Zu den Plänen zur Errichtung eines
Chalkographischen Instituts in Berlin, dessen Vorbild sicher in dem
gleichnamigen Institut in Dessau zu suchen ist, konnte nichts Näheres
ermittelt werden. Der Plan wurde nicht realisiert.
[Schließen]die Errichtung eines chalkographischen
Instituts
, und Vgl. dazu in den Amtlichen Schriften Hirts
Denkschrift: Ueber die Einrichtung eines Königlichen Museum der Antiken
und einer Königl. Gemäldegallerie (Manuskript vom 22. September 1798)
(GStA PK, I. HA, Rep. 76 alt III Nr. 62, Bl. 3r-24v).
[Schließen]die Vereinigung des königlichen Kunstschazes - wozu ich die Plane gleichfalls entwarf - zu einer späteren Realisirung
kommen.
| 4 Sollte es Ihnen Vergnügen machen, einen Blick auf diese
Plane zu werfen, so bitte ich dieselben von Hr. ober
consistorial Rat
Böttiger abfordern zu laßen, dem ich
die Entwürfe hievon zur Einsicht überschickte.
Ich arbeite iezt anhaltend an Vollendung des ersten Bandes meiner Hirt arbeitete für seine Vorlesungen an der
neugegründeten Bauakademie eine Geschichte der Baukunst aus. Das
vollständige Werk erschien erst 1809 u.d.T. "Die Baukunst nach den
Grundsätzen der Alten". - J. D. Sander schreibt am 21. September 1799 an
Böttiger: "Wissen Sie denn schon, daß Hirt jetzt damit umgeht, seine
Geschichte der Baukunst drucken zu lassen? Es sollen 3 Bände in 8
werden, und zu jedem Band etwa 50 Kupfer in Groß-Folio kommen. Den
Verlag, oder - vielleicht - nur den Druck hat er mir bestimmt, u. ich
freue mich darauf. Sehen Sie wohl, daß ich bald mit recht ansehnlichen
Werken auftreten werde" (Briefwechsel Böttiger-Sander, Bd. 3, S.
48).
[Schließen]architektonischen Schriften
, und wenn mich die Kupferstecher nicht aufhalten, so hoffe ich bis Ostern
damit fertig zu werden.
Ich bin mit unwandelbaren Gesinnungen fortdaurend
Ihr ganz ergebner Hirt.
Nach Schrift Es sind mir eben Nichts Näheres ermittelt.
[Schließen]3. bis 4. hundert Stück antike Gemmen zum Verkauf angebothen worden. Ich habe sie aber selbst erst nur flüchtig
übersehen, und wahrgenommen, daß nichts von besonderm Kunstwerth darunter ist,
aber wohl manches sehr intereßante für Erudition. Auch kenne ich noch den Preis
davon nicht. Ich werde sie aber iezt in meine Wohnung bekommen; und zugleich
wird mir der Preis für gesammte Collection (denn einzeln soll nichts verkauft
werden) angezeigt werden. Ich glaube nicht, daß der leztere beträchtlich seyn
werde. - Ich schreibe Ihnen dieß; daß, wenn Sie etwa eine entfernte Lust dazu
hätten, ich das weitere hierwegen besorgen könnte. In diesem Fall wünschte ich
bald einen Wink von Ihnen zu erhalten. -