An / den Koenigl: Geheimen Staats / Minister, Minister der Geistlichen / Unterrichts und Medizinal Angelegenheiten / Herrn Freyherrn von Altenstein / Excellenz.
Gnädiger Herr!

Mit den Kunst-Sachen des Herrn Grafen von Ingenheim sind Gemaelde angekommen, deren Acquisition für das Koenigliche Museum hoechst wichtig wäre, und die dem Herrn Grafen zu dem Zwecke sind anvertraut worden, um dieselben zum Verkauf in Vorschlag zu bringen.

Das erste ist ein Altargemaelde von In lateinischer SchriftJohann Sanzio, dem Vater des In lateinischer SchriftRaphael, wovon hier die schon früher an den mitunterschriebenen Hirt übersandte Zeichnung In lateinischer Schriftsub petito remissionis beigelegt wird: In lateinischer SchriftHirt kennt dies Bild seit vielen Jahren (es war in einer Klosterkirche zu In lateinischer SchriftFaenza) und da der p Solly allmählig sich Gemaelde von den Lehrmeistern, Mitschülern und Schülern von Raphael (nebst einem kostbaren Gemaelde dieses Meisters selbst) angeschafft hatte, so ließ er, auf die Anzeige von Hirt, auch durch seinen Commissionair Cartoni um dies seltene Bild von Johann Sanzio handlen, um so den ganzen herrlichen Cyclus zu complettiren. Allein das Geschäft zog sich in die Länge und Cartoni erhielt es erst, als Solly schon aufgehoert hatte zu kaufen. Ein gutes Schicksal wollte es indessen, daß durch die Vermit- | 2telung des Herrn Grafen von Ingenheim nun das Gemaelde hier ist, und wie billig von jedem Kenner bewundert wird.

Wir wagen es daher, den Ankauf dieses Gemaeldes gehorsamst in Vorschlag zu bringen, nicht bloß als ein hoechst seltenes und an sich ausgezeichnetes Werk, sondern auch als ein solches, dessen Preis äußerst moderat ist. Das Genaueste nämlich ist 200 Carolinen ( die Caroline zu 24 Francs) das für ein so großes und herrliches und seltenes Gemaelde ein wahrhaft geringer Preis ist, dazu käme noch eine geringe Vergütigung der Frachtunkosten an den Herrn Grafen von Ingenheim. Wir bemerken noch dabei, daß, nach der Tradition der zur linken der Madonna stehende Knabe immer für das Bildniß des jungen Raphael selbst galt.

Zugleich sind auch zweitens drei kleine sehr gut erhaltene und unbezweifelte Zu den drei Teilen der Predella gehören: Flügel: Zusammenkunft der Heiligen Franz und Dominikus; Mittelteil: Die Totenmesse für den Heiligen Franziskus; Flügel: Die Erscheinung des Heiligen Franziskus in Arles. - Nach Robert Skwirblies gelangten jedoch nicht diese drei Teile zusammen 1823 nach Berlin, sondern nur die beiden erstgenannten, zusammen mit einem dritten, nicht zugehörigen Bild aus dem Besitz von Bartholdy: Pietro di Giovanni d'Ambrogio: Die Heilige Helena hilft einer Hungersnot ab [eigentl. Heilige Monika, Abschied nehmend (bei Bartholdy beschrieben als "una Santa con due Figure e due Barche di Scola F.a 8 x 12 soldi"; von Hirt ebenfalls Fra Angelico zugeschrieben) (vgl. Skwirblies, wie D, S. 637, sowie die Farbtafeln 49-51).
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Gemaelde
von Fragiovanni da Fiesole angekommen. Wir haben zwar schon ein großes Gemaelde dieses lieblichen Meisters, der wahrhaft ein Raphael vor Raphael genannt zu werden verdient, aber dieser Meister hat sich vorzugsweise in kleineren Bildern hervorgethan und diese drei gehoeren zu den besten der kleineren Classe. Der Besitzer ist unser Resident und General Consul Herr Bartholdy, welcher alle drei zusammen um den Preis von 40 Carolinen an das Koenigliche Museum erlassen will. Wie gering dieser Preis sey, läßt sich aus dem ersehen, daß | 3 Herr Cartoni die vier Andern dieses Meisters, welche jezt Herr Weiss hier in Commission hat, aber nicht so schoen wie die von Bartholdy und dabei schlecht restaurirt sind, nicht weniger als 250 Carolinen verlangt.

Euer Excellenz würden sich daher ein neues großes Verdienst um das Koenigliche Museum erwerben, dies unser gehorsamstes Gesuch bei Sr Majestät aufs Kräftigste zu unterstützen. Wir freuen uns wahrhaft, solche herrliche Gemaelde, so ganz paßend für das Museum empfehlen zu koennen.

Der Herr Graf von Ingenheim wünscht den Besitzern bald Nachricht ertheilen zu koennen.

Berlin den 19ten August 1823.

[gez.] Schinkel [gez.] Hirt.

[Entwurfsscheiben des Staatsministers von Altenstein an den König in Betreff des obigen Kaufangebotes. Berlin, 3. September 1823 (ebd., Bl. 100 r-v) :]

An / des Königs Majestät.

Berlin, den 3ten Septbr 1823.
Der Geheime Oberbaurath Schinkel und der Hofrath Hirt haben mir angezeigt, dass mit den Kunstsachen des Grafen von Ingenheim vier Gemälde angekommen sind, welche derselbe zu verkaufen beauftragt ist, und deren Acquisition für Ew. Königliche Majestät Museum höchst wichtig seyn würde.
Nach der Anzeige des p Schinkel und des p Hirt ist das eine Bild ein Altargemälde von Johann Sanzio, dem Vater des Raphael, von welchem ich eine Zeichnung ehrerbietigst beyfüge. Der p Hirt kennt dies, vormals in einer Klosterkirche zu Faenza befindliche Gemälde seit vielen Jahren und machte den Kaufmann Solly mit dessen Existenz bekannt, welcher durch seinen Commissionär Cartoni darum handeln liess, der aber bei den lange verzögerten Unterhandlungen den Kauf erst dann schließen konnte, als der p Solly zu kaufen aufgehört hatte. Dieses, durch die Vermittelung des Grafen von Ingenheim hierher gekommene Gemälde, nimmt nach dieser Anzeige die Bewunderung eines jeden Kenners in Anspruch und ist von großer Bedeutung für Ew. Königlichen Majestät Museum, um dadurch den Cyclus der Lehrmeister, Mitschüler und Schüler des Raphael zu vervolständigen, dessen Bildniß, nach der Tradition, in einem zur Linken der Madonna stehenden Knaben zu finden ist. Der äußerste Preis ist 200 Carolinen (zu 24 Francs); // wozu noch eine geringe Vergütigung der Frachtkosten kommen würde. Der Geh. O-B-Rath Schinkel und der Hofrath Hirt halten diesen Preis für sehr billig
Die drei übigen Bilder, welche Ew. Königlichen Majestät General-Consul zu Rom Bartholdy gehören sind von Fra Giovanni da Fiesole. Es ist zwar schon ein großes Gemälde dieses Meisters in der von dem Solly erkauften Sammlung vorhanden, derselbe hat sich aber vorzüglich in kleineren Bildern ausezeichnet und diese drei sollen zu den besten dieser Classe gehören. Der Besitzer will sie zusammen für den verhältnißmäßig sehr geringen Preis von 40 Carolinen an Ew. Königlichen Majestät Museum ablassen. Für ein minder schönes und schlecht restaurirtes Gemälde dieses Meisters, welches der Kunsthändler Gasparo Weiss in Commission hat, werden 250 Carolinen verlangt.
Der Geh. O B Rath Schinkel und der Hofrath Hirt haben mich dringend aufgefordert Ew Koeniglichen Majestät den Ankauf dieser an sich vorzüglichen und zur Vervollständigung AllerhöchstDero Sammlung so besonders wichtigen Gemälde bey dem so billigen Preiße ehrfurchtsvollest zu empfehlen. Ich halte mich dazu um so mehr verpflichtet da ich den p Schinkel und Hirt das Zeugniß geben muß daß sie bey ihren Vorschlägen sehr strenge verfahren und sich auch bey vorzüglichen Bildern keine Anträge erlauben wenn sie nicht überzeugt sind daß solche zur Ausfüllung einer wesentliche Lücke in der künftig aufzustellenden Sammlung, dienen und daß mithin der Werth des Ganzen dadurch sehr erhöht wird. Ew. Königlichen Majestät stelle ich allerunterthänigst anheim, ob Allerhöchstdieselben xxx(?) den Ankauf dieser Bilder allergnädigst zu befehlen und den Betrag mit 240 Carolin nebst den Transportkosten zur Zahlung aus dem xxxx dxxxx der(?) General Schatz Kasse aller huldvollst anzuweisen geruhen wollen.
(Namens Sr. Excellenz)
[gez.] Al[tenstein]

[Kabinettsordre von Friedrich Wilhelm III. an Altenstein vom 8. September 1823 (GStA PK, I. HA, Rep. 76I, Sekt. 30, Nr. 47 Bd. III, Bl. 52)
Genehmigung des Ankaufs.]