Ich danke Ihnen bestens für Brief erschlossen: [Von Gerhard, vor
07.11.1827].
[Schließen]Ihre freundschaftlichen Zusendungen, und beantworte dieselben hiemit nach der Ordnung.
Auf seiner Reise von Berlin nach München, wo
Gerhard den Druck seiner Werke bei Cotta voranbringen wollte,
untersuchte er die Antikensammlungen in Braunschweig, Hannover, Kassel
und Arolsen. Ein Aufsatz über das Onyxgefäß aus der Braunschweiger
Sammlung erschien im Kunstblatt 1827, Nr. 94 und 95; die Beschreibung
der Antikensammlung in Arolsen erschien im Kunstblatt 1827, Nr.
87-90.
[Schließen]Daß Sie nicht nur Einiges in Braunschweig und Caßel, sondern auch in Arolzen gefunden, freuet mich, und gern werde ich Ihre Bemerkungen darüber im Druck lesen.
- Von Wilhelm Zahn erscheinen in der Folgezeit
u.a.: "Neu entdeckte Wandgemälde in Pompeji: in 40 Steinabdrücken nach
Zeichnungen von W. Zahn" (München [u.a.]: Cotta, 1828-1830). - "Die
schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herkulanum
und Stabiae: nebst einigen Grundrissen und Ansichten nach den an Ort und
Stelle gemachten Originalzeichnungen" (Berlin: Reimer, 1828-1859 (Folge
1, Heft 1-10: Berlin 1828-1830; Folge 2, Heft 1-10: Berlin 1842-1844;
Folge 3, Heft 1-10: Berlin 1852-1859), mit 100 Tafeln). - Zu den ersten
zehn Heften des letztgenannten Werks erschien eine Besprechung von Hirt
in den "Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik", 1830, Bd. 2, Sp.
118-120 (= Juli, Nr. 15).
[Schließen]Herr
In lateinischer SchriftZahn
hat mir Ihren Brief gebracht, und ich danke Ihnen für deßen
Bekanntschaft. Rauch schreibt am 11. November 1827 an Böttiger:
"gegenwärtig zeigt und demonstrirt uns der Architekt und Maler Zahn aus
Cassel seine reichhaltigen Mappen Pompejanischer Entdeckungen im Gebiete
der Malerei und andern dazu gehörigen." (Briefe Rauch-Böttiger, 1882, S.
153).
[Schließen]Er hat mir schöne Sachen gezeigt, und Der Antrag von
Hirt und Schinkel vom 3. Dezember 1827, die "antiken
Skulpturen in Elfenbein und Knochen von dem Maler Zahn" für das Museum
anzukaufen, wird vom König mit Schreiben
vom 14. Januar 1828 abgelehnt
[Schließen]die Elfenbeine, die dem er besizt, wird wohl
das Königliche
In lateinischer SchriftMuseum
ankaufen. Ist das
In lateinischer SchriftPompeianische Gemälde, Schelling: Ueber die Bedeutung eines der neu
entdeckten Wandgemälde von Pompeji. (Mit einem lithographirten Umriß).
Vorgelesen in einer Sitzung der philosophisch-philologischen Klasse der
Akademie der Wissenschaften in München [am 5. Dezember 1829]. - Bei dem
Bild handelt es sich um die Darstellung einer mythischen Vermählung an
der Wand eines neu entdeckten Gebäudes in Pompeji, dem der Name "Haus
des Poeten" gegeben wurde. Schelling interpretiert die Darstellung
nicht, wie in Nr. 8 des "Kunstblattes" vom Jahr 1826 geschehen, als
Wiedervermählung von Menelaus und Helena oder als die von Peleus und
Thetis, sondern sieht in den beiden Hauptfiguren Kronos und Rhea: "Es
ist dagegen gar nicht zu zweifeln, daß die Vermuthung des Hrn. Prof.
Gerhard, die Hauptfiguren stellen Kronos und Rhea vor, die einzig
richtige ist; dafür würde schon das mit einem rothen Schleier verhüllte
Hinterhaupt sprechen, welches, wie jedermann weiß, ein beständiges
Attribut und Kennzeichen der Saturnus-Bildungen ist. Nicht weniger
sprechen dafür die wildschönen Züge des Angesichts der weiblichen Figur
und die strengen Gesichtszüge der männlichen. Die Handlung gehört der
Zeit des herrschenden Kronos an. Hr. Prof. Gerhard nimmt nur darum
Anstand sich für diese Bedeutung entschieden auszusprechen, weil, wie er
sagt, die drei unter dem Sitze in lauschendem Gespräch beieinander
sitzenden Jünglinge bei jedem bisherigen, also auch bei diesem
Erklärungsversuch unenträthselt geblieben seyen. Es war nun aber gerade
umgekehrt, die aus der bloßen Beschreibung errathene Bedeutung dieser
drei Jünglinge, welche mich von der Deutung der Hauptfiguren auf Kronos
und Rhea erst eigentlich überzeugte. Nur war die Angabe der drei
Jünglinge selbst zu unbestimmt [...]. Ich mußte daher um so begieriger
seyn eine treue Zeichnung des Gemäldes zu sehen, ein Vortheil, der mir
[...] zuerst durch Hrn. Prof. Schorn zu Theil wurde." In den drei
Jünglingen erkennt Schelling die drei Söhne des Kronos, Zeus, Aides und
Poseidon, die sich später die Weltherrschaft teilen (zitiert nach:
Schellings Werke. Nach der Originalausgabe in neuer Anordnung
herausgegeben von Manfred Schröter, Fünfter Ergänzungsband, München
1842, S. 543).
[Schließen]deßen Erklärung
In lateinischer SchriftSchelling
vorhat, dasselbe, von dem Sie mir die Durchzeichnung zeigten? Ich wäre umso
neugieriger die Erklärung von dem trefflichen
In lateinischer SchriftSchelling
(an den ich einen freundschaftlichen Gruß zu bestellen bitte) zu
zu lesen, da ich selbst gedenke, auch eine
Erklärung davon zu geben, vielleicht für Ihre Gerhard hatte ursprünglich geplant, zusammen mit
seinen Freunden, die sich zu einer hyperboräisch-römischen Gesellschaft
verbunden hatten, interessante antike Denkmäler in regelmäßigen Heften
herauszugeben. Doch Cotta zog die anfängliche Zusicherung seiner
Teilnahme zurück (Quelle). Mit der am 21. April 1829 erfolgten Gründung des
"Instituto di correspondenza Archeologica", dessen Mitbegründer Gerhard
war und dessen Protektorat der preußische Kronprinz übernommen hatte,
ging die Herausgabe einer entsprechenden Zeitschrift einher, der "Annali dell'Instituto di Corrispondenza
Archeologica" (= Annales de l'Institut de Correspondance
Archéologique), dessen erster Band "Roma: A Spese dell
'Instituto, 1829" erschien. In diesem ist Hirt als ordentliches Mitglied
des Instituts verzeichnet (S. V). Der erste Jahrgang enthält: III.
Illustrazioni. [...] 3. Dipinti
pompeiani. a. Médée, tableau d'après Timomaque. - b. Le nozze
del Sonno e di Pasitea. - c. Il nido, Idillio. "Traduzioni dall'
originale tedesco del consiglier Hirt" (S. 243-254). - Parallel zu den
"Annali" gab das Institut ein "Bullettino" heraus.
[Schließen]neu projektirte archaeologische
Zeitschrift
. Ich bitte mir ein Wort darüber in Ihrer Brief nicht überliefert: [Von Gerhard,
25.11.1827].
[Schließen]nächsten Zuschrift zu sagen; und auch ob ich hiezu eine neue Durchzeichnung von
In lateinischer SchriftZahn
hiezu schicken sollte. - Zu dieser Zeitschrift steht übrigens mein
Aufsatz über das Palladium zugleich mit
der Zeichnung ganz zu Diensten. - Wilhelm Stier war nach einem mehrjährigen
Italienaufenthalt erst 1827 als Reisebegleiter Bunsens nach Berlin
zurückgekehrt und wurde Lehrer (Conducteur) an der Königlichen
Bauakademie. In Rom hatte er dem Kreis deutscher Künstler angehört; im
Oktober 1824 lernte er Schinkel
kennen, der ihm ein preußisches Stipendium zur Fortsetzung seiner
Studien der antiken Architektur verschaffte. - Rauch schreibt am 11. November 1827
an Böttiger: "Auch unser Minister Bunsen aus Rom hat den Architekt Stier
in seiner Begleitung, ebenfalls ein tüchtiger fleissiger Künstler, vor
allen schön, neu und zweckmässig sind seine Blätter einer
protestantischen Kirche, deren Plan ihn mehrere Jahre zu Rom
beschäftigte. Schinkel lobt ihn sehr!" (Briefe Rauch-Böttiger, S.
153).
[Schließen]Herr
In lateinischer SchriftStier
hat mir die drey Blätter eingehändigt. - Noch habe ich die Ankündigung
von
In lateinischer SchriftStackelberg
über die Das von Baron von Stackelberg zusammen mit August
Kestner verfasste Werk [Unedierte Gräber von Corneto] wurde nicht
publiziert; Druckvorlage von 1827/28 in Viterbo (Provinz), Tarquinia
(vgl. arachne, Version vom 22.11.2016). - Vgl. auch den
Bericht "Römische Ausgrabungen" im "Kunstblatt. Herausgegeben von Ludwig
Schorn", Jg. 6, 1825, Nr. 50 vom 23. Juni 1825, S. 197-200, gez. "G." -
Auf dem Gelände des antiken Tarquinia befindet sich eine Nekropole mit
etwa 6100 in den Fels geschlagenen Grabkammern aus dem 6 bis 2. Jh. v.
Chr.; etwa 150 Grabkammern sind mit Fresken ausgemalt, die einen
Meilenstein in der Erforschung der etruskischen Kunst darstellten.
[Schließen]neuen Denkmäler von
In lateinischer SchriftCorneto
noch nichts gesehen. Die
Zeichnungen mögen gut ausfallen, Vgl. das monumentale Bildwerk von Stackelberg
"Der Apollotempel zu Bassae in Arcadien und die daselbst ausgegrabenen
Bildwerke. Dargestellt und erläutert durch O. M. Baron von Stackelberg.
Rom 1826". - Im "Vorbericht" schreibt Stackelberg: "Der vollständige
Fries, dessen bildliche Darstellung die vorliegenden Kupferblätter
liefern, ist gegenwärtig mit der herrlichen Sammlung des Brittischen
Museums vereint. [...] Die Abbildung des Kunstwerks, welche von Anichten
und Rissen des Tempels begleitet, sich dem hier entworfenen Gemälde des
architektonischen Ganzen, der Gegend und ihrer Bewohner anschliesst,
soll für die Einbildungskraft die Vereinigung mit dem ursprünglichen
Standorte wiederherstellen. [...] Um die Abbildungen aller
bemerkenswerthen, zum Tempel gehörigen Sculpturwerke zu versammeln, sind
auch diejenigen der bedeutendsten Fragmente von den Metopenreliefs, der
Ueberbleibsel von der Apollo-Statue, die man bisher gar nicht beachtet
hatte, und einzelner Bauzierathen beigefügt. [...]. Die Zeichnngen zu
den Kupferblättern wurden theils vor der Grabung, theils kurz nach der
Vereinigung aller zum Friese gehörigen Fragmente im Jahr 1812 in
Griechenland selbst verfertigt. Sie waren von landschaftlichen sowohl,
als architektonischen Zeichnungen und von allen Messungen des Tempels
begleitet, zu einem ausgedehnten Werke bestimmt, welches eine ganze
Folge bildlicher Darstellungen der Alterthumsreste und Gegenden
Griechenlands enthalten sollte. Zu diesem Unternehmen hatte sich ein
Theil der Gesellschaft Reisender verbunden, welche von dem Jahr 1810 bis
1815 in Griechenland und Kleinasien sich aufhielten und durch die
glückliche Findung der Aeginetischen und Phigalischen Antiken begünstigt
worden sind. Das Zusammentreffen verschiedener Hindernisse, vorzüglich
aber der Tod eines ausgezeichneten Architekten in der Gesellschaft, des
Freiherrn Karl Haller von Hallerstein, nöthigte zu einer Aenderung und
Einschränkung dieses Plans. [...] Obgleich nun mehrere Umstände zur
Verzögerung der Herausgabe sich vereinigt haben, so mögte der frühere
Versuch nicht überflüssig geworden seyn, der hier als ein für sich
bestehendes, geschlossenes Ganzes vollständig erscheint [...] Rom den
25. Julius 1825."
[Schließen]so wie die von
In lateinischer SchriftPhigalia
. Nur muß über der Zeileman wünschen, daß er sich in der
Erklärung kurz nähme, denn Textverlust durch Tintenklecks
[Schließen]
kurze5 Wörter unleserlich
[...]
(?)
In lateinischer Schriftarchaeologische Erklärungen scheinen nicht seine Sache
zu seyn. - Schicken Sie mir doch bald die ausführliche Ankündigung über die neue
Zeitschrift. wer wird dieselbe redigieren? -
| 2
Ich komme auf die Hauptsache. Gerhard hatte um die Zusicherung einer Anstellung
beim königlichen Museum gebeten. Diese erhielt er nicht, dafür jedoch
die Restituierung seines früheren Gehalts von 650 Talern als Wartegeld
auf zwei Jahre plus 300 Taler Reisegeld nach Italien. - Bereits früher
hatte Gerhard der Berliner Akademie der Wissenschaften seine Dienste in
Rom angeboten und um Unterstützung gebeten. In einem Brief aus Rom vom
24. April 1823 schrieb Gerhard an August
Boeckh: "Ich dachte die Akademie um Unterstützung für
eine Sammlung Monumenti inediti zu bitten, namentlich Reliefs. Niebuhr,
der vor etlichen Tagen von Neapel nach Deutschland durchreiste, hat mir
dies abgerathen und mich bestimmt, der Akademie ein allgemeines
Anerbieten für Berichterstattung über die neuesten antiquarischen
Erscheinungen, für Notizen über Codicis und Monumente und Ausmittelung
von Personen für deren Vergleichung und Zeichnung, endlich zur Besorgung
von Bibliothekbüchern anzubieten" (Maximilian Hoffmann: August Boeckh:
Lebensbeschreibung und Auswahl aus seinem wissenschaftlichen
Briefwechsel. Leipzig 1901, S. 384). Boeckh ersuchte Gerhard in seinem
Antwortschreiben vom 17. August 1823, einen bestimmten Antrag an die
Akademie zu stellen, wies aber darauf hin, dass gegenwärtig "an der
Akademie soviel Verstimmung sei, dass vieles aus Misstrauen nicht
geschieht" (ebd., S. 384). - Die Bemühungen Hirts, die Akademie der
Wissenschaften zu einer Unterstützung von Gerhards Zeichenwerk zu
bewegen, sind erst für die Jahre 1829 und 1830 belegt. In den
Sitzungsprotokollen der historisch-philologischen Klasse ist am 28. Juli 1829 vermerkt, dass Boeckh
einen Brief Hirts mitteilte, "worin derselbe den Wunsch äußert daß das
hetrurische Unternehmen der H[erren] Gerhard u Panofka von der Akademie
mehr unterstüzt werde u daß es auf eine Summe von circa 700
r[eichstaler] ankommen werde." Am 27. Oktober 1829 heisst es weiter:
"Der von H Boeckh in bestimmtere Termine [?] gefaßte Intercession des H
Hirt für H Gerhard wurde zum Vortrag gebracht und beschlossen die Sache
an den Geldverwendungsausschuß zu bringen und auf eine Unterstüzung von
600-700 r[eichstaler] anzutragen unter der Bedingung daß H Gerhard seine
Zeichnungen hieher sende und auch hernach über die Art der Publication
sich mit der Akademie Zustimmung ersuche" (Archiv der BBAW, PAW
(1812-1945), II-V, 143, vol. 2 der Sitzungsprotokolle der
histor.-philolog. Klasse 1824-1829, Bl. 56 und 57). - In der
Klassensitzung am 2. Februar 1830 "trug der Sekretar die dem H Gerhard
gemachte und nun vom Minist[erium] genehmigte Bewilligung[?] betreffend
vor, daß da ein eigner Antrag von H Gerhard nicht vorliege es auch nicht
passend scheine daß der Sekretar hier eine amtliche Anzeige mache. Er
machte den Vorschlag, daß H Hirt durch welchen die Sache in Anregung
gebracht wurde gefragt werden möge ob er das nothige an H Gerhard wolle
gelangen lassen, welches genehmigt ward. / N. S. H Hirt hat sich unterm
9.ten in einem Handbillet bejahend
erklärt." In der Sitzung am 4. Mai 1830 ist Hirt anwesend und "referirte
über die Ankunft der Zeichnungen des H Gerhard und dessen weitere
Wünsche. Es fand sich indeß daß für jezt in dieser Sache nichts zu
beschließen sei da die Akademie mit der Publication sich nicht befassen
wolle u eine weitere Unterstüzung jezt nicht könne in Antrag gebracht
werden." (Ebd., II-V, 144, vol. 3 der Sitzungs-Protokolle der
philos.-histor. Klasse von 1829 - April 1832, Bl. 5 und 9). - In einem
Schreiben vom 13. März 1830 dankt Gerhard Boeckh, dass er durch dessen
"erfolgreiche Fürsprache" "die erfreuliche Beihülfe" erhalte, "welche
die Akademie meiner etruskischen Unternehmung gewährt und durch Herrn
Hofrath Hirt mir angezeigt hat. Diese Hilfe kommt gerade zu rechter
Zeit, um von den disponiblen Fonds die möglichste Anwendung zur
Fortsetzung der Sammlung zu machen. Ich denke jedenfalls einen Zeichner
nach Perugia zu schicken, um die zahlreichen Todtenbüsten des Museo Oddi
zu zeichnen; dieses kann in wenig Wochen geschehen, und unterdess
erfahre ich wol, was etwa noch von dem Ministerium, an das ich zunächst
eine erneute Eingabe machen werde, zu hoffen, wie sehr oder wie wenig
ich demnach mich zu beschränken habe. Die Sache steht nämlich
folgendermassen. Im Sommer 1828 erhielt ich 800 Thlr. für den
allgemeinen Zweck, unedirte Antiken zeichnen zu lassen. Der damals
gewonnene Reichthum der Kollerschen Originale bestimmte mich, zunächst
unsern archäologischen Apparat durch Vasenzeichnungen zu erweitern; dann
geschah viel in Neapel, wo ich gerade damals war, und dort und in Rom
mancherlei, weil diese Gattung von Denkmälern zugleich zu den
wichtigsten und zu den flüchtigsten gehört, und die Entdeckungen von
Canino urplötzlich dazu kamen. Im selbigen Herbst ging ich aber noch
nach Etrurien, denn zur Erhaltung weiterer Fonds war vom Ministerium
und, in Erwägung dass ein archäologisches Kabinet wichtiger
Handzeichnungen uns des Ankaufs mancher Originale entübrigen könne,
direkt vom König Hoffnung vorhanden, und an Fonds für den Augenblick
fehlte es nicht. Es war aber bereits Herbst und die Jahreszeit kurzer
und finsterer Tage herangekommen; das Frühjahr hatte ich, meines
Aufenthalts in Italien nie für mehr als für die nächsten Monate gewiss,
nicht erwarten wollen. Um nun die Reise des Zeichners einigermassen
erspriesslich und deren Ausbeute verhältnissmässig wohlfeil zu machen,
musste ich ihn wenigstens ein halb Jahr beschäftigen; gleichzeitig kam
der günstige und zweckdienliche Vertrag mit Inghirami dazu [...]. Vom
König erfolgte auf einen grossen, von Bunsen aufs dringendste
unterstüzten und infolge dessen von dem Ministerium nachdrücklich
empfohlenen Plan seit dem Oktober 1828 keine Antwort; dieser Plan muss
in die Angelegenheiten des Museums verschmolzen worden seyn. Indess hat
die sichere Aussicht zu einiger Gewährung desselben und die
Nothwendigkeit unverzüglicher Ausgaben, wenn die Gelegenheit nicht
versäumt oder später doppelt bezahlt werden sollte, mich damals zu
beträchtlichem Aufwand aus fremden Mitteln veranlasst, der die
disponiblen Fonds um nicht weniger als 510 Scudi (770 Thlr.) überstieg.
Mit Zuversicht hoffe ich, dass König und Ministerium in Erwägung des
grossen und äusserst wohlfeilen archäologischen Apparats, den ich
geschafft, mich nicht im Stiche lassen werden, und nehme in diese
Hoffnung den Zuschuss der Akademie mit der mir zugekommenen Weisung
buchstäblich, um die früheren Zeichnungen fortzusetzen. Die Zeit, um auf
Antwort zu passen, kann ich in dieser Jahreszeit und bei naher Aussicht
meiner Zurückberufung fürs Museum nicht versäumen [...] P. S. Kurz vor
Abschluss der Post [...] habe ich für mich und mit Bunsen das
Bedenkliche meines Vorsatzes erwogen, in unsicherer Aussicht auf fernere
Fonds das Unternehmen sofort weiter zu treiben. Der Akademie überliefere
ich jedenfalls als Equivalent ihres Zuschusses eine beträchtliche
Sammlung etruskischer Inedita, die aus dem gesammten Vorrath sich leicht
ausscheiden wird; und dieses wäre der schlimmere Fall. Der bessere wäre,
dass die Ansicht der mehr als 500 Inedita, deren Totalaufwand bis jetzt
671 Scudi beträgt, mir vom Ministerium und von der Akademie selbst einen
ferneren Zuschuss auswirkt, und beiden Behörden eine solche Ansicht zu
gewähren, schicke ich das ganze Corpus meiner Zeichnungen mit einer in
wenig Wochen abgehenden Kuriergelegenheit nach Berlin" (Boeckh:
Lebensbeschreibung (siehe oben), S. 385-387). Am 27. März 1830 schreibt
Gerhard weiter an Boeckh: "Dieselbe Gelegenheit, [...] welche Ihnen
diesen Brief zustellt, bringt auch meinen etruskischen Apparat durch
Herrn Hofrath Hirts Beförderung an die Akademie, zugleich einen
ostensiblen Brief an denselben über den Stand der Sache. Die Monumente
werden ihren Werth selbst dokumentiren; redselige Erklärungen waren
nicht am Ort, und was an und für sich indifferent scheint, ist es nicht
für ein Corpus. Somit, denke ich, wird Ihre und Hirts kräftige und
erfolgreiche Verwendung für die Sache vor dem Plenum der Akademie
gerechtfertigt seyn; möchte sie diesem Unternehmen die weitere
Unterstützung zuwenden können, welche ihm auch bei den bescheidensten
Anforderungen Noth thut! [...] Die eingesandten 504 Zeichnungen betragen
beinahe 1000 preuss. Thaler, und es bedürfte also eines Zuschusses von
300 Thlr., um sie als vollständiges Eigenthum der Akademie betrachten zu
können; soll irgend etwas zu ihrer Fortsetzung geschehen, so bedürfte
ich ausserdem wenigstens zunächst noch 400 Thl., überhaupt aber, wenn
ein Corpus etruskischer Denkmäler zu Stande kommen soll, nach den im
Bericht an Hirt darüber gegebenen Details, ohngefähr soviel als die
ganze Sache bis jetzt gekostet hat, nämlich 600 bis 700 Scudi oder gegen
1000 Thl. Dazu, fürchte ich, wird die Akademie weder hinlängliche
Neigung noch Summen haben, könnte aber durch einige fortgesetzte
Bewilligungen und durch Unterstützung der Sache beim Ministerium das
Unternehmen doch wol durchsetzen. Dazu kann dann niemand besser wirken
als Sie, und wünsche ich von Herzen, dass Sie dieser Angelegenheit die
fortgesetzte Beachtung gönnen mögen, die Sie ihr bis jetzt zugewandt
haben und die sie verdient!" (ebd., S. 387). - Gerhards Werk
"Auserlesene griechische Vasenbilder hauptsächlich etruskischen
Fundorts" erschien 1840-1858 zu Berlin in 4 Bänden.
[Schließen]Um Ihr Intereße bey der Akademie wahrzunehmen, habe ich es übernommen, eine Hirt [Bespr.]: XXXV. Monumenti Etrusci, o di
Etrusco nome, del Cav. Francesco Inghirami, Bodia Fiesolana, aus der
Druckerei des Verfassers, 1821-1826. 10 Bde. in 4°. In: Jahrbücher für
wissenschaftliche Kritik. Herausgegeben von der Societät für
wissenschaftliche Kritik zu Berlin. Stuttgart, Tübingen: Cotta, Jg.
1828, Bd. 1, Sp. 811-832 (= Juli, Nr. 101-102, 103-104).
[Schließen]
In lateinischer SchriftRecension
von dem Bändereichen werke des
In lateinischer SchriftInghirami
zu machen, welche ich, ehe sie den critischen Jahrbüchern übergeben wird, der Akademie vorlegen werde, um so die In lateinischer SchriftPetition zu motivieren, und desto eher die Absicht zu
erreichen. Auch
In lateinischer SchriftBoeckh
ist der Meinung, daß der Plan auf diese Weise am besten
durchzusetzen seyn möchte. Doch möchten noch immer ein paar Monate hingehen, bis
ich Ihnen ein sicheres In lateinischer SchriftResultat melden kann. Übrigens
bleibt der Betrieb bey der Akademie ganz unabhängig von dem bey dem
In lateinischer SchriftMinisterium
. - Dieses hat nämlich mir Ihre fünf Briefe zum Gutachten
eingeschickt; und wie Sie leicht denken können, habe ich Ihre Wünsche und
Anerbieten in jeder Beziehung auf's Kräftigste unterstützt. Doch habe ich bis
iezt noch nichts über das In lateinischer SchriftResultat erfahren. Der
Geheime OberRegierungs Rath
In lateinischer SchriftSchulze
wird aber mich davon zu unterrichten suchen. Vielleicht erfahren Sie
es aber eher als ich.
Sie haben aber, mein lieber Freund, Wilhelm Dorow war im Juni 1827 von Berlin nach
Italien abgereist und hatte sich dort an Grabungen etruskischer Gräber
auf den Gütern des Fürsten Canino beteiligt und zahlreiche Funde
beiseite geschafft. Obwohl der Grundbesitzer prozessierte, konnte Dorow
400 Vasen behalten (nach: Marion Widmann: Das Museum
Rheinisch-Westphälischer Alterthümer in Bonn. In: Constanze Breuer,
Bärbel Holtz, Paul Kahl (Hrsg.): Die Musealisierung der Nation. Berlin
2015, S. 277; vgl. auch: Olaf Dräger: Der nicht ganz erklärliche Dorow.
In: Berichte aus dem LVR-LandesMuseum. Bonn 01/2011, S. 21). - Zu den
Funden vgl. Wilhelm Dorow: Etrurien und der Orient nebst Albert
Thorwaldsen's Darstellung der 1828 entdeckten etrurischen Alterthümer.
Heidelberg 1828. - Vgl. auch: An Gerhard,
11.07.1829.
[Schließen]einen großen Rivalen in der Person des famosen Dr. In lateinischer SchriftDorow
der Ihnen nach Italien
vorgeeilt ist, und bereits in
In lateinischer Schriftchiusi
In lateinischer Schriftetrurische
Ankäufe gemacht hat, Dorows Vasensammlung wurde 1831 über einen Mittelsmann für das
Königliche Museum angekauft. - Zu seiner Sammlung bemalter Vasen vgl.
Dorow: Einführung in eine Abtheilung der Vasensammlung des Königlichen
Museums in Berlin. Berlin 1833.
[Schließen]die er iezt dem
In lateinischer SchriftMinisterium
zum Wiederverkauf anbietet. Auch hierüber hat das In lateinischer Schrift
Ministerium mein Gutachten
eingefordert. Meine Antwort war: es scheine etwas kühn, daß ein
Reisender, deßen beschränkte Kenntniße notorisch wären, so gleich bey dem
Eintritt in Italien sich in
Einkäufe einlaße. Aus der Beschreibung, die er in dem Schreiben davon gebe,
ließe sich von ihrem Werth oder Unwerth nicht urtheilen. Indeßen da Sie (In lateinischer SchriftGerhard) iezt auf dem Wege nach Italien begriffen wären; so möchte man
über der ZeileIhnen den Auftrag geben, die Sachen in
Florenz zu sehen, damit Sie
darüber einberichten möchten. Denn der Zufall könnte einem auch nicht
Hellsehenden etwas Glück in die Hände gespielt haben. - Ich weiß
| 3
übrigens nicht: ob Ihnen der berühmte Herr In lateinischer SchriftDorow
von Person und Schrift, Thun und Absicht schon bekannt ist. Er wird
dort den preußischen Namen haben, worüber Sie in der Folge manches hören und
erfahren werden. Doch Sie werden sich zu hüten wißen. Nicht ermittelt
[Schließen]Über
In lateinischer SchriftLevezow
und mich hat er an In lateinischer Schrift
Rauch
wüthend geschrieben. Aber was will man machen? man muß schon seinen Zorn und seine
geistreichen Recensionen ertragen! -
Das bisher geschriebene ist einige Zeit liegen geblieben, weil mir
In lateinischer SchriftSchulze
versprach, mir einiges über die an das In lateinischer Schrift
Ministerium
eingesandten Briefe zu sagen, was aber bis iezt nicht erfolgt ist. Die Abhandlung über das In lateinischer SchriftPalladium
übersende ich hiemit zu Ihrer Disposition, zugleich mit der Zeichnung.
Auch mein III. Illustrazioni. [...] 3. Dipinti pompeiani.
a. Médée, tableau d'après Timomaque. - b. Le nozze del Sonno e di
Pasitea. - c. Il nido, Idillio. "Traduzioni dall' originale tedesco del
consiglier Hirt". In: Annali dell'Instituto di Corrispondenza
Archeologica" (= Annales de l'Institut de Correspondance Archéologique),
1. Jg., Roma: A Spese dell 'Instituto, 1829, S. 243-254.
[Schließen]
Aufsatz über das
In lateinischer SchriftPompeianische
Wandgemälde ist seitdem fertig geworden, und ich kann Ihnen denselben auch zu
gleichem Zweck zuschicken, wenn Sie ihn verlangen. Ferner bin ich veranlaßt
worden, auch einen Hirt: Ueber zwei Gemälde Rafaels in der
Königlichen Sammlung zu Berlin. In: Berliner Kunstblatt. - Vorlage für
die Veröffentlichung ist ein Gutachten
Hirts für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) über die
Raphaelische Madonna in der Königlich preußischen Sammlung, vormals im
Hause Colonna in Rom vom 4. November 1827).
[Schließen]
Aufsatz über den
Raphael-Colonna
, Das Bild befand sich in der Collezione Duchessa
Maria Colonna Lante della Rovere, bevor es 1827 vom preußischen Staat
durch seinen römischen Gesandten Christian Karl Josias von Bunsen für
2000 Louisd'or für das Königliche Museum in Berlin angekauft wurde. Im
September 1827 trat Bunsen, kurz vorher als Nachfolger Niebuhrs zum
Ministerresidenten in Rom ernannt, seine erste amtliche Reise nach
Berlin an, "wohin er ostensibel zu dem Zweck eingeladen war, ein schönes
Gemälde Rafael's, die "Madonna della famiglia di Lante" (als "Madonna
Colonna" allgemeiner bekannt), an seinen neuen Bestimmungsort im
berliner Museum zu überbringen, in Wirklichkeit aber, um in wichtigen
Staatsangelegenheiten seinen Rath zu ertheilen" (Christian Karl Josias
Freiherr von Bunsen. Aus seinen Briefen und nach eigener Erinnerung
geschildert von seiner Witwe. Deutsche Ausgabe, durch neue Mittheilungen
vermehrt von Friedrich Nippold. Bd. 1, Leipzig 1868, S. 275). An Niebuhr
schreibt Bunsen am 11. Oktober 1827: " [...] am 24. [September] [...]
saß mit Rafael und meinem lieben Hausfreund, dem Architekten Stier,
welchem ich die Madonna als Depesche zugeschrieben, vor Abend im Wagen.
Da ich den 12. (October) abends in Berlin eintreffen wollte, um nicht
später oder früher anzukommen, als damit das Bild auf des Kronprinzen
Fest (15. October) zuerst sichtbar werden könnte, [...] bin ich auch
gestern in der Frühe hier angelangt" (ebd., S. 280). - Am 11. November
berichtet Bunsen an seine Frau: "Der König hat mir befehlen lassen, die
Leitung der Restauration des Rafaelischen Bildes zu übernehmen, welches
bis dahin in seinen Zimmern gewesen war, und ihm jeden Tag große Freude
machte" (ebd., S. 299).
[Schließen]den
In lateinischer SchriftBunsen
gebracht hat, zu schreiben. Könnten Sie vielleicht auch hievon Gebrauch machen? -
Ich hoffe vor Ihrer Gerhard reiste Ende Januar 1828 von München nach
Italien ab. Es war seine dritte Italienreise; vorher hatte er sich
bereits 1820/21 und 1822-1826 dort aufgehalten und archäologische
Studien betrieben. Der dritte Aufenthalt dauerte bis 1832; 1828 führte
er den preußischen Kronprinzen durch Rom und begleitete diesen nach
Neapel. Auch in den Jahren 1833-34 und 1836-37 lebte er in Rom und
Neapel.
[Schließen]Abreise nach Italien
noch Einiges aus
In lateinischer SchriftMünchen
von Ihnen zu hören, und wohin ich Ihnen
künftig schreiben soll. Leben Sie wohl, und bleiben Sie von meiner ganzen
Hochachtung u. Freundschaft überzeugt
Ihr ergebenster
Berlin 7 Nov. 1827.