Hochzuehrende Herren

Um Ihre geneigten Anfragen so kurz als Sie es wünschen zu beantworten, setze ich mir selbst durch die Wahl des engen Raumes Gränzen. Haben Sie die Güte diese Wahl zu entschuldigen.

ad 1.) Eine solche Vertheilung der Lehrgegenstände ist eben so nothwendig als mir erwünscht. Ich kenne meine Kräfte und Kentniße zu gut, um nicht mit der mir übertragenen Parthie sehr zufrieden zu sein. In diesen Fächern glaube ich meinem Berufe Genüge leisten zu können. - So würde ein Cursus von drey Jahren entstehen

  • 1) Mythologie.

    2) Geschichte der Griechen.

    3) Geschichte der Römer.

Denn noch eben jezt sehe ich daß mit 2 wöchentlichen Stunden sich in einem so kurzen Winter als wir von der Die seit 1786 zuerst jährlich, ab 1791 alle zwei Jahre im Gebäude Unter den Linden Nr. 38, das von der Kunst- und der Wissenschaftsakademie gemeinsam genutzt wurde, stattfindenden Akademieausstellungen.
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Ausstellung
an haben die Geschichte beider Völker nicht gebührend absolviren läßt. - Sollten hierin Abänderungen möglich sein, so würde auch die Geschichte des Mittelalters und neuerer Staaten besonders des Vaterlandes mit Nutzen gelehrt werden können. | 2

ad 2.) Die Mythologie lese ich nach meinem Buche über Selbe, das übrige nach eigenen Heften.

ad 3.) In Rücksicht der Zahl der Zuschauer herrscht Ebbe und Flut. Anfangs hatte ich etwa 40 jezt nur noch 20. - Uebrigens hat jeder Zögling der Akademie das Recht nicht zu hoeren. Ob er dazu verpflichtet ist, weiß ich nicht. - Wenige melden sich persönlich bei mir, so daß ich kaum die kleinste Zahl mit Namen kenne.

ad 4.) Bericht über die Zuhörer ist nie von mir gefordert, auch koente ich ihn nach dem was unter n. 3 gesagt ist nicht geben.

ad 6.) Es wird möglich sein, und gewiß sehr nützlich. Ueberhaupt ist der zusammenhängende Universitäts-Vortrag bequemer für den Lehrer als vortheilhaft für den Schüler. - Ich weiß nie ob ich verstanden bin, und ob die Ruhe und Stille mit der man mir zuhört wahre Aufmerksamkeit sind. - Ich habe nicht eigenmächtig von der hergebrachten Sitte abgehen wollen, möchte auch nicht gern der einzige sein, trete aber sehr gern dem Entschluß die Art des Vortrages zu verändern(?) bei.

ad 7.) Ich lese 2 Stunden wöchentlich. Montags und Freitags von 4-5. - Allein drey Stunden werde ich für die Zukunft unumgänglich nöthig haben.

ad 8.) Ich lese in der Claße des Herrn Prof. Löb[Löllig](?)mann. - Allerdings wünschte ich aber daß für die theoretischen Vorträge ein eignes Lehrzimmer bestimt werden koente. Den Versamlungssaal kann ich Abends nicht gebrauchen, weil es in Rücksicht der Erleuchtung und der Wache(?), welche im runden Vorsaal gehalten werden muß, Unbequemlichkeiten verursacht.

ad 9) Die Bibliothek ist sehr unvollkomen. - Ehe ich aber die verlangten Vorschläge thun kann muß ich eine Antwort auf die Frage erbitten: wozu ist die Bibliothek zu nächst bestimmt? zum Gebrauch der Lehrer bei ihren Vorlesungen und Studien, oder zur Lesebibliothek für junge Künstler? - Ich habe hierüber schon manche Vorschläge gethan, die aber wegen Mangel eines Fonds noch immer Vorschläge geblieben sind. | 3

Uebrigens wünsche ich recht sehr, daß irgend eine Verfügung geschaffen werde, durch welche bestimt wird, wenn ehe ein Zögling der Academie die theoretischen Vorlesungen hören darf. Jezt sitzen Kinder und bärtige Leute neben einander, die Lehre mit seinem Vortrag nicht gleichförmig einzurichten, er ist dem einen dunkel, als dem andern langweilig.

Dem zu jungen Zöglinge muß manches langweilig scheinen, was er nicht faßt, und so kann ihm die ganze hoechst nöthige Scienz(?) verleitet werden. - Auch scheint es mir, als wenn die kleinen, mehr vom Dünkel als Lernbegierde getrieben, in den Vorlesungen erscheinen.

Auch wäre zu wünschen, daß man ein Mittel fände, die Zuhörer ausdauernder im Besuch der Vorlesungen zu machen, ohne jedoch etwas einzuführen was auch nur von fern wie Schulzwang aussähe. - In dieser Hinsicht wünsche ich das Examiniren, es läßt sich vortheilhaft gebrauchen, auch die Berichterstattung, wenn diese dadurch daß die Zuhörer sich zuvor bei dem Profeßor persönlich melden müsten, und durch Examnia nüzlich und zweckmäßig gemacht wird.

Berlin / 11ten Merz 98

Fr. Rambach