Was ich Ihnen dießmal zu berichten habe, ist Ihnen bereits durch die öffentlichen
Blätter bekannt, nemlich daß Sie an der Geburtsfeier unseres Königes im August als Mitglied der Königlichen Akademie der
Wißenschaften ausgerufen worden sind. Es ist gebräuchlich, daß
Hirt hatte als „Mitglied der litterarischen
Classe“ dem Direktorium der Akademie der Wissenschaften am 15. Juli 1806
fünf Gelehrte zu auswärtigen Mitgliedern der Akademie vorgeschlagen: 1.
Goethe, 2. Georg Zoëga, 3. Heinrich Voß, 4. Arnold Heeren, 5.
Ennio Quirino Visconti (Archiv der BBAW, Sign.: PAW (1700-1811),
I-III-6, Bl. 54r). Einer Aufforderung des Direktoriums der Akademie vom
21. Juli 1806 nachkommend, die Zuwahl auf höchstens zwei auswärtige
Mitglieder zu beschränken, wurden die beiden Erstgenannten - Goethe und
Zoëga - zur Wahl vorgeschlagen, von dem Gremium angenommen und am 5.
August durch den König bestätigt. - Auch A. v. Humboldt schlug in einer
Denkschrift vom 25. Juli 1805 „Über die auswärtigen Mitglieder der
Königlichen Akademie der Wissenschaften“ 58 Naturforscher und sieben
berühmte Männer, darunter Goethe, zur Aufnahme in die Akademie vor
(ebd., I-I-11, Bl. 2-5).
[Schließen]der Vorschlagende die Ehre erhält, dem neuen Mitgliede die Aufnahme zu notifiziren; und
diesem gemäß ist mir eben iezt von Seiten des Directorium's der königlichen Akademie das Diplom zur
Übersendung zugestellt worden. (an dieser Verspätung nemlich haben die Ferien
Schuld, welche gleich nach der Öffentlichen Sizung im August einzufallen
pflegen)
Die königliche Akademie, indem
sie durch dieses öffentliche Zeugniß Ihnen ihre besondere Hochachtung zu
erkennen giebt, thut zwar nichts, als sich selbst ehren, und einen Akt
vollziehen, der schon längstens hätte geschehen sollen. Indeßen hat sich bey dem
Vorschlage etwas zugetragen, was mich mit inniger Freude erfüllte, und
gewißermaßen das lange Säumen entschuldigen möchte. Die Für Goethe votierten am 22. bzw. 23. Juli 1806
die Mitglieder der philologischen Klasse J. P. Erman, Hirt, J. von
Müller, G. L. Spalding und Ph. K. Buttmann. In der Gesamtsitzung der
Berliner Akademie der Wissenschaften am 31. Juli 1806 wurde Goethe
(neben Zoëga, G. Cuvier, J. Banks und K. F. Hindenburg) zum auswärtigen
Akademiemitglied gewählt. Anwesend waren 21 Akademiemitglieder:
Direktion: Merian, Bernouilli (Johann (III.)), von Castillon;
Mitglieder: Gerhard, Walter (Vater), Klaproth, Walter (Sohn), Bode,
Burja, Trembley, Gruson, Ancillon (Johann Peter Friedrich), Klein,
Biester, Ancillon (Louis Frédéric), Erman, Hirt, J. von Müller, Fischer,
A. v. Humboldt, Buttmann (Archiv der BBAW, Sign.: PAW (1700-1811),
I-IV-35, Bl. 14).
[Schließen]Anwesenden Mitglieder äußerten sich gleichsam mit Einer Stimme gegen mich: „Goethe müßte seit
lange Mitglied seyn!“ Ich erwiederte, daß ich selbst auch lange in diesem
Glauben gewesen sey: aber nach näherer Erkundigung (wie auch der
Adresse-Calender zeige) sey Goethe zwar Goethe war seit 1789 EM der Preußischen Akademie
der Künste.
[Schließen]Mitglied von der Akademie der
Künste
, nicht aber von der der Wißenschaften. Daß Die Wahlabstimmung mit schwarzen und weißen
Kugeln.
[Schließen]die Kugelung allgemein günstig ausfiel, war freylich, was ich im voraus bestimmt
erwarten durfte.
Ihnen habe ich die erste Aufmunterung in den Studien, die von meinem Leben
unzertrennlich sind, und
Goethe bezog sich in seinem Aufsatz „Der Sammler und die Seinigen“
auf Hirts Aufsätze "Versuch über das
Kunstschöne" , "Laokoon" und "Nachtrag
über Laokoon", in denen Hirt seine These vom
"Charakteristischen" dargestellt hatte, und zitierte zum Teil
wörtlich aus Hirts Aufsätzen. Außerdem hatte er den Römischen
Cicerone an Herder und die Herzogin Anna Amalia empfohlen.
[Schließen]den ersten Ehrennahmen, der mich der Welt näher
| 2 empfehlen
sollte, zu verdanken. Sie haben der Welt gleichsam die erste Hoffnung von mir
gegeben. Wenn ich bis iezt zur Erfüllung derselben nur weniges habe leisten
können, so hat es an meinem besten Bestreben nie gefehlt. Und wenn ich mit
gewißen Arbeiten vor dem Publikum zu erscheinen forthin zögere; so liegt
hauptsächlich der Wunsch zum Grunde, etwas zu geben, das vor Ihrem Urtheil
einiger Maßen bestehen möchte. - So ist meine
Innerstes gegen Sie erfüllt: und mit diesen Gesinnungen machte ich die Motion zu
Ihrer Aufnahme in eine Gesellschaft, in der Sie eben so viele Verehrer, als
Mitglieder finden.
Zugleich übersendet Ihnen Herr Hummel
das erste Exemplar der eben fertig gewordenen 1807 erschien von den „W.K.F.“ [Weimarer
Kunstfreunden] eine Rezension in der JALZ 1807, Bd. 1: Unterhaltungen
über Gegenstände der Bildenden Kunst als Folge der Nachrichten von den
Weimarischen Kunstausstellungen, Nr. VII. Darin heisst es u.a.: „Nachdem
die dramatische Poesie Luthers Leben und Thaten zum Gegenstand ihrer
Bemühungen gemacht hatte, war es leicht vorauszusehen, dass auch die
bildenden Kunst bald in ähnlichem Bestreben auftreten werde, und
wirklich liegen in der Geschichte von Luther grosse und interessante
Momente genug, welche der bildende Künstler zur Darstellung benutzen
kann. Hr. Erdmann Hummel verdient darum, dass er es unternommen, die
bedeutendsten Scenen aus Luthers Leben mit dessen Verherrlichung oder
Apotheose auf 12 Blättern, in Kupfer gestochene Umrisse, herauszugeben,
gerechtes Lob. Ihm gelang verschiedenes in Hinsicht auf Erfindung,
mehreres hat er mit Geschicklichkeit und mit Geist ausgeführt, auch ist
die Arbeit im Ganzen sehr reinlich. / Wir halten übrigens die Aufgabe,
Luthers Leben und Thaten cyklisch zu bearbeiten, für ungemein schwer.
[...]“.
[Schließen]
Verherrlichung Luther's
, mit der Bitte, es als einen Beweis seiner vorzüglichen Hochachtung
anzunehmen. Hiemit folgen noch ein paar Aufsäze von mir.
Berlin den 4 ten octob. 1806.
Hirt.