Jedes Denkmal, das Sie für andere denkwürdige Männer setzen, ist auch ein Denkmal
Ihrer Kunst und Ihres Namens. Auch ist es erfreulich, daß Ihre Denkmäler nicht
bloß auf Einen Ort sich beschränken, sondern in mehrern Städten unseres
gemeinsamen Vaterlandes die Augen den Genuß an Ihren Werken haben über der Zeilesollen. Wie auch das Denkmal für den bayrischen König Max
I. Joseph in München (siehe unten) war auch das Nürnberger
Dürer-Denkmal, das erste öffentliche Künstlerdenkmal in Deutschland, ein
Auftrag Ludwig I. von Bayern.
Die Arbeit an dem Denkmal brachte Rauch Missgunst und Ärger, einen
unangenehmen Briefwechsel mit dem bayrischen König, bei Fertigstellung
1840 schließlich aber doch Beifall und Ehre ein.
[Schließen]Ein Ehrenmal für In lateinischer Schrift
Albert
in
In lateinischer SchriftNürnberg,
gleichsam im Nabel von Deutschland, ist ein Denkmal für die ganze deutsche Kunst; und
Rauch reiste Anfang des Jahres 1828 nach München,
um den Erzguss seines Denkmal-Entwurfs für König Max I. Joseph von
Bayern mit dem Direktor der Königlichen Erzgießerei Johann Baptist
Stiglmaier zu besprechen. Den Auftrag hatte er von König Ludwig I. von
Bayern nach dem Tod seines Vaters im Oktober 1825 erhalten. "Es sollte
den König in der Pose antiker Zeusstatuen oder römischer Päpste mit
vorgestreckter, segnend oder grüßend erhobener Rechten auf einem
Thronsessel sitzend zeigen. Gemeinsam mit Ludwigs Baumeister Leo von Klenze, der den
architektonischen Aufbau des gesamten Sockels entwarf, entwickelte Rauch
das Konzept des bildnerischen Schmucks. Das Postament, unten an den vier
Ecken von Löwen als Symbolen von Herrschaft und Kraft gestützt und
seitlich von zwei weiblichen Figuren - den Verkörperungen des
Gemeinwohls und der Bavaria - begleitet, enthält im oberen Sockelkubus
vier Reliefs, die das Gedeihen von Recht, Landwirtschaft, Kunst, sowie
von Religion und Wissenschaft im Schutz des Fürsten versinnbildlichen.
Dabei vermischte der Künstler allegorische Figuren, die er nach antiken
Vorbildern schuf, mit historischen Persönlichkeiten, die er in
zeitgenössischer Kleidung wiedergab und denen er die Züge bekannter
Münchener Persönlichkeiten verlieh. Mehrfach und länger hielt sich Rauch
in dieser Zeit in München auf, wo auch der Guß des Denkmals unter Johann
Baptist Stiglmairs Leitung in der neu gegründeten Bronzegießerei
erfolgte" (Jutta von Simson: Christian Daniel Rauch. Berlin 1997 (=
Preußische Köpfe), S. 82-83). Stiglmaier hatte sich 1824/25 mit einem
Stipendium in Berlin aufgehalten und den Guss des Blücher-Denkmals von
Rauch studiert. Zuvor war er vier Jahre, von 1819 bis 1822, zu
Studienzwecken in Italien. Die Königliche Erzgießerei in München wurde
von König Ludwig I. kurz nach seinem Regierungsantritt im Herbst 1825
erweitert, so dass auch Monumentalplastiken hergestellt werden konnten.
Stiglmaier wurde deren Erster Inspektor. 1828 wurde für das
Max-Joseph-Denkmal das große Gießhaus errichtet. Ein erster Guss im
August 1832 misslang. "Noch nicht so erfahren, hatte er, entgegen Rauchs
Anweisungen, die Figur in zwei Teilen zu gießen, versucht, sie in einem
Stück herzustellen. Die Dammgrube wurde vom Gewicht des Metalls
gesprengt, und die Form lief aus. Beim zweiten, nun in zwei Teilen
ausgeführten Versuch gelang der Guß, an dem staunend und ehrfürchtig
eine Menge von Zuschauern teilnahm" (ebd., S. 83). 1835 wurde das
Denkmal auf dem Max-Joseph-Platz gegenüber dem Nationalheater und dem
"Königsbau" der Residenz aufgestellt.
[Schließen]
in München werden durch Ihre Hand
sich die Formen und die Züge eines
Fürsten für eine Nachwelt erhalten
, welcher, als ein Beyspiel für andere, das Wohl einer großen Völkerschaft
in dem deutschen Vaterlande Maximilian I. Joseph hatte Bayern 1818 eine erste
Verfassung gewährt.
[Schließen]zuerst mit edler Freysinnigkeit gründete. - Reisen Sie also
| 2 immer auch im trüben Winter. Der Zweck
Ihrer Reise erheitert und mildert den Weg.
Von
In lateinischer SchriftNürnberg
wollen Sie den Weg über
In lateinischer SchriftNoerdlingen
über der Zeilenach In lateinischer Schrift
München
nehmen, und Da Rauchs Wunsch auch mündlich an Hirt
herangetragen worden sein kann, wurde hier kein Brief von Rauch an Hirt
erschlossen.
[Schließen]wünschen einige Kunstnotizen von mir. - von Nürnberg aus kommen
Sie zuerst nach
In lateinischer SchriftSchwabach
: allda sind in der Hauptkirche unweit vom Posthause In der Stadtkirche Schwabach St. Johannes des
Täufers und St. Martin befindet sich ein Hochaltar aus der Werkstatt
Wolgemuths.
[Schließen]
die Meisterarbeiten
von
In lateinischer SchriftM. Wolgemuth
dem Meister
In lateinischer SchriftA
[l]
In lateinischer Schriftbert Dürer's
, zu sehen. von da nach
In lateinischer SchriftNoerdlingen
: dort sind gleichfalls In der St. Georgskirche in Nördlingen befindet
sich der 1462 von Jakob Fuchshart gestiftete Hochaltar. "Herlin ist
nicht nur der Maler der Flügel, sondern wohl auch Unternehmer für das
ganze Werk und ist am Entwurf für den nicht erhaltenen Schrein
beteiligt, den der Nördlinger Schreiner Waidenlich ausführte. [...] Der
Altar war dem heilig Georg und der heilig Magdalena geweiht, weshalb auf
den Außenseiten der Flügel Episoden aus der Georgslegende und dem Leben
der heilig Magdalena dargestellt wurden, auf den Innenseiten Szenen aus
dem Marienleben (Nördlingen, Städtisches Museum) (nach Martin, Kurt:
Artikel "Herlin, Friedrich" in: NDB 8 (1969), S. 626-628 [Online-Version]). - In den "Kunstbemerkungen auf einer Reise über Wittenberg und Meissen nach
Dresden und Prag" (Berlin 1830) schreibt Hirt: "Im Jahr 1817
sah ich in der Hauptkirche zu Nördlingen durch Zufall - wahrlich durch
Zufall, denn ich wollte allda nur die Gemälde von Hans Scheufelein sehen
- die Werke von dem alten Friederich Herlin; und hier erinnerte ich mich
wieder des Altarbildes in Meissen [im Meißner Dom]. Jezt im J. 1819 sehe
ich mein Gemälde wieder, und zwar in Gesellschaft eines Freundes, dem
auch die Arbeiten Herlin's in Nördlingen bekannt sind. Er, wie ich,
blieben der Ueberzeugung, dass das Werk nur dem genannten Meister
angehören könne" (S. 21).
[Schließen]in der Hauptkirche die
Hauptwerke von
In lateinischer SchriftFriedrich HerlIn lateinischer Schriftin
, einem gleichzeitigen Meister von
In lateinischer SchriftM. Wolgemuth
, und von In lateinischer Schrift
Hans Schäufelein
einem Schüler von In lateinischer Schrift
A. Dürer
zu sehen. Darunter ist besonders merkwürdig Der sogenannte Familienaltar in Sankt Georg in
Nördlingen (heute: Nördlingen, Städtisches Museum) ist 1488 datiert und
signiert. Auf der breiten Tafel mit zwei Flügeln empfehlen "der heilig
Lukas den knieenden Meister mit seinen 4 Söhnen und die heilig
Margarethe als Namenspatronin Herlins Frau mit ihren 5 Töchtern der
thronenden Muttergottes" (Martin, Kurt: "Herlin, Friedrich" in: NDB 8
(1969), S. 626-628 [Online-Version]).
[Schließen]
das Familiengemälde von
Fr. Herlin selbst, mit der
Jahreszahl 1488, und mehrers andere, was Ihnen der Küster dort anzeigen wird. - von
In lateinischer SchriftNoerdlingen
gehen Sie über In lateinischer Schrift
Ulm
, erstlich um allda das überaus merkwürdige gothische Münster, Die über 15 Meter hohen Chorfenster aus dem 14.
und 15. Jahrhundert im Münster sind: Fenster der beiden Johannes,
Kramerfenster, Ratsfenster, Anna-Marienfenster, Fenster der fünf Freuden
Mariens, Medaillonfenster, aus der Werkstatt Jakob Ackers bzw. aus der
Straßburger Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau.
[Schließen]die Glasmahlereyen, und dann ge in dem Chore Im Ulmer Münster stammen in der
Konrad-Sam-Kapelle zwei Altartafeln - die heilige Elisabeth mit dem
Bettler und Anna Selbdritt (um 1525) - von Martin Schaffner; außerdem
die Flügelbilder und die das Abendmahl Jesu zeigende Predella des
Choraltars (Heilige-Sippen-Altar, "Hutz"-Altar) (1521) sowie u.a. das
Bildnis des Patriziers Eitel Besserer zu Rohr (1516) (Besserer-Kapelle,
heute: Ulmer Museum).
[Schließen]zwey sehr merkwürdige Gemälde
| 3 von
In lateinischer SchriftMartin Schaffner
in Augenschein zu nehmen. - In
In lateinischer SchriftAugsburg
finden Sie das wesentliche von Kunst und Alterthum in dem dortigen
Wohl das Schaezlerpalais an der Maximilianstraße
gemeint mit den Deckengemälden von Gregorio Guglielmi (1714-1773) im
Treppenhaus und im Festsaal.
[Schließen]großen Stadthaus vereinigt. In
In lateinischer SchriftMünchen
selbst sind Sie zuhause. Sollten Sie auf dem Rückwege durch
In lateinischer SchriftRegenburg
[!] kommen; so vergeßen Sie nicht, die Schottenkirche eine der ältesten In lateinischer SchriftBasiliken in Deutschland zu sehen, Das sogenannte Schottenkloster in Regensburg
wurde durch irische Mönche unter Abt Dominus mit Unterstützung des
Burggrafen Otto von Regensburg um 1090 erbaut und 1110 geweiht. Die 1120
geweihte Klosterkirche musste jedoch wegen Baufälligkeit bis auf die
beiden Türme und die Nebenapsiden bald wieder abgebrochen werden. An
ihrer Stelle wurde eine neue romanische dreischiffige Basilika mit
Westquerhaus und dem reich geschmückten Nordportal errichtet (vollendet
vor 1200). Das Kloster stand unter dem Schutz von Kaiser Heinrich IV.
und seines Sohnes Heinrich V.
[Schließen]die vom Sohne Carl des Großen
erbaut ward.
Meine besten Grüße an Rauchs Tochter Agnes?
[Schließen]A. und
[Schließen]B.; meine besten Wünsche begleiten Sie auf der Reise; und - möge auch für
uns die Zeit kommen, wo Am 3. September 1827 fand in der Berliner
Parochialkirche die Hochzeit von Rauchs Tochter Agnes mit dem Maler Paul Mila, dem leiblichen Sohn
Hirts, statt. Doch schon auf der Hochzeitsreise, die das junge Paar in
Begleitung Rauchs über Dresden nach Tharant unternahm, kam es zum Eklat
und zum Bruch der eben erst geschlossenen Verbindung. Rauch sah sich
zutiefst diffamiert und dem Klatsch der Berliner Gesellschaft
ausgesetzt. An Goethe schreibt er am 18. Oktober 1827: "Denn wie
unerwartet aus heiterer Luft ein Blitzstrahl zerstörend niederschlägt,
eben so traf mich und meine Tochter ein namenloses ein unverschuldetes
großes häusliches Unglück, welches seit Sechs Wochen uns mit schwerem
Kummer belastet, welcher vielleicht mit dem Tode nur erst enden wird"
(GSA Weimar 28/722, Blatt Nr. 4). Erst durch Zelter erfuhr Goethe, was eigentlich
geschehen war: "Die bekannte Heiratsgeschichte ist etwas schlimmer als
man sie sich denken möchte. Die Braut soll als nicht intakt befunden
sein. Das wäre nichts Neues wenn es wahr wäre. Der junge Mann aber hat
sich so stürmisch und mit eklat betragen daß ihm die Angetraute nach
überhäuften Beschimpfungen entfliehn und ihre Zuflucht zur Gräfin v. d.
Recke suchen müssen; endlich als der Vater erschienen war hat er diesen
Vater der Beflickung seines Kindes ins Angesicht beschuldigt. Der Vater
ist nun bereits klagbar geworden und die Ehe soll aufgehoben werden. /
Die Freunde des jungen Mannes sagen nun endlich aus; sie hätten schon in
Rom von ihm gewußt daß ihm eine gewisse Potenz abgehe; sogar sein
natürl[icher] Vater (unser Antiquarius) und auch seine Mutter sollen
davon unterrichtet gewesen sein. Der Vater des Mädgens wird am meisten
bedauert der noch an einem frühern Mißverhältnis [mit Wilhelmine
Schulze] zu schleppen hat dessen Frucht diese Tochter ist und nun rühren
sich die beiden Familiengeschichten wie ein stinkiger Brei ineinander. /
Von meiner Seite will ich nur dabei bemerken daß solche Vorfälle mir
stets die Wahlverwandtschaften ins Gedächtnis zurückrufen. Man ist viel
zu leichtsinnig solche Casus wie Meteorsteine anzuschauen" (Zelter an
Goethe, 28.-30.10.1827, in: Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke.
Münchner Ausgabe. Bd. 20.1 Briefwechsel mit Zelter 1799-1827. Text.
München: Hanser, 1991, S. 1973 f.; Dass. Bd. 20.3 Briefwechsel mit
Zelter. Einführung. Kommentar. München 1998, S. 874). Seinem Freund Lund
schildert Rauch am 10. Mai 1828 die Hochzeitsreise "und die an Wahnsinn
grenzende Wut und Eifersucht des impotenten Bräutigams, wobei 'weder die
Rede noch die Feder auszusprechen vermag', was Mila, um 'seine Ehre
gegen seine Frau zu retten' aus Niederträchtigkeit erfunden haben mag"
(Jutta von Simson, 1997, S. 99-100; Brief Rauchs an Lund vom 10.5.1828
in: NL Rauch XII.4b). Die Schauspielerin Karoline Bauer erinnert sich an
die Skandalgeschichte: "Als ich in Berlin war, vermälte sich die schöne
Agnes Rauch, die ihr Vater legitimirt hatte, mit dem genialen - aber
wunderlichen Maler Mila. Welch' einen Lärm gab das, als es hieß: Mila
sei seiner jungen Frau auf der Hochzeitsreise davon gelaufen, weil er
gesehen, daß diese mit ihrem Vater zärtlicher gewesen, als auf unserer
unolympischen Erde zwischen Vater und Tochter gestattet. - Ich aber
glaube noch heute: der unheimliche Mila, der schon längst wie ein
Geisterseher in Berlin herumlief, hat Gespenster erblickt, wo nur ein
Mondstrahl zitterte. / Agnes Rauch heirathete später [am 10. Mai 1829]
den Professor [Eduard] d'Alton. Paul Mila ist erst vor einigen Jahren,
als traurigster Hypochonder gestorben. Sein Talent zerschellte - an
einer unglückseligen fixen Idee" (Karoline Bauer: Verschollene
Herzensgeschichten. Nachgelassene Memoiren Bd. 2. Hrsg. von Arnold
Wellmer, 2012, hier S. 103). - Mila wurde aus Rauchs Haus, in dem
bereits eine Wohnung und ein Atelier eingerichtet worden waren,
verwiesen und Mitte Dezember 1827 die Scheidung vollzogen. Am 11.
November 1827 schreibt Rauch an Böttiger: "[...] und [...] heute setze
ich die Feder an seit zwei Monaten von herbem Kummer und Unglück
niedergebeugt; ich sehe nur Thränen um mich und das abgehärmte, aller
Heiterkeit entschwundene Gesicht meiner mit mir betrognen unglücklichen
Tochter. Nie sind wohl Eltern und Kind ärger hintergangen durch
getäuschte Hoffnung, als wir; ausserdem aber, um von diesem boshaften,
in starrem Hochmuth und Egoismus erzeugten Schwächling los zu kommen,
dies kann uns noch das Leben lange verkümmern, wenn wir nicht ganz
unterliegen. / Erst seit acht Tagen fange ich wieder an zu arbeiten."
(Briefe Rauch-Böttiger, S. 149). Um Agnes zu schonen, wurde kein Prozess
angestrengt, jedoch musste Mila eine offizielle Erklärung zur
Ehrenrettung von Agnes verfassen. Das Dokument hat folgenden Wortlaut:
"Nachdem der richterliche Spruch über die Ehescheidung zwischen mir Paul
Mila, und meiner ehemaligen Ehegattin Agnes geb. Rauch erfolgt ist, so
gebe ich folgende Erklärung, ohne irgend einen äußeren Zwang, freymüthig
und offen hiermit ab. / Ich liebte die Agnes Rauch meine nun von mir
geschiedene Frau aufrichtig und mit ganzer Seele, ihrer vielen
liebenswürdigen und schönen Eigenschaften wegen, und ich kann wohl
hinzufügen, daß ich sie hierwegen forthin immer schätzen und achten
werde. Die Trennung, die in den ersten Tagen unserer Ehe stattfand, war
die Folge unglücklicher Mißhelligkeiten, und der daraus entstandenen
Überzeugung, daß wir in der Ehe nicht glücklich mit einander leben
würden; und in Folge dieser vorläufigen Trennung hat sich immer mehr von
beiden Seiten gezeigt, daß das wahre eheliche Vertrauen zwischen uns
nicht wieder eintreten dürfte. Daher der gleichförmige, wohlüberlegte,
und freie Entschluß von beiden Seiten eintrat, auf richterliche Trennung
und Ehescheidung, als das Ersprießlichste und beruhigendste für beide
Theile, anzutragen. / Was in einem unglücklichen Moment von mir gegen
Agnes geäußert wurde, möge als nicht gesagt, in Vergessenheit und ewiges
Dunkel gehüllt bleiben. Was seitdem Verläumdung und Schmähsucht gegen
die in solcher Beziehung wahrhaft unglückliche Agnes erfunden und
verbreitet hat, davon erkläre ich mich ganz schuldlos, und habe
dergleichen immer mit höchster Empörung meines Gemüths zurückgewiesen
und demselben nicht den entferntesten Glauben beigemessen, so wie ich
auch stets mit Verachtung auf alles herabsah, was Schwachheit gegen mich
erlog, solche Schmähungen mögen diejenigen, die sie erfanden in ihrem
Gewissen verantworten. Ich bemitleidige deshalb Agnes mit innigster
Seele; ein unglückliches Schicksal und nicht mein Wille gab die
Veranlassung dazu. / Ich spreche meine ehmalige Gattin von aller Schuld
frey. Das gegenseitige Vertrauen aber, welches zur Führung einer
glücklichen Ehe erforderlich ist, giebt sich nicht von selbst; es ist
ein nicht zu erzwingendes Geschenk des Himmels. / Ich scheide aus meinem
ehelichen Verhältnis ohne Groll; ich wünsche Agnes alles Glück und
Wohlergehen für die Zukunft. Ich bin versöhnt möge auch sie und ihr
Vater mit mir versöhnt seyn, und alles vorgefallene vergessen können.
Dies ist der sehnlichste Wunsch, den ich bei meinem Scheiden im Herzen
trage. / Vorstehendes als von mir geschrieben bestätige ich mit
Unterschrift und Siegel / Paul Mila / Berlin den 15 Dec: 1827"
(Privatbesitz Hamburg; zitiert nach: Rauch, Familienbriefe, Dokument V,
S. 74-75). - An Böttiger schreibt Rauch am 22. März 1828: "Meine
unglückliche Tochter [...] ist im Januar gerichtlich von dem angetrauten
Ungethüm geschieden worden, und hat ihr durch Freund Hirt ein
ehrenerklärendes Dokument einhändigen lassen, wodurch ihrer Ehre die
Genugthuung gegeben ist, die ihr im Publicum unverletzt geblieben war"
(Briefe Rauch-Böttiger, 1882, S. 156). - Vgl. auch Jürgen Zimmer: Vom
Tod des Orpheus. Der Antikenfries im Berliner Palais des Prinzen Karl
und sein Maler (Paul Mila). Falkensee: Eigendruck d. Verf., 2006, 85 S.
m. 24 Abb., 1 Taf.; Kunstbibliothek - Staatliche Museen zu Berlin PK).
[Schließen]tief geschlagene Wunden sich lindern!
20 Jan. 28.
Sagte ich gelegenheitlich ein Wort zu Ihrer Ehre; so seyen Sie überzeugt, daß es sehr ernst und mit voller Überzeugung geschah. -