Berlin den 10ten Sept. 1829.
Mein verehrter Herr Professor!Nach meiner Vom jährlichen Badeaufenthalt in den
Sommermonaten.
[Schließen]Rückkunft aus
Teplitz
den 1ten
dies war mein erstes Thun, die Übersezung des mir zurückgesendeten Den Aufsatz über das Palladium übersetzte Hirt
selbst ins Italienische.
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Aufsatzes
zu besorgen. Ich übersende Ihnen dieselbe hiemit zu Ihrer gänzlichen Disposition. Seit langer Zeit gänzlich außer Übung
italienisch zu schreiben, bin ich mit der Übersezung wenig zufrieden. Ich muß
Sie also bitten, jene Beßerungen damit vorzunehmen, welche Sie nöthig glauben,
daß der Aufsatz ehrenvoll vor der Welt erscheinen kann. - Ich bin sehr
neugierig, wieder etwas näheres von dem Unternehmen zu hören, und die Druckschriften zu sehen. Den Aufsatz von
Boeckh
müsten Sie längst empfangen haben.
Ich schrieb Ihnen
An Gerhard, 11.07.1829.
[Schließen]in meinem Lezten, daß ehe ich nach Böhmen
abreiste, an
Boeckh
übertrug,
Vgl. die Anmerkung im Brief an Gerhard,
07.11.1827.
[Schließen]Ihre Anliegenheit
| 2 in Rücksicht Ihres etruskischen
Zeichnungswerkes bey der Akademie zu besorgen. Ich weiß nicht, ob er Ihnen selbst seitdem darüber schrieb, denn leider
habe ich ihn bey meiner Rückkehr nicht gefunden, indem er auf mehrere Wochen
verreiste. Ich konnte also von dieser Angelegenheit durch andere Mitglieder nur
so viel hören, daß
Boeckh
meinen Antrag in der Classensitzung vortrug, aber
bis iezt nichts Definitives darüber beschloßen worden
sey. Die Sache soll bey der Wiederzusammenkunft der Akademie nach den Ferien auf's neue vorgenommen werden, wobey man vorläufig
Hoffnung hat, daß ein befriedigendes Resultat erfolgen soll. Daß ich hiebey nichts versäumen
werde, mein Bestes dabey zu thun, davon werden Sie überzeugt seyn.
Mit meiner Badereise bin ich sehr wohl zufrieden.
Boettigern, der im
Marienbade war, sah ich zuerst bey
seiner Rückreise in
Teplitz
, und dann täglich in
Dresden
, wo ich 10 Tage zubrachte. Seine Gesundheit ist nicht die beste.
Der Schwindel will ihn nicht verlaßen. Übrigens ist er der alte, und trägt
forthin auf beiden Seiten. Auch war es mir angenehm,
Stackelberg
in
Dresden
zu finden, der mir die Stackelberg hatte nach dem Auffinden der
Grabkammern von Corneto 1827 die Wandmalereien gezeichnet. "In 17 Tagen
brachte St[ackelberg] in den feuchten Gräbern bei Kerzenlicht in
unbequemster Stellung den ganzen Tag verharrend 225 menschliche Figuren
zu Papier, außerdem eine Menge Thiere, Ornamente und Reliefs, auch nahm
er eine genaue Ausmessung aller Theile vor. Nachdem die Arbeit an Ort
und Stelle beendet war, machte sich St[ackelberg] in Rom daran, die
Zeichnungen ins Reine zu bringen und zu coloriren, die darauf sogleich
zum Stich auf 35 Kupferplatten nach München gesandt wurden, als
artistischer Theil eines neu herauszugebenen Werkes 'Wandgemälde aus den
Hypogäen von Tarquinii'". Die Druckausgabe der Tafeln scheiterte "theils
an einer allzugroßen Verzögerung des Textes, theils daran, daß eine
Einigung mit den Verlegern (zuerst Cotta, dann Reimer) wegen der Kosten
nicht erzielt werden konnte". Die Zeichnungen sind verloren gegangen
(Artikel "Stackelberg, Otto Magnus Freiherr von" von Joseph Girgensohn,
in: ADB, Bd. 35 (1893), S. 340-353).
[Schließen]Zeich-
| 3nungen
von
Corneto
sehen ließ. Sie waren mir sehr intereßant, obwohl ich sie nur flüchtig
durchgehen konnte. Diese Dinge zugleich mit den Vasen werden dem etruscischen Studium, wenn nicht
eine neue, doch festere Grundlage geben. - Die Sache läuft immer mehr auf meine
frühern Ansichten heraus, nämlich daß die Kunstkultur des mittlern Italiens immer mit der Griechischen
zusammenhieng u. s. w.
Anderes weiß ich Ihnen iezt nicht zu berichten.
Dorow
scheint sich wieder nach Paris gewandt zu haben. Der König redte mich verschiedentlich in
Teplitz
an, und sprach mit mir auch vom Museum ; aber es wollte sich nicht
fügen, die Rede auf Vgl. dazu die Anmerkung im Brief an
Gerhard, 11.07.1829.
[Schließen]die Dorowschen
Vasen zu bringen, sonst würde ich den Ankauf
sehr unterstüzt haben. Denn etwas müßen wir nothwendig von dem neuen Funde
haben. oder könnte vielleicht
Bunsen
eine andere acquisition dieser Art dort machen?
-
Wie ich höre: ist Herr
Thiersch
über meine Recension
der 2ten
Auflage seiner Epochen außer sich. Zu Thierschs Reaktion vgl. An Gerhard, 11.07.1829-.
[Schließen]Er speyt Feuer und Flammen, wie er schon früher that. Er mache, was
| 4 er wolle; Er wird
mich immer finden.
Ich wiederhole: warum gehen Ihre Sachen bey Cotta so langsam? Läßt sich denn kein mittel dagegen finden? -
Haben Sie schon einen Entschluß über die
Publication Ihrer hetruscischen Zeichnungen?
- Ich erwarte in Ihrem nächsten viel Neues von Ihnen zu hören. - Ich werde iezt
zunächst das Vasenwerk von Laborde
vornehmen, und einiges Englische Von James Silk Buckingham waren erschienen:
"Travels among the Arab tribes inhabiting the countries east of Syri und
Palestine, incl. a journey from Nazareth to the mountains beyond the
Dead Sea, and from thence through the Plains of the Hauran to Bozra,
Damascus, Tripoly, Lebanon, Baalbeck" (London 1825). (Deutsche
Übersetzung: Weimar 1827) - "Travels in Mesopotamia including a journey
from Aleppo, across the Euphrates to Orfah (the ur of the chaldees),
through the plains of the Turcomans, to Diabekr in Asia minor" (London
1827). (Deutsche Übersetzung: Reisen in Mesopotamien: von Aleppo, über
den Euphrat nach Orfah, dem Ur in Chaldäa, durch die Ebenen der
Turkmanen, nach Diabekr, in Kleinasien, von dort nach Mardin an den
Grenzen der großen Wüste und an dem Tigris nach Mosul und Bagdad; nebst
Untersuchungen über die Ruinen von Babylon, Niniveh, Arbela, Ctesiphon
und Seleucia. Berlin 1828). - Travels in Assyria, Media, and Persia:
including a journey from Bagdad by Mount Zagros, to Hamadan, the ancient
Ecbatana, researches in Ispahan and the ruins of Persepolis, and journey
from thence by Shiraz and Shapoor to the sea-shore; description of
Bussorah, Bushire, Bahrein, Ormuz, and Muscat, narrative of an
expedition against the pirates of the Persion Gulf, with illustrations
of the voyage of Nearchus, and passage by the Arabian Sea to Bombay"
(London 1829). - Eine Rezension von Hirt konnte nicht ermittelt werden.
[Schließen]von
Buckingham
und Wohl "Travels in Arabia: comprehending an account
of those territories in Hedjaz which the Mohammedans regard as sacred by
the late John Lewis Burckhardt. Publ. by authority of the Association
for Promoting the Discovery of the Interior of Africa. London 1829". -
Eine Rezension von Hirt konnte nicht ermittelt werden.
[Schließen]
Burckhardt
, von dem ein neuer Band nachgeliefert worden ist. - Was sagt man in Italien
von den Das von Champollion entwickelte System zur
Entzifferung der Hieroglyphen wurde von Zeitgenossen, auch von den
Mitgliedern der Akademie der Inschriften und der schönen Literatur in
Paris, denen er seine Forschungsergebnisse vorgetragen hatte,
angezweifelt und er sogar des Plagiats beschuldigt. Eine ausführliche
Erklärung Champollions war im April 1824 veröffentlicht worden
(Zusammenfassung des Systems der Hieroglyphen im Alten Ägypten); seine
"Lettres à M. le duc de Blacas d'Aulps" erschienen Paris 1824-1826. -
1828-1829 leitete Champollion eine Expedition nach Ägypten den Nil
entlang, auf der er viele Materialien kopierte.
[Schließen]tollen Berichten des
Champollion
? - So weit ist wohl die Charletanerie nie
getrieben worden.
Langsam schreitet meine Geschichte der bildenden Künste bey den Alten zur Reife. Auch diese gehört zu den Studien meines Lebens. Ich mußte aber die Geschichte der Baukunst vorauf gehen laßen.
Seyen Sie unsern Studien getreu, Sie werden in mir immer Ihren wahren Gefährten
finden. - Ich hätte Lust In den "Annali" erschien kein entsprechender
Aufsatz von Hirt.
[Schließen]in einem der nächsten Aufsäze einiges Topographische von
Rom
abzuhandeln. Würde es für unsere Arbeiten annehmlich seyn? - Leben Sie wohl; grüßen Sie Bekannte, u. schreiben Sie bald
Ihrem aufrichtig ergebnen