Ew. Königliche Hoheit erlauben gnädigst, daß ich Ihnen eine Verlegenheit
vortrage. Sehr wünschte ich Die preußische Prinzessin und nunmehrige
Großfürstin von Rußland reiste mit ihrem Mann Nikolaus im Herbst 1820
nach Berlin, um ihre Familie zu besuchen und sich von einer Depression,
an der sie nach einer totgeborenen Tochter erkrankt war, zu erholen. Sie
blieben bis zum Sommer 1821. Anlässlich dieses Besuches ließ Friedrich
Wilhelm III. nach dem Plan von Carlo Rossi 1819/20 das Blockhaus
Nikolskoje auf dem hohen Ufer des Wannsees errichten
[Schließen]der Großfürstin meine
Aufwartung zu machen. Indeßen fürchtete ich, es möchte zur Unzeit seyn, wenn ich mich in der
ersten Zeit meldete, und dachte also abzuwarten, bis die Großfürstin mehr Muße haben würde. Aber auch
iezt weiß ich nicht, wie ich es machen soll. Ich habe daher an die Großfürstin in der Brief erschlossen: [An die Großfürstin von
Russland, vor 23.10.1820].
[Schließen]Einlage geschrieben, und sie gebeten, mir gnädigst einen Moment zu bestimmen.
Aber auch mit der Übersendung dieses Anschreibens bin ich in Verlegenheit; und
obwohl ich meine Dreistigkeit durch nichts zu entschuldigen weiß, so kann ich
doch nicht umhin, mich gehorsamst an Ew. Königliche Hoheit zu wenden, mit der
unterthänigsten Bitte, das Schreiben unter Ihrem Schutze an die Großfürstin gelangen zu laßen.
Die kunsthistorischen Vorträge, die Hirt vor
Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses hielt. - Belegt sind
u.a. frühere Vorträge bei Prinzessin Charlotte von Preußen, der späteren
russischen Zarin Alexandra Feodorowna. Sie schreibt am 18. Juli 1813 aus
Charlottenburg an ihren Bruder, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.):
"Gestern war wieder Hirt bei uns des Nachmittags gar zu einziger Mann
der mir sehr gefällt, sowie auch seine Vorlesungen, Du solltest uns
sehen wie wir im Kreise herumsitzen // in meinem Garten Zimmer, am
langen schwarzen Sopha, wo Du Dich den letzten Sontag so
verzweiflungsvoll langweiltest. Jede hat sein kleines Buch zum Notieren;
ich sitze gegenüber von Hirt, der einen andern Tisch mit einer Poteille
Waßer, u. Wein vor sich stehen und eine Brille auf der Nase hat. So ist
es auch wenn Ancillon ließt; Adelaide ist die Aufmerksamkeit selbst, die
Alte Krusenmark näht und ihre Zunge wird immer länger" (GStA PK, BPH,
Rep. 49, W 28, Fasc. 1, fol. 102r-v).
[Schließen]Die Vorträge haben eine lange Unterbrechung erlitten. Ew. Königliche Hoheit kennen
meine aufrichtige Breitwilligkeit, und ich erwarte nur die fernern Befehle. Doch
würde es mir angenehm
| 2 seyn, wenn der Wiederanfang erst künftigen
Monat einträte.Kabinettsordre des
Königs vom 12. Oktober 1820. - Hirt reichte seinen Bericht zur Auswahl der
Kunstschätze und zur Einrichtung des Museums am 6. Dezember 1820 beim
Ministerium der Geistlichen-, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten
(Altenstein) ein (GStA PK, I. HA, Rep. 76 Ve Sekt. 15 Abt. I Nr. 4 Bd.
I, Bl. 9r-37v; Vogtherr, 1997, S. 261-269).
[Schließen] Se
Mayestät, der König,
nämlich haben bestimmt, daß ich eine Auswahl von den in den Königlichen Schlößern,
Gärten und Palästen vorhandenen antiken und neuen Kunstwerken machen soll,
welche sich eignen würden, in dem neuerbauten
Museum
aufgestellt zu werden. Dieser ehrenvolle Auftrag ist mir zwar sehr
erwünscht, aber nicht von geringer Arbeit. Ich habe bey dem hiesigen Schloße bereits angefangen, und
denke nun auf einige Tage nach Potsdam zu gehen, und dann Charlottenburg zu besuchen. Obwohl ich sehr streng in der
Auswahl bin, und nichts für das
Museum
vorschlagen werde, was nicht deßen vollkommen würdig ist; so sehe
ich doch schon, daß die Sammlung sehr ansehnlich werden wird; und schwerlich
möchte Nach der Rückkehr der geraubten preußischen
Kunstschätze von Paris nach Berlin 1815 ordnete Friedrich Wilhelm III.
an, "die Stallungen in dem Akademie-Gebäude Unter den Linden zur
Anlegung eines Museums" auszubauen und es mit dem Prinz Heinrich-Palais,
in dem seit 1810 die Universität untergebracht war, durch einen über die
Straße hinwegführenden Gang zu verbinden (Paul Ortwin Rave: Berlin I.
Bauten für die Kunst, Kirchen, Denkmalpflege (Karl Friedrich Schinkels
Lebenswerk; 2). Berlin 1941 (erw. Nachdr.: München, Berlin 1981), S.
14;). "Der Architekt Friedrich Rabe erhielt den Auftrag zu diesem Umbau,
und Ende 1820 glaubte man mit der Einrichtung des Museums beginnen zu
können, zu der Hirt erneut einen Entwurf einreichte" (Elsa van Wezel:
Das Akademische Museum. In: Hirt-Bd. I, S. 112). Hirts Entwurf vgl. 06.12.1820. - Der Plan wurde nicht
realisiert. Da es Kritik an dem geplanten Umbau gab, berief der König
1822 eine fünf-köpfige Kommission, der auch Hirt und Schinkel
angehörten, zur Prüfung der Einwände und des weiteren Vorgehens. Im
Frühjahr 1822 legte Schinkel einen Plan für einen Museumsneubau vor, der
in der Folge gegen Hirts weiterhin eingereichte Vorschläge den Zuschlag
erhielt (vgl. weiterhin Elsa van Wezel, a.a.O.).
[Schließen]
das iezt fertige Lokale
dafür hinreichen. Ich freue mich sehr, dasjenige, Hirt hatte erstmals am 25. September 1797 in
einer öffentlichen Sitzung der Akademie der Künste für die Gründung
eines Museums in Berlin plädiert und seine Konzeption vorgestellt
("Ueber den Kunstschatz des
Königlich-Preuszischen Hauses")
[Schließen]was ich seit lange so sehr wünschte, endlich in Wirklichkeit übergehen zu sehen.
den 23 October / 1820.