Herzlich, mein verehrtester alter Freund, hat mich Ihre Brief erschlossen: [Von Münter, 04.03.1823].
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Zuschrift vom 4 ten Marz 23.
erfreut, woraus ich den Eifer ersehe, womit Sie unsern alterthümlichen Studien zugethan bleiben.

Auch mich hat früher Der Tempel der himmlischen Göttin zu Paphos. Von D. Friedrich Münter. Zweite Beilage zur Religion der Karthager. Mit vier Kupfertafeln, und einer architectonischen Erklärung von Gustav Friedrich Hetsch [...]. Kopenhagen 1824.
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der Tempel von Paphos
beschäftigt in der Hoffnung, daß ich daraus einige nähere Kenntniß über die Anlage der phönizischen Tempel schöpfen möchte. Allein ich verzweifelte an einem glücklichen Ergebniß, und daher ich denselben i m innerhalb der Zeilen meiner Geschichte der Baukunst lieber übergehen, als etwas Unbefriedigendes sagen wollte. Mir war daher Ihre Mitteilung sehr willkommen, und Ihre Aufforderung: die Ruinen und die Münzen mit Ihrer Darstellung auf's neue in Betracht zu ziehen.

Auch war ich bereits damit beschäftigt, als andere Geschäfte sich häuften, und ich das Nähere auf eine günstigere Zeit zurücklegen mußte. Aber wie es dann geht: an eine verschobene Sache komt man schwer wieder zurück. Indeßen erinnert mich Nicht ermittelt.
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einer Ihrer Landsleute
, der in Kurzem nach Kopenhagen zurückgeht, an das Münter war verärgert, dass Hirt auf seine Bitte, sich zu dem Tempel von Paphos zu äussern, nicht antwortete. An Creuzer schreibt er am 8. Juli 1823: "Es freut mich, daß der Paphische Tempel Ihnen gefällt. Auch Hammer [Joseph von Hammer in Wien, dem die Abhandlung zugeeignet ist] hat seine Zustimmung gegeben. Hirt hat noch nicht geantwortet." - Ein halbes Jahr später, am 12. Februar 1824 heisst es erneut gegenüber Creuzer: "Sie erhalten ferner [...] den Tempel der himmlischen Göttin. Hammer hat mir keine weitere Aufklärungen geben können, Hirt hat nicht einmal geantwortet, welches ich einem um 40jährigen Freunde sehr übel nehme. Die Abhandlung mag denn ihre Gefahr laufen" (Münter-Briefwechsel, Bd. V, S. 201 und 202). - 1827 rezensiert Hirt ein späteres Werk von Münter: "Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten Christen. Von Dr. Fr[iedrich] Munter, Bischof von Seeland, Altona bei Hammerich 1825", in: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, 1827, Sp. 1005-1029.
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Abtragen meiner Schuld
.

Nach reiflicher Erwägung kann ich Vgl. die "Erklärung der drei ersten Kupfertafeln" von G. F. Hetsch in Münters Abhandlung S. 30-36.
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Ihre Entwürfe
nicht anders als sinnreich nennen. Daß die Construction der Umgebungsmauern der beiden Vorhöfe alterthümlich sey, läßt sich nicht bezweifeln. Nur die Zwischenmauern (in Ihrem Plan cc.), welche die Umgebungsmauer in zwey Höfe scheidet, dürfte ursprünglich nicht vorhanden seyn. Dies scheint auch die verschiedene Constructionsart anzudeuten. Wahrscheinlich ward sie im Mittelalter zu christlichen Zwecken - vielleicht zu einem Klosterbau - errichtet. Aber | 2 sey es, ein oder zwey Vorhöfe (obwohl ich mich lieber für das erste bestimme), über der Zeileso sind die angenommenen Säulengänge ganz im Geiste des alterthums. Doch möchten an einigen Stellen der Hauptmauer, besonders an der östlichen Seite, auch Zellen oder Kammern zur Wohnung der Priester oder der Tempelwache angebaut gewesen seyn, und erst vor diesen der Säulengang gestanden haben.

Den Tempel selbst denke ich früher erbaut; daher, als man später der später den In lateinischer SchriftPeribolus errichtete, es des abschüßigen Erdreiches wegen an der nordwestseite nicht möglich war, dem Tempel eine Zentralstellung in dem Vorhofe zu geben.

Das große Waßerbecken f. mag leicht, wie das Meer im In lateinischer Schriftisraelitischen Vorhofe, zu Waschungen für die Priester gedient haben, und das kleinere e. der Brunnen gewesen seyn, um die Eingeweide der Opferthiere zu reinigen. Wahrscheinlich stand ebenda auch der Brandopferaltar in Erz, und auch erzene Kufen, wie im gedachten Tempel Salomons.

Ferner mißfällt mir nicht der Plan Ihres Tempels, dem Sie sowohl in Rücksicht des Vorhauses, des Heiligen und Heiligsten (worin Sie das Symbol der Göttin aufstellen) als der Schazkammern und Treppen zum den Seiten die Ähnlichkeit mit dem Tempel der Israeliten gaben. Die Sache läßt sich freylich nicht erweisen, aber die Vermuthung bleibt immer sinnreich, daß die Anordnung der Israelitischen u. Phoenizischen oder Syrischen Heiligthümer sich analog war: Diese Ansicht mag mag [!] eine Art Bestätigung erhalten durch die Art, wie die Münzen den Tempel von Paphos darstellen. Erstlich hat der halbrunde mit einem Geländer umschloßene Raum (die Area) vor der Tempelfronte mit dem Priestüber der Zeileervorhofe des Israelitischen Tempels alle Ähnlichkeit; ebenso die beiden obeliskartigen Pfeiler gleich den erzenen Säulen In lateinischer SchriftJachin u. In lateinischer SchriftBoas. Der dazwischen hängende Kranz, an dem Sie bewegliche Schellen vermuthen, würde an den Tempel zu Dodona, oder auch an Hirt zitiert in seiner "Geschichte der Baukunst bei den Alten", Bd. 1, 1821, S. 249 f. dazu Plinius: " 'Wir können nicht umhin, von dem italischen Labyrinthe Meldung zu thun, das Porsena, König von Hetrurien, sich als Grabmal erbaute, und zugleich um zu zeigen, dass die Eitelkeit fremder Könige noch von den Italikern überboten wurde. Aber da seine Fabelhaftigkeit alles übersteigt, bediene ich mich bei dessen Beschreibung der eigenen Worte des M. Varro. Er sagt: Er (Porsena) ist beigesetzt unter der Stadt Clusium, wo er ein Denkmal von gehauenen Steinen hinterliess, jede Seite breit 300 (anstatt tricenum lese ich tricentorum), und hoch 50 Fuss, und im Innern dieses quadraten Unterbaues mit einem so verschlungenen Labyrinthe, dass keiner, der sich ohne Knaul hineinwagte, den Weg wieder herausfinden würde. Auf diesem Quadrate stehen fünf Pyramiden, vier auf den Ecken und eine in der Mitte: jede von unten breit 75, und hoch 150 Fuss; so gethürmt, dass von oben ein Kreis von Erz, wie ein Hut, darüber liegt, um dessen Rand Schellen an Ketten hängen, die vom Winde bewegt, weithin den Schall verbreiten, so wie ehedem die Einrichtung in Dodona war. Ueber dieser runden Deckplatte stehen 4 Pyramiden, jede hoch 100 Fuss. Dann über diesen wieder auf Einem Plane 5 Pyramiden, deren Höhe anzugeben Varro sich scheute. Die Fabeln der Hetrusker sagen, dieselbe habe die Höhe des Gesammtbaues betragen. So habe die tolle Verkehrtheit den Ruhm in einer Verschwendung gesucht, die Niemanden frommte. Ueberdem seyen die Kräfte des Reiches dadurch erschöpft worden, und warum? dass dem Künstler das grössere Lob davon zu Theil würde.' / Auch wir scheuen uns eine Bemerkung über diesen fabelhaften Bau beizufügen. Da bereits in den Zeiten des Varro keine Spur mehr davon vorhanden war, so bezweifeln wir mit Recht, dass je ein ähnliches Denkmal dieses Königes vorhanden war. Ein Grabmal ist ein heiliger Bau. Wer hätte also ein solches zerstören wollen, wer so leicht zerstören können? und wie hätte Varro vergessen, die Frevler und die Zeit anzugeben, wo eine solche unheilige Zerstörung verübt ward? - Aber auch aus Mährchen lässt sich manchmal etwas Geschichtliches schöpfen. Man sieht, dass der Ruf von den labyrinthischen Anlagen des Orients auch zu den Hetruskern kam, und dass das Tonspiel der vom Winde bewegten Schellen am Umfange eines Runddaches, welches man in den neuern Zeiten den Chinesen nachgeahmt hat, bereits den Griechen und andern alten Völkerschaften bekannt war."
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das fingirte Grabmal des In lateinischer SchriftPorsena zu In lateinischer Schrift Clusium
erinnern. Gewiß laßen sich solche Schellen als eine orientalische Idee betrachten. | 3 Sie vermuthen diese Einrichtung, um die Raubvögel zu scheuchen. Auf der Dachung des Israelitischen Tempels waren Spitzen errichtet, damit Vögel sich nicht sezen, und ihn verunreinigen möchten. Auch hierin waltet eine entfernte Analogie vor.

Auch paßt auf diese In lateinischer SchriftArea der kleinere Rauchaltar (cf. In lateinischer Schrift Tacit. A über den ursprünglichen Text geschriebenH ist. 2, 3.). Noch mehr: über dem Eingange zeigen sich drey nicht große Fenster (auf der vor mir liegenden Münze nicht mit Bogen, sondern viereckig) neben einander, wie diejenigen zu In lateinischer SchriftJerusalem , welche Licht in das Heilige gaben. Sie denken hiebey an Taubenschläge. Der Tempel, oben flach wie die Ägyptischen, und nicht Giebelförmig überdeckt, zeigt in der Mitte einen emporragenden Stern über der Sichel des Mondes, ohne zweifel auf die In lateinischer Schrift Urania anspielend. - Auch bin ich einverstanden, daß Sie dem Bau einen Stil gaben, der mehr mit dem Ägyptischen stimmet. - Vgl. Münters "Erklärung der vierten Kupfertafel" in seiner Abhandlung S. 37-40.
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Die in den Münzen
vorgestellten Kandelaber denken Sie im Innern zur Erleuchtung des heiligsten, wo der heilige Kegel stand, u. meinen mit Recht, daß die Stempelschneider sich solcher Darstellung bedienten, um ihres Zweckes willen. -

Dies scheint, wenn ich Sie anders recht verstehe, Ihre Ansicht zu seyn, und wie ich angab, theile ich gern Ihre Vermuthungen.

Übrigens will ich nicht unbemerkt laßen, daß die vor mir liegende Münze des In lateinischer SchriftCaracalla , von der besten Erhaltung, riesige Verschiedenheit von Ihrer Zeichnung hat. Man sieht nämlich nicht die auf der halbzirkligen In lateinischer Schriftarea stehende Obeliskartigen Säulen, und also auch nicht das Kranzgewinde, was sie verbindet, sondern anstatt deren erheben sich zur Rechten und Linken der Thüre, in deren Mitte der Kegel erscheint, zwey starke Pfeiler, welche mit dem Bau selbst verbunden die Seitenge(?)wände der Thüröffnung bilden, und bis über die Dachung sich erheben, in derinnerhalb der Zeileen Mitte der Stern vorkomt. Diese Pfeiler laufen oben in zwey Kegel aus mit Kugeln auf jeder Spitze derselben. Sie sind gebildet wie Die Meta bezeichnet die drei Säulen, die jeweils die Wendemarken einer Wagenrennbahn kennzeichnen.
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die drey Kegel auf der In lateinischer SchriftMeta des In lateinischer SchriftCircus
. Der Sichelförmige Mond mit dem Stern ist dazwischen so dargestellt, daß man bey einem weniger gut erhaltenen Exemplar von dergleichen Münzen diese Sichel leicht für ein hängendes Kranzgewinde | 4 nehmen könnte. Eine Münze, Münze Nr. 7.
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wie Ihre Zeichnung sie giebt
, ist mir aus eigener Ansicht nicht bekannt. Zweytens scheint es nach meinem Exemplar, als wenn die Seiten rechts u. links ofene Säulengänge mit dem darunter stehenden Candelabern gebildet hätten. Doch könnte ich auch zugeben, daß, was Hallen scheinen, geschloßene Räume zum Behuf der Schazkammern geweßen wären. - Tauben, auf den Seitunter der Zeileenbauen sizend, kommen auch auf unserer Münze vor; dann sizt eine andere auf der giebelförmigen In lateinischer SchriftArea, und wie es scheint zwey andere kleinere Vögel, vielleicht Sperlinge. Der Räucheraltar darauf steht nicht in der Mitte, sondern seitwärts auf derselben In lateinischer SchriftArea.

Indeßen gebe ich Ihre freystehenden Säulen vor dem Tempel nicht gerne auf, und es steht dahin: ob s über den ursprünglichen Text geschriebenS ie andere sichere Münzen kennen, worauf sie deutlich vorkommen. Denn es scheint, so wie dem In lateinischer SchriftSalomonischen Tempel, auch dem In lateinischer Schriftphönizischen Heiligthümern eigen gewesen zu seyn, solche vor dem Eingange der Tempel zu errichten. Hieran erinnert nicht bloß das große Heiligthum zu Hierapolis, sondern auch die Säulen am Tempel des In lateinischer SchriftHercules zu Gades, und vielleicht waren die beiden In lateinischer SchriftStelae des In lateinischer SchriftHerculestempels zu Tyrus, die eine von Gold, die andere von In lateinischer SchriftSmaragd, Herodot, Historien II 44)
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wie In lateinischer Schrift Herodot (2, 44) das Gestein angiebt
, auch solche von demüber der Zeileselben stehenden pfeilerartigen Säulen.

Über die krummen Öffnungen in der Dicke der Mauern rechts u. links der Thüre, wie die Zeichnungen fig. 2. a. u. b. sie vorstellen, habe ich keine vermuthung. Vielleicht wurden sie im Mittelalter eingehauen, wo verb wahrscheinlich der ganze In lateinischer SchriftPeribolus zum Einschluß eines Klosters diente. Doch ich höre auf, um mich nicht zu sehr in das Reich der Vermuthungen zu verlieren; und überlaße es Ihrem Scharfsinn, die wahren In lateinischer SchriftCombinationen herauszufinden.

Die Freunde, nach denen Sie sich erkundigen, sind alle wohl. In lateinischer SchriftUhden u. In lateinischer Schriftvon Rühle sehe ich seltener, aber desto öfter In lateinischer SchriftButtmann u. In lateinischer Schrift Levetzow , welcher leztere iezt in dem AntikenCabinet mitarbeitet, wie Ihnen wahrscheinlich Nicht ermittelt. Gustav Friedrich Hetsch?
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ein braver Däne
, der lezthin uns besuchte, und alles sorgsam und mit Sachkenntniß sah, erzählt haben wird.

Gedenken Sie meiner bey Ihrer Frau Schwester Brun, und sagen Sie über der Zeileihr, Brief erschlossen: [Von Matthisson, nach 12.02.1824].
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daß ich kürzlich einen Brief von Matthison hatte
, der sich sehr wohl zu befinden scheint. Hätten Sie Zeit, bald Münter weilte vom 19. bis 30. Oktober 1806 in Berlin. Hirt fand er damals weit "ausgebildeter" als in Rom, "jetzt wirklich ein kenntnißreicher Mann" (Münter-Briefwechsel, Bd. VII, Kommentar und Register, S. 11).
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wieder einmal nach Berlin zu kommen
, so würden Sie uns nicht allein sehr willkommen seyn, sondern wir würden auch im Stande seyn, über der ZeileIhnen manches Bedeutendere zu zeigen.

Herzlich
Ihr ergebner
Hirt.