Berlin den 7 ten Dec. 98.
Brief erschlossen: [Von Böttiger, vor
07.12.1798].
[Schließen]Ihr lezter Brief war mir ein freundlicher Bote: und herzlich danke ich Ihnen, geliebter
Freund, für das vielfältige, was Sie mir darin berichten. Niemand wünscht
sehnlicher als ich, daß Sie aus der Vermutlich ist hier die Rede von einem Ruf
Böttigers "zu Direction einer philologischen Anstalt" in Kopenhagen mit
1800 Reichstalern Besoldung und 500 Reichstalern Witwenpension
(Aktenvermerk Christian Gottlob Voigts; Goethes Amtliche Schriften 2/2,
, bearb. von Helma Dahl, Weimar 1970, S. 585), "den er benutzen wollte,
um sein Unterrichtspensum am Weimarer Gymnasium verkürzen und sein
Gehalt aufbessern zu lassen; vgl. Amtliche Schriften 2/2, 585-591.
Inwieweit Böttiger hierbei nur Beziehungen spielen ließ
("Freimäurer-Connexionen") [...] oder ernsthafte Berufungsaussichten
hatte, ist ungeklärt. Jedenfalls blieb er unter unveränderten
Konditionen noch bis 1804 in Weimar" (nach: Goethe, Tagebücher, Bd.
II,2, hrsg. von Wolfgang Albrecht und Edith Zehm, S. 640). - Siehe auch:
Herder an Böttiger, Weimar, 1. Januar 1799, Herder an Goethe, Weimar,
nach dem 5. Januar 1799, Herder an Goethe, Weimar, 8. Januar 1799 (in:
Herder, Briefe, Bd. 15: Kommentar zu Bd. 8 (1799-1803), bearb. von
Günter Arnold, Reiner Schlichting, Klassik Stiftung Weimar (Goethe- und
Schiller-Archiv), Weimar 2012, Brief Nr. 1, Anm. 7-10, Brief Nr. 2, Anm. 3f., Brief Nr. 3, Anm.
3ff., 6f.).
[Schließen]jezigen Klemme sich in eine Lage versetzen möchten, wo Sie mit Muße, und Wahl Ihren
Studien leben könnten.
Ich bin zufrieden mit dem Gebrauch, den Sie von Vgl. den Passus über die Berliner
Kunstausstellung in Hirts Brief an Böttiger vom 20.10.1798 ["Da Sie den
Catalog ... Genüge thun soll"].
[Schließen]meinem Geschriebs
im Novemberstück des
deutschen Mercurs machten: und
wohl haben Sie gethan, Böttiger hat einige der kritischen Kommentare
Hirts weggelassen.
[Schließen]die verse nicht hineingesezt zu haben. Die Architekten Genz, und
der junge Gilly, der iezt von
Wien zurück ist, sind zwey
unserer bravsten jungen Leute, obwohl sie auch nach wenig festen Grundsäzen
arbeiten. – Schreibversehen statt: Ihr
[Schließen]Über
Aufsaz im Modejournal
Vgl. dazu Hirts Fragen in seinem Brief an
Böttiger vom 24.11.1798.
[Schließen]hat mich über manches verständigt, worüber mich der Prolog, den ich
von Goethe glaubte, im Zweifel ließ.
Indeßen um ein Urtheil zu fällen, muß man doch eine solche Einrichtung selbst
sehen, und die Sache seh mit eignen Ohren
hören, und lesen.
Das No 3. in den
Propylæen habe ich wieder gelesen; und
noch weiß ich nicht, was der Verfasser
damit bezielt. Mir scheint fast, daß damit zu viel, oder zu wenig
gesagt sey. – Auch zweifle ich, ob Meyer
in seinem Aufsaze über die Gegenstände
eine bestimmte Idee vor sich liegen gehabt habe. Es ist etwas, und
nichts gesagt, und überhaupt wenn es der Mühe werth wäre hierüber zu schreiben,
glaube ich, müßte der Gegenstand in einer andern Darstellungsart, u. ordnung
erscheinen. Mitunter kommen gute Nebenideen vor, aber dabey auch wieder ganz
schiefe Ansichten. – Was Göthe
über Mahlerey sagen wird, bin ich neugierig.
Über Porsena's Grabmal
Später gedruckt in Hirts "Geschichte der Baukunst bei den
Alten", Bd. 1, 1821, S. 249f.
[Schließen]habe ich auch einmal geabeitet. – Ich werde noch ein paar Stücke mit ansehen, u. sollten mir dann die
Sachen gefallen, und ich sehen,
| 2 daß das Publikum Intereße daran
nimmt, so bin ich gesonnen, an Göthe
hierüber zu schreiben.
Von dem Sachverhalt unklar. Möglicherweise ist hier
Friedrich Ernst Ballhorn (1774-1855) gemeint. Dieser studierte von 1793
bis 1798 Theologie und dann vor allem Philosophie an der Universität
Göttingen. Sein Philologiestudium schloss er im März 1798 mit der
Promotion zum Magister ab mit einem Beitrag zur Geschichte des älteren
Naturrechts. Er untersuchte die Frage, ob die Griechen und Römer im
Gegensatz zum positiven Recht auch eine Idee vom Naturrecht besaßen.
Dies könnte für Böttiger wie auch für Hirt von Interesse gewesen sein.
1800 wurde Ballhorn Hauslehrer in Amsterdam, studierte Jura in Amsterdam
und Göttingen und wirkte später als Kanzler des Fürstentums
Lippe-Detmold (nach: Johannes Tütken: Privatdozenten im Schatten der
Georgia Augusta. Zur älteren Privatdozentur (1734 bis 1831). Teil II:
Biographische Materialien zu den Privatdozenten des Sommersemester 1812.
Göttingen 2005, S. 535-549, hier S. 537). - Sein Vater, Ludwig Wilhelm
Ballhorn (1730-1777), war Direktor des Lyzeums in Hannover und fand in
Moritz' "Anton Reiser" Erwähnung. Nach seinem Tod wurden seine Söhne
zunächst zusammen mit Friedrich Schlegel von einem Hauslehrer in
Hannover unterrichtet.
[Schließen]Ballhorn weiß ich gar nichts. Friedrich und August
Wilhelm Schlegel.
[Schließen]Die Schlegel kommen hier immer mehr in Mißkredit. öffentlich und in Schriften nemlich – und in Gesellschaft werden sie
zum Gespött, vielleicht mehr, als sie verdienen.
Den PoßillianirendenGerning hielt sich 1798 bis 1800 mehrfach in
Weimar auf. Am 25. November 1798 vermerkt Goethe in seinem Tagebuch:
"Nachmittags H. Gerning, der mir seine geschnittne Steine zeigte", und
am 1. Dezember 1798: "Früh Gr: Fries. Lerse, Hofr. Wieland Gernings
Münzen" (Goethe Tagebücher, Bd. II,1, hrsg. von Edith Zehm, S. 267,
268).
[Schließen]
Gerning
kenne ich: wenn er des Pater
Die Münzsammlung des Bischofs Anton Gürtler aus
Neapel, die von dem königlich-neapolitanischen Legationsrat J. J.
Gerning aus Frankfurt am Main erworben worden war. Vgl. dazu: August
Beck: Ernst der Zweite, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, als
Pfleger und Beschützer der Wissenschaft und Kunst. Gotha 1854, S.
221-222: Im Dezember 1799 "bot der königlich-neapolitanische
Legationsrath J. J. Gerning aus Frankfurt a./M. sein Münzcabinet,
bestehend aus 1881 Stücken – darunter 1600 griechische Münzen – zum
Verkaufe an. Dasselbe, dem Range nach die dritte Sammlung in Neapel,
stammte von dem Bischofe Anton Gürtler, Beichtvater der Königin von
Neapel, der 16 Jahre daran gesammelt hatte. [Fussnote: Vgl. Rasche,
Lexicon T. VII. Praefatio pag. 2. T. VIII. San-SSS.]. Herzog Ernst ließ
die Sammlung durch Schlichtegroll für 350 Louisd'or ankaufen. Gerning
hatte an diesen Kauf nur die Bedingung geknüpft, daß ihm als
Kunstsammler in billigem Tausche dienen könnende Doubletten des
herzoglichen Münzcabinettes abgelassen werden möchten."
[Schließen]
Gürtlers ganze
Münzsammlung erhaschte, so that er einen guten Fang. Graf Moritz von Fries hatte in Begleitung seines
Hofmeisters Franz Christian Lerse (Lersé) von 1794 bis 1797 an der
Universität Leipzig die Rechte studiert. Graf Fries, der die
Kunstsammlung seines frühverstorbenen Bruders Joseph von Fries
fortführte und über enorme finanzielle Mittel für Kunstankäufe und
Mäzenatentum verfügte, reiste zusammen mit Lerse u.a. nach Dresden,
Berlin und Weimar. Weimar besuchte er 1797 und 1798. Den letzten Besuch
von Fries und Lerse erwähnt Goethe in seinen Tagebüchern am 30. November
und am 1. Dezember 1798. An Schiller schreibt Goethe am 1. Dezember
1798: "Graf Fries hat unter andern ein Duzend alte Kupfer von Martin
Schön [Schongauer] mitgebracht an denen ich zuerst das Verdienst und
Unverdienst dieses Künstlers schematisiren könnte es ist uns höchst
wahrscheinlich ob gleich Freund Lerse die entgegengesetzte Hypothese hat
daß die Deutschen in einer frühern Connexion mit Italien gestanden"
(Goethe WA, IV, Bd. 13, S. 324).
[Schließen]
Fries u. Lerset sind zwey liebe Leute, und ihr Urtheil über die Münchnergallerie ist richtig, obwohl sie nicht mit der
kaiserlichen in Wien zu
vergleichen ist. Wo reisen sie iezt hin?
Ich weiß seit einiger zeit wenig
über
von
unserm Hirt war zusammen mit Meierotto im Mai 1798 die
Aufsicht über die königliche Münz- und Medaillensammlung übertragen
worden. Er plädierte für eine Zusammenlegung aller dieser Bestände und
schlug dafür die königliche Bibliothek vor. An das Direktorium der
Akademie der Wissenschaften schreibt er am 28. Mai 1798: "Es wird [...]
den Herrn Direktoren nicht unbekannt seyn, daß ein Theil der königl.
Münzsammlung sich auf dem Schlosse in Berlin, und ein anderer nicht
weniger beträchtlicher theil im Antikentempel zu Potsdam befindet. Im
Falle nun ein gründliches arrangement dieses wichtigen Zweiges der
ältern und neuen Litteratur, und Kunst statt haben sollte; so wäre vor
der Hand wesentlich nöthig, daß diese Sammlungen vereiniget würden. Ein
Gleiches sollte mit der königl. Gemmensammlung geschehen, in Verbindung
mit den kleinern Bronzen, und andern antiken Geräthschaften, welche iezt
Pêle-mêle auf einer Bank in dem Antikentempel umher liegen. Alle
genannte Gegenstände gehören zusammen, weil sie gleichsam ein- und
dasselbe Studium ausmachen" (Archiv der BBAW, PAW (1700-1810), I-XV-3,
Bl. 6r-v).
[Schließen]Münz u. gemmencabinet. Wir haben allda keine Heizung, und also ist für den Winter wenig zu
thun. Sollten indeßen Sie, oder Herder – dem Sie mich bestens empfehlen werden – einzelne
Abdrucke bald wünschen, so würde dieß keine Schwierigkeit machen. Ich denke im
Frühjahr mich selbst ex officio daran zu machen.
Die Düsseldorfer Gemäldesammlung umfasste mehr
als 1000 Exponate vor allem italienischer, flämischer und
niederländischer Malerei der Renaissance und des Barock und galt als
eine der bedeutendsten Gemäldegalerien Europas. 1795 wurde sie vor der
vorrückenden französischen Armee nach Mannheim in Sicherheit gebracht.
Später gelangten große Teile der Kunstsammlung nach München.
[Schließen]Die Düßeldorfer
Gallerie
sah ich nie: ich habe aber just Nicolas de Pigage: La Galerie électorale de
Dusseldorff ou catalogue raisonné et figuré de ses tableaux: dans lequel
on donne une connoissance exacte de cette fameuse collection, & de
son local, par des descriptions détaillées, & par une suite de 30
planches, contenant 365 petites estampes rédigées & gravées d'après
ces même tableaux. Basle: du Mechel [u.a.], 1778. - Tafelband u.d.T.:
Estampes du catalogue raisonné et figuré des tableaux de la Galérie
électorale de Dusseldorf. - Die Kupferstiche stammen von Christian von Mechel. Die Gemälde
sind dabei nach Sälen und Wänden geordnet.
[Schließen]die Kupfer davon auf meiner Stube, u. sehe, daß sie an italienischen Sachen arm ist. Im oben genannten Prachtkatalog von 1778 sind
zwei Raphaels verzeichnet, die im dritten Saal aufgehängt waren: Nr. 122
"Une sainte famille" ["Die Heilige Familie mit der Heiligen Elisabeth
und Johannes dem Täufer" (ca. 1506)] und Nr. 165 "Saint Jean Baptiste
dans le désert" [beschrieben von Wilhelm Heinse in den "Düsseldorfer
Gemäldebriefen", Kap. 9). Das Gemälde stammt von Daniela da
Volterra.
[Schließen]Die so getauften Raphaels
sind weit entfernt es zu seyn. Indeßen wäre es immer eine herrliche
acquisition, ebenso wie die Münzsammlung –
Die Sammlung des Prinzen August ist
zerrißen, so daß er selbst nicht weiß, wie es damit gehen wird. Der Prinz war ein geschätzter Gemmensammler und
-kenner. Johann Heinrich Meyer, der in Rom mit dem Prinzen August
bekannt geworden war, berichtet von einer "Sammlung von geschnittenen
Steinen von drey- bis vierhundert Stück, worunter einige vortreffliche
sind" (Meyer an Goethe, 12. Dezember 1795, in:
Goethe-Meyer-Briefwechsel, 1917, S. 160).
[Schließen]Einiges weniges von geschnittenen Steinen hat er bey sich - anderes in Neapel, anderes auf der Reise nach Triest – Der Prinz hatte u.a. in der Gegend des alten
Ostia graben lassen, wo die dann nach ihm benannte Statue der "Venus Augustea" gefunden
wurde.
[Schließen]die Statuen etc. noch gröstentheils verborgen in Rom.
Ich würde sehr bedauern, wenn das Vasenwerk liegen bleiben sollte. | 3
Gestern hatte ich einen langen Brief erschlossen: [Von Bury, vor
07.12.1798].
[Schließen]Brief vom Mahler Bury aus Rom: der aber gröstentheils mit seinen
eigenen kläglichen Umständen angefüllt ist. Er würde gern seine Über seine mehrfache Beschäftigung mit Rubens geben die Briefe Burys an
Goethe Auskunft. So schreibt er am 9. August 1788 an Goethe: "{...[ ich
hab einen sehr Schönen Rubens im Hauß gehabt welcher jemand in Neapel
gehört, hab eine Gruppe draus copirt weil die farben so schön daran
waren, Ihre Neue Binzel hab ich darzu gebraucht es war mir wieter ganz
wohl mit öhlfarben Umzugehen" (Bury-Briefe, S. 20). - Bury an Goethe,
Rom, 11. Dezember 1788: "Ich zittere aller Liebster; daß ich einen
Schritt gethan ohne Ihre Einwilligung, [...] nemlich, die Gelegenheit
einen Quercino, Paulo Veronesse, Gerhardo della Notta, und 2 Rubens
gekauft zu haben, alles was man sehen kann von diesen leuthen, letzteren
sind Lebens grosse Bilder, Die scizzen welche ich Ihnen bald schiken,
werden Ihnen grosses Vergnügen machen" (ebd., S. 33). - Bury an Goethe,
Florenz, 21. September 1790: um seine Schulden zu begleichen, möchte er
"die Rubensen" verkaufen, "welche in einem palaste recht sehr gut thun
werden, denken Sie hierüber auf mich, eines, oder das andere kann man
aber unter 100 Zecchinen nicht geben" (ebd., S. 60). Mit letzteren
scheinen die beiden im vorliegenden Brief erwähnten "Cartons von Rubens"
gemeint zu sein, die er offensichtlich bis dahin noch nicht verkaufen
konnte. Die zwei "nicht näher identifizierbare[n] Kartons" (Bury-Briefe,
S. 138) wurden im Januar-Heft des NTM 1799, S. 61, angeboten: "Auszug
eines Briefes aus Rom. / Rom, d. 4. Novembr. 98. / Der Mahler Bury in
Rom möchte gern seine zwey großen Kartons von Rubens - jedes für 100
Dukaten - verkaufen, um sich zu helfen. Dabey hat er verschiedene
Aquarellzeichnungen, Copieen nach vortrefflichen Gemählden fertig, die
er auch anzubringen wünschte."
[Schließen]zwei großen Cartons von Rubens
– jedes Stück – für 100. Dukaten verkaufen, um sich zu helfen. Meyer kennet sie, und folglich würde ich
Sie bitten es dort bekannt
zu machen. Es wäre etwas für den Grafen
Fries. Dabey hat er verschiedene Acquarellzeichnungen, Copien
nach vortrefflichen Gemälden, fertig, die er auch anzubringen wünschte.
Rom besizt noch seine
Privatgallerien: nur der Prinz
Aldobrandini
Dasselbe teilt Bury auch Goethe in einem Brief
aus Rom vom 22. November 1798 mit: "Rom besitzt noch alle seine prifat
gallerien, ausgenommen Aldombrandini hat das Gemählt des Christus von da
Vinci mit seiner ganzen Gallerie für 6000 Scuti an zwey Englische
Künstlern verkauft, wie auch Altieri seine zwey Clautio an dieselben
verkauft hat, von dem Christus, und der Eitelkeit, in Barbarini von
Leonhart habe ich 2 gute kopien, welche ich Ihnen für Liebhaber
empfählen kann. 60 Zecch. ist der genauste preiß für beyde" (Bury-Briefe
S. 97-98). Über den Verkauf der Gemälde berichtet ebenso Karl Ludwig
Fernow im NTM 1798: "Kunstnachrichten. Ueber den gegenwärtigen Zustand
der Kunst in Rom. / Rom, den 1. Okt. 1798": "Die Gemähldesammlung der
Villa Aldobrandini, die zwar nur klein war, aber mehrere schöne und
merkwürdige Gemählde alter Meister, eines Mantegna, Mazzuoli, Bellini,
Tizian u.a. enthielt, ist unter der Hand verkauft worden; einige dieser
Gemählde sah ich neulich bey einigen italienischen Mahlern. Zwey der
schönsten Claude Lorrains des Pallasts Altieri sind für 10,000 Pezzi
duri nach Neapel gewandert; denn zur Kontribuzion mußte Geld
aufgetrieben werden" (NTM, 1798, Bd. 3, S. 284); siehe auch den bereits
oben zitierten "Auszug eines Briefes aus Rom" im NTM 1799, Bd. 1, S. 61.
- "Das damals irrtümlich Leonardo da Vinci zugeschriebene, tatsächlich
aber von Bernardino Luini stammende Gemälde "Christus unter den
Pharisäern" gelangte nach seinem Verkauf zunächst in die Sammlung
Alexander Days (um 1800)" (Bury-Briefe, S. 200).
[Schließen]verkaufte seinen Cristus
von Leonardo mit der gesammten
Gallerie an zwey englische Maler Day,
und Fagen um 5000. Scudi. Auch hat
lezterer Es handelt sich um die beiden Bilder von Claude
Lorrain "Psyches Vater opfert
am Tempel des Apollo in Milet" (1663) und "Landschaft mit der Landung des Aeneas in
Latium" (1675), die sich seit dem 17. Jahrhundert im Palazzo
Altieri in Rom befanden. Sie wurden 1798 "von den englischen Malern
Charles Grignion und Robert Fagan für die Summe von 10000 Scudi gekauft
und über Neapel und Palermo nach England geschmuggelt, wo sie zunächst
in den Besitz William Beckfords gelangten; sie befinden sich heute in
der Fairhaven Collection, National Trust, Anglesey Abbey,
Cambridgeshire" (Martin Dönike, Bury-Briefe, S. 200-201).
[Schließen]die zwey schöne
Claude Lorrain vom Prinzen Altieri erstanden.
Der [!]
Die Römische Republik (Repubblica Romana) von
1798-1799 war eine durch das revolutionäre Frankreich errichtete
italienische Tochterrepublik. Sie wurde am 15. Februar 1798 ausgerufen
und im September 1799 aufgelöst. Die Republik erhielt eine Verfassung
nach dem Vorbild des französischen Direktoriums. Dazu ausführlich: Wikipedia.
[Schließen]Römische Republik sammelt iezt die noch übrigen beßern Kirchengemälde, um eine Gallerie zu
formiren – zu diesem Zweck ist die Kreuzabnehmung von Daniel da
Volterra auf Trinità de'
monti schon Mit dem Frieden von Tolentino, den Pius VI. am
19. Februar 1797 unterzeichnen musste, war die Plünderung der römischen
Kirchen und der päpstlichen Sammlungen verbunden. Die Kunstwerke sollten
für das Museé Napoleon nach Paris verbracht werden. Das Augenmerk der
Franzosen war dabei schon frühzeitig auf die berühmte "Kreuzabnahme" gefallen.
Von den Plünderungen in Trinitá de' monti berichtet u.a. Fernow im NTM:
"Die Kreuzabnehmung von Daniel di Volterra in der Kirche auf Trinita de'
Monti hat man, nebst den Seitengemählden, sammt der Mauer ausgesägt um
sie nach Frankreich zu transportiren." ("Über den gegenwärtigen Zustand
der Kunst in Rom", NTM 1798, Bd. 3, S. 285). Schwere Anklagen gegen die
Kunstraub der Franzosen in Italien und insbesondere über die Art, wie
von den Eroberern die Fresken Ricciarellis in S. Trinità de' Monti
behandelt worden waren, finden sich in der anonym erschienenen Schrift
"Der Kampf um Europens Stiefel. Ein Gemälde aus der Bildergalerie
unserer Tage (Erfurt 1800, S. 7): "Das erhabene al fresco-Gemälde des
Daniel da Volterra, die Kreuzabnehmung, wo besonders die herrliche
Gruppe des Vordergrundes, die Mutter des Erlösers in Ohnmacht liegend,
unübertrefflich schön dargestellt war, sägten die Franzosen aus der Wand
heraus - und, ach, zerbrachen es - und auf diese Art gingen unzähliche
Gemälde, Statuen und andere Kostbarkeiten unter ihren ungeschickten
Händen zugrunde, deren Verlust unschätzbar ist." Zehn Jahre später
schreibt der römische Restaurator Pietro Palmaroli über die Behandlung
der Fresken: "An ein Werk von so hoher Verantwortung war man
herangetreten, ohne auch nur die Anfangsgründe der Kunst zu kennen, ohne
auch nur einen Funken von Genie zu besitzen. Da man die ganze Sache auf
eine lächerliche und für das ganze Bauwerk höchst gefährliche Art und
Weise begann, so ereignete sich das, was sich ereignen mußte. Es wurde
nämlich eine Seitenwand der Kapelle in der ganzen Dicke der Mauer
einfach ausgesägt. Der Pfeiler, der das Gewölbe trug und nicht genügend
durch Stützen gesichert war, brach zusammen, das Gewölbe der Kapelle
stürzte ein und infolgedessen auch ein Teil des Hauptgewölbes. Und da
man sich nicht die Mühe gab, die Kapelle wenigstens sofort auf andere
Weise zu bedecken und vor den Unbilden der Witterung und dem
hereinströmenden Regen zu schützen, da überdies die Soldaten, die im
Kloster untergebracht waren, den Trümmerhaufen benutzten, um dort ihre
Bedürfnisse zu verrichten, so wurde auch der Kreuzabnahme solcher
Schaden zugefügt, daß dies herrliche Werk in kurzem zu sein aufgehört
haben würde, wenn ich nicht das Geheimnis gefunden hätte, seine Farben
wieder herzustellen" (Guattani, Memorie encyclopediche Romane sulle
Belle Arti. Tomo V, 1810, S. 127; zitiert nach:. Ernst Steinmann: Das
Schicksal der Kreuzlegende des Daniello da Volterra, in: Monatshefte für
Kunstwissenschaft, hrsg. von Georg Biermann, Bd. 12, Nr. 8/9 (1919), S.
193-212, hier S. 204). - Während die Seiten- und Deckengemälde verloren
gingen, blieb die "Kreuzabnahme" erhalten und verblieb in Rom. Sie wurde
1809 von Palmaroli von der ausgesägten Wand auf Leinwand übertragen und
später für Santa Trinità de' Monti zurückgekauft (vgl. Ernst Steinmann: Der Kunstraub Napoleons, Kap. 6: Die Plünderung
Roms ).
[Schließen]ausgesägt worden.
Das schönste Oelgemälde von
Julio Romano – in der Deutschen
Kirche – Santa Maria
dell'anima – unter dem Vorwande daß es eine Flammlandische Kirche sey – Die Franzosen besetzten und beschlagnahmten im
Sommer 1798 die deutsche Kirche (so wie die meisten Kirchen, Klöster und
geistlichen Institute zum französischen Nationaleigentum erklärt wurden)
und plünderten und versteigerten deren gesamte Kunstschätze. Das Gemälde
von Giulio Romano im Hochaltar, das die Heilige Familie vor einer
antiken Architekturruine zeigt, flankiert von den knienden Aposteln
Markus und Jakobus, wurde zuerst in die Französische Akademie am Corso
gebracht und sollte dann nach Paris abtransportiert werden. Die Kirche
diente in der Folge als Heumagazin und Pferdestall. Nach dem
Zusammenbruch der Römischen Republik 1799 konnten die beschlagnahmten
Kunstwerke zurückerworben werden und kehrten in die Kirche
zurück.
[Schließen]ist von den Franzosen genommen worden.
Leben Sie wohl, empfehlen Sie mich allen, auch der niedlichen Jagemann – und laßen Sie sich bald wieder etwas von sich hören –
Ihr Hirt.
Mad. Sander ist immer noch nicht wohl
– hofft aber Beßerung durch ihre baldige Im Februar 1799 wird der jüngste Sohn der Familie
Sander, Karl Wilhelm Heinrich Ferdinand, geboren.
[Schließen]Niederkunft. Hier ist wohl der Prinz August von England
gemeint, der von Feßler am 20. Dezember 1798 in die Loge "Zur siegenden
Wahrheit", eine Berliner Tochterloge der "Royal York de l'Amitié",
aufgenommen und im Juni 1799 zum ersten Aufseher der Loge gewählt wurde.
Vor seiner Abreise aus Berlin 1800 ernannte ihn die "Royal York" zum
Repräsentanten bei der Londoner Großloge.
[Schließen]
Feßler hat wieder einen neuen
Schüler
, Zu Feßlers Logenreform siehe ausführlich: Florian
Maurice: Freimaurerei um 1800. Ignaz Aurelius Feßler und die Reform der
Großloge Royal York in Berlin..Tübingen 1997.
[Schließen]und arbeitet immer fort in Freymaurer Sachen: besonders da die Die Große National-Mutterloge "Zu den drei
Weltkugeln" (gegründet 1740), die Große Loge der Freimaurer von
Deutschland (1770 als Großloge konstituiert) und die Großloge Royal York
(gegründet um 1752; 1798 Aufteilung in vier Berliner Tochterlogen). 1810
vereinigen sie sich zum Freimaurerverein der drei Großlogen zu Berlin;
vgl. dazu ausführlich: Karlheinz Gerlach: Freimaurerlogen in Berlin, in:
Uta Motschmann (Hrsg.): Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften
1786-1815. Berlin 2015, S. 258-399.
[Schließen]
drey Mutterlogen
hier sich immer noch nicht recht verständigen wollen. Johann Daniel Sander schreibt dazu an Böttiger,
Berlin, 22. Dezember 1798: "Wie Sie wissen, ist unser Feßler
Mit-Redacteur des Berl. Archivs geworden. Das ist ein kleiner Zuschuß zu
der Bezahlung der beiden Pensionäre, die er jetzt wieder hat. Aber - zu
meiner Freude bekommt er jetzt einen größeren. Gestern, als ich gerade
in meiner Handlung gewesen bin, hat Hirt uns besucht u. meiner Frau
erzählt: Feßler sey Mitglied (Assessor?) des Ober-Schul-Collegiums
geworden, u. solle, weil er den Katholicismus kenne, das Fach der
katholischen Schulen, besonders in Südpreußen unter seiner Aufsicht
haben. Morgen spreche ich Feßler, u. bringe ihm noch eine gute
Nachricht. Ich habe ihn der Voßischen Buchhandl. an meiner Stelle
vorgeschlagen. Sie wird ihm zwar nicht geben, was ich bekam; indeß kann
ich ihn für das Correspondiren mit Gelehrten; für Durchlesen der
einlaufenden Mscrpte u. dergleiche, doch wenigstens, vorläufig, 300
thaler versprechen. Ueberhaupt scheint sich des guten Feßlers
Glücksstern nun auf einmal zu wenden. Denken Sie nur! Dieser Tage hat er
den Englischen Prinzen August in seine Loge aufgenommen!" (Briefwechsel
Sander-Böttiger, Bd. 2, S. 263).
[Schließen]Er ist iezt mitredacteur vom Archiv der
Zeit etc –