Rom den 21ten Junius 1794.
Gnädigste Herzogin!
Brief erschlossen:
[Von Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, Weimar, vor 21.
Juni 1794].
[Schließen]Der Brief, den mir Johann Isaak Gerning war im Sommer 1794 zu Gast
bei Ferdinand IV. in Neapel. - Sein Vater Johann Christian Gerning hatte
anlässlich der Kaiserkrönung 1790 den König von Neapel, Ferdinand IV.
von Borbon, und seine Gemahlin Königin Maria Carolina in seinem Haus am
Frankfurter Roßmarkt beherbergt. - Vgl. auch den Brief Hirts an Gerning
vom 24. Juni 1794.
[Schließen]
Herr Gerning
überbrachte, und worin Ew. Durchlaucht mich der Fortdauer Ihres
Gnädigsten Andenkens versichern, freute mich ungemein. Die kleinen Aufträge
suchte ich gleich zu besorgen, nemlich die Übergabe des Geldes an Collina, der mir sagte, daß er in einem
eigenen Schreiben Ew. Durchlaucht danken würde. Die Sepia und Pinsel sandte ich
auf Verlangen des Herrn Gernings
selbst nach Neapel an Hn. Heigelin.
Ich ward seit meiner
Friedrich Bury hatte Hirt bereits im November
1793 in Rom zurückerwartet. Am 12. Oktober 1793 schreibt er an Anna
Amalia: "der Lange Antiqua[r] Hirt, welcher sich diesen Sommer in
Deuschland aufgehalten, wird nun bis ente 9br mit Rißen schritte angewakelet
kommen" (Bury-Briefe, S. 85).
[Schließen]Rückkunft aus Deutschland
in Mitte des Jenners bis iezt mit Fremden beschäftiget, deren Anzahl für die Zeiten, in denen
wir leben, ungemein stark war. Ich kannte, und begleitete davon eine große
Menge. Augustus Frederick war zwischenzeitlich nach
England zurückgekehrt, nach einem schweren Asthmaanfall im Januar 1794
aber wieder nach Italien aufgebrochen, wo er im März über Livorno in Rom
eintraf, zunächst seine Wohnung im Palazzo Correa nahm und sich über die
Sommermonate nach Grottaferrata zurückzog.
[Schließen]
Prinz August von England ist
auch wieder seit dem Monat Merz hier, und da ich als ein zu seinem kleinen Hofstaat gehöriges Mitglied
angesehen werde, so bringe ich auch da viele Zeit hin. Nur seitdem er in
Grottaferrata ist, wo er für
den ganzen Sommer ein Landhaus gemiethet hat, bin ich etwas freyer, und obwohl
ich von Zeit zu Zeit hingehen werden, so denke ich doch die Sommermonate in der
Stadt für meine eigenen
| 2Arbeiten zu benüzen. Meine Reise des vorigen
Jahres durch ganz Oberitalien,
durch einen Theil der Schweiz,
Schwaben, München und Wien, hat mich nun in stand gesezt,
ungehindert und mit gehöriger Vorbereitung der Materialien an der Geschichte der
neuern Kunst arbeiten zu können. Ich hätte sehr gewünscht, meine Tour bis in die
Gegenden von Sachsen ausdehnen zu
können, aber mein längerer Aufenthalt bey meinen Ältern verspätete mich
zusehr.
Die Hoffnung Hirts auf eine Anstellung in
russischen Diensten zerschlug sich. Vgl. dazu auch den Brief des Gothaer
Staatsministers Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg an Goethe, 20.
August 1794 (Goethe RA, Bd. 1, Nr. 1023) sowie das Konzept des
Antwortbriefes: "Durchlaucht die Herzogin haben mir vor einiger Zeit
eröffnet, daß Ew. Wohlgeb. wegen der nach dem Reiffensteinischen Tode
eröffnenden russischen Pension, um welche Sie nachgesucht, einige
Nachrichten zu erhalten wünschen. Ich habe deshalb nach Gotha
geschrieben und durch einen Freund bey Herrn von Grimm sondiren lassen.
Es hat derselbige zu vernehmen gegeben, daß er Ew. Wohlgeb. auf
Empfehlung des Herrn von Gleichen und anderer Freunde zum Nachfolger
Reiffensteins der Kaiserin empfohlen habe, worauf er aber im Januar d.
J. eine abschlägige Antwort bekommen. Herr von Grimm hat dabey geäußert,
daß er deshalb Ew. Wohlgeb. Wunsch nicht ausser Augen lassen wolle und
wenn er ja künftig Aufträge von der Kaiserin, die sich auf Rom beziehen,
erhalten sollte, solche durch niemand als durch Ew. Wohlgeb. ergehen zu
lassen, um dadurch wieder eine schickliche Einleitung zu machen" (WA, 4.
Abt. Briefe, Bd. 18, Nr. 3033a, S. 56f.). – Zu Reiffenstein und zum
Verhältnis Reiffenstein–Hirt sind in der geplanten Neuausgabe der
Korrespondenz Katharinas II. von Rußland mit Friedrich Melchior Grimm
neue Erkenntnisse zu erwarten.
[Schließen]Mein Gesuch an Rußland,
in die Stelle Der kaiserlich russische Rat und
Kunstagent von Zarin Katharina II. von Rußland, Johann Friedrich
Reiffenstein, war am 6. Oktober 1793 in Rom gestorben.
[Schließen]des seeligen Reiffenstein
zu kommen, ist nicht abgeschlagen, auch so viel ich weiß, noch an keinen andern
gegeben. Briefe aus Rußland erschlossen, nach 6. Oktober
1793 und vor 21. Juni 1794.
[Schließen]Die Briefe, welche ich hierwegen erhielt, laßen mich nicht ohne Hofnung, wenn man
anders bey diesen alle Gegenden von Europa umfaßenden Unruhen nicht eher zu
fürchten, als zu hoffen hätte. Ich weiß nicht, ob meine Vermuthung gegründet
ist, den Herrn Baron v. Grimm in
dortigen Gegenden zu vermuthen. In diesem Fall würde ich mir die Freyheit
nehmen, Ew. Durchlaucht zu bitten, ein Vorwort für mich bey ihm einzulegen. Brief erschlossen: [An Johann Melchior Grimm,
Wien, nach 6. Oktober 1793 und vor 21. Juni 1794].
[Schließen]Ich schrieb demselben von Wien aus, sobald ich den Tod Reiffenstein’s erfuhr. Ich fand bey meiner Ankunft allhier Brief erschlossen:
[Von Johann Melchior Grimm, vor Mitte Januar 1794].
[Schließen]seine Antwort, die nicht
ungünstig lautete; seither erfuhr ich aber nichts weiter.
| 3
Ich diente Ew. Durchlaucht sehr gerne mit Nachrichten aus der Litteratur hiesiger
Gegenden. Aber außer einigen unbedeutenden Dissertationen ist alles steriler,
als jemals. Zoega ist in dem Druck
weit voran mit der Geschichte der
Obelisken, mit einer Menge anderer seltener Untersuchungen, welche
man nur von einem Zoega erwarten
kann. – Das Antiken-Graben wird forthin sehr ämsig getrieben, und meistens mit
gutem Erfolg. Viele vorzügliche Monumente sind im Verlauf eines Jahres entdekt
worden. Unter andern in Palestrina
eine 1793 von Gavin Hamilton in dem La Villa
genannten Gebiet bei Palestrina gefundene Statue.
[Schließen]Colossalstatue des
Antinous bey weitem die schönste Arbeit, die wir aus den Zeiten Hadrian’s kennen. Die Artemis-Statue wurde Ende 1793 von Robert Fagan auf dem
Grundbesitz des Prinzen Philip Colonna im Albanergebirge in "Feudo di
Rocca di Papa", Macchia della Molara, Tenuta della Riquardata gefunden
und nach dem Besitzer des Fundortes "Artemis Colonna" benannt. 1822
wurde sie durch Vermittlung von Niebuhr in Rom aus dem Palast Colonna
für Friedrich Wilhelm III. und sein Berliner Museum erworben (nach
Fendt, 2012, Bd. 2, S. 238-246, hier S. 239; Vogtherr 1997, S.
167).
[Schließen] Prinz Colonna fand alle
Fratocchie in der Nähe
von Albano eine Diana
im langen Gewand mit dem besten Kopf, den wir bisher von dieser Göttin
haben. Die in Gabii gefundene Marmorstatue der
Diana/Artemis, ein Reh haltend und mit einer Krone aus Rehböckchen
geschmückt, wurde zuerst im Palazzo Braschi in Rom aufgestellt.
[Schließen]Eine andere Diane
entdekte Cardinal Braschi bey
Gabii
, von ganz neuer Stellung und Costum; sie hat eine Krone von Hirschen um
den Kopf. Ernst Platner erwähnt dazu in seiner
"Beschreibung der Stadt Rom", Bd. 3, Stuttgart und Tübingen 1837, S.
620: "In einer Vigna neben dem Kloster S. Sebastiano entdeckte man im
Jahre 1793 mehrere Inschriften, die sich auf die Familie Ulpia bezogen.
Man findet dieselben in der Sammlung von Guattani unter dem Titel
Iscrizioni scoperte nella Vigna etc. an. 1793".
[Schließen]In der vigna neben S.
Sebastiano ward das Grabmal einer ganzen Familie
entdeckt, mit kleinen und größern Statuen, Büsten, In lateinischer Schriftare,
Inschriften, Sarcofagen, welche zusammen mit den Kammern selbst ein Ensemble vom
höchsten Intereße formiren, obwohl die Arbeit nicht von der besten Zeit ist. Es
gehörte einer freygelaßenen Familie Ulpia und Aelia zu,
also aus den Zeiten Trajan’s und
Hadrians. Carlo Fea beschreibt in"Relazione di un Viaggio
ad Ostia e alla villa di Plinio detta Laurentino fatto dall' Avvocato
Carlo Fea, Presidente alle Antichità Romane e al Museuo Capitolino",
1802, S. 73-78, ausführlich diese Entdeckung einer römischen Villa, die
1794 auf dem Gebiete des Duca Cesarini in Campo Iemini bei Ardea zum
Vorschein kam, da sich ein darüber aufgewachsenes Stück Wald durch den
Regen im April losgerissen hatte. Neben dem Prinzen August waren Robert
Fagan und Sir Corbet Corbet an den Ausgrabungen beteiligt. Zu den im
Folgenden von Hirt erwähnten Skulpturen schreibt Fea: "Un Mercurio dio
della palestra nell'atteggiamento, e forma di quello del Museo
Pio-Clementino, detto l'Antinoo, e nudo com' esso, ma senza il braccio
destro; al sinistro affatto nudo manca la sola mano, nel resto ben
conservato; di fianco alla gamba sinistra vi è il tronco di palma. E'
alto 7. palmi, e in marmo Greco" (S. 75) - "Il figlio di Niobe più
giovane simile a quello di Firenze, mancante del braccio destro" (S.
73). - "Una Venere in marmo Greco duro, simile a quella del Campidoglio
rinomatissima, della stessa proporzione, e mossa, mancante della gamba
sinistra con un pezzo della coscia, di mezzo piede, e d'un pezzo del
braccio sinistro, con vaso liscio alla parte sinistra. La testa eravi
impernata da tempo antico. Del suo merito ne parleremo poi" (S. 74).
"Della detta statua di
Venere, andata in Inghilterra, ne ho salvato almeno un gesso,
che ho posto tre anni sono nel Museo Capitolino, affinchè gli
intendenti, e gli artisti possano farne il confronto coll'altro della
celebre Venere dello stesso Museo. La prima ha il vantaggio sulla
seconda, che questa ha il naso modernamente rifatto in maniera, che la
deforma; l'altra lo ha suo ben conservato, e nel resto di poco le cede:
ma sono copie forse amendue di più insigni Greci originali, quale è la
citata Venere Chigiana, opera di Menofanto" (S. 77). - Nach der
Restaurierung der Marmorskulptur durch John Deare in Rom wurde sie nach
London verschifft, wo sie Prinz August seinem Bruder George IV. von
England übergab, der sie im Carlton House aufstellte. William IV.
schenkte die "Campo Iemini Venus" (auch nach dem Finder "Venus Augustea"
genannt) 1834 dem British Museum; vgl. auch: Ilaria Bignamini: The
'Campo Iemini Venus' redisovered. In: The Burlington Magazine, vol. 136,
No. 1097 (Aug. 1994), S. 548-552. – Siehe auch Hirts Brief an Goethe vom
28. Juni 1794.
[Schließen]Die größte Entdeckung und neueste aber ist diejenige von Prinz August v.
England am Meere drey Meilen von Ardea in einem Gute des Duca
Cesarini.
| 4 Bis iezt sind 14 Statuen mit einer Menge
Fragmenten gefunden worden. Ich sah sie selbst mit dem Prinzen auf dem Plaz. Vorzüglich ist ein
ganz erhaltener Merkur, der jüngste Sohn der Familie der
Niobe, der nemlichen
Gruppe, welche in Spanien unter dem Namen Orestes u. Pylades bekannt ist, und – und eine Venus
in dem gewöhnlichen Akt der Schamhaftigkeit, wie
Die sogenannte Mediceische Venus, 1618
aufgefunden in der Villa des ehemaligen Kaisers Hadrian, war zuerst
in Rom im Garten der Villa Medici ausgestellt; heute in den Uffizien
in Florenz.
[Schließen]
die Mediceische
. Aber auch so gut? – Der Kopf, welcher ganz erhalten, ohne Vergleich
schöner: am Körper fehlen die Finger, und ein Bein; aber so was Fleischiges
kenne ich in der Kunst nicht – größer als die Mediceische ist ihr Körper nicht so delicat,
und in dieser Rücksicht muß sie der Florentinischen weichen. Die Statue wurde im 17. Jahrhundert in Rom
gefunden und wird seit 1752 in den Kapitolinischen Museen in Rom
ausgestellt.
[Schließen]
Die Capitolinische
muß weit zurückstehen. Obwohl sie dem Prinzen angehört, so wünsche ich doch, daß der Pabst sie hier behalten möge. Der Ort, wo
man noch immer zu graben fortfährt, war wahrscheinlich, nach Fragmenten von
Inschriften nemlich, eine Villa des Sallustius.
Mit den neuern Kunstwerken geht es soso. "Durch Philipp Hackert's Vermittelung bestellte
der Fürst Joseph von Schwarzenberg im J. 1790 bei T. ein Denkmal für seinen Vater,
den Fürsten Johann Nepomuk von Schwarzenberg. Trippel's Entwurf zeigt
eine ähnliche Anlage wie die des Denkmals des Grafen Czernichew.
Allerdings fehlt hier die Pyramide, dafür aber ist der Sarkophag, der
die Büste des Verstorbenen trägt, etwas erhöht. Zu beiden Seiten erheben
sich aber wiederum zwei überlebensgroße weibliche Figuren, die
Wohlthätigkeit und die Gerechtigkeit, welche die hauptsächlichsten
Tugenden des Fürsten versinnbildlichen sollen. Widrige Umstände
verzögerten die Aufstellung und architektonische Vollendung auch dieses
Denkmals, so daß erst der Fürst Johann Adolf von Schwarzenberg sie
veranlaßte, als er im J. 1877 die Grabkirche seines Hauses bei Wittingau
in Südböhmen vollenden ließ. Das Schwarzenberg-Grabmal war die letzte
große Arbeit Trippel's" (Artikel "Trippel, Alexander" von Hermann Arthur
Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 38 (1894), S.
624-625).
[Schließen]Das Grabmal für den
Fürsten Schwarzenberg
vom seeligen - Alexander Trippel starb am 24. September 1793
im Alter von 49 Jahren in Rom an Malaria.
[Schließen]
Trippel
ist von seinem Schüler Schmidt
vollendet, und ich habe bereits die Kasten [Pasten?] nach Trieste abgeschickt. Zu Anfang der neunziger Jahre machte Rehberg
einen Ausflug nach Neapel und zeichnete, mit einer Empfehlung an Lord
William Hamilton versehen, die Attituden der wegen ihrer Schönheit
berühmten Lady Emma Hamilton. Diese mimisch-plastischen Darstellungen
erschienen unter dem Titel: "Drawings faithfully copied from nature at
Naples and with permission dedicated to the Right Honorable Sir William
Hamilton, his Brittanic Majesty's Envoy extraordinary and
plenipotentiary at the court of Naples. By his most humble Servant
Frederick Rehberg. Historical Painter in his Prussion Majesty's Service
at Rome" 1794 in Rom, gestochen von Tommaso Piroli (1752-1824), ohne den
Namen der Lady Hamilton auf dem Titel zu nennen. Nur die Nachstiche des
Leipziger Industrie-Comptoirs trugen den Titel: "Attitüden der Lady
Hamilton" und erschienen schließlich in Lithographie von H. Dragendorf,
herausgegeben von Auguste Perl zu München 1840 (12 Blätter, 4°). Sie
zeigen Lady Hamilton als Sibylle, Magdalena, Träumerin, Sophonisbe,
Nymphe, als Muse des Tanzes, Iphigenie, Priesterin, Cleopatra, als heil.
Rosalie und Niobe. Diese Bilder trugen Rehberg große Reputation ein.
[Schließen]
Rehberg hat von Mylady Hamilton
Zeichnungen stechen laßen Ich lege eine Art Beschreibung hievon bey, welche er wünschet, Böttiger bespricht die Rehbergschen Zeichnungen
in seinem Beitrag "Tischbein's Vasen. Lady Hamilton's Attitüden von
Rehberg" im Journal des Luxus und der Moden, Weimar 1795, Bd. 10,
Februar, S. 58-85.
[Schließen]daß sie in dortigen Blättern abgedrukt würde. Angelika wird noch von tag zu
tag wundervoller, so daß ich so gar begeistert ward, einige elende Verse auf
verschiedene ihrer leztern Gemälde zu machen. Sie sind die Geburt eines Abends.
Siehe den Anhang zu diesem Brief.
[Schließen]Ich lege dieselben auch bey. Ein schlechter Verseschmidt verdienet zwar wenig Nachsicht, aber deutsche
Verse in Rom gemacht erscheinen
auch mit keiner Protension.
| 5 Mit Büry geht es iezt so ziemlich. Ich hatte ihm seit vorigen Jahre
Vorschub beym Prinzen August gegeben,
der einiges von ihm copiren ließ. Dieß Jahr geht’s noch beßer. Der Prinz giebt ihm eine monatliche kleine
Pension, und ist nun mit ihm auf dem Lande, wo er den Sommer über an dem Über das Bild schrieb Johann Heinrich Meyer am 12. Dezember 1795 an
Goethe: "Ich bin bey dem englischen Prinzen August eingeführt und sehr
gnädig empfangen worden. […] Bury hat ihn in ganzer Figur, etwa 2 Fuß
hoch, vor einem weißen Pferde stehend, in Wasserfarbe gemahlt. Der
landschaftliche Hintergrund von Bäumen und Felsen ist recht gut
gerathen, die Kleider sind sehr kräftig und überhaupt das ganze Bild
nicht schlimm und von artiger Wirkung." (Goethe-Meyer-Briefwechsel, I,
S. 162 f. - Das Bild ist verschollen.)
[Schließen]
Portrait des Prinzen zu
Pferd
, ungefähr 3 Schuh hoch in colorirter Zeichnung arbeiten wird.
Der Landschaftszeichner und Kupferstecher Gmelin hat bereits die dritte Platte von den Aussichten in
Tivoli publiziert. Diese lezte
stellt die Grotte Neptuns vor,
von Ponte lupo her genommen, wo man
die beyden Tempel damit sieht. Er arbeitet iezt als Pendant an dem Waßerfall in Terni. Er hat auch 6 kleine radirte
Blätter ausgegeben, Friedrich Wilhelm Gmelin: Tivoli Villa Adriana. - Ders.: Blick von den Termen in die
Villa Hadrians in Tivoli
[Schließen]zwey von den intereßantesten Ruinen der Villa
Hadrians
, ein anderer Ruin von
Palestrina, Eine Grotte und Ruinen an der Südseite des
Pausilippo, genannt "die Schule des
Virgil".
[Schließen]die Schule
Virgils an der Spize des Pausilippo,
die Eremitage an der höchsten
Spize von Ischia, und die Eremitage an der höchsten
Spize von Capri. Lauter intereßante
Gegenstände. –
Von Tischbein erhielt ich lezthin den
dritten Band der Nach dem Verkauf seiner ersten Vasensammlung an
das Britische Museum in London begann Sir William Hamilton mit dem
Aufbau einer neuen Sammlung und publizierte sie 1791-95 in vier, von
Wilhelm Tischbein illustrierten Bänden: William Hamilton / Johann
Heinrich Wilhelm Tischbein (Hg.): Collection of Engravings From Ancien
Vases Of Greek Workmanship.
[Schließen]griechischen Vasen ohne text. Man kann wirklich nichts erfreulicheres sehen. Er verspricht
mir mit nächstem den vierten.
Eine englische Dame, Miss Knight, bittet mich, in dortigen Gegenden Nachrichten über ein Buch einzuziehen, | 6 das nicht lange erschienen seyn soll, unter dem Titel: „Geschichte der Schiffarthskunde bey den alten Völkerschaften von H. Berghaus. Leipzig. 2. Theile in Großoctav. mit einer Karte u. 12 Kupfern.“ Sie wünscht zu wißen, welche Aufnahme es gehabt hat, und den Preis davon. Ich bitte um Unvergebung, daß ich Ew. Durchlaucht mit dieser Anfrage beschwerlich falle.
Von Neapel her haben wir seit
einigen Tagen Beim Ausbruch des Vesuv am 15. Juni 1794
verschüttete ein Lavastrom Torre del Greco; mehrere Tage lang
verwüsteten Lava und Ascheregen sowie Erdbeben die Region. Vgl. dazu:
Fortgesezte Berichte vom Ausbruche des Vesuvs am 15. Junius, 1794. von
Herrn Scipio Breislack, Professor der Mineralogie bey dem Königlichen
Artillerie-Corps, und Herrn Anton Winspeare, Obristlieutenant des
Königlichen Ingenieur-Corps. Nebst einer meteorologischen Abhandlung vom
Hagel […] von Herrn M. A. d'Onofrio. Aus dem Italiänischen übersezt.
Dresden 1795.
[Schließen]schrekliche Nachrichten. Schon am 12ten dieß in der Nacht verspürte man mehrere starke Erdstöße
in der Stadt und umliegenden gegenden, so daß sich alles alla Chiaja, villa Reale etc. flüchtete. Die folgenden
Tage nahm man seine Zuflucht zum Gebeth. Den 15ten
kamen die Erschütterungen stärker, und den 16ten soll
der Vesuv ganz unten mit einem
fürchterlichen und unbeschreibbaren Donnern geborsten seyn, mit einem eine Meile
breiten Strom von Lava, der den ganzen Ort Torre del greco überschwemmte, und über eine Meile in’s Meer
geht, das von der Hize kochen soll. Dieß sah ich theils in Briefen, theils hörte
ich es von hieher im ersten Schreken geflüchteten Augenzeugen. Weiteres Detail
erwartet man.
Vor wenigen Tagen ward hier ein Turineser eingezogen, bey dem man unter andern Schriften den Plan fand, welchen die Franzosen befolgen sollten, um in Italien ein- und vorzudringen. Es werden unter der Hand immer Leute eingezogen.
Ich bitte um die fernere Fortdauern Ihrer hohen Gnade und verbleibe in gehorsamster Ergebenheit
Ew. Durchlaucht gehorsamst unterthänigster
Hirt. | 7