Berlin den 28 ten Nov. 23.
Mein vortrefflicher Freund!Ihr freundlicher Dr. Hase war uns ein
angenehmer Bote – wir hoffen Vorbote einer Reise, die Sie uns seit lange
versprochen, aber noch unerfüllt ließen. Laßen Sie dieselbe wenigstens nicht
länger anstehen als bis zum Frühjahr. Eine kleine Veränderung in der Lebensweise
ist manchmal das beste Mittel, alle häßlichen Zu Böttigers Augenerkrankung vgl. An Böttiger, 09.07.1822.
[Schließen]Symptome von Krankheitsfurcht zu zerstreuen. Dr.
Hase mag Ihnen erzählen. Ich selbst konnte nur geringes für ihn
thun. Aber Levezow und andere, wie er
selbst sagt, desto mehr. Übrigens scheint er nicht unzufrieden von Berlin abzugehen, obwohl Christian Daniel Rauch schreibt dazu am 25. Oktober 1823 an Böttiger:
"Des Königs kleine Hausgalerie der Bilder lebender und neuerer Künstler
ist eingerichtet, dient zugleich auch als Königl. Speisesaal; die eine
wohl 60 Fuss lange Wand ist beinah schon voll. Das letzt angekommene
Bildchen ist eine freundliche Caecilie von Draeger aus Rom, auch ein
Christuskopf von Emil Wolf
daselbst nach Mich. Angelo in St. Agnese vor dem Thore schön in Marmor
kopirt. Dagegen hat der König alle florent. Terracottas, Bronçen und
Marmor, so wie die acquirirten und die vom Könige von Neapel geschenkt
erhaltenen ant. Broncen und irdenen Gefässe dem Museo d. H. Hirt
übergeben, es mögen wohl 80 Nummern sein, sowie auch die herrliche 5
Fuss hohe Statue der Luna aus dem Palazzo Colonna und die des Napoleon
von Chaudet sind zu letzterm bestimmt, in der Akademie einstweilen
aufgestellt. / Hirt's und Dict. Wagen's, Schinkel's und Wach's Arbeiten
mit Auswahl der Bilder für das Museum ist so gut als vollendet. / 1500
Stück Gemälde der S[o]llyschen
Sammlung sind als gänzlich verabschiedete in das Anspachsche
Palais gebracht. / 800 Doubletten und mitunter vortreffliche Bilder von
der S[o]llyschen und Justinianischen Sammlung sind zum Tausch mit andern Galerien,
zur Anlage öffentlicher Galerien in den Hauptstädten der Provinzen etc.
bei Seite gestellt. / 1500 Stück (wozu 200 Stück aus den Königl.
Schlössern und Galerien zu Berlin und Sanssouci genommen werden) ist der
Kern der S[o]llyschen und Justinianischen Sammlung, welche zur
Aufstellung im Museo bestimmt ist. / Es bleiben also neben der Sammlung
des künftigen Museo auch die Galerien zu Berlin und Sanssouci intact so
wie alle andern Königl. mit Gemälden angefüllten Gemächer, und der
geringe Verlust für die Ausdehnung 5 Königl. Schlösser, welche 200 Stück
Gemälde hergeben, wird durch die verabschiedeten und Doubletten wieder
gedeckt. Denken Sie sich, liebster Freund, Hirt unter diesen bunten
Lämmerchen! ich habe ihn nie heiterer gesehen!" (Briefe Rauch-Böttiger,
S. 126-127).
[Schließen]das was zu unserm künftigen In lateinischer SchriftMuseum
gehört, noch sehr zerstückt umher steht und über einander gehäuft liegt, so daß
nur weniges gesehen, und dies nur unvollkommen genoßen werden kann. Aber kommen
Sie nur; wir wollen unser Möglichstes thun. Ich schreibe Ihnen am Morgen unseres
Der bayrischen Prinzessin Elisabeth anlässlich
ihrer Hochzeit mit dem preußischen Kronprinzen; siehe unten.
[Schließen]festlichen Einzuges, von dem Ihnen Dr. Hase
referiren wird.
Ich bewundere die Thätigkeit Ihrer Unthätigkeit, was Sie so nennen. Überall sind
Sie zu Hause: in den Tagesblättern, wie in den eleganten almanachen. Burkhard Wilhelm Seiler und Karl August Böttiger:
Erklärungen der Muskeln und der Basreliefs an Ernst Matthaei's,
Bildhauers und Lehrers an der Academie der bildenden Künste zu Dresden,
[...] Pferde-Modelle. Dresden 1823. – Von Böttiger stammt der zweite
Beitrag "Erklärung der zwei antiken Reliefs auf dem Fussgestelle des
Modellpferdes von E. Matthäi nachgebildet" (S. 41 ff.).
[Schließen]
Auch anatomische Arbeiten unserer Künstler
wißen Sie auszuschmücken
. Der Vergleich mit dem Meeresgott der griech.
Mythologie lässt Negativkonnotationen in der Rezeption dieser Gestalt
außer Acht und meint wohl vor allem ihre Allwissenheit (nach Vergil),
die Gabe des prophetischen Wissens und ihre Wandlungsfähigkeit. – Hirt
ordnet Proteus in seinem "Bilderbuch für Mythologie, Archäologie und
Kunst" den "See-Dämonen" zu, beschreibt seine äußere Erscheinung, ohne
ihn allerdings näher zu charakterisieren (2. Heft, S. 151).
[Schließen]Sie sind der
In lateinischer SchriftProteus
| 2 der Archaeologen der Zeit. Aber Sie fördern nicht allein; Sie helfen
auch anderes fördern. Schön ist es, daß Sie mir Johann Heinrich Meyer: Geschichte der bildenden
Künste bei den Griechen. – Hier ist die 1. Abteilung gemeint.
[Schließen]
Meyer's
Schrift
übersandten, und mit vergnügen sehe ich, daß die Kunst des Alterthums so
vielseitige Bearbeiter hat, und jeder nach eigener Weise seine Ansichten
aufstellt. So erhält sich das große Studium im Gange, und das Publikum wird
dadurch vielseitig angeregt. Ein Urtheil über die Arbeit unseres
In lateinischer SchriftMeyer's auszusprechen würde zu voreilig
sey. Die In lateinischer SchriftActa müßen vollständiger hiezu vorliegen, denn
manches bleibt mir noch dunkel. Die Anmerkungen machen die "Zweyte Abtheilung",
Dresden 1824, aus.
[Schließen]Die vielen im In lateinischer SchriftTexte eingefügten
Nummern laßen Anmerkungen und In lateinischer SchriftExcurse erwarten, die
vielleicht von einem andern Meister herrühren werden. Auch, scheint es, soll ein
In lateinischer Schriftatlas das Werk begleiten. laßen Sie mich auf das
Zukommende nicht lange warten, und dann werden wir näher uns darüber besprechen
können.
Es ist löblich, daß Sie der
In lateinischer SchriftAmalthea
nicht vergeßen. Sie spendet immer Wichtiges aus ihrem Füllhorn. Ich habe
zwar manches liegen, was hiezu Beyträge abgeben könnte; aber ich ward durch
andere Arbeiten bis in den späten Herbst zu sehr gestört, und iezt da ich wieder
Einiges für mich arbeiten kann, drängt sich mir Nöthigeres auf. Ich möchte vor
allem andern den versprochenen dritten Band meiner
architektonischen Studien liefern. Die öftern Unterbrechungen über der Zeilein diesen Studien verursachen mir viel Qual, indem
ich jedemal [!] mich wieder auf's neue in die Materien einzustudiren
habe. Man räth mir die Geschichte der
| 3 Gebäude heftweise
herauszugeben; allein dazu entschließe ich mich nicht gern. Ich mag das Ganze
vollendet vor mir liegen sehen, ehe der Druck anfängt. – Geringes mag ich für
Ihre
In lateinischer SchriftAmalthea
nicht geben, und an wichtigere vollendungen kann ich iezt nicht denken.
Eine bis iezt g liegengebliebene Abhandlung: Vgl. die Anmerkung im Brief an Böttiger, 01.05.1820.
[Schließen]Über die Pelasger: die etwa zwey Druckbogen betragen würde, könnte ich allenfall schicken.
Sie enthält durchaus aus den Quellen geschöpfte Ansichten. Sollten Sie Der 3. Band der "Amalthea" erschien erst
1825.
[Schließen]bis ostern mit einem neuen Bande vortreten wollen, und könnte das Anerbieten für Sie taugen; so sagen Sie
es mir.
Was Sie mir von einer
Die vier letzten Bücher der "Historia naturalis" von Plinius'
d. Ä. handeln auch von den Künsten, der Kunst- und
Künstlergeschichte. Nach Johann Gottfried Gurlitt waren sie "in
der Aufzeichnung der Maler und Gemälde weit ausführlicher als
Pausanias" (Johann Gurlitt: Allgemeine Einleitung in das Studium
der schönen Kunst des Alterthums. 1. Abt., Magdeburg 1799, S.
22). Julius Sillig, ein Schüler Böttigers, plante eine neue
Ausgabe des Plinius. 1827 erschien vorerst "Catalogus Artificum
sive Architecti, Statuarii, Sculptores, Pictores, Caelatores et
Scalptores Graecorum et Romanorum literarum ordine dispositi a
Julio Sillig. Accedunt tres tabulae synchronisticae", Dresden:
Arnold, 1827. – In einer Rezension in "Kritische
Bibliothek für das Schul- und Unterrichtswesen", N. F., Bd. 1,
April 1828, Nr. 27, S. 212, heisst es dazu. "Herr J. Sillig, der
sich bereits durch mehrere philologische Schriften u.
archäologische Abhandlungen bekannt gemacht, u. dadurch von
seinen Forschungen im Gebiete der Archäologie große Erwartungen
erregt hat, erfüllt dieselben in der oben angezeigten Schrift in
einem solchen Grade, daß wir den Freunden des archäologischen
Studiums, insbesondere aber den Verehrern des so lange
vernachlässigten Plinius, Glück wünschen müssen. Beseelt von der
Liebe zu dem höchst interessanten Studium der Archäologie,
ausgerüstet mit vorzüglichsten Sprachkenntnissen, ging derselbe
an die Bearbeitung des genannten Schriftstellers u. hatte das
Glück, während eines längeren Aufenthaltes zu Paris die
dortigen, höchst wichtigen Codices des Pl. zu vergleichen.
Hiebei zeigte er, so viel sich aus den hier schon gelieferten
Proben urtheilen läßt, eine eben so große Ausdauer, als
ungewöhnlichen Scharfblick. Somit läßt sich behaupten, daß für
die Erklärung der Kunstbücher des ältern Plinius, für deren
Textesberichtigung bisher so wenig geschehen ist, eine neue
Epoche beginnen werde. Denn so viel auch in unsern Zeiten für
das Studium der Kunstgeschichte geleistet wurde u. so manche
Aufklärungen den in jenen Büchern enthaltenen Materien zu Theil
wurden: so machten doch diese Fortschritte des archäologischen
Studiums das Bedürfniß immer fühlbarer, endlich einen kritisch
berichtigten Text des Plinius zu besitzen. Wenn nun auch Hr. S.
diesem längst gefühlten Bedürfnisse für den Augenblick noch
nicht abhilft, sondern die oben angezeigte Arbeit jener
wichtigeren u. schwierigeren vorausschickt, u. sich die Freunde
des Plinius noch eine längere Zeit bis zum Erscheinen einer
vollständigen, kritisch berichtigten Ausgabe der genannten
Kunstbücher gedulden müssen: so ist doch vorliegender Beitrag
höchst dankenswerth, in so fern dadurch im Allgemeinen einen
wesentlichen Bedürfnisse der archäologischen Litteratur auf eine
vorzügliche Weise abgeholfen ist u. im Besondern schon manche
Probe aus den Büchern des Plinius, welche die alte
Kunstgeschichte betreffen, mitgetheilt wird, woraus man auf
dasjenige schließen kann, was künftighin von dem Herausgeber zu
erwarten steht." – Die mehrbändige Ausgabe "Gai Plini
Secundi Naturalis Historiae" erschien in Dresden ab 1849;
Fragmente und Indices erst nach Silligs Tod 1855-1858.
[Schließen]neuen Ausgabe der Kunstbücher des
In lateinischer SchriftPlinius
sagen, höre ich sehr gern. Aber nur In lateinischer SchriftText, oder mit Anmerkungen? – Lezteres wäre freylich ein
sehr umfaßendes, obwohl ein Zeitgemäßes, Unternehmen.
Leben Sie wohl! – Ihr Gesandter, der
In lateinischer SchriftGeneral von In lateinischer SchriftWatzdorf
, wohnt iezt In der Letzten Str. Nr. 2.
[Schließen]in dem Hause unter mir, worin ich schon 20 Jahr lebe. Er zeigte mir Wohl eine Kopie oder ein Kupferstich des Portraits von Prinzessin Amalie von Sachsen von Joseph Karl
Stieler, datiert: 1. Januar 1823 (das Original in: Staatliche
Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister,). – Stieler schuf
ebenso ein Porträt von Elisabeth von Bayern als Braut (um 1823, SPSG, GK
I 2942).
[Schließen]das schöne Bildniß der Zwillingsschwester
unserer Kronprinzeß , die unter dem
mächtigen Jubel des Volks in einer Stunde Die Prachtstraße Unter den Linden, die vom
Brandenburger Tor zum Schloss führt.
[Schließen]die Linden paßiren wird. Ich muß also eilen, auch etwas von dem Der feierliche Einzug der Prinzessin in Berlin am
28. November 1823 anlässlich ihrer Hochzeit mit dem Kronprinzen
Friedrich Wilhelm (IV.) am darauffolgenden Tag. Zuvor hatte bereits am
16. November 1823 in München die Vermählung durch Prokuration
stattgefunden, begleitet von mehrtägigen Festlichkeiten. – Die Braut
reiste von Potsdam über Charlottenburg, wo sie einen "ganz vergoldeten
Staats- und Krönungswagen" bestieg, durch das Brandenburger Tor in die
Hauptstadt Berlin ein, gefolgt von Bürger- und Militärcorps, Abordnungen
der Gewerke und Musikkapellen. "Acht schwarze Hengste, in prächtiges
Zeug geschirrt, waren vorgespannt. Der Braut zur Seite saß die Prinzessin Wilhelm von Preußen,
welcher als ältesten Prinzessin des Königlichen Hauses die Einführung
der Kronprinzessin in die Hauptstadt zustand, beiden gegenüber die
Oberhofmeisterin Gräfin v. Reede". Die "ganze Bevölkerung der
Hauptstadt" war zu ihrer Begrüßung versammelt, Tausende Schaulustige
säumten die Linden und den Schlossplatz. Zwischen dem Zeughaus und der
Kommandantur war eine Ehrenpforte in Form eines Tempels errichtet. "Der
Plan zu dieser Ehren-Pforte rührte vom Stadtrathe und Bau-Inspektor
Herrn Cantian her; die Figuren von dem Professor und von dem Bildhauer,
Herrn Gebrüdern Wichmann; den Bau selbst hatten der Maschinen-Inspektor
und Hof-Zimmermann Herr Glatz und Sohn mit mehreren werkthätigen Männern
ausgeführt und der Blumen-Schmuck war vom Königl. Garten-Direktor Herrn
Otto besorgt." Abends führten die Studenten der Universität einen
Fackelzug auf; die gesamte Innenstadt und die Schiffe waren illuminiert.
"Die allgemeine Aufmerksamkeit zog bei dem Eintritt unter die Linden von
dieser Seite das Academie-Gebäude auf sich. Hier erkannte man sogleich,
daß Anordnung, Erfindung und Ausführung künstlerischen Händen anvertraut
worden waren. In der untern Gallerie sah man hinter den Fenstern, zwei
und zwanzig Statuen-Abgüsse von den vorzüglichsten Bildwerken des
Alterthums. Hinter den zwei größeren Fenstern den Merkur, den Silen mit
dem jungen Bachus im Arme, den Apollino, den Diskobol, die sogenannte
Familie Lykomedes, Ariadne auf Naxos etc. Im Hausflure stand die
kolossale Pallas von Velletri, und mehrere Brustbilder. Die mittleren
drei Fenster der oberen Gallerie schmückte eine große Composition 'die
Huldigung der Künste und Wissenschaften.' Das Ganze theilte sich in ein
Mittelbild mit zwei Seitenbildern, so daß die Anordnung hier durch die
Oertlichkeit der drei Fenster, von denen das mittlere höher und breiter,
als die beiden Seitenfenster ist, zugleich bedingt und begünstiget
wurde. Der Entwurf der Bilder war in gemeinschaftlicher Berathung der
Academie verabredet worden und der Gedanke, den man dabei zum Grunde
legte, eignete sich sehr gut dazu, daß sich mehrere Künstler in die
Arbeit theilen konnten. Auf dem Hauptbilde sah man den Triumphzug des
gefeierten Paares. Vier schäumende, bäumende weiße Rosse ziehen den
goldenen Wagen [...]. Wir haben jetzt nur noch die Künstler zu nennen,
die sich um die Ausführung dieses großen Bildes (das Mittelbild hatte 15
Fuß Höhe) verdient gemacht haben. Die Hauptfiguren auf dem Triumphbogen
waren von dem Herrn Professor
Wach, von ihm waren auch die reichen Frucht- und
Blumengehänge, unter denen das Brautpaar den Einzug hält. Der Wagen und
die Rosse mit ihren Führern waren von den Herren Kolbe, Dähling und
Herbig. Die Wissenschaften waren von Herrn Johann Wolf, die Künste vom
Herrn Professor W. Schadow und
dessen Schülern gemahlt" (vgl. Friedrich Christoph Förster: Vollständige
Beschreibung aller Feste und Huldigungen, welche in den Königreichen
Preußen und Baiern zur Höchsten Vermählungsfeier des Durchlauchtigsten
Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preussen K. H. und der
Durchlauchtigsten Prinzessin Elisa Ludovika von Baiern K. H.
stattgefunden haben. Aus öffentlichen und Privat-Mittheilungen redigirt.
Berlin: Maurer, 1824, besond. S. 96 ff.).
[Schließen]Feste zu sehen. Still soll mein Blick die Holde unter uns begrüßen. Sie bekomt
einen braven liebenden Mann. Mit
Recht läßt uns der Tag vertrauen und hoffen.