Was meine Pflichten, und Lehramt bey der königlichen Academie der schönen Künste u. mechanischen Wißenschaften betrift, lege ich auch hier gleich andern verpflichteten Mitgliedern bey derselben meinen Bericht ab.
1. Für die Abtheilungen des bloß wißenschaftlichen Unterrichtes an der königlichen Kunstacademie sind nur zwey Lehrer angestellt. Doch glaube ich, daß dieselben zwey einer zweckmäßigen Einrichtung vollkommen hinlänglich sind.
Herr Prof. In lateinischer SchriftRambach will nach seiner Erklärung gerne allein die Mythologie, und die Völkergeschichte älterer, und neuerer Zeiten über sich nehmen: wozu er aber einen In lateinischer SchriftCursus von drey Jahren festsetzet, und zwar daß er in den sechs Wintermonaten 3mal anstatt 2mal über der Zeilein der Woche, wie es bißher geschah, lesen will. Auch ist dieß nöthig, wenn ein fester Zweck bewirkt werden soll.
Mir bliebe also allein - so wie mich das übernommene Amt dazu verpflichtet - der
theoretische Unterricht für alle Künste, verbunden mit der Geschichte derselben
sowohl der ältern, als neuern Völkerschaften. Auch ich bedarf zu vollendung
meines ganzen In lateinischer SchriftCursus drey Jahre, und zwar wünsche ich
eben so, wie H. Prof. In lateinischer SchriftRambach, durch die 6. Wintermonate dreymal anstatt
zweymal in der Woche zu lesen.
Das erste Jahr:
Theorie der Baukunst und die Geschichte derselben bey den alten Völkern.
Das zweyte Jahr: Theorie der Bildenden Künste, mit der Geschichte derselben
bey den ältern Völkern.
Das dritte Jahr: Geschichte
| 2 der Kunst in allen ihren Abtheilungen von der mitte des 13ten Jahrhunderts an - bis auf
unsere Zeiten.
2. Bisher, so viel ich weiß, ist nichts festgesezt,
welche Schüler von der Kunstacademie diesen Unterricht hören, oder nicht hören
sollen. ich möchte also gerne den Vorschlag machen:
a. daß jeder KunstIn lateinischer SchriftEleve gehalten würde, so
wohl die Vorlesungen von Prof. In lateinischer SchriftRambach, als die meinigen zu
frequentiren, und zwar daß dieß nach den Classen eingetheilt würde.
Ein
Schüler würde zum Beyspiel die ersten drey Jahre an der Academie Herrn Prof. In lateinischer SchriftRambach
hören: und die darauf folgenden Jahre meinen Unterricht: weil meine Vorlesungen
diejenigen von Prof. In lateinischer SchriftRambach voraussezen, wenn nemlich der Schüler mit
wahrem Nuzen sie hören soll; und dieß ist doch der Zweck.
3. Die zweckmäßigste Einrichtung für Schüler u. Lehrer
wäre meines Erachtens diese: 1mo daß unsere Vorlesungen in dem nemlichen Saale - und zwar im
Saal des academischen Senats gehalten würden: abwechselnd einen Tag um den
andern iezt Prof. In lateinischer SchriftRambach, iezt ich. (wäre auch wegen Versammlung des
Senats ein Tag dann u. wann auszusezen, so wäre dieß kein Verlust)
2do. daß die Schüler nach der
Zeichnungsclasse, in welcher sie sich befänden, auch sich zugleich bey diesen
Vorlesungen - und zwar beym Lehrer selbst - müßten einschreiben laßen: damit er
sie kenne, ihren Fleiß zu beobachten wiße, und was besonders nüzlich wäre, sie
von zeit zu zeit examinire, um zu wißen, ob man verstanden worden ist.
Eine
Ausnahme hievon würden machen die In lateinischer SchriftDilettanten: für
welche diese Vorlesungen übrigens eben so gut geeignet seyn müßen, weil der
Staat nicht bloß über der Zeileder Künstler, sondern auch der
Kenner bedarf: und sich beyde zur Bildung
| 3 des Geschmackes
wechselweise die Hand bieten.
4. Bis über der Zeileiezt lese ich nach meinen Heften: allein ich mache mich anheischig so bald wie möglich für's erste die In lateinischer SchriftCompendia für jeden Theil meines Lehramtes drucken zu laßen: wenn auch später meine weitläufigern Ausarbeitungen folgen sollten.
5. Meine Schüler belaufen sich kaum auf zwanzig. überhaupt trage ich wesentlich darauf an, daß der In lateinischer SchriftCursus immer mit dem In lateinischer SchriftNovember anfange: und hierwegen wegen der öffentlichen Ausstellung in Zukunft keinen Aufschub erleiden dürfe. Dieß könnte um so leichter seyn, wenn nemlich nur nach dem Aufhören der Ausstellung das Versammlungszimmer des academischen Senats sogleich wieder in Stand gesezt würde.
Das ist das wesentlichste, was ich in Rücksicht meines Lehramtes zu sagen habe. andere Maasregeln, die die Academie im ganzen berühren möchten, werde ich bey den vorzunehmenden Verhandlungen über der Zeilemit meinen Commissionscollegen - so viel es meine Einsichten vermögen - vortragen.
Berlin den 14ten März 1798
Hirt.[Von Hans Christian Genelli]:
Annotazionen zu des Herrn Hirt Bescheid d.d. 14 März -98.
ad N. 1. Ueber die vorzutragenden Materien habe ich meine Meinung bei des Hrn. Pr. In lateinischer SchriftRambach's Bescheid vorgelegt.
ad. N. 2. Alle Kunsteleven können nicht füglich angehalten werden, die
Vorlesungen zu frequentiren. Die der untern Klassen sind meist zu jung, um
sie nur verstehn, geschweige denn brauchen zu können. Ich meine man müßte
erst bei der Gypsklasse, oder frühestens bei der obersten Zeichnungsklasse
anfangen die Schüler zu den Vorlesungen anzuhalten. Beim Eintritt in die
unterste Klasse fodert man daß der Schüler das Studium der Geometrie
angefangen, und beim Austritt aus der zweiten, daß er dasselbe geschlossen
habe. Beim Eintritt in die dritte muß er zugleich den Kursus der Linear
Perspektive, Lichtperspektive und Chromatik; und beim Eintritt in die
Gypsklasse den Kursus der Anatomie anfangen. Mit dieser kan er zugleich
obige Vorlesungen besuchen.
ad. N. 3 Habe ich nichts zu erinnern. Das
gleiche gilt von den folgenden Nummern 4 & 5.
Genelli