Berlin den 1ten Nov. 1814.
Verehrter bester Freund!
Herr In lateinischer SchriftKuerpenning
aus Bremen, etablirter
Kaufmann in London, komt mit seinen
zwey liebenswerthen
Töchtern nach Dresden, um die
jüngere dort auf der Die Dresdner Kunstakademie wurde 1764 als
„Allgemeine Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher-
und Baukunst“ gegründet. Sie hatte ihren Sitz zu dieser Zeit in der
„Brühlschen Bibliothek“, dem Vorgängerbau der Sekundogenitur an der
Brühlschen Terrasse.
[Schließen]hohen Kunstschule zu laßen. Wir hätten dieselbe gern hier behalten; allein ihr Sinn ist
fest nach Dresden gerichtet. Wir
können also nichts anders thun, als dem guten schönen Kinde Geleitsbriefe an die
Wackern und Trefflichen alldort mitgeben, damit Sie sich der für die Kunst ganz
Beseelten annehmen, sie im Eifer bestärken, und ihr allen Unterricht und
Vorschub angedeihen zu laßen, den ihre Lernbegierde
sehr zu verdienen scheint. - Machen Sie dieselbe mit dem trefflichen Gerhard v. Kügelchen, unserm Freunde,
bekannt, und auch er helfe mit Rath und That. Wir haben diese Leute nur wenige
Tage hier gehabt, aber wirklich lieb gewonnen; und so möge es auch bey Ihnen
seyn, besonders flehe ich Ihren Beystand um In der „Zeitung für die elegante Welt“, Jg. 17,
1817, No. 183, 19. September 1817, S. 1480, wird in einem Bericht über
„Kunst und Geschmack in den Hansestädten. Bremen“, auch Henriette
Kurpenning erwähnt: „Zwei sehr talentvolle Künstlerinnen sind noch zu
erwähnen, Fräulein Henriette Thieß und H. Kurpenning; beide waren in
Dresden, und liefern fortwährend wohlgetroffene Portraits und Köpfe in
Oel, die viele Liebhaber finden.“
[Schließen]
die jüngere
an.
Von Ihren Dresdner Baukünstlern habe
ich den einen – Ziller – aber nur auf
Augenblicke gesehen. Von den In lateinischer SchriftPoliticis – Sachsen
betreffend – möchten Sie dort fast mehr Authentisches wißen, als wir hier. Die
Sage erhält sich allgemein: Sachsen stand in den napoleonischen Kriegen an
der Seite Napoleons und schwenke erst sehr spät zur antinapoleonischen
Allianz um. Der Dresdner Kurfürst Friedrich August III., der 1806 von
Napoleon als König Friedrich August I. von Sachsen ausgerufen worden
war, wurde während der Leipziger Völkerschlacht gefangen genommen und
als Kriegsgefangener nach Berlin gebracht, wo er bis zum Sommer 1814 im
Berliner Schloss und anschließend bis Februar 1815 im Schloss
Friedrichsfelde untergebracht war. Die Siegermächte erklärten das
Königreich Sachsen zusammen mit dem Herzogtum Altenburg und den
Reußischen Ländern zum preußisch-russischen Generalgouvernement. Von
Dezember 1813 bis zum 9. November 1814 amtierte der reformorientierte
Fürst Repnin-Wolkonski als Generalgouverneur von Sachsen, danach bis zum
6. Juni 1815 der preußische Staatsminister von der Beck und der
preußische Generalmajor von Gaudi. 1815 kehrte der sächsische König nach
Dresden zurück. Infolge des Wiener Kongresses 1815 verlor das Königreich
Sachsen etwa 58% seines Territoriums und 42% seiner Einwohner an
Preußen. Dass nicht ganz Sachsen preußisch wurde, war der Furcht
Englands und Österreichs vor einer zu starken preußischen Großmacht
geschuldet. Am 22. Mai 1815 verzichtete König Friedrich August I. auf
das Großherzogtum Warschau, das an Polen fiel. (Quelle; Version vom 15. Juni 2016).
[Schließen]Sie würden dort denselben
Regenten, den wir haben, erhalten.
| 2 Auch daß Prinz In lateinischer SchriftWilhelm
dort residiren würde. Sie erhalten an ihm, so wie an seiner Gemahlin einen wahren Schaz: verstand,
güte, bildung und Liebe für alles Schöne. Sie werden, als Vorsteher des Das Museum der Antiken (die Dresdner
Altertümersammlungen), dessen Oberinspektor Böttiger seit 1814
war.
[Schließen]Museums nicht selten in Anspruch genommen werden und das fleißige Courmachen,
wird Ihnen nicht erlaßen werden.
Ich treibe meine gewöhnliche Lebensweise: In lateinischer Schriftnulla dies sine
linea, und so komt manches der Vollendung allmählig näher; manches
liegt auch zum Drucken fertig, nämlich Folgende Abhandlungen, die Hirt in der Akademie
der Wissenschaften vorgetragen hatte, wurden später publiziert: Von den Aegyptischen Pyramiden überhaupt, und
von ihrem Baue insbesondere. – Versuch über den allmähligen Anbau und Wasserbau des alten
Aegyptens. – Über die Gallerie
Giustiniani. – Über die Fabel
des Amor und der Psyche nach Denkmälern. – Der Tempel des kapitolinischen
Jupiter. – Über die Ruinen von
Tschilminar. – Ueber das Bildniß
der Alten. – Nicht gedruckt wurden die folgenden
Abhandlungen: Sur le mausolés d'Artemise. Vorgelesen den 5. Oktober
1809. – Abhandlung über die Pelasger. Vorgelesen am 27. Juni 1811. –
Über ein von Zoega in seinem bekannten Werke erklärtes Bas-relief, das
erste von allen, aus dem Palast Albani. Vorgelesen in der Klassensitzung
am 4. Januar 1813. – Einiges über die Wohnhäuser im heroischen
Zeitalter. Vorgelesen in der Klassensitzung am 9. Mai 1814.
[Schließen]ein Duzend Akademische Abhandlungen, der 2te
Theil des Bilderbuches, und der gröste
Theil meiner Geschichte der Baukunst. Noch
habe ich aber zu all diesem noch keinen Verleger. Es scheint, der litterarische
Betrieb muß erst wieder aufs neue belebt werden; und dazu wäre wohl nöthig, daß
der Der Wiener Kongress fand vom 18. September 1814
bis zum 9. Juni 1815 statt und führte zu einer territorialen Neuordnung
Europas.
[Schließen]Wiener Congress bald zu Ende käme.
Das Wohl seine, Napoleon gewidmete, Geschichte der
Skulptur gemeint (3 Bde., Venezia 1813-1816).
[Schließen]Werk von Cicognara
ist hier noch nicht bekannt. Ich glaube aber nicht, daß es von
Wichtigkeit seyn werde. Über unsere Die Berliner Kunstausstellung von 1814. Siehe
„Verzeichniß derjenigen Kunstwerke, welche von der königlichen Akademie
der Künste in den Sälen des Akademie-Gebäudes auf der Neustadt den 9ten Oktober und folgende Tage täglich von 11
bis 5 Uhr öffentlich ausgestellt sind. Berlin 1814“ (Börsch-Supan, 1971,
Bd. 1, Katalog 1814, mit einer vorangestellten Geschichte der Akademie
S. I-LXIV.
[Schließen]Ausstellung will ich von Mamsell Kuerpenning
an Sie referiren laßen.
Ihr College Hirt