Berlin den 15 Nov. 19.
Mein verehrter Freund!Damit Sie sehen, daß es mir ernst ist, Sie in Ihrem Die Herausgabe der "Amalthea".
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Vorhaben
iezt und künftig zu unterstüzen, übersende ich Ihnen sogleich zwey
Aufsäze – Medea u. die Peliaden, und Neptun u. Amymone – mit zwey Zeichnungen in
Bley – um sie sogleich auf der Kupfertafel abdrucken zu können – und einem
nachzustechenden Kupferstich, welcher leztere in gleicher Größe, oder in
geringerm Format nachgestochen werden mag. Ich hoffe, daß die Gegenstände für
das größere, wie für das gewähltere Publikum nicht ohne Intereße seyn sollen. Da
Sie zweifelsohne die lezte Correctur selbst besorgen, auch Ihnen die Probedrucke
von den Stichen zukommen; so mache ich über der ZeileSie für
gute Besorgniß verantwortlich. Bemerkungen zu meinen Aufsäzen sind Ihnen nicht
nur vergönnt, sondern ich werde
s
über den ursprünglichen Text geschriebenS
ie auch darum ersuchen, gesezt auch, daß dieselben meinen Ansichten ganz
entgegen gesezt wären. In der Forschungskunde muß einer den andern belehren; und
derjenige, der alles allein zu wißen vermeint, ist ein Narr. Discretion ist
dabey freylich nöthig; sonst weckt eine Indiscretion die andere. Aber Streit
schadet niemal – und iezt da uns der Unfug entnommen ist, politisch zu streiten;
so kann das Publicum durch unschädlichern Streite unterhalten werden.
Brief erschlossen [Von Böttiger, vor
15.11.1819].
[Schließen]Sie schreiben von Ihrer Neugierde auf die Thiersch hielt in der Zeit von 1816 bis 1825 drei
öffentliche Vorlesungen an der K. Akademie der Wissenschaften zu
München, die zusammen 1829 u.d.T. "Über die
Epochen der bildenden Kunst unter den Griechen" herausgegeben
wurden. – Die zweite Vorlesung erschien u.d.T. "Die Epoche der
Kunstentwicklung [...]. Vorgelesen in einer öffentlichen Sitzung der k.
Akademie der Wissenschaften zu München am 12. Oktober 1819 zur Feyer des
Namensfestes Seiner Majestät des Königs." München, in Commission bey
Joseph Lindauer, [1819]. – Vorausgegangen war "Erste Abhandlung,
Einleitung und älteste Epoche enthaltend: vorgelesen in einer
öffentlichen Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften zu München am
28. März 1816". München: Lindauer, [1816].
[Schließen]zweyte Vorlesung
von Thiersch, u. sieh im
Augenblick, wo ich dies in Ihrem Briefe lese, Brief erschlossen: [Von Thiersch, vor
19.11.1819-11].
[Schließen]wird mir die Abhandlung von dem
| 2 Verfaßer mit einem
Briefchen zugeschickt. Diese Abhandlung hinkt freylich gewaltig, und zwar in allen wesentlichen
Punkten, wo es auf das die Sache ankomt. Indeßen hat
sie auch einiges gute; und es bleibt immer was herrliches, wenn viele über einen
Gegenstand über der Zeilesich in's Zeug werfen, und sich den
vorrang ablaufen wollen. Diese Abhandlung hat mich wieder lebhaft erinnert,
meine Papiere über denselben
Gegenstand nicht länger ruhen zu laßen, und sie dem Druck zu
übergeben . Sie sind aber etwas voluminös, da sie sich über alle
Kunstzweige verbreiten, und mögen wohl ein halbes Vgl. An Böttiger, 08.03.1800.
[Schließen]Alphabeth füllen. Es fragt sich also, ob dies ein Gegenstand für Ihr
In lateinischer SchriftMuseum
wäre? – und wäre es dies: so müßte ich freylich die Bedingung beyfügen,
daß das Ganze in beiden ersten Heften erschiene, um nicht zusehr auseinander
gerißen zu werden. Ich glaube auch, daß es der Materie auch in der Art der Behandlung nicht an Intereße gebrechen wird. Denn
ich befliß mich bey der Reichhaltigkeit auf Kürze, bey der Verwicklung der
Materie auf die Klarheit im Ordnen u. Darstellen, und überall auf Triftigkeit
der Beweise. – Können Sie also die Sache gebrauchen, so schreiben Sie: in Zeit
von einem Monate ist die Hälfte des Manuscript's in Ihren Händen. Ich wollte
alles schon lange besonders drucken laßen, aber ich bin etwas saumselig, weil
ich nicht gerne mit unsern Buchhändlern zu thun habe. Herr
In lateinischer SchriftThiersch
weiß von diesen Schriften und wird sich daher nicht befremden, die
Sache in einer ganz andern Ansicht, als die seinige ist, gestellt zu sehen. Eben
so auch In lateinischer Schrift
Welker
in Bonn u. andere. – A'
propos!In lateinischer Schrift
Welker's Journal
hat wohl aufgehört? – Kein Übel! der Mann, dem es nicht an Kenntnißen
fehlt, ist gar zu confus in seinen Ideen, und fast noch mehr in der Darstellung.
Niemand kann Freude an seiner Art haben.
| 3
Möglicherweise aus: Lettres écrites de Londres a
Rome, et adressées a M. Canova; sur Les Marbres d'Elgin, ou les
Sculptures du temple de Minerve à Athènes: par M. Quatremère de Quincy.
A Rome 1818.
[Schließen]Den Brief von
In lateinischer SchriftQuatremere
habe ich noch nicht gesehen. Könnten Sie mir denselben nicht
gelegenheitüber der Zeilelich zuschicken? –
Die In lateinischer Schrift
"Kleine Alterthümer, z. B. Münzen, Schmuck,
Waffen etc., als Gegensatz gegen Antiken im engsten Sinne" (Pierer's
Universal-Lexikon, Bd. 1, Altenburg 1857, S. 556).
[Schließen]Anticaglien
vom
In lateinischer SchriftGeneral v. Menû
habe ich lange nicht durchgesehen, obwohl wir gute Freunde sind.
Früher hatte er weniges von Bedeutung.
Palmer, der sich auch von Blankenstein nannte,
ist um 1801 in Wien, Paris und Amsterdam nachweisbar, 1804 wird er
hessen-homburgischer Hofkommissär und Lotteriedirektor, ist 1805 in
Stuttgart in den Hochverratsprozess gegen Isaak von Sinclair und
Hölderlin verwickelt, 1812-1813 ist er als Buchhändler in Paris tätig,
nach dem Konkurs taucht er 1816-1820 unter dem Namen Alexander Palmer in
Gotha auf und wird 1816 sachsen-gothaischer Legationsrat. Er bietet auch
Goethe 1818/19 seine Kunstsachen an. Am 22. Dezember 1819 dankt Goethe
für einen aus Bronze und Calzedon zusammengesetzten Jupiter, den ihm
Palmer am 19. Dezember zur Ansicht übersandt hatte (WA IV, Bd. 32, Nr.
96). 1820 wird Palmer wegen betrügerischer Wechselausstellung
steckbrieflich gesucht und wandert im gleichen Jahr vermutlich nach
Nordamerika aus (entnommen aus: Goethe, RA).
[Schließen]Herrn
In lateinischer SchriftPalmer
haben wir auch hier mit seiner Bilder- und Antiken (Gemmen)
Waare kennen gelernt. Er überlief die ganze Welt – nur begieng er den Irrthum, seine Waare auch
mir zu zeigen: und dies war freylich ein großer Irrthum, wenn er den Kram
loswerden wollte. Andere hatte er schon in die Falle gezogen. – – Aber er mußte
troz der In lateinischer SchriftDiners, die er gab, unverrichteter Sachen
wieder abziehen. – vor ein paar Jahren – während meiner Hirts Reise nach Italien und Holland
1816/17.
[Schließen]Reiseabwesenheit – ist es einem ähnlichen Schmuggler gelungen, der Regierung einige
Modernen für Antiken um eine gute Summe aufzuheften.
Vgl. die Anmerkung im Brief an Böttiger,
02.11.1819.
[Schließen]Von Ihrer Vasenzeichnung erwarte ich Ihre Erklärung. In Florenz befanden sich u.a. das Gemälde "Leda und der Schwan" von Jacopo Carucci, genannt
Pontormo (gemalt um 1512/13, Tempera auf Holz, 55x40 cm, seit 1638 in
den Uffizien, in der Tribuna); die Skulptur "Leda col cigno" von Bartolomeo Ammannatti (Marmor,
1500x1189, Bargello-Palast in Florenz) und das Marmorrelief von Pierino da Vinci (46,5x62 cm, Entstehungsort
Florenz, heute: Skulpturensammlung Bode-Museum, Berlin, Inv. 30/67,
erworben 1967).
[Schließen]Die Leda in Florenz
u. ähnliche Leda's hab' ich freylich viel und oft gesehen; aber bey dem
Schwan, obwohl nicht vorzüglich gearbeitet, ist mir die Gans nie
eingefallen.
In lateinischer SchriftUhden
habe ich längerher nicht gesehen. Ich muß seit 14 Tagen eines
hartnäckigen Schnupfens wegen die Stube hüten, so daß ich weder Hirt las im WS 1819/20 an der Universität "1. Die
Geschichte der Baukunst" [wohl ausgefallen]; "2. Die Geschichte der 3
ersten Epochen der neueren Kunst, vom Anfange des 13ten bis Ende des
16ten Jahrhunderts, öffentlich"; dasselbe auch montags und mittwochs an
der Akademie der Künste.
[Schließen]Collegien lesen, noch nach den Sizungen der Akademie kommen, Der Pausanias wurde in der "Griechischen Gesellschaft", der
sogenannten "Graeca", gelesen. Die Mitglieder der Ende des 18.
Jahrhunderts gegründeten Gesellschaft trafen sich in familiärer,
geselliger Umgebung zum Lesen und Übersetzen antiker Texte (Manilius,
Aratus von Soloi, Pindar, Herodot, Pausanias), reihum in den Wohnungen
der Mitglieder. Für die erste Lesung des Herodot sollen die "Urgriechen
Heindorf, Hirt, Buttmann, Spalding, Ideler usw. volle neun Jahre"
gebraucht haben. Nach der wissenschaftlichen Arbeit war die Abendtafel
von einer ausgelassenen Stimmung geprägt. Da keine Vereinsmaterialien
überliefert sind, ist nicht bekannt, wie lange die Gesellschaft
existierte. Die letzte Druckschrift stammt aus dem Jahr 1876; zu dieser
Zeit soll die Graeca noch in voller Blüte gestanden haben (vgl. Uta
Motschmann: Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften 1786-1815.
Berlin 2015, S. 145-150).
[Schließen]noch bey dem Lesen des
In lateinischer SchriftPausanias
assistiren kann. Doch geht's beßer, und morgen werde ich wieder lesen.
Das aegyptische Mummienzeug fängt iezt an, gar zu gemein zu werden. Was
intereßant ist darüber zu wißen, wißen wir. Sieber unternahm ausgedehnte Forschungsreisen,
u.a. 1817 bis 1819 nach Kreta, Palästina und Ägypten, von denen er
Kunstobjekte und ethnografische Gegenstände mitbrachte, die er in
Ausstellungen, wie z. B. einem "Ägyptischen Cabinett" bekannt machte.
1820 erschien in Wien sein "Beschreibendes Verzeichniß der in den Jahren
1817 und 1818, auf einer Reise durch Creta, Ägypten und Palästina
gesammelten Alterthümer und anderen Kunst- und Naturprodukte: Nebst
einer Abhandlung über ägyptische Mumien". Darin sind u.a. enthalten: I.
Ueber die Mumien der Ägypter ( S. 1-31); I. Alterthümer. A. Mumien und
Sarkophage (S. 32-42); B. Andere ägyptische in den Catakomben zu Theben
aufgefundene Alterthümer (S. 43-47).
[Schließen]Ob
In lateinischer SchriftSieber
anderes wichtigeres
| 4 haben mag? - Haben Sie seitdem nichts von unserem Hyperarchitekten
In lateinischer SchriftWiebekind [!]
gehört? Wiebeking gab 1817 nach der Entlassung des
Minister Maximilian von Montgelas seine Ämter auf und ging 1818 in den
Ruhestand; er lebte in München und publizierte noch zahlreiche Schriften
zum Bauwesen und zur Architekturgeschichte (Wikipedia, Version vom 04.08.2016).
[Schließen]Ob er wieder in
In lateinischer SchriftMünchen
ist? -