Venedig den 10 Dec. 1816.
Ich habe es bey meiner Anwesenheit in
In lateinischer SchriftUdine
, mein verehrtester Herr College, an Mühe nicht fehlen laßen, um
Wohl Archivrecherchen für Savignys „Geschichte des Römischen Rechts im
Mittelalter“ gemeint, s. unten.
[Schließen]Ihrem Auftrage nachzukommen; allein ich erreichte den Zweck nicht, oder wenigstens nur
sehr unvollkommen. Unsere Ankunft in Udine war des abends spät. Des andern Tages war mein erster
Gang nach dem Dom, wo ich an den Sekretar des Archiv's verwiesen wurde. Auf die
Nachfrage nach Handschriften sagte er mir: „daß dergleichen, was ich suche,
nicht vorhanden sey; in dem Archive befänden sich bloß Schriften, die auf die
Kirche und das Kapitel bezug hätten. Meine Nachricht müßte also ein Irrthum
seyn, und In seiner „Geschichte des Römischen Rechts im Mittelalter“ (Erster
Band, 2. Ausg., Heidelberg 1834) beschreibt Savigny in Kap. V. die
Gerichtsverfassung der Römer. Dazu heisst es unter Punkt 123.: „Jedoch
sicherere und vollständigere Nachricht von dem Zustand der Lombardischen
Römer als alle bisher genannten Quellen giebt eine Lombardische
Bearbeitung der Lex Romana. Die Handschrift dieses Werks, die ehemals im
Domarchiv zu Aquileja war, und von da in das Domarchiv zu Udine kam, ist
aus diesem von Canciani im 4ten Band seiner Sammlung (1789) unter dem
Titel Lex Romana herausgegeben worden. Voran steht Julians Epitome der
Novellen, darauf folgt unser Werk ([Anmerkung:] Nachricht von der
Handschrift giebt Canciani Vol. 4. p. 463. Es scheint, daß das ganze
Werk keinen eigentlichen Titel hat, und daß der Titel Lex Romana blos
von Canciani herrührt [...].) Gegenwärtig aber ist diese Handschrift in
Udine nicht mehr zu finden, und man kann sie einstweilen als verloren
ansehen. Dagegen hat im J. 18(?)25 Hänel in dem Cod. 722 der Bibliothek in St. Gallen
eine andere Handschrift desselben Werks aufgefunden“ (S. 426-427).
[Schließen]die Handschriften, die ich suchte, sich wohl in der In lateinischer SchriftBibliothek des
erzbischöfflichen Palastes befinden.“ Mir blieb also nichts übrig, als den
Vorsteher genannter In lateinischer SchriftBibliothek aufzusuchen. Nach nicht
geringer Mühe machte ich endlich auch diesen ausfindig, und ohne Säumen ließ er
sich gefallen, mich zur Stelle zu begleiten. Wir giengen den In lateinischer Schriftcatalog, und endlich alle Handschriften durch, allein von denen in
frage stehenden trafen wir nichts, und er meinte, daß sie schon vor seiner Zeit
müßten weggenommen worden seyn. Er wolle sich indeßen Mühe geben und Nachfrage
bey einigen ältern Litteratoren des Ortes halten, um vielleicht der Sache auf
die Spur zu kommen. Unter diesen In lateinischer SchriftLitteratoren nannte er
mir auch einen In lateinischer Schrift
Canonicus Zoppolo
, der im Domarchiv wohl erfahren sey. Ich eilte also auf's neue zu dem
In lateinischer SchriftMonsignore Canonico Zoppolo
, der mich mit aller Bereitwilligkeit nach dem Domarchiv führte,
selbst vermuthend, daß solche Handschriften wirklich da vorhanden seyn müßten.
Wir suchten zusammen vieles durch; allein da kein Verzeichniß vorhanden, und
alles in gröster Unordnung ist, blieb unser Suchen vergeblich. Indeßen war
bereits die Zeit unserer Abreise angekommen, um denselben Tag noch den In lateinischer Schrift
Tagliamento
zu paßiren. Mir blieb also nichts übrig, als Ihre Adresse zurückzulaßen,
und dem Herrn aufzugeben, nicht zu versäumen, das In lateinischer SchriftManuscript hervorzusuchen, und dann nach Ihrem Wunsche die beiden
ersten, und dann die lezte Seite davon treu zu copiren, und dieselben Ihnen dann
nach Berlin zu senden, zugleich mit
den Unkosten, welche das Copiren des Ganzen betragen würde. Dies zu thun haben
mir beide Herrn zu thun versprochen, sobald sich das Manuscript
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wieder fände, und ich habe keinen Zweifel an der Realität ihres Versprechens;
denn man kann in der That nicht artiger und mehr zuvorkommend seyn, als diese
Herrn sich gegen mich zeigten. Übrigens füge ich hier die Adresse beider dieser
In lateinischer Schriftlitteratoren bey:
1. In lateinischer Schrift
Monsignore Zoppolo Canonico della
Catedrale metropolitana a Udine
.
2. In lateinischer Schriftil Signor Conte
Lenardo Belgrado Bibliotecario della Libreria arcivescovile a
Udine
.
Daß ich die Sache nicht selbst zur Stelle abmachen konnte, bedauere ich; allein ein längerer Aufenthalt war der Reiseumstände wegen nicht möglich. Indeßen bleibe ich nicht ohne Hoffnung, daß sie auch über der Zeileso zu Ihrem Zweck gelangen möchten. -
Zu Hirts Italienreise vgl. An Böttiger,
30.08.1816 und An Böttiger, 06.10.1816.
[Schließen]Unsere Reise ist bis iezt sonst ziemlich nach Wunsch gegangen. In Wien fand ich gar viel, was früher allda
nicht vorhanden war, so wohl für alte als für neuere Kunst. Die kaiserliche Sammlung ist fast in jeder
Classe von Denkmälern unschäzbar; auch zu den Gemälden im In lateinischer Schrift
Belvedere
ist viel merkwürdiges hinzugekommen, und die Privatsammlungen haben sich
sehr vermehrt. All dies forderte einen längeren Aufenthalt, als wir anfänglich
vorhatten; und so geschah es auch, daß wir in den Gebirgen von Steyermark und Kärnthen den tiefsten Winter trafen.
Wirklich hat man in flachen Gegenden keinen Begriff von dem, was ein wahrer
Winter ist. Das Schauerhaft Erhabene desselben zeiget sich nur in hohen
Gebirgen, wie die sind, welche wir sieben Tage lang zu paßiren hatten. kaum
hatten wir aber die Gebirge hinter uns, so wehte uns, noch ehe wir
nach
In lateinischer SchriftUdine
kamen, r(?)eine
Frühlingsluft entgegen. Diese heitere und schöne Luft hat uns bis iezt auch in
In lateinischer Schrift
Venedig
, wo wir seit 10 Tagen sind, noch nicht verlaßen. Diese einzige Stadt hat
für uns ungemein viel Erheiterndes. viel hat sich geändert, und manches ist aus
den alten Stollen gerückt, aber ich finde alles Wesentliche wieder, und in
mancher Rücksicht noch mehr. Den 14ten geht es
| 3 weiter über In lateinischer Schrift
Padua
,
In lateinischer SchriftFerrara
,
In lateinischer SchriftBologna
nach
In lateinischer SchriftFlorenz
. Vor Ende Januar werden wir schwerlich in In lateinischer Schrift
Rom
eintreffen. Nun leben Sie wohl, und gedenken Sie meiner bey Hier möglicherweise die Mitglieder der 1809
gegründeten „Gesetzlosen Gesellschaft (Nr. 2)“ gemeint. Sowohl Hirt wie
auch Savigny und der weiter unten erwähnte Nicolovius gehörten der
Gesellschaft an.
[Schließen]den Freunden
H p.
In lateinischer SchriftNicolovius
bitte ich zu sagen, daß ich ihm von
In lateinischer SchriftRom
aus Brief nicht bekannt.
[Schließen]schreiben werde, auch über manches Verkäufliche sowohl hier, als in Wien. Darunter giebt es kapitale Sachen,
aber zum Theil unerschwingliche Preise. Heute sah ich noch einen In lateinischer Schrift
Pietro Perugino
, der jedem
In lateinischer SchriftRaphael
zur Seite stehen kann; aber der Preis ist nicht geringer als 400 In lateinischer SchriftLouisd'or. Das Bild würde die Zierde der Berlinersammlung seyn. -