Berlin den 15 ten July 1809.
Ich habe über der Zeilemir, mein werthester alter Freund, die
Freyheit genommen, Ihnen von Leipzig aus durch den Verleger ein Exemplar meiner Baukunst und "Der Tempel der
Diana zu Ephesus" und "Der
Tempel Salomon's".
[Schließen]zwey anderer kleinerer Schriften zukommen zu laßen, und seitdem vom Freunde Uhden gehört, daß Sie diese Zusendungen
bereits erhalten haben. Ich wollte Ihnen hiemit zu erkennen geben, daß ich
ungeachtet kleiner Differenzen Freunde und Gelehrte zu schäzen weiß, so wie ich
dasselbe von Ihrer Seite aus dem ersehe, daß Sie das Übersandte gerne
aufgenommen haben. Warum sollen Freunde in dem weiten Felde des Wißens nicht
entgegengesezte Ansichten hegen? – ja warum sollen sie sich hierwegen von Zeit
zu Zeit über der Zeilenicht ein wenig zanken dürfen – mehr oder
weniger lebhaft – dies ist Sache des Temperaments.
Mein Plan, den ich schon lange hatte, Laut Brief An Böttiger, 28.05.1810, hielt sich
Hirt im August 1809 für 14 Tage in Dresden auf; vgl. auch die Sachanmerkung zu dem
Brief: An Böttiger, 26.09.1812.
[Schließen]Sie einmal in Dresden
aufzusuchen, scheint sich für diesen Sommer nicht realisiren zu wollen, obwohl ich
den festen Vorsaz dazu hatte. Doch wenn es irgend die Zeitumstände noch erlauben
sollten, so würde ich mir eine Wanderung über Dresden, Leipzig,
Weimar, Halle und Dessau zurück nicht versagen. In diesem Falle würde ich
spätestens in Mitte August in Dresden seyn, und mit großem Vergnügen (wenngleich nicht ohne
einigen Zank) würde ich mit Ihnen die dortigen Kunstschäze auf's neue in
Augenschein nehmen. Von Goethe habe
ich kürzlich aus Jena ein ungemein
freundschaftliches Von Goethe, 09.06.1809.
[Schließen]Schreiben, meine architektonischen Arbeiten
betreffend, erhalten.
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Von Herrn Millin
Millin hatte nicht nur Publikationen Hirts
angezeigt und rezensiert, sondern sich auch für die Auszahlung von Hirts
(und Levezows) Gehalt eingesetzt. Am 20. April 1807 schreibt Millin an
Böttiger: „j'avois ecrit au gouverneur de Berlin le general Clarke pour
le prier de faire payer la Pension arrieree de MM Hirt et Levezow il
vient de me repondre qu'a ma demande il en a donne l'ordre et cet avis
que j'ai transmis a ces messieurs m'a comblé de joie j'espere en avoir
bientot une réponse“ (zitiert nach: Millin-Briefe an Böttiger, 2005, S.
444).
[Schließen]habe ich die leztern Jahre her viele Beweise von Wohlwollen
erhalten, so wie ich neulich noch durch Ihre Vermittlung Brief erschlossen: [Von Millin, vor
15.07.1809].
[Schließen]ein Schreiben von ihm mit der gedruckten Eine erste Anzeige erschien in: Magasin
encyclopédique, Paris, 1808, tome IV, S. 380: „M. le conseiller HIRT
doit publier sous peu un ouvrage assez considérable sur l'architectur
des anciens“; ein Auszug aus dem Prospectus erschien: ebd., 1808, V, S.
464-471; eine Rezension ebd. 1810, Bd. III, S. 198-230, signiert „A. L.
M.“. - Am 9. Juni 1809 hatte Millin an Böttiger geschrieben: „Quant à
l'ouvrage de M. Hirt sur l'Architcture j'ai déja donné dans le Magazin
un long extrait de son prospectus et si je recevois l'ouvrage j'en
ferois encore une analyse étendue“ (zitiert nach: Millin-Briefe an
Böttiger, 2005, S. 474).
[Schließen]Anzeige meines Prospectus in dem
Magasin
Encyclopédique
erhielt. Zur Dankbarkeit für so viel Theilnahme Vgl. An Reimer, 10.06.1809.
[Schließen]gab ich Herrn Reimer in
Leipzig auf
Millin schreibt dazu am 5. Oktober 1809 an
Böttiger: „Je viens de recevoir dans le moment le grand ouvrage de M.
Hirt Baukunst nach den Grundsaetzen der Alten et ses deux Dissertations
sur les temples d'Ephèse et de Salomon. Si Vous avez occasion de lui
écrire avant que j'aie pû lui faire parvenir ma reponse par le Baron de
Brockhausen autrement, je Vous prie de vouloir bien lui faire mes
remerciemens et de lui dire que ses divers ouvrages seront bientôt
analysés dans le Magazin“ (zitiert nach: Millin-Briefe an Böttiger,
2005, S. 479). - Eine Rezension zu „Memoire sur le temple de Diane, à
Ephèse“ erschien in: Magasin encyclopédique, 1813, IV, S. 381-383.; die
Rezension zu „Mémoire sur le temple de Salomon“ in: ebd., 1813, IV, S.
383-385.
[Schließen], durch irgend einen französischen Buchhändler einen Abdruck meiner
architektonischen Schriften an ihn zu übersenden, welches dann auch
durch Treuttel und Würz
geschah. Ich habe aber bisher hierwegen noch nicht an ihn geschrieben, weil mir
die Gelegenheit hiezu fehlte, und über der Zeileich ihm keine
Unkosten des hohen Postgeldes wegen machen wollte. Da ich nun weiß, Böttiger und Millin standen seit 1797 in
Briefwechsel; vgl. Lettres d'Aubin-Louis Millin à Karl August Böttiger
1797-1817, in: Geneviève Espagne / Bénédicte Savoy (Hrsg.): Aubin-Louis
Millin et l'Allemagne. Le Magasin encyclopédique – Les lettres à Karl
August Böttiger. Hildesheim 2005, S. 289ff.
[Schließen]daß Sie mit diesem trefflichen und gefälligen Manne fortdaurend im
Verkehr sind, über der Zeileso nehme ich mir die Freyheit, hier Brief erschlossen: [An Millin,
15.07.1809].
[Schließen]ein Schreiben an ihn beyzuschließen, mit der Bitte, bey ersterer Gelegenheit d
e
über den ursprünglichen Text geschriebena
sselben an ihn ergehen zu laßen.
Wir sind hier arm an litterarischen Neuigkeiten, und andere sind eben nicht
erfreulich. In Hoffnung der beßern leben Sie wohl: und bleiben Sie wie vordem
von meiner ganzen Achtung und Freundschaft überzeugt –
Der Ihrige