Berlin den 3ten May 1800

Ich habe Ihnen, lieber Freund, zu andern Zeiten so viel von Zoëga gesprochen, daß Sie sich seiner noch leicht erinnern werden. Mit Freude erhielt ich dieser Tage einen Brief erschlossen: [Von Zoëga, vor 03.05.1799].
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Brief
von ihm, worin er mir manches von seiner iezigen Lage, und Beschäftigung schreibt, und besonders von dem Wunsche, verschiedenes von seinen Arbeiten zu publiziren, wenn er hinreichende Aufmunterung hiezu erhielte.

Erstlich hat er eine Mit einer Darstellung der Topographie Roms war Zoëga schon in den 1790er Jahren beschäftigt. Eine französische Niederschrift aus dem Jahr 1800 und eine ausführlichere deutsche von 1803 befinden sich in Kopenhagen. Zur Anlage des Werks vgl. die Tagebücher von Friederike Brun und Elisa von der Recke. - 1805 interessiert sich Christoph Martin Wieland für das Werk und möchte es gern an den Verlag seines Schwiegersohnes Heinrich Geßner in Zürich vermitteln, der auch bereit ist, das Werk herauszubringen (vgl. den Brief Fernows an Zoëga vom 13. April 1805: Fernow-Römische Briefe, 2013, Nr. 261) und den Brief Heinrich Geßners an Wieland vom 6. März 1805 (Wielands Briefwechsel, Bd. 16.1, Nr. 434, Z. 14, mit den Erläuterungen in Bd. 16.2, S. 396-397). Das Werk erschien allerdings nie im Druck.
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topographie der Roma antica
ganz fertig liegen, welche er Hirt hatte Rom im Mai 1796 verlassen.
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seit meiner Abwesenheit
ausarbeitete, weil er, wie er mir sagt, mein Nachfolger im Ciceroniat werden wollte, – daß er seitdem Im Februar 1798 war Zoëga zum dänischen Agenten und Konsul mit einem Gehalt von 300 Reichstalern ernannt worden.
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dänischer Agent geworden
, und dadurch gegen das Nothdürftigste gedeckt ist, wissen Sie. –

Zweytens Vgl. dazu die Angaben in der Allgemeinen Deutschen Biographie: "Zu Zoega's alten Lieblingswünschen gehörte ein kritisches Verzeichniß aller Antiken in Rom. Er hatte sich von allen, besonders den Reliefs, ausführliche Beschreibungen angefertigt, die durch ihre Genauigkeit, Klarheit, Uebersichtlichkeit fast eine Abbildung ersetzen konnten. Die modernen Ergänzungen wurden genau angegeben, alle Erklärung, selbst die Nächstliegende, fürs erste vermieden. Wo die Reliefs zu hoch angebracht waren, hatte Z. ein Fernglas zu Hülfe genommen. Er berichtet selbst über seine Arbeitsweise in einem interessanten Brief an Suhm vom 20. Oct. 1791 […]. Die Beschreibungen erstreckten sich auch außerhalb Roms über alle Orte, wo Z. sich aufgehalten hatte (z.B. Venedig). Daß die Reliefs bevorzugt wurden, lag in der Richtung von Zoega's Studien; eine ähnliche Bearbeitung der Statuen erschien ihm als viel leichter". - Die im vorliegenden Brief erwähnte Ausgabe bei Sander kam nicht zustande, wohl weil die Beschaffung guter Abbildungen unmöglich schien. Das Projekt wurde 1807 neu belebt durch den Kunstverleger Pietro Piranesi, der Zoëga anbot, durch den Stecher Tommaso Piroli die sämtlichen Basreliefs Rom abbilden zu lassen und mit Zoëgas Erläuterungen herauszugeben. "Die einzelnen Sammlungen sollten in alphabetischer Folge vorgenommen werden, das weitaussehende Werk in monatlichen Lieferungen zu 6 Tafeln erscheinen; als Honorar für Z. ward 5 Scudi […] fürs Heft festgesetzt, wobei der Verleger solche leichte populäre Artikel im Auge hatte, wie sie der junge Schweighäuser und Petit-Radel für das 'Musée Napoléon' geliefert hatten. Z. ging mit Feuereifer auf das Anerbieten ein. […] 'Ich bin nun tutto bassorilievo' an Münter (26. August [1807]). […] Schon im Juni erschien das erste Heft. Zoega's Text beschränkte sich oft auf eine genaue Beschreibung mit den nothwendigen Erklärungen und Vergleichen, nicht selten aber erweiterte er sich bei gewissen Lieblingsgegenständen […] zu längeren Abhandlungen (z. B. über Mithras, über die Arbeiten des Herakles) […] Nach Jahresfrist (Juni 1808) war der erste Band mit 54 Tafeln und 268 Folioseiten Text fertig, der zweite ward sofort in Angriff genommen. Aber Piranesi fand bei den unruhigen Zeitläuften […] nicht den gehofften Erfolg und beschloß im December das Unternehmen mit dem zweiten Bande zu beendigen." Zoëga kam bis Tafel 96, dann erkrankte er schwer und starb kurz darauf. "Das verwaiste Werk ward nach seinen Papieren von dem früheren Buchhändler, späteren Archäologen Fil. Nur. Visconti zu Ende geführt. Von dem ganzen Unternehmen war nur etwa der zwölfte Theil, Palast und Villa Albani umfassend, fertig gestellt […]." (Michaelis, Adolf: Artikel "Zoëga, Georg", in: ADB 45 (1900), S. 386-402). Der Titel lautet: "Li bassirilievi antichi di Roma incisi da Tommaso Piroli colle illustrazioni di Giorgio Zoega publicati in Roma da Pietro Piranesi'" 2 Bände in Folio, mit 115 Tafeln, Roma 1808". Die deutsche Ausgabe "Die antiken Basreliefe von Rom in den Originalkupferstichen von Tomaso Piroli, mit den Erklärungen von Georg Zoega, übersetzt und mit Anmerkungen begleitet von F. G. Welcker" erschien Gießen: Müller, 1811-1812.
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hat er alle antiken Reliefs, wovon ich selbst Zeuge bin, auf's genaueste beschrieben
: und wäre nun gesinnt, dieselben Partieweise – etwa 12. Stücke par Cahier – zu publiziren - etwa ein Cahier für jede Meße. Sein Wunsch wäre, daß ein Buchhändler, oder ein Unternehmer, wie Frauenholz, ihm die nöthige Summe, welche erfordert würde, Zeichner und Kupferstecher für das jedesmalige Cahier zu bezahlen, anticipirte. Denn daß Zeichner und Kupferstecher unter seinen Augen arbeiten, ist eine condition sine qua non. Und dieses ist nöthig, wenn einmal ein Werk erscheinen soll, auf deßen genaueste Treue man sich verlaßen könnte, und dergleichen leider noch nichts existirt. Auch ist eine solche Anticipation des Geldes nöthig, weil die arbeitenden Künstler immer prompt zu bezahlen sind, wenn sie ununterbrochen, und wohlfeil arbeiten sollen. Indeßen, um das Werk so wenig, wie möglich zu vertheueren, würden die Zeichnungen bloß in Conturen seyn. | 2

3tens Die Übersendung der Platten würde ganz auf Unkosten des Unternehmers geschehen; das Manuscript würde so viel möglich immer vorher übersandt werden, so daß der Druck desselben bey Ankunft der Platten immer vollendet seyn könnte. Es ist aber zu bemerken, daß sein Manuscript italienisch ist und es daher in Deutschland zu übersezen wäre, weil, wie er sagt, es für ihn zu seccant seyn würde, sich selbst zu übersezen. In Rücksicht des Honorar's für sein Manuscript, fordert er nicht, sondern wünschet, daß man ihm hierwegen bestimmte Anerbietungen mache. Die Summe für das Honorar würde ihm zugesandt werden, sobald die Platten angekommen seyn würden, und zwar zugleich mit der Summe, welche auf das kommende Cahier für Zeichner u. Kupferstecher anticipirt werden müßte. Nb. Was diese Anticipation für jedes Cahier in Deutschland betragen könnte, schreibet er mir nicht, und er selbst scheint noch keine Berechnung darüber gemacht zu haben.

4tens In Rücksicht der Objekte würde er bey der Publication sich an kein bestimmtes System halten: als in soweit, daß er alle Monumente, welche zu einer Mythe gehören, zusammen nehmen, und alles darüber sagen würde, was gleichsam zur Erschöpfung der Sache gehört. Auf diese Weise hat er schon mehrere Gegenstände fertig liegen: unter andern alles was zum Zoëga hielt anlässlich seiner Aufnahme in das wissenschaftliche Nationalinstitut in Rom 1798 drei Vorlesungen über den Mithras-Kult (vgl. Ueber die den Dienst des Mithras betreffenden Römischen Kunstdenkmäler, in: Georg Zoegas Abhandlungen. Herausgegeben und mit Zusätzen begleitet von Friedrich Gottlieb Welcker, Göttingen 1817, S. 89-210). - Darin kommentiert Welcker: "Die mit einem Sternchen bezeichneten Paragraphen sind in den Bassiril. di Roma Tav. LVIII. LIX. aufgenommen, und, da bey dieser Gelegenheit der Verfasser einige kleine Aenderungen angebracht hat, daraus übersetzt worden. […] Diese Abhandlung wurde in dem Römischen Institut zur Zeit der Republik den 10. May 1798, in einer folgenden Sitzung, und (mit Uebergehung der beschriebenen Denkmäler) den 1. Febr. 1799 vorgelesen" (ebd., S. 89).
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Cultus des Mithras
gehört, wovon er das Manuscript gleich übersenden könnte. Die Übersetzung und Druck könnte sogleich beginnen, indeßen die Monumente hiezu gezeichnet, und gestochen würden. Was über den Stil, die Epoche u.s.w. jedesmal hinzuzufügen wäre, würde dann mit eben der Sorgfalt, und Kenntniß – worin Zoega über alle Sterbliche erhoben ist – geschehen. | 3

Dieß, lieber Böttiger! habe ich Ihnen sogleich berichtigen wollen, weil ich überzeugt bin, daß Sie das lebhafteste Intereße an der Sache nehmen, und wobey ich Sie im Voraus versichern kann, daß Ihre höchsten Erwartungen von einem Manne, wie Zoega , nie zu groß seyn können. Daher bitte ich Sie um Rath, und Hülfe. – Ich habe noch mit Niemand, als mit dem wackern Sander, hievon gesprochen; und er scheint nicht abgeneigt zu seyn, sich mit der Unternehmung zu befaßen. Ich wünschte allerdings, daß sich die Sache zwischen beiden arrangiren ließe, weil ich beyde, jeden in seiner Art, als die biedersten Leute kenne, und ich überzeugt bin, daß in der Folge weder von der einen, noch andern Seite weder Kniffe, noch Vernachläßigungen statt haben würden. Indeßen muß auch der Vortheil eines jeden hiebey so abgewogen werden, daß keiner zum Vortheil des andern zurückstehen müßte.

Brief nicht bekannt.
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Ich schreibe heute vorläufig an Zoega
, um vor allem andern das Genaueste über die Unkosten der Zeichner u. Kupferstecher für jedes Cahier zu erforschen. Indeßen bäte ich Sie, das weitere mit Sander zu besprechen, und nachdem Sie zusammen ein Resultat gefaßt, so übersenden Sie mir dasselbe sogleich.

Auch werde ich mich des Nähern wegen der topographie der Roma antica erkundigen: wie stark das Manuscript sey, und welche Art von Kupfern, und wieviel – mit den erforderlichen Unkosten hiezu – er dafür nothwendig bestimme u.s.w.? – aber sagen Sie mir auch zugleich, welches Honorar ihm für den Bogen anzubieten wäre. – Sollte Sander die Sachen seinem Kalkül nicht gemäß finden, so wünschte ich, daß Sie dieselbe einem andern tüchtigen Unternehmer vorlegen, und soviel hierüber bestimmen möchten, als vor der Hand es möglich ist. –

Zoëga hatte Georg Tatter den Abschluss seines Werks "De origine Obeliscorum" mitgeteilt, und dieser hatte sich umgehend an Christian Gottlob Heyne gewandt, um das Buch in Deutschland bekannt zu machen. Am 21. Januar 1801 schreibt Tatter dazu an Zoëga: "Eben erhalte ich Heyne's Antwort, mein theurer Freund, und eile, Ihnen das Resultat seiner Meinung über die in Betreff Ihres Werks zu machenden Maaßregeln, mitzutheilen. Er sagt: 'mit einem Buchhändler ist nichts zu machen, sie nehmen nur in Commission und warten nur ab, bis jemand nachfragt. Eine Kunsthandlung ist für solche Werke, welche gleich eine Anzahl zum eignen Vertriebe nimmt; ich schreibe heute /18 Jan/ so fort nach Nürnberg an Frauenholz und mache den Antrag so, daß er gerade zu von dort aus an Herrn Zoega sich wenden soll. Ferner schreibe ich an Treuttel und Würz, welche den Kunsthandel mit Bücherhandel und Frankreich mit Deutschland verbinden.' / Zugleich räth mir Heyne, mich auch an die Kunsthandlung Artaria in Manheim zu wenden, da er Gründe hat, dieß nicht selbst zu thun, und verspreche Ihnen, ich will es versuchen, mir den Canal dahin zu eröffnen. / Ferner schreibt Heyne: 'Was die Ankündigung anlangt, so kann sie für sich wenig oder nichts bewirken, kein Buchhändler schreibt deswegen nach Rom; aber daß die Notiz sich verbreite, daß das Werk nun erschienen sey, kann helfen. Nun ist das eine lästige und kostspielige Sache, denn überall muß viel bezahlt werden. Aber ein Blatt zur Anzeige kann ich drucken lassen und mit den nächsten gel. götting. Anzeigen ausgeben lassen, wenn sie es so gut finden; aus dieser Nachricht wird bald die Notiz auch in andern Zeitungen und Journale kommen, ohne weitere Mühe. Eben diese Anzeige können Sie ins französische übersezt, auch als bloße Ankündigung, nach London für die Reviews senden, in den Appendix. Ich denke auf vorgeschlagnem Wege erreichen wir alle Zwecke.' / Es ist recht Schade, wie auch Heyne bedauert, daß wir noch kein Exemplar in Händen haben; als dann könnte sogleich eine umständliche Anzeige in die gött. gel. Anz. eingerückt werden; denn in den übrigen Journalen von Ansehen läßt sichs mit den baldigen Einrücken nicht so leicht bewerkstelligen, als bei diesem, bei dem es von Heyne allein abhängt. Ich will indessen nach Heyne's Vorschlag eine solche Ankündigung verfertigen, auch dieselbe Englisch aufsezen; sorgen Sie nur, liebster Zoega, daß wir auch bald ein Exemplar wenigstens, hieher erhalten. / Mein Rath ist auch, daß Sie sich mit Frauenholz in ein festes Verhältniß sezen; das kürzt die Sache ab und Nürnberg ist im Mittelpunkte von Deutschland; ich wünsche und hoffe herzlich, daß wir diese Angelegenheit zu Ihrer Zufriedenheit werden in Gang bringen können." Und am 3. Juni 1801 schreibt Tatter in dieser Angelegenheit erneut an Zoëga: "In Beziehung auf Ihr Werk, liebster Zoega, habe ich Ihnen zu sagen, daß ich gleich damals, als ich Ihnen zulezt schrieb, aus der Synopsis einen Auszug verfertigte, den Heyne die Liebe für mich hatte, auf einen separaten vierthel Bogen abdrucken und den gött. Anzeigen beigeben zu lassen, ungefähr abgefaßt, wie der Ihrige, den Sie mir zugeschickt haben. /Sie hatten mir den vollständigen Titel, auch eine Anzeige der Kupfertafeln in Ihrem damals erhaltnen Briefe mitgetheilt. / In eben der Zeit verfertigte ich auch englisch eine ähnliche Anzeige, die ich nach London schickte und Sir William Hamilton versprach, in irgend ein englisches Journal einrücken zu lassen; ich habe nicht erfahren, was daraus geworden ist; da ich auch aus Ihrem lezten Briefe sehe, daß sich schon andere Freunde in England der Sache annehmen wollten, so ist es gleich viel, ob Hamilton sein Versprechen erfüllt hat, oder nicht. / Mit vieler Ungeduld erwarte ich nun das mir von Ihnen versprochne Exemplar, das ich sogleich Heynen zuschicken würde, damit er die Anzeige und Recension für die gelehrten Blätter daraus verfertigte; denn der Plan derselben erlaubte nicht, aus Ihrer handschriftlichen Synopsis, ehe noch das buch selbst zu Händen gekommen war, eine solche Recension einzurücken, wie mir Heyne damals schrieb. / ich hoffe, daß Sie jezt von Frauenholz schon Nachricht erhalten haben, ich habe die Anzeige Ihres Werks auch schon nach Wien befördert. Das Beste wäre, wenn Sie eine gewisse Anzahl Exemplare nach Deutschland und England abschickten; wenn ein Mal das Werk da ist, so läßt sich mit ordentlichen Buchhändlern leicht Uebereinkunft treffen und Ihre Exemplare hätten dann den Vorsprung, indem ich ohnedes nicht glaube, daß die Chalkographie recht thätig mit dem auswärtigen Absaze zu Werke gehen wird. Recht viel hätten wir schon gethan, wenn nur erst eine Recension in Deutschland gelesen ist; die bloße Anzeige wirkt so viel nicht, weil man die mehr für das Werk eines Buchhändlers hält, und eine solche Recension von Heyne erregt Aufsehen. Nach Frankreich sollten auch gleich Exemplare gehen, zumal, in einem Zeitpunkte, in welchem die Aufmerksamkeit so bestimmt auf Aegypten gerichtet ist" (Zoëga-Briefe, Bd. IV, 2013, Nr. 862, S. 310-311 und Nr. 885, S. 354-355).
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Sein Werk über die Obelisken
ist immer noch nicht publizirt, und zwar aus Mangel an Geld, um die angefangenen Kupfer beendigen zu laßen. –

Leben Sie wohl! Ich bin wie immerIhr Hirt.