Berlin, den 2. Oktober 1807.
An M. Ich habe auf Brief erschlossen: [Von Matthisson,
16.08.1807].
[Schließen]Ihr freundschaftliches Schreiben vom 16. August noch nicht geantwortet. Allein Sie wißen, daß ich
ein schlechter Briefschreiber bin, und vergeben mir. Ich nahm mir gleich damals
vor, Ihnen und Der Leipziger Buchhändler Georg Voss. Matthisson
hatte vor seinem Aufenthalt in Berlin in Leipzig Station gemacht und
dort möglicherweise mit diesem über Hirts geplante Publikation
gesprochen.
[Schließen]
Vossens
Rath zu folgen, und an die Publikation meines archetektonischen [!] Werkes nicht eher zu
denken, bis wir nicht einer sichern Zukunft entgegen sehen dürfen. Sie haben
doch Nicht bekannt; möglicherweise ein Brief Hirts an
Böttiger.
[Schließen]meinen Brief an Polyhistor
, als Sie von hier wegreisten, von dem Portier doch richtig erhalten? -
Zur Beendigung Ihrer Lyrischen
Blumenlese gratuliere ich. Es ist ein schönes Monument deutschen
Geistes; und ich greife nicht selten bald nach diesem, bald nach jenem Bande, um
meine Nebenstunden zu erheitern. Noch fehlt uns ein Werk über
den
über den ursprünglichen Text geschriebendas
Eigenthümliche, und Charakteristische unserer vornehmsten Prosaiker.
Vielleicht dürften wir hiezu nur ein Duzend rechnen. Aber schön wäre es, diese
nebeneinander in einer kritischen Gallerie aufgestellt zu sehen. Das Unternehmen
wäre eines Mannes, wie Sie sind, würdig; wenn Sie ge
eben gerade nichts beßeres und Behaglicheres zu treiben wüßten. Meine Liste
| 2 wäre folgende: Klopstock,
Lessing, Mendelsohn, Engel, Wieland,
Lavater, Goethe, Voß, Thümmel, Johannes Müller, Herder - glauben Sie nicht, wenn die
Schreibart und der Geist dieser Männer nach art, wie In lateinischer Schrift
Cicero
,
In lateinischer SchriftQuintilian
,
In lateinischer SchriftDionysius von Halycarnaß
- die Redner charakterisirten, näher zergliedert, und das
Eigenthümliche von jedem derselben gezeigt würde, daß eine solche Schrift sehr
belehrend, und vom ganzen Publikum sehr gesucht seyn würde? - Es wäre eine
schöne Winterarbeit in Ihrer Einsiedeley. Und wer könnte uns dieses geben, als
der selbst ein eminenter Schriftsteller ist? - Sie werden vielleicht über meinen
Einfall, und Zumuthung lachen; aber darin immer die treue Anhänglichkeit, und
wahre Hochschäzung Ihres Talentes von Seiten Ihres Freundes erkennen.