Berlin den 8 December 1827.
Mein verehrter Herr Professor!Ich säume nicht
Brief erschlossen: [Von Gerhard,
25.11.1827].
[Schließen]Ihren Brief vom 25
ten
vorigen Monats sogleich zu beantworten, in der Hoffnung, daß derselbe Sie Ende Januar 1828 reiste Gerhard nach Italien
ab.
[Schließen]noch in In lateinischer Schrift
München
treffe. Ich denke mir leicht die Schwierigkeiten, wodurch Sie bey Ihren
Unternehmungen aufgehalten werden; und Gerhard wollte den Druck seiner Werke bei Cotta
voranbringen. "Neapels antike Bildwerke" mussten korrigiert und der
Druck seines "Prodromus" (Prodromus mythologischer Kunsterklärung von
Ed. Gerhard. München, Stuttgart, Tübingen 1828) überwacht werden. Erst
am Neujahrsabend 1827 ging das letzte Manuskript in die Druckerei; der
Druck der ersten Textlieferung war Ende Januar 1828 beendet.
[Schließen]wie nöthig Ihre Gegenwart ist, um alles in Gang und zur Vollendung zu bringen. -
Vgl. An Gerhard,
07.11.1827.
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Die In lateinischer SchriftArchaeologische Zeitschrift
ist ein schönes Unternehmen, und was ich von meiner Seite dazu beytragen
kann, wird gern und pünktlich geschehen. Ja, um Ihnen zu zeigen, wie ernsthaft
mir dabey ist; so verfehle ich nicht, Ihnen hiemit Nr. b der "Dipinti Pompeiani".
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meine Erklärung über das räthselhafte
Gemälde des Somnus
u. der Pasithea
, zugleich mit der Durchzeichnung - falls Sie derselben bedürften - zu
übersenden, und dann Nr. c der "Dipinti Pompeiani".
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meine Ansicht über eine
s
über den ursprünglichen Text geschriebenn
nicht weniger anmuthigen Gegenstandes, der mich um so mehr anzog, da sich dabey an keinen
Mythus, sondern über der Zeilenur an die Idylle
eines spätern Dichters denken läßt
. am linken RandDie Zeichnung hievon schicke ich nicht mit, weil der
Contur -
am linken Randnach Zahn
am linken Rand bereits Taf. XXV. gestochen hat. Disponiren Sie hiemit
nach Ihren besten Einsichten, und nur bitte ich zugleich dafür zu sorgen, daß
mir die gedruckten Hefte möglichst bald zukommen. In Rücksicht der In Hirts Aufsätzen ist Horner nicht
genannt.
[Schließen]Note gegen Herrn Horner
wünschen Sie eine Milderung. Gern gestehe ich Ihnen dieselbe zu, obwohl
Boettiger daran keinen Anstoß
nehmen könnte, da er dadurch keinesweges compromittirt ist, u. ich überhaupt
nicht glaube, daß er Hornern etwas
mitgetheilt habe. Indeßen sind Sachverhalt unklar.
[Schließen]solche Umtriebe wahrhaft lächerlich, und für gelehrte Männer höchst unanständig. Ich will
sehen, welche Wendung die Sache nimmt, und nach Umständen sollen die
gewechselten Papiere publizirt werden, damit
| 2 man erfahre, welche
schändlichen Maskeraden man sich erlaubet. Man hat mir bereits auf mehrere, die
daran Antheil haben, hingedeutet. Doch wie ich sagte, ändern Sie die Note, wie
Sie es der Sache angemeßen glauben. - In Beziehung der Aufnahme von Aufsätzen
über moderne über der ZeileKunst in Ihre archaeologische Zeitschrift wollte ich bloß
Erkundigung einziehen, weil nicht selten Gelegenheit vorkomt, daß man Einiges
sagen möchte, und bloß deswegen nicht geschieht, weil man nicht gleich den ort
weiß, wo man es abdrucken laßen soll. Mit Herrn Prof. Schorn bin ich nicht bekannt. Es wird mir aber angenehm
seyn, wenn Sie mich mit ihm in nähere Bekanntschaft sezen wollen.
Ich höre, daß Thiersch noch immer heftig
gegen mich zürnt. Aber trotz Hirt hatte in seiner umfangreichen Rezension
Thiersch "geschichtliche Irrthümer", "seichte Urtheile und gehaltlose
Grundsätze" vorgeworfen (a.a.O., S. 251) und versucht, zahlreiche
Kunsteinschätzungen im Detail zu widerlegen. - Vgl. auch An Gerhard, 11.07.1829.
[Schließen]
meiner Recension
, wodurch ich seine Keckheit etwas strafen wollte, bin ich keinesweges
feindselig gegen ihn gesinnt, und schäze ihn in vielen Beziehungen hoch.
Vergeßen Sie nicht meinen Gruß an den wackern Schelling zu bestellen. Das pompeianische Bild,
Vgl. An Gerhard,
07.11.1827.
[Schließen]mit deßen Erklärung er umgeht, ist mir nicht erinnerlich; ich werde mir es aber von Zahn zeigen laßen, den ich seit mehrern Tagen
nicht sahe. Vgl. An Gerhard,
07.11.1827.
[Schließen]Die antiken Elfenbeine, die Zahn Ihnen wohl gezeigt
hat, haben wir an den König
empfohlen, mit der Hoffnung, daß dieselben um den Preis von 1000
reichstaler werden erstanden werden.
Eben verläßt mich Rauch berichtet am 11. November 1827: "der Hr.
von Rumohr wird in acht Tagen auf seiner Reise nach Italien hier
erwartet, seine Forschungen kennen Sie; mit grossem Interesse und
Wohlgefallen lese ich diese kostbaren historischen Mittheilungen und
seine Einsichten in dieses schwierige Labyrinth" (Briefe Rauch-Böttiger,
1882, S. 152).
[Schließen]
Herr v. Rumohr, der gestern
hier angekommen ist, und mit dem ich so lange geplaudert habe,
| 3 daß ich mich iezt
beeilen muß, den Brief noch auf die Post zu bringen. Ich will nur noch beysezen,
daß, was
Vgl. An Gerhard,
07.11.1827.
[Schließen]Ihre Angelegenheiten so wohl bey dem Ministerium,
als bey der Akademie betrifft, ich nicht
aus den Augen verliere, obwohl ich darüber iezt nichts Näheres zu sagen weiß. -
Ich bitte mir zu berichten, wenn Sie von München abzugehen gedenken, und wohin ich dann die Briefe an
Sie richten soll; auch etwa an wen in München, wenn etwas dahin zu versenden, oder zu berichten
vorkommen sollte. - Haben Sie etwa Nachrichten, Panofka lebte von 1826 bis 1834 meist in Paris
und gab im Auftrag des Herzogs von
Blacas dessen Kunstschätze heraus. "Nachdem er 1826 in
Paris die Sammlung besichtigt hatte, begleitete er den Herzog auf dessen
Gesandtschaftsreise nach Neapel und blieb dort sowie in Paris bis zur
Julirevolution sein Hausgelehrter" (ADB, Bd. 25, S. 125-125, Version vom 28. 11.2016). Von dem
"Musée Blacas" wurde nur die erste Lieferung 1830 von ihm herausgegeben.
[Schließen]wie es dem Dr. Panofka in
Paris geht?
1826 erhielt Panofka den Auftrag, einen Katalog
der hinterlassenen Sammlung von etrurischen Vasen, Bronzen, Elfenbein-
und Majolikabildern des 1825 in Rom verstorbenen preußischen
Generalkonsul Bartholdy anzufertigen. Dazu hielt er sich 1826 in Rom und
Berlin auf. 1827 erschien "Berlino: Stamperia Accademica" sein "Museo
Bartoldiano". Der Katalog ist gegliedert in: "I. Bronzi" (A. Egizii; B.
Etruschi; C. Greco-Romani; D. Arnesi; Monumenti di Piombo), "II. Vasi
Dipinti" (A. A Figure nere su fondo rossa; B. A Figure nere e violacee
su fondo giallo; C. A Figure gialle su fondo nero; D. A Figure rosse su
fondo nero), "III. Terre Cotte", "IV. Vetri e Paste", "Miscellanea
antica", "Appendice di Marmi e Pitture". Die Sammlung wurde von König
Friedrich Wilhelm III. für das Königliche Museum gekauft und kam 1827
ins Berliner Schloss.
[Schließen] Die Bartholdische
Sammlung
ist vom Könige mit 14000 reichstaler
über der Zeilegekauft, mit Auschluß 1816/18 ließ Bartholdy einen Raum seines Palazzo
Zuccari in Rom ("Casa Bartholdy") von Peter Cornelius, Friedrich
Overbeck, Wilhelm Schadow und Philipp Veit ausmalen. Die Fresken wurden
1867 an die Alte Nationalgalerie in Berlin verkauft.
[Schließen]der Gemälde. Auch soll der Kaiser
Christian Daniel Rauch schreibt am 11. November
1827 an Böttiger: "Wie sehr beneide ich Sie darum, dass Sie die seltne,
schöne Sammlung des Gen[eral] v. Koller sehen, wovon mir Sign.
Raff[ae]l[e] Gargiulo [der für Kollers Erben ein Verzeichnis der
Sammlung angefertigt hatte] soviel vor 14 Tagen erzählte, namentlich
aber die Vortrefflichkeit der Vasen lobte. Der K. v. Oestreich soll
alles für 300tausend Silbergulden gekauft haben". (Briefe
Rauch-Böttiger, 1882, S. 152). - Die archäologische Sammlung des Grafen
Koller, die in seinem Schloss zu Obrzistwy in Böhmen aufgestellt war,
wurde zwei Jahre nach seinem Tod 1828 für das Berliner Museum angekauft,
nachdem Levezow die Sammlung
drei Wochen lang begutachtet hatte. Am 24. Juli 1828 wurden vom König
100.000 Taler bereitgestellt; am 15. Oktober trafen die Kisten in Berlin
ein. Den wertvollsten Teil der Sammlung stellten die 1348 Vasen dar.
Vgl. Konrad Levezow: Ueber die freiherrlich von Kollerschen Sammlungen
klassischer Alterthümer, als neuste Bereicherung des königl. Museums der
Alterthümer zu Berlin. (Vorgelesen am 1. December 1828 in der
Versammlung des wissenschaftlichen Kunstvereins zu Berlin.) In: Berliner
Kunst-Blatt 1, Heft 12, Dezember 1828, S. 341 ff.; Fortsetzung: a.a.O.
2, Heft 1, 1829, S. 4 ff. - Gerald Heres: Die Erwebung der Sammlung
Koller durch das Berliner Antikenkabinett. In: Listy filologické 100,
1977, S. 104-109. Laut Heres (a.a.O., S. 106) erwarb der König von
Sachsen einen "beträchtlichen Teil der von Koller gesammelten
ägyptischen Altertümer" für die Leipziger Universitätssammlung.
[Schließen]
die Sammlung des Grafen von
In lateinischer SchriftKoller
für 400000 Florin erstanden haben. Ich hatte mir noch immer
Hoffnung gemacht, daß sie hieher kommen soll. - Ich werde hier iezt über zwey
Dinge sehr angefochten, erstlich über die Hirt, der bereits die Inschrift für das neue
Schauspielhaus entworfen hatte, verfasste im Auftrag Schinkels auch eine Inschrift für das
Königliche Museum: FRIDERCVS . GVILELMUS . III . STVDIO . ANTIQVITATIS .
OMNIGENAE . ET . ARTIVUM . LIBERALIUM . MVSEVM . CONSTITVIT .
MDCCCXXVIII . (Friedrich Wilhelm III. hat dem Studium der Altertümer
jeder Art und der freien Künste dieses Museum gestiftet 1828). Schinkel
schickte den Wortlaut und die zugehörige Zeichnung der Inschrift im Mai
1827 an den König. In einem Gutachten vom 15. Oktober 1827 kritisierte
Süvern die Inschrift und
machte "erhebliche Erinnerungen", u.a. zum Gebrauch der Worte "Museum",
"antiquitatis" und "liberalium artium", um abschließend zu urteilen, die
Inschrift habe "überhaupt keinen Wohlklang und Rhythmus". Ludwig Tieck stellte in seinem
Gutachten (undatiert) fest: "Die lateinische Inschrift des Museums ist,
wie solche jetzt besteht, von allen Gelehrten getadelt worden; zugleich
ist im Publicum vielfach der Wunsch ausgesprochen, daß dies schöne
Gebäude durch eine deutsche Inschrift möchte verziert sein". Tieck
schlug folgende vor: "Friedrich Wilhelm III., denen Werken bildender
Kuenste, ein Denkimal des Friedens, erbauet im Jahre 1829". Alexander von Humboldt teilte in
einem Schreiben vom 20. Oktober 1827 an den Geheimen Kabinettsrat
Albrecht mit, "unser großer Philologe, Herr Professor Böckh" habe nie
seine Zustimmung "zu einer so überaus sprachwidrigen abgeschmackten
Inschrift" gegeben, habe aber geglaubt, es hätte mit einer Änderung noch
Zeit. Daraufhin verfügte der König in einer Kabinettsordre an den
Freiherrn von Altenstein vom 25. Oktober 1827, dass die
historisch-philologische Klasse der Akademie der Wissenschaften ein
Gutachten abgeben und eine neue Inschrift in Vorschlag bringen solle.
Diese antwortete am 21. Dezember 1827 (gezeichnet Schleiermacher), dass
Hirts Inschrift "zu wohl begründetem Tadel" Veranlassung genug gäbe und
wünschte, "daß eine bessere Inschrift die Stelle derselben möge
einnehmen können. Dieser Wunsch ist der einstimmige der Klasse, und es
hat in dieser Hinsicht auch nicht der mindeste Zwiespalt in derselben
obgewaltet". Es sei ihr allerdings schwergefallen, aus den vielen
Vorschlägen der Mitglieder eine tadelfreie auszuwählen. Schließlich habe
man sich auf eine der Form nach historische Inschrift mit folgendem
Wortlaut vereinigt: "Fridericus Guilelmus III. Rex signis. tabulisque
arte. vetustate. eximiis. collocandis thesaurum exstruxit. A.
MDCCCXXVIII.". Am 21. Dezember 1827 begründet Hirt in einem Bericht an den König, "warum sie so
und nicht anders gefaßt worden ist". Die Blätter sind dabei nur
halbseitig beschrieben, um Änderungsvorschlägen Platz zu geben. Diesen
Bericht ließ Hirt später auch drucken: Ueber die Inschrift auf dem
königlichen Museum zu Berlin. In: Berliner Kunstblatt, Jg. 2, 1829, S.
44-46). - Vgl. dazu auch die Akten der Akademie der Wissenschaften (PAW
(1812-1945), II-VI, 90, vol. 6 (1826-1829)), in denen u.a. die
Mitteilung der Kabinettsordre des Königs an die Akademie zur Entwerfung
einer neuen Inschrift enthalten ist (Bl. 1), weiterhin die Wortmeldungen
der einzelnen Mitglieder (Bl. 2-13) wie auch das Gutachten der
historisch-phil. Klasse (Bl. 15-20). - Rauch schreibt am 11. November 1827 an Böttiger: "Hirts
Inschrift des Museums hat vielfältigen Widerspruch erlitten, dass nun
wirklich von Seiten des Königs der Academie der Wissenschaften
aufgetragen ist eine bessere zu entwerfen. Denken Sie sich die Umstände,
die diese Correctur durch den Wiederbau eines neuen Gerüstes, welches
seit Monaten bis zum Sockel schon abgetragen war, veranlasst! und wie
lässt sich eine solche Schmach ertragen?? Ist denn der Sinn und das
Latein dieser Inschrift so schlecht, dass der Name des Königs das
einzige Gute daran ist?" (Briefe Rauch-Böttiger, 1882, S. 152). Da
offenbar auch Böttiger einen
Vorschlag für eine Inschrift eingereicht hatte, schreibt Rauch am 22.
März 1828 erneut an denselben: "Die gefällig mitgetheilte Inschrift zum
hiesigen Museo habe ich S. E. dem Herrn Minister v. Humboldt
mitgetheilt, welche nun wahrscheinlich mit den dreissig eingereichten
dem König jetzt vorliegen wird. Keine Entscheidung ist noch erfolgt"
(ebd., S. 154). - Über dem Säulenportal des Museums blieb die oben
zitierte Inschrift Hirts unverändert stehen. - Am 16. Februar 1829
schreibt Rauch an Böttiger: "Warum erfinden die Gelehrten keine deutsche
Inschrift für unser Museum, womit jeder Uebelstand aufs beste gehoben
werden könnte, namentlich Hirt nicht beleidigt würde, welcher Grund wohl
unsern zartfühlenden König abhielt eine andere lateinische zu wählen"
(ebd., S. 159).
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Inschrift auf dem neuen Museo
von den Philologen, was ich mir gefallen laßen muß, da ich kein Philolog
bin, und über den Raphael Colonna,
der iezt in die große Sammlung einrangirt ist, von den Künstlern und
Kunstkennern, weil ich behaupte,
| 4 daß das Gemälde eines der frühesten
des großen Meisters sey, und dieser
es noch während dem Leben seines Vaters
gemacht habe, noch ehe er noch in die Schule von
Pietro Perugino kam. Doch genug,
daß dies unvergleichliche Gemälde iezt unser ist. Ich vertausche es nicht gegen
irgend eine andere Madonna des großen Meisters, eben weil der jugendliche Geist
desselben über der Zeilesich so herrlich darin ausspricht. Ich
habe deswegen darüber einen Aufsatz gemacht,
Am
04.11.1827.
[Schließen]den ich dem Könige
zuschickte. Vielleicht werde ich ihn auch drucken laßen. - Nun leben Sie wohl, mein
theuer [!] Herr Professor, und bleiben Sie von meinen
freundschaftlichen Gesinnungen überzeugt
Ihr ergebenster