Selten wird es mir vergönnt, ein Wörtchen an Ew. In lateinischer SchriftExcellenz zu In lateinischer Schriftadressiren, weil ich nicht mit
leeren Händen, das heißt: mit bloßen Phrasen vor Ihnen erscheinen möchte.
Erwünscht ist mir demnach die Veranlaßung, Ihnen Ruppert, 1958, S. 312, Nr. 2164. - Goethe bedankt
sich am 24. Mai 1830. In seinem Tagebuch vermerkt Goethe am 15. Mai 1830
den Empfang des Buches: "Hirts Kunstbemerkungen über Dresden und Prag"
(WA, III, Bd. 12, S. 243), und etwa ein Jahr später, am 25. April 1831,
eine Diskussion darüber mit Meyer: "Hofrath Meyer [...] Gespräch über
Herrn Hirts Reise nach Dresden" (ebd., Bd. 13, S. 68; außerdem S. 99). -
Zur Rezension der Weimarer vgl. Von
Goethe, 24.05.1830 und An
Goethe, 01.01.1832.
[Schließen]
ein kleines Buch
zuzusenden, welches zwar In der "Vorerinnerung", datiert "im October
1829", schreibt Hirt dazu: "Gegenwärtige Bemerkungen über Kunst und
Alterthum wurden bereits vor zehn Jahren - 1819 - bey Gelegenheit einer
Badereise geschrieben, theils in Teplitz und Carlsbad, theils nach der
Rückkunft in den paar ersten Monaten zu Berlin. Damals sie durch den
Druck bekannt zu machen, hinderten mich dringendere Arbeiten. Die
Papiere wurden zurückgelegt, und nicht wieder von der Stelle gehoben bis
in diesem Sommer, wo mir die zerrüttete Gesundheit eine wiederholte
Reise nach den Böhmischen Heilorten gebot. / In Dresden verglich ich das
früher Geschriebene mit den Denkmälern aufs neue; und da mir schien,
dass meine Bemerkungen auch jetzt noch für Freunde der Kunst und des
Alterthums nicht ohne Interesse seyn möchten, so wurden sie dem Drucke
übergeben. [...] / Bey wiederholtem Aufenthalte in Dresden hatte ich mir
eine bedeutende Menge Notizen gesammelt. Jetzt folgte mir das frische
Andenken in die Heilorte; und da ich nicht leicht ohne irgend eine
geistige Beschäftigung seyn kann; so wollte ich, dem Einflusse einer
heitern Jahreszeit und dem Anschauen einer schönen Natur hingegeben, die
Musse benuzzen, mir selbst von dem Gesehenen Rechenschaft abzulegen.
Kein Anstrengen sollte es seyn, sondern mehr Lust und Erheiterung des
Geistes: alles sehr wohl verträglich mit der Aufmerksamkeit, welche ein
Badegast der Wiederherstellung gestörter Gesundheit zuzuwenden hat.
[...] Das Thun bestand übrigens bloss in dem Ordnen und Classifiziren
meiner frühern Aufzeichnungen, um dadurch dem Gedächtnisse zu Hülfe zu
kommen. Da aber dabey der Geist genöthigt ward, manches in reiflichere
Betrachtung zu nehmen, und Verwandtschaften und Unterschiede zu
bemerken; so konnte es nicht fehlen, dass sich in manchen Beziehungen
neue und unerwartete Aufschlüsse ergaben. / Dabey hat das Ordnen in
Classen das Eigene, dass manches, was früher wenig bedeutend schien,
hervortritt, und manches Ueberschätzte in die ihm gebührende Reihe
zurücktritt. Dadurch wird aber manchmal bey einer Sammlung schon viel
gewonnen" (S. III-V).
[Schließen]schon längere Zeit geschrieben, aber erst iezt erschienen ist. Möge es Ihnen einige angenehme
Erinnerungen an Sammlungen, die Sie beßer als ich kennen, und woraus auch Sie
die erste Weihe und Lehre schöpften, zurückrufen; und daraus zugleich die
Überzeugung faßen, daß ich Ihrem Streben immer nahe war.
Goethe kam 1786 nach Rom, wo Hirt ihm bei der
Besichtigung der Altertümer als Begleiter diente.
[Schließen]Es sind iezt 43 Jahre, wo ich mit Ihnen zuerst unter den Denkmälern Roms wanderte. Ich freue mich immer zu
sehen, mit welcher treuen Anhänglichkeit die Musen Sie bis zur Stunde (möge es
noch lange geschehen!) durch das Leben begleiten. Was ich in jener Zeit Ihrem
Umgange und später Ihrer gütigen Ermunterung auf meiner damals betretenen Bahn
verdanke, haben die Jahre aus meinem Gemüthe nicht verwischt. Was ich vermochte
| 2 habe auch über der Zeileich zu leisten mich
bemüht, und die Studien sind es, die meinen Geist und Körper noch emporhalten.
Mit seinen Werken "Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten" (Berlin 1809)
und "Die Geschichte der Baukunst bei den
Alten" (3 Bde., Berlin 1821-1827) sowie zahlreichen
Einzelpublikationen. - In einem Brief vom 12. Februar 1796 hatte J. H.
Meyer aus Rom an Goethe berichtet: "Hirt, der arme Hirt wird [...] mit
einem Werk über die Baukunst [...] seinen Ruhm unwiederbringlich zu
Grunde richten: er bemüht sich darin, alle Ordnungen und Glieder der
Gebäude aus der uranfänglichen Holzconstruction herzuleiten"
(Goethe-Meyer-Briefwechsel, Bd. I, 1917, S. 199). Goethe antwortete
Meyer darauf am 3. März 1796: "Die fixen Ideen, welche der gute Hirt
schon so ein Dutzend Jahre nährt, mögen denn freylich etwas steif und
trocken geworden seyn, Mannigfaltigkeit des eignen Geistes und
Biegsamkeit gegen fremde Gegenstände sind niemals seine Eigenschaften
gewesen" (Goethe, WA IV, Bd. 11, S. 40). - Später bemerkt Goethe in den
"Tag- und Jahresheften" zu Hirts "Die Baukunst nach den Grundsätzen der
Alten" (1809): "Hirts Werk über die Baukunst forderte zu neuer
Aufmerksamkeit und Teilnahme in diesem Fache [...]".
[Schließen]Was ich für die Architektur zu thun mir angelegen seyn ließ, Die Geschichte der bildenden Künste bei den
Alten. Von A. Hirt. Berlin 1833.
[Schließen]möchte ich noch für die Geschichte der
bildenden Künste bey den Alten leisten. Auch für diese Arbeit möchte ich Sie als Zeugen und Prüfer meines
sorgsamen Fleißes sehen. Aber schwer komt man zur Beendigung eines solchen
Unternehmens. Je näher dem Ziel, je mehr fühlt man die Lücken, und welche
Rückschritte, um Versäumtes nachzuholen, und tiefer zu erörtern, man machen
sollte. Auch hier zeiget sich das Streben als ein Unerreichbares.
Hirt war seit 1820 offiziell mit dem Aufbau und
der Einrichtung eines preußischen Kunstmuseums betraut worden. Am 6. Dezember 1820 reichte er einen
Bericht zur Einrichtung des Museums an das Ministerium der Geistlichen-
Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten ein. - Knapp neun Jahre
später erbat er am 13. April 1829,
vorgeblich aus Gesundheits- und Altersgründen, Dispenz von seinen
Geschäften beim Kunstmuseum: "[...] Ich bitte also Ew: Excellenz
gehorsamst, meine Lage berücksichtigen, und bei Seiner Majestät gütigst
bewirken zu wollen, daß ich von jetzt an von den Geschäften bei dem
Museum despensirt werde. Ich darf um so mehr auf diese Gnade rechnen, da
ich doch außer Stande bin thätig mitzuwirken, und ich mehr hinderlich,
als förderlich sein würde" . - Goethe war schon früher über Hirts
Ausscheiden informiert. Am 29. Juni 1829 schrieb er dazu an C. L. F.
Schultz: "Unser Freund Hirt erfährt nun, was Napoleon erfahren mußte:
"Wer den Menschen allzu unbequem wird, hat zu erwarten, daß sie sich
doch zuletzt zusammenthun und ihn beseitigen." Dabey glaubt denn doch
ein solcher mit festem Gefühl, man thue ihm durchaus Unrecht" (Goethe
WA, IV, Bd. 45, Nr. 258, S. 310, Z. 15-20).
[Schließen]Meine Geschäfte zur Einrichtung des In lateinischer SchriftIn lateinischer SchriftMuseum, denen ich seit Jahren her viele Zeit
opferte, habe ich bereits seit einem Jahre abgegeben.
Zur endgültigen Ausgestaltung des Museums vgl.
den Bericht von Wilhelm von
Humboldt, der der neuen Einrichtungskommission vorstand,
an den König vom 21. August 1830. Darin heisst es u.a.: "Die Anordnungen
des ganzen Geschäfts sind von der Commission gemeinschaftlich berathen
und beschlossen worden. Ebenso haben alle Mitglieder der Commission den
speciellsten Antheil an der Auswahl der Bilder und der Beaufsichtigung
der Restauration derselben genommen, und ich kann hierbei namentlich der
Thätigkeit und der schätzbaren Kunstkenntnisse der Professoren Wach und Dähling erwähnen. Die
Ausführung an Ort und Stelle aber, sowie einzelne Geschäfte, sind
natürlich einzelnen Mitgliedern zugefallen; alles Architektonische, die
Besorgung der Zeichnungen zu den Bildrahmen, den Postamenten, Consolen,
Tischen, Schränken, die Veranschlagung dieser Gegenstände u. s. w. dem
Geheimen Ober-Baurath Schinkel,
der sich um die gesammte Anstalt das größeste Verdienst erworben hat,
die Restauration der antiken Bildwerke, so wie Alles, was dieselben
sonst betrifft, den Professoren Rauch und Tieck, die Restauration der Bilder dem Maler Schlesinger, die ersten Vorschläge
zur Anordnung der Gemälde, die Vertheilung derselben in die
verschiedenen Klassen, die erforderlichen historischen Vorarbeiten zur
Bestimmung der Meister und die Anfertigung des Verzeichnisses der
Gemälde dem Dr. Waagen.
Letzterer ist zugleich mit dem ganzen Geschäftsbetrieb bei der Anstalt
beauftragt gewesen, hat die Rechnungen für die Restauration und andere
specielle Gegenstände theils geführt, theils revidirt und die Ausführung
alles Details an Ort und Stelle besorgt. Ohne seine unausgesetzte
Thätigkeit, sowohl für die Aufstellung der Bilder, als bei der
Anfertigung des Verzeichnisses, würde die Eröffnung der Gallerie jetzt
nicht möglich gewesen sein" (zitiert nach: Alfred Freiherr von Wolzogen:
Aus Schinkel's Nachlaß, Bd. 3, Berlin 1863, S. 298-299). - In den
Ausführungen zur Sammlungsabteilung I. Gemälde
wird dabei auch an Hirts
Tätigkeit erinnert: "Für diese Sammlung war, als Ew. Königliche Majestät
die Gnade hatten, durch die Allerhöchste Kabinetsordre vom 8. Mai
vorigen Jahres mir die Leitung der neu ernannten Commission
Allergnädigst zu übertragen, bereits sehr viel durch die frühere
Commission unter der
thätigen Mitwirkung des Hofraths Hirt geschehen. Die so ungemein
zahlreiche Solly'sche
Sammlung war schon im Ganzen insofern gesondert, daß die beiden
großen Massen des ganz Unbrauchbaren und des auf keinen Fall dem Museum
Einzuverleibenden von dem zu diesem Zweck Brauchbaren abgesondert waren"
(ebd., S. 303). Zur Arbeit der früheren Kommission, zu veränderten
Grundsätzen, zur Aufstellung der Gemälde, der antiken Bildwerke, der
Vasen und kleineren Kunstgegenstände, der Handzeichnungen und
Kupferstiche im Einzelnen führt Humboldt des weiteren aus: "Das
Restaurationsgeschäft war schon seit Jahren in Gang gesetzt und erfreute
sich auch schon der von dem Maler Schlesinger und seinen Gehülfen Köster und Keller befolgten Methode.
Auch mit der Einrahmung, jedoch nur der Bilder der Solly'schen Sammlung,
war man schon weit vorgeschritten. Von den Mitgliedern der jetzigen
Commission hatten an diesen früheren Arbeiten der Geheime Ober-Baurath
Schinkel, Professor
Wach und Dr. Waagen Theil genommen. / Auch
die Auswahl der für das Museum zu bestimmenden Bilder, sowohl von den
Sammlungen als aus den Königlichen Schlössern war, mit Ausnahme der Giustinianischen Gallerie,
bereits soweit getroffen, als das bei der oft sehr verschiedenartigen
Ansicht der Beurtheilenden und mangelnder Norm der Entscheidung möglich
war; da aber die neue Commission nur zum Theil aus den Mitgliedern der
früheren bestand, und neue Mitglieder hinzugekommen waren, so mußten
schon aus diesem Grunde die Auswahl, sowie es auch die Allerhöchste
Kabinetsordre vom 8. Mai 1829 ausdrücklich bestimmte, ganz von neuem
vorgenommen werden. Dies ist durch die Commission mit der gehörigen
Sorgfalt geschehen. Das früher über jedes Bild gefällte Urtheil ist
dabei immer in Erwägung gezogen worden, und die Commission hat auch die
Meinungen des von Rumohr
benutzen können, da derselbe kurz vorher alle Bilder der hiesigen
Sammlungen sorgfältig durchgesehen und geprüft hatte. / Das Resultat
dieser Auswahl ist nun gewesen, daß die Gemäldegallerie laut des
Verzeichnisses jetzt aus eintausendeinhundertundachtundneunzig Gemälden
besteht, von welchen dreihundertundsechundvierzig aus den Königlichen
Schlössern, sechshundertundsiebenundsiebzig aus der Solly'schen,
dreiundsiebzig aus der Giustiniani'schen Sammlung herstammen, und man
einhundertundzwei einzelner von Ew. Königlichen Majestät huldreichst
gemachten Erwerbungen verdankt. Unter den letzteren sind neunundfünzig
von dem von Rumohr angekauft,
welche sich durch Wohlfeilheit des Preises bei ihrem inneren Werthe
auszeichnen. / Restauration. / Eine sehr
verständige, nur das wahrhaft von der Hand des Meisters herrührende
sichtbar zu machen bemühte Restauration zeichnet die Gemälde der
hiesigen Sammlung vorzüglich vortheilhaft aus. Ich habe schon im Vorigen
bemerkt, daß die Commission hierin nur auf dem bereits sehr zweckmäßig
gelegten Grund fortzuarbeiten und das Geschäft zu Ende zu führen hatte.
Durch die Auflösung der früheren Commission waren die
Beaufsichtigungsconferenzen der Restauration unterbrochen worden. Ich
habe dieselben sogleich wieder in Gang gebracht, und es ist bis jetzt
regelmäßig damit fortgefahren worden. Zugleich habe ich, so wie nach und
nach die Verminderung der Arbeit es erlaubte, zur Ersparung der Kosten
die Zahl der dabei angestellten Personen verringert, und jetzt ist die
Sache so weit gediehen, daß sie blos dem Restaurationspersonal
überlassen werden kann, welches mit einem großen öffentlichen Museum zur
Erhaltung der Gemälde nothwendig immer verbunden sein muß. Der auch
künftig zur Besorgung des Restaurationsgeschäftes beim Königlichen
Museum bestimmte Maler Schlesinger hat, die ganze Zeit der Thätigkeit der
Commission über, die Direction über dasselbe mit ebensoviel Eifer als
Einsicht geführt. / Einrahmung. / Die Einrahmung
der Gemälde ist, da es darauf ankommt, jedes Bild dem Auge auf eine
harmonische Weise begrenzt darzustellen, von größerer Wichtigkeit, als
man gemeinhin denkt. Im Ganzen hat man bei dem Königlichen Museum sehr
einfache und in der Ausführung wenig kostbare, von Ew. Königlichen
Majestät vorher Allerhöchst genehmigten Muster angewendet. Hauptbildern
aber, den Raphaels, van Eycks u. a. m. hat man reicher verzierte Rahmen
geben zu müssen geglaubt, und der etc. Schinkel hat dieselben auf sinnreiche und geschmackvolle
Weise dem Zeitalter der Bilder anzupassen gesucht. Von den alten Rahmen
hat man, so viel als nur möglich war, beibehalten, so wie man überhaupt
bedacht gewesen ist, die Kosten bei diesen Arbeiten möglichst zu
vermindern. Da bei der Auswahl der Bilder durch die spätere Commission
eine Partie Gemälde, welche die frühere Commission für das Museum
bestimmt hatte, davon ausgeschlossen worden sind, so hat es sich wohl
zugetragen, daß von diesen jetzt ausgeschlossenen Bildern mehrere für
das Museum bereits restaurirt und eingerahmt waren. Die Commission hat
indeß Mittel gefunden, diesen Kostenaufwand nicht unnütz werden zu
lassen. Die restaurirten Bilder sind, zum Ersatz der dem Museum
einverleibten, in die Königlichen Schlösser gekommen, wo sie doch auch
der Restauration bedurft hätten, und die für sie angefertigten Rahmen
hat man, vermittelst leichten Verschneidens, zu anderen Museumsbildern
gebrauchen können. / Aufstellung. / Bei der
Anordnung der Gemälde mußte man, wenn der Zweck des ästhetischen
Genusses sich mit dem der künstlerischen Belehrung vereinigen sollte,
mehrere Punkte zugleich ins Auge fassen. Jedes Gemälde mußte, so viel es
möglich war, sein richtiges Licht erhalten, die Hauptbilder jeder Wand
mußten die Aufmerksamkeit des Beschauers ungetheilt beschäftigen können,
vor allen Dingen aber mußte die Aufstellung so geschehen, wie die Bilder
untereinander der Zeit und Schule nach zunächst verwandt sind. Die
architektonische Einrichtung der Abtheilungen machte es allein möglich,
dies Alles im hohen Grade zu erreichen; die durch Querwände geschiedenen
Räume erleichtern dies um so mehr, als man mit wenigen Schritten von
einem zum anderen kommen und den eben erhaltenen Eindruck unmittelbar
mit dem neuen vergleichen kann. Als die jetzige Commission ihre
Thätigkeit begann, fanden sich schon über die künftige Anordnung sehr
zweckmäßig Vorarbeiten des Dr.
Waagen vor. / Es wurde jedoch dieser Punkt noch weiter in
sorgfältige Berathung gezogen; ich machte selbst einen schriftlichen
Aufsatz darüber, und so ist die Anordnung, wie Ew. Königliche Majestät
sie gesehen haben, entstanden. / Zuerst schien es nothwendig, eine ganze
Klasse von Bildern von den übrigen abzusondern und allein für diejenigen
zu bestimmen, welche die Kunst und ihre Geschichte genauer zu studiren
Neigung haben. Es findet sich nämlich in der Königlichen Sammlung eine
Anzahl von an sich seltenen und kostbaren Bildern, bei welchen aber das
historische und antiquarische Interesse zu einseitig vorwaltet, als daß
sie dem großen Publikum, welches keine besondere Kunstkenntniß
mitbringt, zu angenehmer und belehrender Betrachtung dienen könnten. Man
müßte vielmehr befürchten, daß diese, sich auf die Zahl von 186
belaufenden Bilder, wenn man sie mit den übrigen verbände, einen
störenden Eindruck hervorbringen könnten; sie sind daher in zwei
gesonderten Räumen, wo sie hinreichenden Platz und ein schönes Licht
haben, dergestalt aufgestellt, daß man, in drei Klassen abgesondert, die
Byzantiner und Mittel-Italiener, die Venetianer und Lombarden, und die
Deutschen und Niederländer, einzeln bequem übersehen kann. / Die große
Zahl der übrigen Gemälde wurde in die Hauptmassen der italienischen
Bilder und der ihnen verwandten, und der niederländischen und deutschen
abgetheilt. Die erstere dieser beiden Klassen enthält
vierhundertsiebenundneunzig, die letztere fünfhundertundfünfzehn
Gemälde. Um jeden schroffen Abschnitt zu vermeiden und durch möglichst
leise Uebergänge von einer Klasse von Bildern auf die andere geleitet zu
werden, ließ man diese beiden Hauptmassen sich da berühren, wo sie
historisch und ihrem ganzen Bestreben nach sich am nächsten stehen,
nämlich bei den van Eycks und den Venetianern. Bei der Einreihung der
einzelnen Meister und Bilder in diese beiden Klassen und ihre
Unterabtheilungen ist man überall mehr der Manier und dem Charakter, als
der bloßen historischen Thatsache des Geburtsortes der Maler gefolgt.
Die italienischen Schulen folgen einander von der Zeit der Entwickelung
einer bestimmten Eigenthümlichkeit bis zur höchsten Blüthe, ebenfalls
nach dem Grade ihrer Verwandtschaft, so daß sich den Venetianern die
Lombarden, diesen die Schulen des mittleren Italiens, nämlich die
Toscaner, Römer und Bologneser nebst den Romagnolen anschließen. Nach
diesen sind die Bilder derjenigen Maler aufgestellt, die nicht sowohl
die Natur in der Art und Weise einer bestimmten Schule, als einzelne
große Meister der bisherigen Schulen nachahmten. An diese reihen sich
die Reformatoren der Malerei, die Caracci und ihre Nachfolger an. Den
Beschluß dieser Abtheilung machen endlich die Academiker, welche man
darum so benannt, weil sie ihre Werke nach allgemeinen Regeln
anfertigten, so daß sich wenig oder gar kein eigenthümliches Gefühl mehr
in denselben ausspricht. / Die niederländischen und deutschen Gemälde
sind nach demselben Grundsatze in drei Klassen vertheilt. Die erste
umschließt die Periode von den van Eyck bis Hans Holbein, in welcher die Maler
dieser Schulen der ganz eigenthümlichen ursprünglichen Richtung
derselben unverbrüchlich treu blieben. In der zweiten Klasse von Mabuse
bis Otto Venius zeigt sich die verkehrte Nachahmung der Italiener, in
welche die Maler dieser Periode verfallen waren. In der darauf zunächst
folgenden Periode von Rubens
und Rembrandt bis auf
Dietrich, deren Bilder die dritte Klasse umfaßt, wurde wiederum in allen
Fächern der Kunst, Historien-, Landschaft-, Genre-, Thier- und
Blumen-Malerei Vortreffliches und Meisterhaftes geleistet. / Katalog. / Ein Haupterforderniß der neuen
Einrichtung des Königlichen Museums schien es mir, dem Publicum bei
Eröffnung desselben ein vollständiges und einigermaßen ausführliches
Verzeichniß der Gemälde in die Hand zu geben. Ich habe diese Arbeit dem
Director der Gemälde-Abtheilung des Museums Dr. Waagen aufgetragen, und ich
schmeichle mir mit der Hoffnung, daß die Einrichtung derselben und
selbst die äußere große Bequemlichkeit im Nachschlagen Ew. Königlichen
Majestät Allerhöchsten Beifalls nicht unwerth erscheinen wird. [...] /
II. Antike Bildwerke. / Bestand. / Bei den
antiken Bildwerken konnte nicht, wie bei den Gemälden, eine Auswahl
stattfinden. Auch was sich nicht gerade als vortrefflich und
künstlerisch schön darstellt, bleibt als Denkmal des Alterthums
merkwürdig und belehrend, und so mußten, da Ew. Königliche Majestät die
Erlaubniß zur Versetzung dieser Bildwerke aus den Königlichen Schlössern
in das Museum huldreichst verstattet hatten, alle ohne Unterschied darin
Platz finden. Auf diese Weise wird das Museum, große und kleine
Gegenstände zusammengezählt, über vierhundert antike Bildwerke
enthalten, unter welchen es die bedeutende Zahl von dreiundsiebzig den
freigebigen neuesten Erwerbungen Ew. Königlichen Majestät schuldig ist.
Eine mäßige Anzahl schätzbarer Mittelalterbildwerke befindet sich noch
in der Kunstkammer und in
Monbijou, welche im
Museum in einem besonderen Saale aufgestellt werden soll. [...] / Restauration. / Auch die Restauration der
antiken Bildwerke war seit dem Zusammentritt der neuen Commission schon
seit Jahren eingeleitet. Der Professor Rauch hatte sie angeordnet und ausgeführt, und der
Professor Tieck hat während der
Abwesenheit des Ersteren in München und Italien seine Stelle vertreten.
Ich glaube mit unparteiischer Wahrheit aussprechen zu können, daß diese
Restaurationen meisterhaft ausgefallen sind, und daß sich kein anderes
Museum so gleichförmig angeordneter, so reiflich überdachter und so
schön ausgeführter Restauration, als das hiesige, erfreut. [...] / Aufstellung. / Die Aufstellung antiker Bildwrke
kann nicht ganz nach denselben Grundsätzen, wie die der Gemälde,
angeordnet werden. Es lassen sich nur auf eine viel weitere und weniger
sichere Weise Abtheilungen nach der Verschiedenheit der Zeit, des Styls
und des Charakters machen, und auch eine Anordnung nach den gegenständen
hat es nicht rathsam geschienen, mit strenger und allzu systematischer
Consequenz durchzuführen. Es stellen sich einer solchen Anordnng bei
jeder Antikensammlung unübersteigliche Hindernisse in den Weg, wenn man
auch abrechnet, daß dieselbe auf jeden Fall ermüdend sein und immer mehr
dem antiquarischen Studium, als dem Künstler und Kunstfreunde Nutzen
gewähren würde. Auch ist beinahe keine Antikensammlung zahlreich genug,
mit solcher Aufstellung das leisten zu können, was man sich noch
allenfalls von ihr versprechen darf. Dagegen empfiehlt sich eine
chronologische und systematische Aufstellung gar sehr bei
Gypssammlungen, in welchen man das Merkwürdigste von allem, was das
Alterthum hinterlassen hat, auf einen Raum versammeln kann, und die
vorzugsweise zum Studium sowohl der Kunst, als des Alterthums dienen
müssen. / Würde die Königliche Gypssammlung auf die oben erwähnte Art erweitert und
vervollständigt, und erfreute sie sich alsdann einer sysematischen
Aufstellung in einem angemessenen Locale, so böten diese Sammlung und
die Gemäldegallerie für die Uebersicht und das Studium der ganzen
bildenden Kunst zwei Sammlungen dar, wie kein anderes Land dieselben
besitzt. Das Schwierigere hiervon ist bereits in der Gemäldegallerie
erreicht, und es muß daher umsomehr das Bestreben bleiben, auch mit der
Gypssammlung zu diesem Punkte zu gelangen. Bei der Aufstellung der
Antiken im Königlichen Museum kam zu dem im Vorigen Gesagten noch die
Nothwendigkeit hinzu, den unteren Raum der Rotunde mit den größesten
Statuen auszustatten. Die definitiv ausgeführte Aufstellung der antiken
Bildwerke in den jetzt fertigen Sälen rührt von den Professoren
Rauch und Tieck, unter Zuziehung des Geheimen
Ober-Bauraths Schinkel her und
ist von der übrigen Commission als die angemessenste genehmigt worden.
Es ist dabei allerdings auch auf die Gleichartigkeit der Gegenstände in
jedem der durch die Säulenstellung gebildeten Compartimente gesehen
worden, jedoch überall so, daß man auch und vorzüglich die Gleichheit
der Größe beachtet und Contraste der Behandlung vermieden hat. Neben der
Aufstellung in den einzelnen Compartimenten war es nothwendig, zugleich
auch die architektonische Verzierung des ganzen Saales zu sehen. Dies
ist bei der Stellung aller Statuen berücksichtigt worden, hat aber
besonders die der beiden colossalen an den schmalen Seitenwänden und der
großen Gefäße aus orientalischem Granit begründet. Eine Abtheilung nach
Gegenständen, allein nur ganz im Großen, hat dennoch rathsam geschienen.
Die Rotunde nämlich, sowohl in ihrem unteren Raume, als der Gallerie,
und der mittlere Hauptsaal enthält die idealischen Götter- und
Halbgötterstatuen. In den beiden noch nicht vollendeten Sälen werden
vorzugsweise nur Portraitstatuen aufgestellt werden. Die größeste Anzahl
der Büsten findet dahin in diesen Sälen Platz. / Katalog. / Der Katalog hat für's erste nur für die jetzt
aufgestellten Bildwerke angefertigt werden können. Er ist nach den oben
angegebenen Grundsätzen dem Professor Tieck von mir übertragen worden und von diesem mit
genauer und sachkundiger Sorgfalt ausgearbeitet. [...] / Fernere Ankäufe. / Obgleich die Gemäldegallerie
des Königlichen Museums einen außerordentlichen Reichthum trefflicher
Bilder besitzt und sich jetzt schon in vieler Rücksicht mit den anderen
großen Gallerieen Europa's messen kann, und obgleich die neue
Aufstellung der antiken Bildwerke jeden Kenner überzeugen muß, daß auch
in diesem Zweige eine bedeutende Anzahl kostbarer Gegenstände hier
vorhanden ist, so bleibt es doch gewiß, daß sowohl die Gemälde-, als
Antiken-Gallerie einer den Mitteln, den sich eröffnenden Gelegenheiten
und dem Fortschreiten der Zeit zu überlassenden Vervollständigung
bedarf. / Da die genaue Sichtung des gesammten Vorraths der Königlichen
Sammlungen, welche der Commission zur Einrichtung des Museums oblag,
auch die genaueste Kenntniß der noch vorhandenen Lücken gewährte, so
darf ich mir vielleicht mit der Hoffnung schmeicheln, daß Ew. Königliche
Majestät es nicht ungnädig aufnehmen werden, wenn ich in wenigen Worten
meine Meinung über diesen wichtigen Gegenstand hier darzulegen wage. /
Die Gemäldesammlung ist so zahlreich und verbreitet sich so vollständig
über alle Zweige und wesentlichen Schulen der Malerei, daß es unmöglich
darauf ankommen kann, dieselbe geradehin und blos zu erweitern. Es kann
für die Sammlung unmöglich wichtig sein, von weniger großen Meistern
einige Bilder mehr, oder von Bildern, die mit großen Namen versehen
sind, deren Aechtheit aber unsicher ist, sollten sie auch an sich
Verdienst besitzen, eine größere Anzahl zu gewinnen. Das Einzige, was
der Gallerie wahrhaft ersprießlich, allein wenn man aufrichtig gestehen
soll, auch nothwendig erscheint, ist die Ausfüllung der wirklichen und
wesentlichen Lücken. Sehr viele Gallerieen, ja vielleicht alle bekannte,
lassen sich nur als Aggregate betrachten, welche nach und nach ohne
bestimmten Plan zusammengekommen sind. Die hiesige Königliche Gallerie
zeichnet sich im Gegentheil dadurch aus, daß sie sich systematisch über
alle Perioden der Malerei ausdehnt, und die Geschichte der Kunst sich in
ihr von ihren Anfängen an verfolgen läßt.
Diesen
Vorzug verdankt sie der Solly'schen Sammlung, und es wird ein dauerndes Verdienst des
Hofraths Hirt bleiben, dies
und was damit für die Kunst und die Kunstgeschichte zusammenhängt, früh
anerkannt und den Ankauf dieser Sammlung dringend und angelegentlich
empfohlen zu haben. Es ist damit der hiesigen Gallerie ihr wahrer
Charakter aufgedrückt worden. Die aus den Königlichen
Schlössern und der Giustiniani'schen Gallerie hinzugekommenen Gemälde
haben nach dieser Anlage größere Vollständigkeit und Mannigfaltigkeit
gewährt, so daß man mit Wahrheit sagen kann, daß sie von dieser Seite
jetzt einzig dasteht. Bei dieser ihrer Beschaffenheit werden nun
natürlich die Puncte, in welchen sie noch unvollständig ist, doppelt
sichtbar; ja man kann bei anders eingerichteten Gallerien kaum von
Lücken reden, da die Anlage derselben nicht auf geschichtliche
Vollständigkeit gemacht ist. Nun muß man aber, bei der vollen
Anerkennung der großen Vorzüge der hiesigen Sammlung, doch zugleich
offenherzig gestehen, daß es derselben an sicheren und bedeutenden
Bildern gerade mehrerer der größesten Meister wirklich fehlt. Ich darf
hier nur die Namen Titian,
Leonardo da Vinci,
Andrea del Sarto, Paolo Veronese, Tintoretto, Domenechino, Albani, Albrecht Dürer, Hans
Holbein den jüngeren, welchen sich noch andere beifügen
ließen, erwähnen. / Von allen diesen Meistern fehlen der Gallerie
historische Gemälde entweder ganz, oder die vorhandenen gehören nicht zu
den bedeutenden, bisweilen nicht einmal zu den sicheren Werken
derselben. [...] Es dürfte daher als Grundsatz festzustellen sein, jeden
Ankauf, wie scheinbar vortheilhaft er auch sein möchte, zurückzuweisen,
von welchem sich nicht eine Ausfüllung einer der oben erwähnten Lücken
erwarten ließe. Es würde sogar gut sein, bekannt werden zu lassen, daß
Ew. Königliche Majestät beschlossen hätten, für jetzt gar keine neuen
Ankäufe zu machen. Man würde dadurch den doppelten Vortheil gewinnen,
die wirklich von Ew. Königlichen Majestät beabsichtigten Ankäufe
geheimer halten zu können, und sich zugleich der belästigenden
Anerbietungen zu entledigen. [...] Um jedoch die wahren Lücken des
Königlichen Museums möglichst nach und nach auszufüllen, dürfte es gut
sein, Aufträge zu Ankäufen an sachkundige Personen, welche mit den
Lücken der Sammlung bereits bekannt wären, oder bekannt gemacht würden,
ergehen zu lassen. [...] / Von dem Ankauf neuer antiker Bildwerke
scheint mir im Ganzen eben das zu gelten, was ich gewagt habe, von dem
der Gemälde zu sagen. Der Unterschied ist nur der, daß hier nicht sowohl
von der Ausfüllung von Lücken die Rede sein kann, da die ganze Sammlung
noch bei weitem keinen Grad der Vollständigkeit erlangt hat. Jedes
Stück, welches wirklich antik und nur von künstlerischer Schönheit ist,
muß hier willkommen sein. [...] / Berathung über die
Ankäufe und andere Gegenstände. / Ich habe im Vorigen der
Bildung einer Commission zur Leitung der Ankäufe erwähnt, wage aber
hierauf auch noch darum zurückzukommen, weil, wenn diese Commission in
wahrer Uebereinstimmung mit den bei dem Museum selbst angestellten und
daher mit der Beschaffenheit desselben am genauesten vertrauten Personen
handeln sollte, auch eine genauere Geschäftsverbindung derselben mit
diesen erfordert wird. Ich halte eine solche Verbindung außerdem für den
ganzen Geschäftsbetrieb bei dem Königlichen Museum für unausbleiblich
nothwendig, da auch die Leitung der Restauration der Gemälde und
Bildwerke (sowohl die Bestimmung, was restaurirt werden soll, als die
Prüfung der vorgenommenen Restaurationen), sowie die Entscheidung über
die Fälle, wo man für rathsam finden könnte, mit der jetzt getroffenen
Einrichtung und namentlich mit der Anordnung der Gemälde und Statuen
Aenderungen vorzunehmen, in der That nur der Berathung mehrerer
Kunstverständigen überlassen werden kann. Dem Generalintendanten der
Anstalt würde eine solche sachkundige Behörde angenehm und hülfreich
sein, und auch die Directoren der Sammlungen fänden darin einen
Stützpunkt bei ihrer Verantwortlichkieit gegen das Urtheil des
Publicums. Alle irgend wichtige Fragen, welche bei der Beaufischtigung
des Museums vorkommen, sind artistischer Art, und die richtige
Entscheidung darüber kann nur von denen erfolgen, welche wirklich selbst
Künstler sind. Ich würde es daher für dringend nothwendig halten,
Künstler, deren Zahl ich auf vier bestimmen würde, dem Museum vielleicht
unter dem Namen von Assessoren beizugeben, um in Verbindung mit den
Directoren der Gemälde- und Antikensammlung, nebst dem Restaurator der
Bilder, unter dem Vorsitze des Generalintendanten einen Rath zu bilden,
welcher über die so eben genannten und alle ähnliche dahin einschlagende
Gegenstände definitiv entschiede. Zu diesem Rathe würden da, wo es ihr
Geschäft beträfe, auch die Directoren der Vasen- und modernen
Münzsammlung zuzuziehen sein. Die vier Assessoren müßten Mitglieder der
Academie der Künste sein,
aber von Ew. Königlichen Majestät unmittelbar ernannt werden. Ich würde
es jedoch für zweckmäßiger halten, die Ernennung nur für zwei oder drei
Jahre zu machen, und die Personen aldann entweder zu bestätigen, oder zu
erneuern. Da mit diesem Geschäfte kein Gehalt oder Honorar zu verbinden
sein würde, sondern die Künstler gewiß sich demselben mit Vergnügen
unentgeltlich unterziehen würden, um dadurch einen ehrenvollen Antheil
an der Erhaltung und Erweiterung der Königlichen Sammlungen nehmen zu
dürfen, so würde ein solcher Wechsel der Personen noch angemessener
erscheinen. Der ganze Rath aber wird mehr gesichert sein, weder in zu
große Einförmigkeit, noch zu schnelle Abwechselung der Meinungen zu
verfallen, wenn er zugleich aus wechselnden und beständigen Mitgliedern
zusammengesetzt ist. [...] / III. Vasen und kleinere
Kunstgegenstände. / Die Königliche Vasensammlung ist durch die
neuesten Ankäufe Ew. Königlichen Majestät zu einem Grade der Schönheit
und Vollständigkeit gediehen, daß nur wenige sich schmeicheln können,
ihr den Vorrang abzugewinnen. Es fehlen ihr blos Exemplare von der erst
seit ganz kurzer Zeit in dem Gebiete des ehemaligen Etruriens gefundenen
neuen Vasengattung. Hierin befinden sich aber alle modernen Sammlungen
in ganz gleichem Falle, und diesem Mangel würde der Ankauf der Sammlung des Malers
Magnus vollkommen abhelfen. / Da Ew. Königliche Majestät
geruhet haben, über diesen Ankauf das Gutachten der meiner Leitung
anvertrauten Commission einzufordern, so behalte ich das hierüber zu
Sagende meinem allerunterthänigsten Berichte in dieser Sache vor. /
Sämmliche Gegenstände, welche ich hier zusammenfasse, werden, wenn die
Aufstellung vollendet ist, einen Saal und neun Zimmer folgendergestalt
einnehmen: / a) Saal und zwei Zimmer: die mit Figuren bemalten Vasen; /
b) drittes Zimmer: Vasen ohne Malerei, Inschriften, Mosaiken und
Bruchstücke antiker Malerei; / c) viertes Zimmer: Denkmale aus
gebrannter Erde; / d) fünftes Zimmer: Bronzem; / e) sechstes Zimmer:
antike Gefäße, Pasten und andere Gegenstände aus Glas; / f) siebentes
Zimmer: Münzen und Medaillen des Mittelalters und der neueren Zeit; / g)
achtes Zimmer: die antiken Münzen; / h) die geschnittenen Steine im
neunten Zimmer. / Alle diese Gegenstände sind, je nachdem es ihre Natur
und die Nothwendigkeit, sie vor Staub und Beschädigung zu bewahren,
erfordert und erlaubt, theils frei, theils auf Tischen unter Glas,
theils in Wandschränken aufgestellt. Sie sind, bis auf die neueren
Münzen und Medaillen, der einsichtsvollen Aufsicht des Professors
Levezow, welcher sich um
die Anordnung eines Theiles derselben schon auf der Königlichen Kunstkammer besondere
Verdienste erworben und auch den Ankauf der v. Koller'schen Sammlung besorgt hat,
anvertraut. / Dieser wird auch ein vollständiges Verzeichniß darüber
entwerfen, zu welchem aber bei der großen Menge der einzeln zu
erwähnenden Gegenstände längere Zeit erfordert wird. / IV. Handzeichnungen und Kupferstiche. / Zu den
bis hierher durchgegangenen Bestandtheilen des Königlichen Museums - den
Gemälden, Antiken, Vasen und kleineren Bildwerken - muß man, wenn der
Vollständigkeit der Königlichen Sammlungen nicht ein sehr wesentlicher
Theil abgehen soll, noch Kupferstiche und Handzeichnungen hinzufügen.
Beide sind für das künstlerische Studium unentbehrlich und tragen schon,
weil sie sich über eine große Menge von Meistern und Werken verbreiten
können, in gewisser Art selbst mehr, als die Gemälde, zur Verbreitung
der Kunstkenntniß und Kunstbildung bei. Aus den meistentheils flüchtig
hingeworfenen Zeichnungen leuchtet der Charakter und die Manier des
Künstlers oft kühner und entschiedener, als aus den Gemälden hervor, und
sie enthalten zugleich einen Schatz von künstlerischer Erfindung und von
Mustern der Composition. In den Kupferstichen tritt zu der Reproduction
einer Menge von Gemälden und Originalzeichnungen eine eigene
interessante Kunst hinzu, die es wichtig ist, auf allen Stufen ihrer
Vervollkommnung und durch die verschiedenen Manieren der berühmtesten
Meister hindurch zu verfolgen. Mit allen großen Museen Europa's sind
daher Kabinette für Kupferstiche und Handzeichnungen verbunden. Bis
jetzt befindet sich von beiden Gegenständen noch nichts im Gebäude des
Museums. Was davon in Königlichem Besitz ist, wird bei der Academie der Künste aufbewahrt. / Es
ist jedoch vorläufig ein Raum im ersten Stockwerk des Museums dafür
bestimmt worden, und es wäre sehr wünschenswerth, die vorhandene
Sammlung dahin zu versetzen und dem Publicum auf ähnliche Weise, als die
übrigen Abtheilungen des Museums, zugänglich zu machen. / Man kann sich
indeß nicht verhelen, daß diese Einverleibung bei weitem nicht
hinreichen würde, das Känigliche Museum auch von dieser Seite mit dem
erforderlichen Reichthum auszustatten, sondern daß gerade dieser Theil
noch eines bedeutenden Zuwachses bedarf. Diese empfindliche Lücke nicht
blos auszufüllen, sondern das Kabinet der Handzeichnungen und
Kupferstiche in Stand zu setzen, mit den ersten Kabinetten zu
wetteifern, bietet sich nun im gegenwärtigen Augenblick durch den Ankauf
der Sammlung des
General-Postmeisters und Bundestagsgesandten v. Nagler eine
Gelegenheit dar, wie sie wohl niemals wiederkehren dürfte. [...]" (ebd.,
S. 303-325).
[Schließen]Mit der ietzigen Aufstellung habe ich nichts zu thun.
Dies geschah nicht.
[Schließen]Vielleicht gebe ich aber eine Schrift heraus, ähnlich der Gegenwärtigen über Dresden
.
Ihr ergebenster A. Hirt
Berlin 10 Mai / 1830.