Berlin den 5 ten Octob. 1810.
Das Geschenk, mein theuerster Freund, welches Sie mir durch Uhden zukommen ließen, war mir sehr
willkommen, und eine eben so angenehme, als in vieler Hinsicht unterrichtende
Lecture. Sie verstehen die Kunst des Schaffens, denn nie hätte ich geglaubt, daß
man über einen Gegenstand wie die Aldobrandinische Hochzeit, so viel Intereßantes sagen
könnte. Auch die “Die Aldobrandische Hochzeit von Seiten der Kunst
betrachtet von Heinrich Meyer“ (ebd., S. 173-206).
[Schließen]Nachschrift von Mayer
ist im ganzen verständig geschrieben, obwohl ich manchen seiner Ansichten
nicht beytreten kann. Da ich bey Durchlesung wichtiger Schriften dieser Art die
Feder immer in der Hand habe, umNicht überliefert.
[Schließen] einige Noten zu machen; so übersende ich Ihnen dieselben so roh und kurz, wie sie
während des Lesens aus der Feder floßen. Sie werden sie als keine Recension
ansehen, sondern bloß als beyläufige Bemerkungen, die der Freund dem Freunde
gerne mittheilt, um ihm seine Aufmerksamkeit für das Mitgetheilte zu erwiedern,
und dadurch seinen Antheil an dem Geleisteten zu erkennen zu geben. Eben so
finden Sie einige Noten über den Aufsaz von Mayer.
Über die architektonischen Monumente Ägyptens habe ich iezt meine Akten geschloßen, wenn mich anders
Vermutlich die umfangreiche Text- und
Bildsammlung gemeint, die als Ergebnis von Napoleons Feldzug nach
Ägypten in seinem Auftrag seit 1809 veröffentlicht wurde: Description de
l'Égypte ou recueil des observations et des recherches qui ont été
faites en Égypte pendant l'expedition de l'Armée Franςaise publié par
les ordres Sa Majesté l'empereur Napoléon le Grand. Paris, Impr.
Impériale, 1809-1822.
[Schließen]das Pariser große Werk nicht zu neuer Arbeit auffordert; was ich aber kaum glaube, doch nichts desto weniger mit großer Ungedult zu
sehen erwarte. Was ich über den Tempelbau der Ägypter schrieb, ist keine
besondere Abhandlung, sondern in die Geschichte der Baukunst dieses volkes
verflochten. Indeßen hat der Gegenstand mir viel zu thun
| 2 gegeben,
und kürzlich las ich diesen Abschnitt in der Die Philomatische Gesellschaft wurde am 16.
Oktober 1800 in Berlin gegründet und bestand bis zum 9. März 1828; man
traf sich in den ersten Jahren wöchentlich zu wissenschaftlichen
Vorträgen und Diskussionen. Sie verstand sich als gelehrte
Privatgesellschaft, die sich mit allen Gegenständen des Wissens,
besonders aber mit Naturgeschichte, Physik, Chemie und Philosophie
befassen wollte; keine bedeutsame Erscheinung der Zeit sollte
unbesprochen bleiben. Erster Direktor war der Chemiker Martin Heinrich
Klaproth, Sekretär der jüdische Privatgelehrte Lazarus Bendavid und
Rendant der Mathematiker und Physiker Ernst Gottfried Fischer. Viele
Naturwissenschaftler, so auch A. v. Humboldt und Chamisso, traten der
Gesellschaft bei. Hirt wurde am 25. Juni 1807 als Mitglied aufgenommen.
(vgl. die Sitzungsprotokolle in: SBB PK, Handschriftenabteilung, Sign.:
Ms. germ. fol. 1034; weiterhin: Uta Motschmann (Hrsg.): Handbuch der
Berliner Vereine und Gesellschaften 1786-1815. Berlin [u.a.] 2015, S.
195-201; zu den Vorlesungen Hirts in der Philomatischen Gesellschaft
vgl. Uta Motschmann, in: Hirt-Bd. II, 2014, S. 216-221). – Hirt las am
7. Juni 1810 in der Philomatischen Gesellschaft“„Über die Ägyptischen
Pyramiden und über ihren Bau insbesondere“.
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Philomathischen Gesellschaft
vor. Die wichtigste Abhandlung die ich bey
dieser Art von Untersuchungen schrieb, betrifft den Waßerbau
Aegyptens. Am 1. November 1810.
[Schließen]Ich werde sie nächstens in der
Akademie vorlesen, In seiner „Geschichte der Baukunst bei den
Alten“, besonders Bd. 1 (Berlin 1821).
[Schließen]dann aber mit andern Sachen besonders bekannt machen.
Iezt beschäftigt sich Berlin mit der
Die Universität wurde auf Initiative Wilhelm von
Humboldts und unter maßgeblicher Beteiligung von Johann Gottlieb Fichte
und Friedrich Schleiermacher durch König Friedrich Wilhelm III. im Zuge
der preußischen Reformen als Alma Mater Berolinensis am 16. August 1809
gegründet und nahm am 10. Oktober 1810 den Lehrbetrieb auf. Zum ersten
Rektor wurde am 28. September 1810 Theodor von Schmalz berufen. Sitz war
das ehemalige Prinz Heinrich-Palais Unter den Linden.
[Schließen]neuen Anstalt der Universität
, an der ich Hirt wurde ordentlicher Professor an dem für ihn
eingerichteten Lehrstuhl „Theorie und Geschichte der zeichnenden Künste“
und damit „Inhaber des ersten archäologischen Lehrstuhls überhaupt“
(Adolf H. Borbein: Aloys Hirt, der Archäologe, in: Hirt-Bd. I, 2004, S.
173-189, hier S. 175).
[Schließen]als Professor ordinarius
auch Antheil nehmen soll. Nach Wolfgang Virmond (Die Vorlesungen der
Berliner Universität 1810-1834 nach dem deutschen und lateinischen
Lektionskatalog sowie den Ministerialakten, Berlin 2011) hielt Hirt im
Wintersemester 1810/11 eine öffentliche Vorlesung „Die Geschichte der
bildlichen Monumente mit Rücksicht auf Kunsttheorie und
Kunstgeschichte“. Eine für denselben Zeitraum angekündigte
Privatvorlesung „Die Baukunst“ ist vermutlich ausgefallen. – Die für das
Sommersemester 1811 angekündigte Vorlesung „Die Geschichte der
bildlichen Monumente“ fiel „wegen zu geringer Hörerzahl“ aus.
[Schließen]Ich werde mit Anfang kommenden Monats meine Vorlesungen
eröffnen. –
Die Die Berliner Kunstausstellung fand ab dem 23.
September in den Sälen des Akademie-Gebäudes statt.
[Schließen]diesjährige Ausstellung wird sehr besucht. Von Gerhard von
Kügelgen waren folgende fünf Werke ausgestellt: „334.
Apollo und Hyazinth. / 335. Die Verkündigung Mariens. / 336. Porträt von
Göthe. / 337. Porträt von Wieland. / 338. Eignes Bildniß des Künstlers“
(Börsch-Supan, 1971, Bd. 1, S. 45).
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Kügelchens Übersendungen finden vielen Beyfall, und man bedauert nur, daß Goethe, Wohl Schreibversehen, statt: Meyer (Herder war
bereits 1803 gestorben). Goethe, Meyer und Schiller standen hinter den
„Weimarer Preisaufgaben“, die 1799 im 3. Heft der 'Propyläen' zum ersten
Mal ausgeschrieben und bis 1805, über das Ende der Zeitschrift hinaus,
fortgeführt wurden.
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Herder
u. Schiller ausblieben.
Porträte giebt es in großer Anzahl, des Historischen weniger. Hirt bezieht sich hier wohl auf Weimar, wo Caspar
David Friedrich für seine beiden für die Weimarer Preisaufgaben 1805
eingereichten Landschaften „Wallfahrt bei Sonnenuntergang“ und
„Herbstabend am See“ die Hälfte des ersten Preises der Weimarer
Kunstfreunde zugesprochen worden war. Obwohl die Bilder den Vorgaben,
eine antike Sage zu illustrieren, nicht entsprachen, verfügte Goethe die
Auszeichnung. Der begehrte Preis schloss die Präsentation in einer
Ausstellung und eine Besprechung durch Heinrich Meyer oder Schiller in
den 'Propyläen' ein (nach: Wikipedia, Art. 'Caspar David Friedrich';
Version vom 8.6.2016). Nach Einstellung der 'Propyläen' erschienen die
Rezensionen ab 1802 in einem Beiblatt der J.A.L.Z.; die zu Friedrichs
Bildern u.a. im Beiblatt der J.A.L.Z. 1809: Programm zur Jenaischen
Allgemeinen Literatur-Zeitung. Jahrgang 1809, S. III-IV, gezeichnet:
Weimar, den 1. Januar 1809 / W. K. F.
[Schließen]Die Meinungen über Caspar David Friedrich stellte drei Werke
aus: „339. Zwei Landschaften in Öl. / 340. Eine Zeichnung in
Bistre“ (ebd., S. 45). - Mit den beiden Landschaften ist das
Bildpaar „Der Mönch am Meer“ und „Abtei im Eichwald“ gemeint.
Das erste Bild wurde von Heinrich von Kleist, der Friedrich 1807
in Dresden kennengelernt hatte, am 13. Oktober 1810 in den
„Berliner Abendblättern“ lobend, aber auch seine Verwirrung bei
Betrachtung des Bildes eingestehend, besprochen (“Empfindungen
vor Friedrichs Seelandschaft“, gez. „cb.“). Kleist hatte dabei
eine längere Vorlage von Clemens Brentano und Achim von Arnim
redaktionell stark gekürzt und in seiner Aussage verändert (vgl.
Christian Begemann: Brentano und Kleist vor Friedrichs 'Mönch am
Meer'. Aspekte eines Umbruchs in der Geschichte der Wahrnehmung.
Vgl. Goethezeitportal - Version vom 8.6.2016). - Auf
Veranlassung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) wurde das
Bildpaar durch den preußischen König erworben.
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die
hieroglyphischen Landschaften von
Friedrich
sind getheilt wie es dort der Fall scheint gewesen zu
seyn.
Ich bin iezt erst dazu gekommen, das Goethesche
Farbenwerk zu lesen. Im I. Didaktischen Teil seiner „Farbenlehre“
unterscheidet Goethe drei Arten von Farben: Physiologische Farben;
Physische Farben und Chemische Farben. Die „Dritte Abteilung - Chemische
Farben“ findet sich S. 186ff.
[Schließen]Noch bin ich nicht weiter als zu den chemischen Farben gekommen. Die Sache intereßirt mich sehr und ich bin auf das Kommende sehr
begierig. Er schreibt derb, und wahrscheinlich nicht ohne Erfolg in mehr als
einer Rücksicht.