Mein Freund!

In Dingen, die Geschichtliches und Weisungsgegenstände betreffen, denke ich etwas pedantisch, und halte es deswegen mit den Alten, die uns immer das beste vorspiel und Muster sind, und seyn werden. Ich bin daher der Meinung, daß Am Bronze-Standbild Friedrich Wilhelms I. von Christian Daniel Rauch auf dem Marktplatz in Gumbinnen; Entstehungszeit: 1825-1830; Enthüllung: 3. August 1835. Das Denkmal ist nicht erhalten. Das Bronze-Standbild war Mitte der zwanziger Jahre von "sechs lithauische[n] Städte[n] der vor hundert Jahren eingewanderten Salzburger" bestellt worden. Dem König habe "die gute Absicht so gefallen, daß dasselbe nun auf seine Kosten errichtet wird" (Rauch an Goethe, 18.10.1827; GSA 28/722, Blatt Nr. 4). Der König zahlte letztendlich nur etwa ein Drittel der veranschlagten Kosten (Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Preußische Köpfe, Berlin 1997, S. 80). - Das Standbild zeigte den Soldatenkönig in der Uniform, in welcher er von Pesne gemalt wurde, mit Hermelinmantel, die Rechte segnend, die Linke auf einen Degen gestützt. Anfang April 1827 war das große Modell in Ton vollendet, die Statue im Guss im September 1830, "doch die Aufstellung verzögerte sich durch die Unruhen des polnischen Aufstandes, durch eine Choleraepidemie und den Brand des Regierungsgebäudes bis zum Jahr 1835" (Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch, Oeurvre-Katalog, Nr. 144, S. 232). - Nach den Akten der Akademie der Wissenschaften (PAW (1812-1945), II-VI, 90, ab Bl. 24; PAW (1812-1945), II-V-143, Bl. 53-54) ist die von Hirt zitierte Inschrift "vom Magistrat zu Gumbinnen abgefaßt". Die Inschrift am Sockel hatte letztlich folgenden Wortlaut: "FRIEDRICH WILHELM I. / LITHAUENS WIEDERHERSTELLER UND GUMBINNENS GRÜNDER / ZUR HUNDERTHÄHRIGEN FEIER / VERHEISSEN 1824 / ERRICHTET 1835 / VON FRIEDRICH WILHELM III." (Archivalien: SMB PK, ZA, NL Rauch C.I.3. und 4.; II.3.a. (Akten zum Denkmal in Gumbinnen)) (nach Jutta von Simson, Oeuvre-Katalog, S. 231). - Die litauische Bezirkshauptstadt Gumbinnen war Anfang des 18. Jahrhunderts von König Friedrich Wilhelm I. zur "Peuplierung" des von der Pest entvölkerten Gebietes gegründet und 1724 zur Stadt erhoben worden. ("Sehnlich erwarte ich die morgende Post". Amalie und Theodor von Schöns Briefwechsel aus dem Befreiungskrieg (1813). Hrsg. und eingel. von Gustava Alice Klausa. Köln, Weimar, Wien 2005, S. 13). Seit 1825 war Johann Friedrich Heuer Regierungspräsident in Gumbinnen als Nachfolger von Theodor von Schön (1809-1813), Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1813-1816) und Ernst Ludwig Wlömer (1816-1825).
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die Inschrift
ungetheilt bleiben, und ganz auf dem Piedestall stehen müste; aber mit einiger Veränderung, etwa so:

Friedrich Wilhelm I Lithauens Wiederhersteller und Gumbinnens Gründer. Verheissen am ersten Jubelfeste 1824. und errichtet 1828 von Friedrich Wilhelm III.

Alles in großen, schönen, gleichgroßen, lateinischen Buchstaben, und zwar nicht in beweglichen Lettern auf den Granit fixirt, sondern in den Stein eingehauen, und ohne einzulegenden Lettern. Die Sache mag Umstände machen und mehr kosten; aber hierauf ist nicht zu achten. Diesen Abend ein Mehreres.

Ihr herzlich ergebner Freund Hirt

den 12 Jul. 27.