Den 5. April 96.

Gnädige Frau!

Mit großem Bedauern, meine gute Hirts Kunstkursus mit Wilhelmine Rietz begann während ihres zweiten Rom-Aufenthaltes am 28. März 1796. Der Kursus beinhaltete die systematische Besichtigung und wissenschaftlich-akademische Erklärung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Kunstwerke in Rom und Umgebung, in der Regel an den Vormittagen. - An Friedrich Wilhelm II. schrieb sie am 23.01.1795: "der Antiquarihus der mich führen sollte hatte sich schon bei den fürstin von Dessau engagiert die selbe zu führen alsso bleibet alles auf meine Rück kunft" (GStA PK, I. HA, Rep. 131, K 159, Fasz. 17, S. 15-22). - Die Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, mit der Hirt schon vor dem Eintreffen der Gräfin Lichtenau einen Kursus veranstaltet hatte und diesen auch noch weiter fortführte, schreibt über "die Ritz", die sie als unliebsame Konkurrentin empfand: "nach 9 uhr […] kam Hirt auf eine Viertelstunde und ging bald sich zur Ritz hinzubegeben, mit welcher er den Coursus heute anfing." (Tagebücher LvAD, Bd. 1, Eintrag 28. März 1796, S. 205). - Eintrag 6. April [nach einem Besuch von Hirt, bei dem er viel von der Ritz erzählt hatte]: "Hierüber redete nachdem M[atthisson] mit mir wie sehr Ihn das verdrieße, daß Hirt nun soviel von der Ritz nahm und sie gleichsam mit mir in parallel setzte" (ebd., S. 208).
[Schließen]
Schülerin
, vernehme ich den Grund, der Sie heute an unserem gemeinsamen Gange verhindert; ich hoffe aber, daß Ihre Unpäßlichkeit nicht von Bedeutung ist und daß etwas Arznei und Ruhe die beste Wirkung haben werden.

Da ich Brief erschlossen: [Von der Gräfin Lichtenau, 04.04.1796].
[Schließen]
Ihre Mitteilung
gestern erst sehr spät erhielt, fand ich keine Zeit mehr, sie zu beantworten. Heute früh wäre ich gern gekommen, Ihnen die Antwort selbst zu bringen. Aber da mein Rat in medizinischen Dingen einer Kranken nicht viel Hilfe bringen kann, habe ich nicht den Mut gefunden, Sie mit meiner Gegenwart zu behelligen.

Jakob Philipp und Georg Abraham Hackert. - Da hier nur die Absicht geäussert wird, einen Brief zu schreiben, wurde kein solcher erschlossen.
[Schließen]
Heute werde ich den Brüdern Hacker durch die Post schreiben
; falls Sie Wilhelmine Rietz kaufte von Johann Philipp Hackert sechs italienische Landschaften für die königliche Sammlung in Potsdam, die bis 1945 im Marmorpalais erhalten waren. Johann Philipp Hackert schreibt an die Gräfin Lichtenau, 26. Juli 1796: "Die Bilder, die Sie bei mir bestellt haben, avancieren sehr" (Atzenbeck, 1925, S. 166). Die Gräfin hatte die Brüder im Januar 1796 bei ihrem Aufenthalt in Neapel kennen und schätzen gelernt. An Friedrich Wilhelm II. schreibt sie am 23. Januar 1796: "heute mittag speise bei dem lantschafts mahler hackert welcher ein berliner ist und seine talent wehgen vom könig allhir sehr geschetzt und unterstützt wirt sein bruder ist kupfferstecher allhir sie wohne beide in einem schöne hausse welches ihm die königin zu bewohnen gegeben es sint zwei sehr kluge leutte und man sieht bei ihnen die beste geselschaft" (GStA PK, HA I, Rep. 131, K 159, Fasz. 17, Bl. 15-22; zitiert nach: Hagemann, 2007, S. 157, FN 438).
[Schließen]
irgendeinen Auftrag
für sie hätten, wäre ich entzückt, ihn besorgen zu dürfen.

Ich werde die Ehre haben, zur gewohnten Stunde zu Ihrem Diner zu erscheinen, wenn die liebenswürdige Schülerin ihrem ergebensten Lehrer nicht vorher andere Befehle geben wird.

L. Hirt.