Rom den 28 Novbr 1800
Lieber Freund,
Von Zoëga,
01.08.1800.
[Schließen]Ich schrieb Ihnen den 1 August, und habe seitdem nichts von Ihnen erfahren. Jener war nur
ein ausweichender Brief, dieser ist im Gegentheil ein einladender. Böttiger vermerkt dazu anlässlich des
Teilabdruckes des Briefes im NTM, 1801, 2. Bd., S. 54-55: "Zoega's, ohnstreitig des gelehrtesten und
gewissenhaftesten Antiquars, der jetzt in Rom lebt, Hauptwerk über die
Obelsiken wurde seit vielen Jahren von allen, die seinen Werth kannten
oder auch nur ahneten, mit heißer Sehnsucht begehrt. Es war aber als
päbstliches Eigenthum lang unter Siegel und Schloß. Seine Entkerkerung
muß den Alterthumsforschern um so willkommner seyn, da gerade diese
Hieroglyfenentzifferung neuerlich durch die Entdeckungen der Franzosen
in Aegypten stärker als je an die Tagesordnung gekommen, aber, wie es
scheint, weder durch die Kanalkosten-Berechnung in dreierlei Schrift,
worüber Ameilhon vor kurzem im Nazional-Institut
eine sehr unbefriedigende Nachricht vorgelesen hat, noch durch die
übrigen Versuche der Aegyptischen Kommission in Kairo um vieles weiter
gebracht worden ist. Von eben diesem gründlichen Antiquar haben wir nun
auch ein treffliches Werk über die in Rom befindlichen Basreliefs zu
erwarten, welches Heftweise erscheinen und immer eine Hauptklasse
zusammenstellen wird. B."
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Mein Buch über die Obeliske
, so lange versprochen, so lange vollendet, so lange vergraben, ist nun
endlich ans Tageslicht gekommen. Mir sind 100 Exemplare davon versprochen
worden, und also ist mir izt nichts angelegneres als mir wenns möglich wäre
Absaz davon zu verschaffen, woran hier in diesem Augenblick nicht zu denken ist.
Können Sie mir in dortiger Gegend dazu behülflich seyn, so erzeigen Sie mir
einen Freundschaftsdienst. daß Sie das Ihrige thun werden, davon bin ich
überzeugt: ob sich aber bey der izigen Schwierigkeit und Gefahr des Transports
etwas ausrichten lasse, ist eine grosse Frage. Der Preis ist hier zu 12 scudi
angesezt auf Schreibpapier, 10 Scudi auf geringerm, und verlangt man die Kupfer
auf grossen Bogen und mit breitem Rande komt es einen Scudo mehr. Einem
Buchhändler der sich entschlösse hier auf der Stelle 10 Exemplare zu nehmen,
würde ich einen Rabat von 20 per cent zugestehen. Eine kurze Anzeige davon in
dortigen Journalen einrücken zu lassen, würde wol nicht übel gethan seyn. Der
Titel ist: In lateinischer SchriftDe origine et usu obeliscorum ad Pium VI. P. M.
auctore Georgio Zoega Dano, Romae 1797 typis Lazarinii: 700 Seiten in
grossem Folio, eleganter Druk, mit 10 Vignetten, von denen 9 alte meistentheils
unedirte Monumente enthalten. Dabey folgen 8 Kupfertafeln, von denen die 3
grösten, ohne Rand, 4 Palm hoch, 2 ¼ breit sind, die 3 kleinsten 2 Palm hoch, 13
Unzen breit. Diese leztern stellen die Obeliske von Montecavallo
,
Montepincio
,
Montecitorio
im Prospecte vor, wie sie izt aufgerichtet stehen: die drey ersten
enthalten die Obeliske von
Montecitorio
,
Belvedere
,
Montepincio
, als Monumente mit dem Detail ihrer Sinbilder und Hieroglyfen mit
möglichster Genauigkeit nachgezeichnet. Die beiden mitlern enthalten, eine die
Spize des Obelisks von Montecitorio
im Grossen ausgeführt, die andre die Spize des Obelisks von Piazzanavona
die sich in fragmentarischem Zustande im
Borgianischen Museum
befindet. Das Werk ist in 5 Sectionen abgetheilt, von denen die erste
überschrieben: In lateinischer SchriftVeterum de obeliscis et de stelis aegyptiis
testimonia, 4 Capitel enthält, deren erstes alle Stellen der
Griechischen und Lateinischen Schriftsteller einbefast, wo von Obelisken die
Rede ist, theils mit Anmerkungen und Berichtigungen aus Handschriften, besonders
Plinius, hist. nat. XXXVI §§ 64-74.
[Schließen]die berühmte Stelle des Plinius
mit den Varianten von 30 Handschriften, wovon ich 16 die hier in
Rom vorhanden mit gröstem
Fleisse collationirt habe. Das 2 Capitel liefert auf gleiche Weise alle Stellen
der Griechen und Lateiner die von Egyptischen Stelen handeln. Das 3 die auf uns
gekomne Steinschriften Obeliske betreffend. Das 4 die bildlichen Alterthümer, wo
Obeliske vorkommen. Die zweite Section: In lateinischer SchriftEnarratio
obeliscorum aegyptiorum, qui hodie vel integri vel aliqua sui parte
superstites offenduntur: enthält im ersten Capitel eine genaue
Beschreibung, Ausmessung pp der in Rom vorhandnen Obeliske; im 2 ein gleiches von denen die in Europa
ausser Rom existiren; im 3
alles was sich von den in Egypten
und
Ethiopien
noch übrigen Obelisken hat zusammenlesen lassen, wobey in den Noten die
Stellen der Reisebeschreiber, so viele ich habe auftreiben können, in den
Originalsprachen
| 2 geliefert sind. Die dritte Section: In lateinischer SchriftDe usu obeliscorum in Aegypto: handelt im 1 Capitel von
Namen, im 2 von der Figur, im 3 von der Materie, im 4 von der Grösse, im 5 von
der Placirung, im 6 von der Bestimmung in 7
der Obeliske, im 7 vom Inhalt der auf ihnen vorkommenden Sculpturen, im 8 von
ihrer mechanischen Bearbeitung und Aufrichtung. Die 4 Section: In lateinischer SchriftDe origine obeliscorum: bey weitem die ausführlichste
und wichtigste ist in 3 Capitel vertheilt. Das erste Capitel: In lateinischer SchriftDe monumentorum instituto: verbreitet sich über den
Ursprung der Denkmäler im algemeinen, über die Natur und Beschaffenheit der
ältesten Denkmäler, die ihnen beygelegte Heiligkeit, die verschiednen daraus
entstandenen Gottheiten, über die unförmlichen Götterbilder der ältesten Zeiten,
die heiligen Bäume, die Fetischen und mancherley Amulete; ferner über die
Grabsteine und die Begrabnisgebräuche alter und neuer Völker, besonders der
Egypter, über ihre Mumien,
Sarcofage, Catacomben, Felsenfaçaden, Pyramiden und Grabcapellen, über ihre
Begriffe vom Zustande nach dem Tode verglichen mit denen der andern Nazionen.
Über die Pyramiden ist bey dieser
Veranlassung alles gesammelt was ich habe aufbringen können, wie auch über die
andern hiehergehörende Egyptische
Alterhümer. Das 2 Capitel: In lateinischer SchriftLitterarum apud Aegyptios usus et
origo: giebt zuerst alle Nachrichten der Alten über die Egyptische Schriftarten, handelt sodann
von der Natur, dem Gebrauch, der Anzahl der Hieroglyfen, und ihren Schiksalen in
den verschiednen Zeitaltern, wobey eine grosse Anzahl Egyptische Monumente angeführt und
erläutert wird. Ferner von dem gedoppelten Alfabete der Egypter, dem Gebrauch derselben, ihren
heiligen und andern uns bekant gewordnen Büchern. Endlich von dem Ursprunge der
verschiednen Schriftarten so wol bey den Egyptern als den übrigen uns bekanten Völkern, und von der
Entstehung der Alfabete aus den Hieroglyfen. Das 3 Capitel In lateinischer SchriftDe stelis aegyptiis atque de obeliscis originem trahentibus a stelis:
beschäftigt sich mit den Hermetischen und andern Egyptischen Denksäulen, und den in den
Tempelbezirken errichteten und verschiednen Gotheiten geheiligten Obelisken;
enthält eine Erklärung der auf den vorhandnen Obelisken vorkommenden und von den
Hieroglyfen verschiednen Sinbildern, und eine Beurtheilung der Hermapion beschrieb eine der durch Kaiser
Augustus nach Rom verbrachten ägyptischen Obelisken und übersetzte
dessen Inschriften ins Griechische. Durch den spätantiken Historiker
Ammianus Marcellinus wurde diese Übersetzung im griechischen
Originalwortlaut überliefert (vgl. Andreas Blasius: Königtum der
Ramessiden im Spiegel der griechisch/römischen Überlieferung, in: Das
Königtum der Ramessidenzeit. Akten des 3. Symposions zur ägyptischen
Königsideologie in Bonn 7.-9.6.2001. Hrsg. von Rolf Gundlach und Ursula
Rößler-Köhler, Wiesbaden 2003, S. 342).
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Hermapionischen Auslegung des
Flaminischen Obeliskes
. Die 5 Section: In lateinischer SchriftDe historia obeliscorum:
begreift im ersten Capitel was wir vom Obeliskenbau von den ältesten Zeiten bis
auf die Persische Erobrung wissen, im 2 von Cambyses bis auf Augustus, im 3 bis auf Sixtus
V, im 4 bis auf unsre Zeit. Das 5 enthält eine dreyfache
Chronologie der Obeliske, Michele Mercati: De gli obelischi di Roma. Roma
1589.
[Schließen]nach Mercati
, Athanasius Kircher: Athanasii Kircheri Soc. Iesv
Oedipi Aegyptiaci Tomus III. Theatrum Hieroglyphicvm, Hoc Est, Noua et
hucusque intentata Obeliscorvm Cœterorumque Hieroglyphicorum
Monumentorum, quæ tùm Romæ, tùm in Aegypto, ac celebrioribus Europæ
Musæis adhuc supersunt, Interpretatio Iuxta sensum Physicum,
Tropologicum, Mysticum, Historicum, Politicum, Magicum, Medicum,
Mathematicum, Cabalisticum, Hermeticum, Sophicum, Theosophicum; ex omni
Orientalium doctrina, et sapientia demonstrata. Felicibus Auspicijs
Ferdinandi III. Caesaris. Romæ MDCLIV [1654] [= Theatrum
Hieroglyphicum].
[Schließen]nach Kircher
, nach den im vorhergehenden angegebnen Gründen. Hier haben Sie einer [!]
gedrängte Inhaltsanzeigung, von der Sie etwa bey Ankündigung des Werks Gebrauch
machen können. Eine ausführlichere und accuratere Synopsis, die auch dem Buche
beygedrukt ist, hat Tatter
handschriftlich seit er lezt hier war, und Ein Brief an Tatter vom 28. November 1800 ist
nicht bekannt; in: Zoëga-Briefe nicht enthalten. -Wie Hirt bemühte sich auch Tatter, die
italienische Ausgabe Zoëgas in Deutschland bekannt zu machen. Am 15.
Januar 1801 antwortet Tatter auf Zoëgas Brief vom 28. November 1800:
"Herzlich freue ich mich über die endliche Erscheinung Ihres Werks;
ich bitte Sie inständigst, lassen Sie sich die Ihnen zugehörigen 100
Exemplare nicht aus den Händen spielen. Wir wollen dann hier sorgen,
daß wir sie unterbringen; ich schreibe deswegen mit nächster Post an
Heyne um mit ihm sowohl
diesen Punkt, als den vorläufigen andern des Einrückens einer
Anzeige in Journale, zu überlegen. / Meine Idee wäre, aus dem
Auszuge des Werks, die Sie so gut waren, uns mitzugeben, den
Hauptgang Ihrer Ideen auszuzeichnen und dem die Notizen beizufügen,
welche Sie mir in Ihrem lezten Briefe gaben. Wenn ich denn im Stande
bin, Ihnen etwas Positives zu melden, so werde ich gleich schreiben.
Auf jeden Fall wird aber der Transport zu Lande vorzuziehen seyn"
(zitiert nach: Zoëga-Briefe, Nr. 859, S. 307). - Am 21. Januar 1801
berichtet er dann über Heynes Antwort: "Eben erhalte ich Heyne's
Antwort, [...] und eile, Ihnen das Resultat seiner Meinung über die
in Betreff Ihres Werks zu machenden Maaßregeln, mitzutheilen. Er
sagt: 'mit meinem Buchhändler ist nichts zu machen, sie nehmen nur
in Commission und warten nur ab, bis jemand nachfragt. Eine
Kunsthandlung ist für solche Werke, welche gleich eine Anzahl zum
eignen Vertriebe nimmt; ich schreibe heute /18 Jan/ so fort nach
Nürnberg an Frauenholz
und mache den Antrag so, daß er gerade zu von dort aus an Herrn
Zoega sich wenden soll. Ferner schreibe ich an Treuttel und Würz,
welche den Kunsthandel mit Bücherhandel und Frankreich mit
Deutschland verbinden.'. / Zugleich räth mir Heyne, mich auch an die
Kunsthandlung Artaria in Manheim zu wenden, da er Gründe hat, dieß
nicht selbst zu thun, und verspreche Ihnen, ich will es versuchen,
mir den Canal dahin zu eröffnen. / Ferner schreibt Heyne: 'Was die
Ankündigung anlangt, so kann sie für sich wenig oder nichts
bewirken, kein Buchhändler schreibt deswegen nach Rom; aber daß die
Notiz sich verbreite, da das Werk nun erschienen sey, kann helfen.
Nun ist das eine lästige und kostspielige Sache, denn überall muß
viel bezahlt werden. Aber ein Blatt zur Anzeige kann ich drucken
lassen und mit den nächsten gel. götting. Anzeigen ausgeben lassen,
wenn sie es so gut finden; aus dieser Nachricht wird bald die Notiz
auch in andern Zeitungen und Journale kommen, ohne weitere Mühe.
Eben diese Anzeige können Sie ins französische übersezt, auch als
bloße Ankündigung, nach London für die Reviews senden, in den
Appendix. Ich denke auf vorgeschlagnem Wege erreichen wir alle
Zwecke.' / Es ist recht Schade, wie auch Heyne bedauert, daß wir
noch kein Exemplar in Händen haben; als dann könnte sogleich eine
umständliche Anzeige in die gött. gel. Anz. eingerückt werden; denn
in den übrigen Journalen von Ansehen läßt sichs mit den baldigen
Einrücken nicht so leicht bewerkstelligen, als bei diesem, bei dem
es von Heyne allein abhängt. Ich will indessen nach Heyne's
Vorschlag eine solche Ankündigung verfertigen, auch dieselbe
Englisch aufsezen; sorgen Sie nur, liebster Zoega, daß wir auch bald
ein Exemplar wenigstens, hieher erhalten. / Mein Rath ist auch, daß
Sie sich mit Frauenholz in ein festes Verhältniß sezen; das kürzt
die Sache ab und Nürnberg ist im Mittelpunkte von Deutschland; ich
wünsche und hoffe herzlich, daß wir diese Angelegenheit zu Ihrer
Zufriedenheit werden in Gang bringen können" (ebd., Nr. 862, S.
311). - Am 3. Juni 1801 schreibt Tatter erneut in dieser
Angelegenheit an Zoëga: "In Beziehung auf Ihr Werk, liebster Zoega,
habe ich Ihnen zu sagen, daß ich gleich damals, als ich Ihnen zulezt
schrieb, aus der Synopsis einen Auszug verfertigte, den Heyne die
Liebe für mich hatte, auf einen separaten vierthel Bogen
auszudrucken und den gött. Anzeigen beigeben zu lassen, ungefähr
abgefaßt, wie der Ihrige, den Sie mir zugeschickt haben. (Sie hatten
mir den vollständigen Titel, auch eine Anzeige der Kupfertafeln in
Ihrem damals erhaltnen Briefe mitgetheilt). In eben der Zeit
verfertigte ich auch englisch eine ähnliche Anzeige, die ich nach
London schickte und Sir William
Hamilton versprach, in irgend ein englisches Journal
einrücken zu lassen; ich habe nicht erfahren, was daraus geworden
ist; da ich auch aus Ihrem lezten Briefe sehe, daß sich schon andere
Freunde in England der Sache annehmen wollten, so ist es gleich
viel, ob Hamilton sein Versprechen erfüllt hat, oder nicht. / Mit
vieler Ungeduld erwarte ich nun das mir von Ihnen versprochne
Exemplar, das ich sogleich Heynen zuschicken würde, damit er die
Anzeige und Recension für die gelehrten Blätter daraus verfertigte;
denn der Plan derselben erlaubte nicht, aus Ihrer handschriftlichen
Synopsis, ehe noch das Buch selbst zu Händen gekommen war, eine
solche Recension einzurücken, wie mir Heyne damals schrieb. / Ich
hoffe, daß Sie jezt von Frauenholz schon Nachricht erhalten haben,
ich habe die Anzeige Ihres Werks auch schon nach Wien befördert. Das
Beste wäre, wenn Sie eine gewisse Anzahl Exemplare nach Deutschland
und England abschickten; wenn ein Mal das Werk da ist, so läßt sich
mit ordentlichen Buchhändlern leicht Uebereinkunft treffen und Ihre
Exemplare hätten dann den Vorsprung, indem ich ohnedes nicht glaube,
daß die Chalkographie recht thätig mit dem auswärtigen Absaze zu
Werke gehen wird. Recht viel hätten wir schon gethan, wenn nur erst
eine Recension in Deutschland gelesen ist; die bloße Anzeige wirkt
so viel nicht, weil man die mehr für das Werk eines Buchhändlers
hält, und eine solche Recension von Heyne erregt Aufsehen. Nach
Frankreich sollten auch gleich Exemplare gehen, zumal, in einem
Zeitpunkte, in welchem die Aufmerksamkeit so bestimmt auf Aegypten
gerichtet ist" (ebd., Nr. 885, S. 354f.).
[Schließen]auch an ihn habe ich eben heute in eben der Absicht geschrieben wie an Sie. Was ich von dem innern Gehalt desselben denke ist Ihnen schon
bekant, doch halte ich das Buch so wie es ist nicht für ganz unnüz, und manches
ist hin und wieder darinn was mir noch nicht leid ist geschrieben zu haben. Dem
sey nun wie es wolle, man kaufe es nur und beurtheile es dann mit aller Strenge.
Allemal bleibt es ein Buch das die öffentliche Bibliotheken und alle diejenigen
die mehr zum Anschauen als zum Gebrauch bestimt sind, kaufen müssen. Vielleicht
schicke ich Ihnen, wenn sich Gelegenheit anbiethen solte, ein Par Exemplare zu,
die Sie suchen mögen unterzubringen. Weiter habe ich Ihnen eben dismal nichts zu
sagen. Litterärische Neuigkeiten giebts hier nicht, und um die übrigen bekümre
ich mich so wenig als möglich. In der Künstlerwelt ist Canova der einzige von dem man reden hört.
Er bringt ein Werk nach dem andern hervor, neulich hat er eine Gruppe in Marmor
vollendet, die sehr vielen Beyfal findet, und deucht mich auch verdient: Die Skulpturengruppe gelangte nach Malmaison in
die Sammlung von Joséphine de Beauharnais; seit 1814 im Museum Ermitage,
St. Petersburg.
[Schließen]
Amor und Psyche die einen
Schmetterling betrachten
. Der Amor be-
| 3 sonders scheint mir sehr schön. Aber vielleicht
bin ich parteiisch, denn Canova
bezeigt mir seither viele Freundschaft, und je näher ich ihn kennen lerne, je
mehr schäze ich ihn als Mensch. Ihr andern Kenner mögt nur von seiner
Bildhauerej urtheilen was Ihr wolt. Von seinem grossen für Wien bestimten Grabmonumente, wovon das Model hier ausgestelt
ist, und täglich von neuen Zuschauern bewundert wird, haben Sie ohne Zweifel
schon reden hören. Dis hat nun, unter uns gesagt, meinen Beyfal nicht: aber wer
macht denn in unsern Tagen Grabmonumente, wo Menschenverstand drin ist? und wenn
einer sie machte, würde man ihn nicht steinigen? Es ist eine gegen die Wand der
Capelle anbx angelehnte Halbpyramide
gegen 30 Palm hoch, ihr Zockel, worauf noch Zwey Treppenstuffen sind, ungfähr
eben so breit. Die Thür der Pyramide ist offen, und vor der Façade sind Statüen
in Lebensgrösse auf den Treppen hingestelt, von denen ein Zettel, der den
Betrachtern auf der Stelle mitgetheilt wird, folgende Böttiger gibt die Stelle im NTM in deutscher Übersetzung
an: "Die Figur in der Matronenkleidung, die am Eingang der Pforte des
Monuments steht, bezeichnet die Tugend, die von zwei eingeweihten
Kindern begleitet, in einer Urne die Asche der Verstorbenen hineinträgt.
Ihr folgt die Barmherzigkeit oder Wohlthätigkeit, eine karakteristische
Tugend der Prinzessin, und führt einen armen blinden Mann mit einem
Kinde. Auf der andern Seite der Pyramide bemerkt man den Genius des
Fürstl. Gemahls, der die eheliche Zärtlichkeit ausdrückt, über einen
Löwen hingestreckt, dem Bilde der Unerschrockenheit der erhabenen
Prinzessin, die hier betrauert wird. Der am Kopf des Löwen angebrachte
Stammbaum der Erzherzogin, und der andere von ihrer königl. Hoheit, an
welchen der Genius sich anlehnt, erklären diese beiden Symbole. Oben an
den Pyramiden erblickt man im Basrleief die Glückseligkeit, die mit dem
Bilde der Verstorbenen gen Himmel fliegt. Das Bild ist mit dem Symbol
der Ewigkeit umkreist, und ein Genius reicht ihm die Palme" (NTM,
a.a.O., S. 60).
[Schließen]Erklärung giebt: In lateinischer SchriftLa figura in abito matronale che stà per entrare
nella porta del monumento, rappresenta la Virtù, la quale accompagnata da
due fanciulle iniziate, reca dentro in una urna le ceneri delle Defunta al
Sepolcro. Esse è seguita dalla Pietà osia Beneficenza, virtù caratteristica
della principessa, e seco conduce un povero vecchio cieco, con una bambina.
Dall'altra parte della piramide osservasi il Genio del principe sposo,
esprimente la tenerezza conjugale, abbandonato sopra un leone, immagine
della fortezza d'animo della principessa augusta di lui consorte, die cui ne
piange la perdita. Lo stemma della medesima posto alla testa del leone, e
l'altro di Sua Altezza Reale, su cui appoggia una mano il genio, spiegano
questi due simboli: All'alto della piramide vedesi in bassorilievo la
Felicità che vola in cielo coll'immagine di essa Defonta, circondata dal
simbolo dell'Eternità, e un Genietto che le porge la palma, premio dovuto
alle di lei Virtù. Uber der Thür der Pyramide ist die Inschrift: In lateinischer Schrift
Mariae Christinae Austriacae
Alberti Saxoniae Principis Conjugi. Die Tugend hat um den Kopf einen
vergoldeten Oelkranz, und trägt mit beiden Händen einen Aschentopf von gxxxx orientalischem Alabaster,
von welchem grosse Festonen herabhängen zu den beiden In lateinischer Schriftfanciulle iniziate, die ausserdem jede eine vergoldete Fackel tragen.
Die zw nachfolende Gruppe trägt
auch einen Feston, und vor ihren Füssen liegt noch ein Blumenkranz. In einer Beschreibung von "Canova's Denkmal auf
die Erzherzogin Christiana in der Augustinerkirche in Wien" in "Der
Freimüthige oder Ernst und Scherz", Nr. 215 vom 28. Oktober 1805, heisst
es dazu: "Man verkauft jetzt in Wien und Rom ein Kupferblatt im größten
Format, wo das von Dominico del Frate gezeichnete, vom Venetianer Pietro
Bonato in Rom 1805. gestochene Monument in seiner ganzen Herrlichkeit
sich darstellt", mit der Anmerkung: "Es kostet 24 Fl. und ist bei
Artaria in Wien und Mannheim und auch in andern Kunsthandlungen zu
haben. Zeichnung und Stich sind brav und vortrefflich auf den Effekt
berechnet, den die dunklen Partien des Marmors der Pyramide mit den in
carrarischen Marmor gearbeiteten Reliefs und Statuen am Monument selbst
hervorbringen. Vom Stich rühmt Vau de Vivere, daß er die bezaubernde
Weichheit, die dem Werke Canovas eigen sey, meisterhaft darstellt. Man
kann dieß Lob sehr gegründet finden, ohne jene zuweilen in Schlaffheit
aufgelösete Weichlichkeit zu billigen".
[Schließen]
Delfrate hat das Monument unter zwey
Ansichten gezeichnet, und vermuthlich wird es nächstens in Kupfer
gestochen. Der berühmte vescovo Inglese
ist wiederum hier, aber ohne Geld, und hat eine Menge Kunstwerke In der Bedeutung: Über die er im Voraus (in
Kaufabsicht) verhandelt hatte (nach Adelung, Wörterbuch der
Hochdeutschen Mundart, Leipzig 1793: "Zum voraus mündlich behandeln.
Waaren besprechen".
[Schließen]die er besprochen hatte abgesagt. Leben Sie wohl.