Gnädigster Herr!
Es ist für mich sehr erfreulich, Ew. königlichen Hoheit ein Buch übersenden zu können, wovon ich im voraus überzeugt bin, daß Sie es mit Ihrer gegen mich gewohnten Güte aufnehmen werden. Der Inhalt desselben, Gnädiger Herr, ist Ihnen nicht fremd. Sie finden hier bloß die Grundsäze mit etwas mehr Ordnung zusammengestellt und entwickelt, welche schon vor Jahren der Gegenstand der mündlichen Unterredungen waren, die ich über Kunst und Alterthum mit Ew. königlichen Hoheit zu halten das Glück hatte. Zugleich füge ich ein paar kleinere Schriften bey, welche auch eben iezt erschienen sind, und zwey der wichtigsten Baue des Alterthums zum Gegenstand haben.
Dabey erlauben mir Ew: königliche Hoheit eine Bitte. Ich bin seit dem
August 1806 im Rückstand mit meinem Gehalt. Ich habe bis iezt mit Gedult auf
beßere Zeiten geharrt, und gesucht, mich durch
| 2 Entbehrungen und
Aufopferungen aller Art zu behelfen. Einen nicht geringen Beystand verdanke ich
der Güte meiner beyden gnädigen
Frauen , der Schwestern Ew. königlichen Hoheit. Nicht ermittelt
[Schließen]Iezt habe ich mit Übersendung eines
Abdruckes meiner Architektur Ser
Mayestät dem König mein
Anliegen vorgetragen. Meiner gehorsamsten Bitte an Ew. königliche Hoheit geht also
dahin, diesen meinen Gesuch durch Ihr Fürwort zu unterstüzen, in der Überzeugung
daß dieses hinreichend seyn wird, das widrige Loos, was so lange über mir
waltet, einiger Maßen zu lindern. Brief nicht ermittelt. Vgl. auch in den Amtlichen
Schriften das Schreiben des Comitees der Akademie der Wissenschaften an
Wilhelm von Humboldt, Berlin, 10. Januar 1809, das von Hirt
mitunterzeichnet ist (Archiv der BBAW, PAW (1700-1811), I-I-11, Bl.
33rv).
[Schließen]Ich habe hievon auch an den geheimen Staatsrath Herrn v. Humboldt, als demjenigen
geschrieben, W. v. Humboldt war am 10. Februar 1809 zum Geh.
Staatsrat und Direktor der Sektion für Kultus und Unterricht im
Ministerium des Innern ernannt worden, dem auch die Akademie der
Wissenschaften unterstellt war.
[Schließen]dem iezt die Fürsorge für das Wohl der Akademiker anvertraut
ist.
Ich habe seit anderthalb Jahren das seltene Glück gehabt, alle Wochen ein paar Abende mit den königlichen Hoheiten, Ihren Schwestern , zuzubringen, und bey Gesprächen über Kunst und alte Zeit von der Gegenwart wegzusehen. Nun hat aber dieser Cursus seit 14. Tagen auch aufgehört. Ew. königliche Hoheit | 3 werden erstaunen, wenn Sie sehen werden, welche Fortschritte beyde Prinzeßinen seit dem lezten Winter in der Kunst machten. Das Nachzeichnen findet iezt nicht mehr statt, sondern es wird einzig nach dem Leben gearbeitet, und zwar mit einem Eifer, alswenn das Glück des Lebens einzig von der Kunst abhienge.
Ich bitte, mich gehorsamst Ihrer königlichen Hoheit Ihrer Gemahlin zu empfehlen, und zu glauben, daß ich mit dem Gefühl wahrer Ergebenheit, Liebe und Ehrfurcht unwandelbar bin Ew. königlichen Hoheit ganz ergebenster
HirtBerlin den 24 ten May 1809.