Berlin den 29 ten October 1822

Mein verehrter Freund!

Wahren Antheil nehme ich, wie andere Ihrer hiesigen Freunde, an Ihrem Befinden, und bedauere, Zu Böttigers Augenerkrankung vgl. An Böttiger, 09.07.1822.
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daß es mit Ihrer Herstellung so langsam geht
; Brief erschlossen: [Von Böttiger, vor 29.10.1822].
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indeßen sehe ich in einem Postscript gern Ihre eigene Hand.

Ihre neueste Gabe: I. Der Hände-Zoll an die dramatische Muse bezahlt. Von Böttiger. [Dresden 1822, 40 S.]. Darin heisst es im Vorwort: "Der hier mitgetheilte Aufsatz gehört zu einer Reihe von Abhandlungen über das Theaterwesen der Alten, wozu ich vor vielen Jahren bereits mehrere Abschnitte in lateinischer Sprache als Einladungsschriften am Gymnasium in Weimar drucken ließ. Er ist nun der erste in der Reihe. Zwei andere sollen nachfolgen. Der eine wird die verschiedenen Arten des Klatschens mit den Händen, mit der Zunge und mit den Füßen behandeln und zeigen, wie die Alten das Klatschen zu einer eigenen Art von Kunstfertigkeit und Virtuosität brachten. Der zweite soll alle übrige Arten, Wohlgefallen und Mißfallen, Belehrung und Bestrafung an die Bühnenkünstler zu spenden, nach den verschiedenen Klassen und Abstufungen vorzählen. Da wird denn auch die Stelle in Cicero's Paradoxen (III, 4) 'ein ausgesprochener Vers, wenn er um eine Sylbe zu kurz oder zu lang ist, wird von den Zuschauern ausgezischt und ausgeklatscht', zur Beherzigung unserer Schauspieler, die nach allem, was Müllner neulichst über Vers und Reim den Schauspielerinnen in die Tasche gesteckt hat, fortfahren, die Verse aufs kläglichste zu verkrüppeln, nicht ohne gebührende Erörterungen bleiben. Möge dieser erste Abschnitt mit Nachsicht beurtheilt werden, da es mir bei einer noch sehr hemmenden Augenkrankheit nicht gestattet war, dem, was ich schon vor langer Zeit niedergeschrieben hatte, die letzte Durchsicht und Feile zu geben. / Den 26. Juni 1822. / Böttiger." - Vgl. auch: Karl August Böttiger: Der Händezoll an die dramatische Muse bezahlt. Ursprung des Händeklatschens bei den Griechen und Römern und akustische Empfänglichkeit des Halbkreises in den Bühnen. In: C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts, gesammelt und herausgegeben von Julius Sillig, Bd. 1, S. 321-337.
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Der Händezoll:
habe ich mit Vergnügen gelesen, und beiden [!] andern Exemplare an Buttmann u. Boeckh bestellt. Beide bewundern mit mir Ihr talent, jeden, auch geringfügig scheinenden, Gegenstand zu einer gelehrten intereßanten Ansicht zu erheben. Seit 1801 fanden in Dresden jährlich Akademieausstellungen der Kunst und Industrie statt; die Kunstausstellung 1822 begann am 3. August; vgl. Verzeichniß der am Augustustage den 3. August 1822 in der Königlich Sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden ausgestellten Kunstwerke. Zum Besten der Armen. Dresden, gedruckt in der Gerlachischen Buchdruckery, [1822]. – Ausgestellt waren u.a. drei Landschaften von Caspar David Friedrich sowie seine Gemälde "Frau am Fenster" ["Des Künstlers Attelier, nach der Natur gemalt"], "Ein gescheitertes Schiff auf Grönlands Küste im Wonne-Mond", "Eingang zum Kirchhof in Plauen", des weiteren mehrere Gemälde von Carl Gustav Carus und von Johann Christian Clausen Dahl. - Zur Ausstellung vgl. die im Auftrag Böttigers verfertigte Kunstkritik von Friedrich Christian August Hasse "Ueber die Dresdner Kunstausstellung, am Augustustage, den 3. August 1822. An den Herausgeber des artistischen Notizenblattes, Herrn Hofrath Böttiger" im "Artistischen Notizenblatt", 18. Sonnabends den 28. September 1822, S. 69-72, und 19. Sonnabends den 5. October 1822, S. 73-78, mit einem "Zusatz" von Böttiger ebd., S. 78. – Hasse schreibt zu Beginn: "Sie wünschen, mein hochverehrter Freund, von mir zu hören, was ich in den Sälen der K. Akademie der bildenden Künste von der dießjährigen Ausstellung Bemerkenswerthes gesehen habe. Hätte ich doch diese reiche Spende des vaterländischen Kunstbaums an Früchten, Blüthen und Knospen mit Ihnen zugleich betrachten können! Doch schon hat die glückliche Hand der Freundschaft und der Kunsterfahrung den Schleier gehoben, der das kranke Auge deckte; – nur einige Wochen noch Ruhe, Schonung – darum bitten Ihre Freunde –, und Ihr Blick, der zu lange für uns, bloß der Erinnerungs-Welt sich zugewandt hatte, wird das äußere Leben wieder umfassen! / Diese Hoffnung gibt mir wohl den Muth, einmal Ihr Augenglas zu seyn." (S. 69).
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Den Aufsaz über Ihre Ausstellung dort
möchte ich gerne mit einigen Notizen Vgl. "Verzeichniß derjenigen Kunstwerke, welche von der königlichen Akademie der Künste in den Sälen des Akademie-Gebäudes auf der Neustadt den 22. September und folgende Tage öffentlich ausgestellt sind. An den Wochentagen von 10 bis 5 Uhr; Sonntags von 11 Uhr an. Berlin, 1822" (in: Börsch-Supan, 1971, Bd. 1).
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über die unsrige hier
erwiedern, aber leider habe ich bis iezt so wenig Zeit gefunden, daß ich dieselbe nur einmal flüchtig durchgegangen bin. Sie scheint mir indeßen viele vorzüge vor den Vohergehenden zu haben, und man wird gewahr, daß die Kunst immer mehr und erfreulicher unter uns erwacht. Der Katalog verzeichnet: "Jakob Dorner, in München, Mitglied der Akademie: 45. Eine Mühle bei Jennbach." – "Joseph Wagenbauer, in München, Mitglied der Akademie: 99. Ein Viehstück." – "Herr Albrecht Adam, in Bayern: 107. Drei Pferde ziehen einen Wagen einen Berg hinauf." – "Herr W. Barth, in München: 117. Gegend von Moskau." – "Herr Peter Heß, in München: 173. Schlachtstück. Oestreicher überrumpeln Franzosen bei einem Wirthshause." – "Herr Heinrich Heß, in München: 174. Der Heilige Lukas malt die Jungfrau mit dem Christuskinde; zur Seite St. Johannes." – "Herr Thomas Mattenheimer, in München: 205. Ein Fruchtstück". – "Herr Quaglio, in München: 218. Der Dom zu Lausanne. / 219. Ansicht von einem Theile der Stadt Frankfurth am Main." – "Herr Michael Schritzler, in München: 224. Eine Moosgrille mit verschiedenen Vögeln." – "Herr Simon Warnberger, in München: 260. Gegend und Aussicht auf das Schloß Tegerichne".
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Auch die Süddeutschen aus Bayern her, stellen uns Treffliches vor die Augen
, besonders in den niedrigern Kunstfächern. Sie sind wirklich auf der Spur, dort ein neues Holland zu schaffen. Sie haben Sinn für Farbe und Ausführung. | 2 Bey uns hat das Porträt viel gewonnen; doch noch nicht genug, um öffentlich davon zu sprechen, und in den historischen Mahlereyen entstehen eher Wagniße als Geprüftes; indeßen läßt uns das Gegebene nicht ohne Aussichten, besonders ist man zum theil auf einem beßern Wege der Farbe. – Ausgestellt waren Arbeiten von Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch, Friedrich Tieck, Ludwig Wichmann; genannt werden weiterhin "Herr Riese, Modellmeister der Königlichen Porzellan-Manufaktur", "Herr J. Rathgeber, Hofbildhauer in Gotha", "Herr J. Simony, Akademischer Künstler", W. I. Imhoff, "Herr Hopfgarten. Gußwerke nach Modellen von Rauch", "Herr Coue. Ciselir-Werke", "Herr Lequine. Gußwerke", Emil Wolf, "Eleve der Akademie", Heinrich Kaehler, "Eleve der Akademie", Franz Sanguinetti, "Eleve der Akademie", Adolph Breunlich, "Schüler des Professor Rauch", Theodor Kalide, "Schüler des Professors Rauch", August Behrends, "Schüler des H. F. Simony", Karl Rentz, L. Jachtmann, Arbeiten aus D. Loos, Sohn, Medaillen-Anstalt, vom Medailleur Karl Friedrich Voigt, vom Modelleur Frank und vom königl. Münz-Medailleur Götze; sowie Gußwaren von der Königlichen Eisengießerei bei Berlin und von der Königlichen Eisengießerei zu Saynerhütte bei Ehrenbreitstein.
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Der Bildnerey giebt es mancherley in Marmor und in Erz
; aber vorragend ist nur Einer - welcher freylich auch gegen die besten der neuern und neuesten Zeit nicht zurücksteht. Von Rauch, "Mitglied des Senats der Akademie", verzeichnet der Katalog folgende Werke: "Bildhauer-Werke in Marmor: 320. Ein neun Fuß hoher Kandelaber, vom Königl. Preuß. Offizier-Korps dem Grafen La Rothe Jaquelin bestimmt. / 321. Die Porträtstatue eines sitzenden eilfjährigen Mädchens. / 322. Die Büste Sr. Kais. Hoheit des Großfürsten Nicolas von Rußland; nach dem Leben. / 323. Die Büste der Frau Hofmarschallin von Malzahn, nach dem Leben. / 324. Die Büste Goethe's, nach dem Leben. / Gußwerke in Erz: 325. Die kolossale Büste Sr. Durchl. des Feldmarschalls Fürsten Blücher von Wahlstadt; gegossen von Lequine; ciselirt von Vuarin. / 326. Die Büste Sr. Kais. Hoheit des Großfürsten Nicolas, gegossen von Hopfgarten; ciselirt von Coue. / 327. Die Büste Goethe's; gegossen von der Königl. Eisengießerei; ciselirt von Vuarin. / 328. Büste Sr. Durchl. des Fürsten Blücher, gegossen von Lequine; ciselirt von Vuarin"; weiterhin fünf Modelle in Gips.
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Rauch
hat den höhern Sinn für Kunst, wenn wir gleich noch manches Geprüftere an seinen Werken wünschen möchten. Das Technische in Marmor hat er weg, wie keiner der neuern Zeit; das Michelangeloische Zeitalter nicht ausgenommen.

Diesen Sommer habe ich nichts thun können. Ich war im Kerker der Sollyschen Sammlung, um etwas Ordnung und Licht in das unendliche chaos zu bringen. Die Classen nach Epochen, Schulen und Landmannsschaften sind gesondert. Die Sammlung ist in den Meisten bedeutend reich. Das Verzeichniß geht über 3000 Stück. Zwar giebt es dabey ein bedeutender Ausschuß, und da die Auswahl für das Museum sehr streng seyn wird so wird des Guten und Trefflichen noch viel übrig bleiben für irgend einen andern, noch unbestimmten, Zweck. Man rechne dazu, daß schon früher aus den alten königlichen Sammlungen eine Auswahl von nahe 700 Stücken geschah. – Doch über das Genauere läßt sich noch nichts sagen. Nur so viel ist sicher, daß die Sammlung einen eigenen charakter darstellen wird. In einzelnen Meistern werdet Ihr uns immer voran gehen; wer kann | 3 In der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden befanden sich von Correggio "Die Heilige Nacht" (um 1527/30); "Die Madonna des heiligen Georg" (um 1529/30); "Die Madonna des heiligen Franziskus" (1514/15); "Die Madonna des heiligen Sebastian" (um 1524); "Die büßende Magdalena" (wahrscheinlich eine Kopie nach einem verlorenen Original von Correggio, gemalt vor 1746; Kriegsverlust); "Die heilige Margarete" (Correggio Schule).
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Euere Correggio's
haben? wer "Die Sixtinische Madonna" (1512/13).
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einen so großen Raphael
? und dann Die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden besitzt von Veronese die Gemälde "Bildnis des Alessandro Contarini (?)" (um 1565/70?); "Der barmherzige Samariter" (um 1582/86); "Der Hauptmann von Capernaum vor Christus" (um 1581/82); "Die Anbetung der Könige" (um 1571); "Christus mit den Jüngern in Emmaus" (um 1560); "Die Auffindung Moses" (um 1581/82); "Bildnis eines Knaben" (Veronese zugeschrieben); "Die Apotheose der Venezia" (Kopie nach Veronese); "Die Madonna der Familie Cuccina" (um 1571); "Die Kreuztragung" (um 1571); "Die Darstellung Christi im Tempel" (um 1555/60); "Die Hochzeit zu Kana" (um 1571); "Die Auferstehung Christi" (1570/75); "Der Raub der Europa" (Werkstatt); "Susanna im Bade" (1742 aus der Sammlung Carignan zu Paris; "Schulbild").
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die großen Paolo Veronese
? – Doch fehlen uns ächte Bilder auch dieser Meister nicht. Es ist mir wie ein Traum, daß iezt unter meinen Händen vornehmlich verwirkt werden soll, was vor 40 Jahren mein Wunsch war, nämlich eine Sammlung aufgestellt zu sehen, worin sich der ganze Baum der Mahlerey neuerer Zeiten darstellte mit all den mancherley Verzweigungen, Blättern, Knospen und Blüthen. Ich wünschte dies damals für Rom, und erlebe es nun, will's Gott! in Berlin. Jeder Deutsche freue sich mit uns, einen solchen für die Kunst begabten König, und einen Kronprinzen gleichen Sinnes zu haben. Nachdem Hirt anfangs die Unterbringung des Museums im Akademiegebäude Unter den Linden bzw. im Universitätsgebäude, dem ehemaligen Prinz Heinrich-Palais, vorgeschlagen hatte, legte Schinkel im Frühjahr 1822 einen eigenen Plan für einen Museumsneubau vor, der statt des bis dahin vorgesehenen Umbaus den Zuschlag erhielt. Schinkels Plan für das Museum wird Ende April 1823 vom König genehmigt; mit dem Bau des Neuen Museums wird im Sommer 1824 begonnen, der Rohbau 1829 fertiggestellt; die Eröffnung erfolgt 1830 am 60. Geburtstag von König Friedrich Wilhelm III.
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An den Neubau des Museum's geht's nun ernsthaft
. –

General v. Minutoli hat seine mitgebrachten Aegyptiaca ausgelegt. Es giebt vieles und viel Belehrendes. Hirt sandte sein Gutachten zur provisorisch von Konrad Levezow im Schloss Monbijou aufgestellten Sammlung von Menu von Minutoli am 9. Oktober 1822 an Karl Frhr. von Stein zum Altenstein. Minutoli bot dem König am 1. März 1823 seine Sammlung zu einem Kaufpreis von 22.000 Taler in Gold an, wovon die Papyrussammlung allein 12.000 Reichstaler ausmachte. Am 26. April 1823 beschloss der König per Kabinettsordre den Ankauf der ägyptischen Altertümersammlung. – Hirt hielt am 16. November 1822 anlässlich der öffentlichen Feier der 25jährigen Regierung Friedrich Wilhelms III. in der Akademie der Wissenschaften eine Vorlesung "Zur Würdigung der neuesten von dem General Freiherrn v. Minutoli eingebrachten Sammlung ägyptischer Alterthümer" (Separatdruck: Berlin: Dümmler, 1823, 19 S.).
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Ich habe den Bericht hierüber an das Ministerium machen müßen
; und wir erwarten iezt die Entscheidung über den Ankauf für das Museum. Es ist ein wahrer Schatz –

Sie fordern mich zu neuen Beyträgen auf für Der 3. Band der "Amalthea" erschien erst 1825 und enthält keine Beiträge von Hirt.
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das künftige Heft Ihrer Amalthea
– Ich habe manches; aber jedes fordert noch die lezte Hand. Vollendet liegt eine Vgl. die Anmerkung zum Brief an Böttiger, 01.05.1820. – Siehe auch: "Die Pelasger, Vorväter der griechischen und der damit verwandten Völker empfangen die früheren Religionsweisen von den Orientalen. In: Hirt: Die Lehre der Gebäude bei den Griechen und Römern (= Die Geschichte der Baukunst bei den Alten, Bd. 3), Berlin 1827, § 2.
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Abhandlung über die Pelasger
. Basierend auf den Lesungen und Diskussionen in der "Griechischen Gesellschaft" (vgl. dazu die Anmerkung zum Brief an Böttiger, 15.11.1819).
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Auch giebt es Pausaniaca
: Vgl. Hirt: Ueber den Tempel, und die Statue Jupiter's zu Olympia. In: Ders.: Die Lehre der Gebäude bei den Griechen und Römern, 1827, I. Abschnitt, Beilage B.
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über den Tempel und die Statue Jupiter's zu Olympia
, Hirt erwähnt ihn in seinem "Bilderbuch für Mythologie, Archäologie und Kunst". Zweites Heft, Berlin 1816, S. 197: [Der Schlaf und der Tod] "Im passiven Zustande ruhten sie als Zwillingsknaben mit geschlossenen Augen in dem Schoosse ihrer Nährmutter, der Nacht, auf dem Kasten des Cypselus, der Schlaf von weisser, der Tod von schwarzer Farbe, und beide mit krumen Füssen (Paus. 5, 18.)". Vgl. auch An Böttiger, 08.01.1820.
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über die Kiste des Cypselus
, Hirt: Der Hippodromus zu Olympia. Sein Umfang. [...]. In: Ders.: Die Lehre der Gebäude bei den Griechen und Römern (= Die Geschichte der Baukunst bei den Alten, Bd. 3), 1827, III. Abschnitt, § 22.
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über den Hippodrom zu Olympia
, Hirt: Das Forum zu Elis. In: Ders.: Die Lehre der Gebäude bei den Griechen und Römern, 1827, Abschnitt V, § 5.
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über das Forum zu Elis
u. s. w. - Alles mit den nöthigen Zeichnungen begleitet. Schreiben | 4 Sie mir, was und wieviel Sie haben wollen; so werde ich es Ihnen bis spätestens Neujahr zuschicken, wenn anders das nächste Heft Zur Leipziger Ostermesse, die am 3. Sonntag nach Ostern begann.
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bis Ostern
erscheinen soll.

Der Pausanias , Gemeint sind die Lesungen in der "Griechischen Gesellschaft", siehe oben.
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welcher in den Ferien unterbrochen ward
, hat wieder angefangen, und vermuthlich wird er diesen Winter beendigt. – Mich beschäftigt iezt hauptsächlich das Museum, und ich kann nur unterbrochen an meinen eigenen Sachen arbeiten.

Vielleicht ist hier der Abguss von einem antiken Marmor gemeint, den Rauch in Dresden machte und am 30. November 1822 an Hirt schickte. - Möglicherweise ist aber auch der Abguss eines antiken Käuzchens gemeint, den Böttiger im 3. Band der "Amalthea", in seinem Beitrag "[Griech.] Glaux muoktonos, das Käuzchen, der Mäusetödter. Eine Zugabe." S. 260 f., beschreibt: "Im April des Jahres 1824 [= Brief vom 25. März 1824] schrieb mir Professor Rauch aus Berlin folgendes: 'Ich ließ für Sie ein Minervenkäuzchen nach einem Abguß von einer Bronze, die sich in einem römischen Museum befindet, zeichnen. Vor Jahr und Tag schickte ich Ihnen einen Abguß desselben Käuzchens nach einer Bronze im Braunschweigischen Museum, den ich, als das Original davon aus Paris zurückkam, hier davon nehmen ließ. Da aber an dieser Braunschweigischen Bronze beide Krallen fehlten und doch ein Sockel für den Vogel gemacht werden mußte: so ergänzten wir die abgebrochnen Füße und stellten sie auf einen liegenden Jünglingskopf, blos im Scherz. [...] Lord Clan William, der jetzige englische Gesandte beim hiesigen Hofe, findet in Rom denselben Kauz, wie er in Braunschweig steht, und läßt ihn durch Boschi, einen mittelmäßigen römischen Bildhauer und Zeichner, genau nach dem Original kopiren. Aber jenes Original ist vollständig. Der Vogel hat dort die Krallen noch ganz unversehrt. Worauf steht aber die kleine Bestie? Auf drei Mäusen, deren Schwänzchen sich um den linken Fuß derselben winden [...]'". Eine Abbildung "Antike Eule in Bronze" findet sich auf Taf. VII [nach S. 260]. - Rauch hatte den Abguss der antiken Bronze-Eule im März 1822 durch Vogel nach Dresden geschickt. - Andere Abguss-Sendungen erwähnt Rauch in einem Brief an Böttiger, Berlin, 19. November 1822: "Herrn Dr. Hase werde ich [...] auch die Abgüsse übersenden, welche ich ihm versprach, worüber Ihre Beurtheilung mich insbesondere interessirt, über eine Tänzer-Figur mit Perücke und interessantem Costum. Mehreres unserer wenigen Bronzen werde ich formen lassen, in der Hoffnung, dass es auch Ihnen angenehm ist. Dieses kleine Bronze-Volk ist allezeit mein Entzücken gewesen, es ist intriganter (sic) wie das marmorne, denn alle haben ihre gesunden Glieder noch beisammen gehalten, sind weit lehrreicher" (zitiert nach: Briefe Rauch-Böttiger, 1882, S. 113-175; hier S. 120). Am 10. Dezember 1822 schreibt er weiter an Böttiger: "Mit einer Kiste an Prof. Vogel oder Bildhauer Kühne adressirt erhalten Sie einen Abguss einer wunderschönen Patera, welche ich im Jahr 1818 formen liess, für Bildhauer eine schöne Weisung auf die Behandlung des basreliefs. / Den Abguss des Basrel. der Parzen erhalten Sie gewiss im Mai mit den Abgüssen des Augusteums, zur Ansicht aber schon jetzt bei Prof. Vogel, und erwarte mit Sehnsucht Ihre Gedanken über diese drei zierlichen Jungfern, das Lockenköpfchen ist sogar eine reizende" (ebd., S. 121-122).
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In Rüksicht der Abgüße
Rauch war zu dieser Zeit in Dresden mit dem Abformen antiker Marmorwerke aus dem königlichen Museum beschäftigt und hatte dazu mehrere Abformer mitgebracht.
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müßen Sie sich dort an Rauch halten, denn er hat die Leute
, und die Aussicht dazu.

Jezt leben Sie wohl! Sorgen Sie für Ihr Beßerwerden und gedenken Sie Ihres ergebenen Hirt.

Levezow Levezow war zuerst Lehrer am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster und anschließend ab 1822 am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. Seit 1820 arbeitete er neben seiner Lehrtätigkeit noch als unbezahlter Assistent von Jean Henry an der Kunst-, Antiken- und Münzkammer. 1823 wurde er von seinen Lehrverpflichtungen entbunden und sein Gehalt auf 1200 Taler erhöht.
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ist nun der Geschäfte bey dem Gymnasium los
, und kann sich dem Studium der Antike ganz wiedmen. Herrn Spohn, der auf einen Augenblick hier war, habe ich mit Vergnügen kennen lernen. Spohn beschäftigte sich mit der Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen. Nach seinem frühen Tod am 17. Januar 1824 erschien "De lingua et literis veterum Aegyptiorum cum permultis tabulis lithographicis literas Aegyptiorum tum vulgari tum sacerdotali ratione scriptas explicantibus atque interpretationem Rosettanae aliarumque inscriptionum et aliquot voluminum papyraceorum in sepuloris repertorum exhibentibus. Accedunt Grammatica atque Glossarium Aegyptiacum. Edidit et absolvit Gustavus Seyffarth". 2 Bde., Leipzig 1825-1831.
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Er erregt wirklich die lebhafteste Hoffnung zu großen Aufschlüßen
. Herzlich wünsche ich ihm die Gesundheit hiezu. Nach Vorarbeiten u.a. von Athanasius Kircher, Abbé Barthélemy, Etienne de Quatremère, Silvestre de Sacy und Thomas Young gilt Jean François Champollion als der eigentliche Entzifferer der Hieroglyphen an Hand des Rosetta-Steins. Seine Arbeiten wurden immer wieder durch die politischen Umstände unterbrochen. Am 22. September 1822 veröffentlichte er erstmalig seine Ergebnisse in der Schrift "Lettre à M. Dacier"; am 27. September 1822 hielt er über seine linguistischen Forschungen einen Vortrag vor der Académie française. Beides scheint Hirt einen Monat später noch nicht bekannt gewesen zu sein.
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Die Pariser schlagen indeßen Nebenwege ein
, aber wohl nur à la Françoise.