Anmerkung: Obwohl nicht ausdrücklich ein Brief von Böttiger erwähnt ist, kann Hirt die Nachricht von Böttigers "Unfall" sowie die diversen, den 2. Band der "Amalthea" betreffenden Bemerkungen nur aus einem Schreiben Böttigers erfahren haben. Möglicherweise hat Böttigers Sohn den Brief nach Diktat des Vaters aufgeschrieben. Möglicherweise enthielt der Brief auch diejenigen Passagen, die Böttiger im "Vorbericht" zum 2. Band der "Amalthea" zitiert: "[...] erlaube ich mir, der nachsichtvollen Aufnahme meiner Bemerkung im voraus versichert, etwas von dem zu wiederholen, was ich ihm selbst schon mitzutheilen Gelegenheit hatte. Mir scheint es allerdings ein fast verwegenes Unternehmen, den ganzen hellenischen Olympus in die Schaar der ägyptischen Zwölf- und Achtgötter so in Reih und Glied einzuordnen. Denn wenn auch bei einigen Gottheiten die Identität kaum einem Zweifel unterliegt, wie z. B. bei der Neith = Athene, beim Phthas = Hephästos, auch wohl beim Horus = Apollo, bei der Bubastis = Luna, beim Anubis = Hermes: so dürfte es doch bei den meisten, selbst wenn man die Berichte des redlichen Herodotos in allen Ehren läßt, nur auf eine verähnlichende Parallele abgesehen seyn. Wie wären z. B. jene alten Aegypter aus der Sesostridenzeit zu einem Ares gekommen, der gewiß ursprünglich nichts als ein vermenschlichter, aus dem angebeteten Speerfetisch der weithin sich erstreckenden thrazischen Völkerschaften hervorgegangener gewaltiger, anfangs aber sehr roher Speerhalter ist und daher auch verhältnißmäßig von der griechischen Kunst am seltensten gebildet wurde? Der jugendliche Heros in Tentyris ist sicherlich kein Ares, so wenig als alles, was von der ägyptischen Aphrodite = Athyr berichtet wird, in irgend einer thatsächlichen, nicht bloß accomodirten Beziehung mit der assyrischen Urania, der phönizischen Astarte und der hellenischen Aphrodite steht. [Dazugehörige Fußnote: "Vgl. Münters Religion der Karthager nach der neuen Ausgabe, im Abschnitt Astarte S. 62. ff., mit welchen Ansichten ich vollkommen einverstanden bin."] Ueberall wo die Priestersage eintritt, wie z. B. beim Incest des Papremitischen Mars, muß richtiges Erfassen der Allegorie und Symbolik uns die Fackel anzünden, und wer ist da ein kundigerer Daduchos, als Creuzer? Indeß war es eine reife Frucht der Zeit, daß einmal nach den Bestimmungen der neuesten archäologischen Forschung das hellenische und ägyptische Göttersystem mit einander verglichen würde, und wer vermochte dieß vollständiger zu thun, als der Verfasser des selbst von den Ausländern mit Achtung anerkannten und gebrauchten mythologischen Bilderbuchs, zu welchem diese Aegyptiaca den dritten Theil machen? Seine schnelle Bekanntmachung wird vielfachen Nutzen stiften, erweckend von Schlummerpfülen des Hergebrachten, zur neuen Prüfung zwingend, zum Widerspruch reitzend. Ein großes Verdienst dieser Schrift besteht in der klugen Auswahl und geschickten Zusammenstellung so vieler und so vielsagender Bildwerke, aus der kostbaren Déscription de l'Egypte, die doch auch jetzt nach des begünstigten Pancoucke's Vervielfältigungsmethode den Meisten unzugänglich bleibt. So muß, was dort gleichsam in Barren aufgeschichtet liegt und wozu Belzoni's neu entdecktes Königsgrab auch dann, wenn seine Leichtigkeit im Entziffern hieroglyphisch geschriebener Eigennamen gegründeten Zweifeln unterläge, so wie Gau's nubische Denkmäler, auch noch gediegenes Metall eingeliefert haben, nach und nach ausgemünzt werden. Denn warum sollte nicht jene Masse von Monumenten und nichthieroglyphischen Bildwerken aus jenen Prachtwerken auch noch für mehrere Zweige des menschlichen Forschens und Wissens angewandt und in belegenden Umrissen mitgetheilt werden." (S. XXIII-XXV).