Bey der Zurücksendung der mir Brief von Goethe an August Klaus von Preen,
Weimar, 23. Oktober 1815 (WA IV, Bd. 26, Nr. 7194), und Brief von Goethe
an Schadow, Weimar, 25. Oktober 1815 (WA IV, Bd. 26, Nr. 7195). -
Gegenstand ist das Blücher-Denkmal für seine Geburtsstadt Rostock, das erste
Denkmal, das dem noch lebenden Kriegshelden errichtet wurde. Das
Standbild wurde von J. G. Schadow in Berlin gefertigt (erste
Beschäftigung mit dem Denkmal im April 1815), der sich auf Wunsch der
Stifter zuvor mit Goethe beriet. Es zeigt Blücher in Uniform mit einem
umgehängten Löwenfell in vorausschreitender Stellung, in der rechten
Hand den Marschallstab ausstreckend. Die Bronzefigur steht auf einem
Granitblock, an dem vier Bronzereliefs angebracht sind: 1) allegorische
Darstellung der Schlacht von Ligny (Blüchers Sturz vom Pferd am 16. Juni
1815); 2) allegorische Darstellung der Schlacht von Waterloo; 3) das
Familienwappen Blüchers mit der Widmung „Dem Fürsten Blücher von
Wahlstatt Die Seinigen“; 4) Spruch von Goethe: „In Harren und Krieg, /
In Sturz und Sieg / Bewußt und groß, / So riß er uns von Feinden los.“.
Das Denkmal wurde am 26. August 1819 auf dem damaligen Hopfenmarkt
(heute: Universitätsplatz) aufgestellt.
[Schließen]mitgetheilten Papiere weiß ich Ihnen, mein bester Herr Director, keinen beßern Rath zu geben,
als daß sie, wenn es irgend Ihre Zeit erlaubt, sich aufmachen, und Goethe lud Schadow in seinem Brief vom 12.
November 1815 zu einem Besuch in Weimar ein: „Könnten Ew. Wohlgeboren
sich im Januar kurze Zeit abmüßigen, so würde es mich sehr glücklich
machen, Sie bey uns zu sehen. Daß es auf Veranlassung der Herrn
Unternehmer geschähe, ist schon eingeleitet, und hiezu gäbe neuerdings
das beste Motiv der Umstand, daß die Statue aus Kupfer getrieben werden
soll. Unser wackrer Pflug in Jena lebt noch, geschickte Söhne stehen ihm
bey, auch haben sich, nach seinem Vorgange, an genanntem Orte, so wie
auch hier in Weimar, noch zwey andere Meister gebildet, und es in dieser
Art zu arbeiten sehr weit gebracht. Ew. Wohlgeboren würden sie sämmtlich
prüfen und einen oder den andern vielleicht zu einer Probe veranlassen,
und so jene wichtige Ausführung vorbereiten. Wie mancherley schlösse
sich wohl noch an, was zum Nutzen und Vergnügen gereichen könnte. Ich
würde mich z. B. gern mit Ihnen berathen, wie man die Stelle unsers
voreilig abgeschiedenen Weißers wieder ersetzen könnte, da Ew.
Wohlgeboren gewiß junge Männer kennen, die sich dazu qualificiren.“ Bei
dieser Gelegenheit lässt Goethe auch Hirt grüßen: „Empfehlen Sie mich
Herrn Hofrath Hirt zum allerschönsten; es freut mich sehr, daß er mir
die alte Beweglichkeit der Vorstellung und Meinung noch zutraut.
Grundsätze kann man nicht fest genug bey sich stellen, aber was die
Anwendung betrifft, ist es Pflicht, sich freygesinnt und nachgiebig zu
verhalten“ (WA, IV, Bd. 26, Nr. 7212, S. 145, 146). - Schadow reiste am
20. Januar 1816 zusammen mit dem Kapellmeister Bernhard Anselm Weber von
Berlin nach Weimar ab. Die Rückreise erfolgte am 11. Februar (vgl.
Goethes Tagebuchnotizen vom 25. Januar und vom 10. Februar 1816). In
Weimar änderte Schadow eines der Basreliefs um (Blüchers Sturz vom Pferd
bei Ligny) (vgl. Schadow an Goethe, Weimar, 5. Februar 1816 (RA 7/71)).
Vor seiner Rückreise hatte sich Schadow am 10. Februar sein Wachsprofil
von Goethe "zur Retouche" und zur Fertigstellung in Berlin erbeten
(nach: Goethe, Tagebücher, Bd. III,2, 2004)
[Schließen]nach Weimar reisen. Klar ist es, daß jene Die Stifter des Denkmals: der Engere Ausschuss
der Stände Mecklenburgs; Leitung des Baus: der badische Kammerherr
August Klaus von Preen. - Die Beratungen mit den Stiftern setzten sich
in den Folgemonaten fort. Mehrere „Mecklenburgische Edelleute“ besuchten
Schadow im März 1816 in Berlin und teilten ihm den Wunsch Blüchers nach
einer Darstellung in Husarenuniform mit; im Gegensatz dazu befürwortete
Graf A. Nostitz-Rieneck bei seinem Besuch die Auffassungen von Goethe
und Schadow, war allerdings mit der Zeichnung zum Basrelief, die den
Sturz des Fürsten bei Ligny darstellte, nicht einverstanden (Schadow an
Goethe, Berlin, 16. März 1816 (RA 7/136). Am 24. Mai 1816 wird der
Kontrakt zwischen Schadow und A. v. Preen abgeschlossen. Laut Schadow
war Hirt „Zeuge und Mitaufseher“ bei dessen Arbeit. Schadow bittet um
Goethes Entscheidung über die Größe der künftigen Statue (Schadow an
Goethe, 5. Mai 1816 (RA 7/279). Das Denkmal wurde in Schadows Werkstatt
gefertigt; der Guss in Monumentalerzgusstechnik erfolgte 1818.
[Schließen]Kunstfreunde zu Rostock
ihr volles Vertrauen in die Einsichten unseres berühmten Kunstkenners zu
Weimar gesezt haben; und
deshalb sind jene nicht zu tadeln. Zwar hat sich Goethe
Vom 25. Oktober 1815 (s. oben).
[Schließen]in seinem Briefe über das, was er wünschet, ziemlich ausführlich erklärt. Indeßen bleibt
es immer schwer, in der Entfernung sich über dergleichen gehörig zu
verständigen. Würden Sie aber Goethe schreibt am 12. November 1815 an Schadow:
„Mit Verlangen erwarte daher das zugesagte zweyte Modell, und denke das
erste, welches indessen vor mir steht, immer wieder durch; man erkennt
daran sogleich den gewandten Meister“ (WA, IV, Bd. 26, Nr. 7212, S.
144f.). Dieses zweite Wachsmodell zum Blücherdenkmal wurde auf dem
Transport nach Weimar zerstört (vgl. Schadow an Goethe, 26. Dezember
1815 (RA 6/1823). Schadow fertigte deshalb ein 3. Modell der Statue an,
das er im Januar 1816 zur Beratung mit nach Weimar und dann wieder mit
zurück nach Berlin nahm.
[Schließen]das kleine Modell unter den Augen der Kunstkritiker selbst bearbeiten; so würde sich
sogleich die Übereinstimmung finden, daß Sie dann fernerhin ohne weitern Anstoß
das Werk im Großen beginnen
und ausführen könnten. Ein bedeutendes Werk, wie dieses, welches den Künstler
mit dem Helden zur Nachwelt führt,
verdient wohl, daß nichts verabsäumt werde, was die Arbeit den erforderlichen
Absichten näher bringen kann. Übrigens werden Sie es mit einem Kunstfreunde zu
thun haben, der eben so gern guten Rath annimmt, als giebt. In drey Wochen
höchstens könnten Sie ja wieder zurück seyn.
den 3 ten Nov. 15.