Bey den vielen Bildern, die fortdaurend zum Ankauf für das königliche In lateinischer SchriftMuseum angeboten werden, komme auch ich mit ein paar Gemälden zum Vorschein, welche ich durch Zufall in der Absicht an mich brachte, um sie, wenn man dieselben verlangt, an das In lateinischer SchriftMuseum zu überlaßen.
Das eine ist ein Altargemälde auf
Holz: eine Kreuzigung vorstellend. In lateinischer SchriftHans Baldung Grien, deßen Namenszug
mit dem Jahr 1512 auf dem Bilde steht, malte es für die Kapelle des damaligen
Praelaten der Reichsabtey Schuttern
im In lateinischer SchriftBreisgau, wo es seit 300 Jahren an derselben Stelle
verblieb bis zur Aufhebung des Klosters, wo der Praelat es mitnahm, und nach deßen bald darauf erfolgten Der Abt starb erst 1824.
[Schließen]Tod dasselbe an den Hirt kaufte das Bild 1817 von Joseph von Laßberg
(siehe Hirts Brief an Laßberg, 28. Juli
1817). Sollte Laßberg nicht der erwähnte Neffe des Abtes
gewesen sein, so hat er zumindest den Verkauf des Bildes
organisiert.
[Schließen]Neffen, der in Freyburg als Beamter
steht, übergieng. Von diesem erstand ich das Gemälde.
Das andere ist eine In lateinischer SchriftVera Icon von
In lateinischer SchriftAlbrecht
Dürer, die aus dem Hause In lateinischer SchriftHolzschuher in Nürnberg stammt. Das Bild ist auf Holz mit
dem Namenszug des Meisters, und Nach Skwirblies (D2) "entlarvte Waagen [dieses
Bild] als ein 'modernes, auf Täuschung berechnetes Machwerk' (ZA-SPK
GG/25.I, fol. 75)".
[Schließen]gehört unter die köstlichsten Arbeiten, die In lateinischer SchriftA. Dürer je machte.
Hier sind also zwey unbezweifelte und ganz erhaltene Originalbilder der beiden Hauptmeister Deutscher Kunst, welche in der blühendsten Epoche zusammen und gleichzeitig mit In lateinischer SchriftRaphael und andern großen Meistern der italienischen Schulen lebten.
Von In lateinischer SchriftHans Baldung
Grien sind große Gemälde selten. Die kaiserliche Sammlung in Wien, und die königliche in München enthalten von ihm nur einzelne
sehr geschäzte Porträte. Seine Hauptarbeiten
| 2 finden sich im Münster zu Freyburg.
Es sind zehn Stück zum Theil mit Figuren in Lebensgröße, wundervoll in
Composition, Zeichnung, Adel, Ausdruck und Farbe. Die ausführliche Inschrift erscheint im rechten
Zwickel der Predella und lautet: JOANNES BALDVUNG - COG GRIEN
GAMVNDIANVS - DEO ET VIRTVTE AVSPICIBVS - FACIEBAT.
[Schließen]Auf einem steht der Namen ausgeschrieben:
Joannes Baldung cognominatus Grien Gamundianus (von Gmünd) deo et virtute Auspiciis faciebat.
Außer diesen kam mir nur in Frankfurt in der Städtischen Sammlung eine sehr schöne Taufe Christi; und in der Ständischen Sammlung zu Prag ein eben so vortreffliches Bild, die Martyr der heiligen Dorothea,
vor. In der Sollyschen ist zwar
auch eine Tafel von diesem Meister, die Steinigung des heiligen Stephan, aber so verdorben, daß
deßen Beßerung und Aufstellung unmöglich ist.
Auch von Albrecht Dürer finden sich in dem königlichen Eigenthume nur zweifelhafte, und wenig gut erhaltene Werke. Ich habe daher geglaubt, diese zwey Gemälde, als würdige Gegenstände für das königliche Museum, nicht entgehen zu laßen.
Ich biete also diese beiden Gemälde hiemit an, und zwar die Vera Icon von A.
Dürer für den unglaublich geringen Preis von 195
reichstaler, für welche Summe ich es erstand. Das andere von H.
Baldung, eine große und reiche Composition mit Landschaft, kann
ich aber so wohlfeil nicht geben. Denn wäre dasselbe nicht mein; so würde ich
keinen Anstand nehmen, dasselbe auf 2-3000 reichstaler zu schätzen.
Aber für das königliche
Museum würde ich es für Tausend
Thaler Gold erlaßen. - Und da ich kein Händler bin, würde ich auch diesen Preis
nicht bestimmen. Allein ich habe den Erlös dafür zur Unterstüzung eines
talentvollen Hier ist sein Sohn Paul Mila gemeint. Er war
Schüler der Akademie der Künste in Berlin und hielt sich von 1821 bis
1824 zum Studium der Malerei in Rom auf. Es ist unwahrscheinlich, dass
Hirt einem anderen angehenden Künstler eine so bedeutende Unterstützung
zugedacht haben sollte. - Außerdem ist in einer Empfängerbemerkung zu
Hirts Schreiben vom 27. Oktober 1825 mit Bleistift auf dem Rand der
entsprechenden Passage der Name "Mila" vermerkt.
[Schließen]jungen Künstlers bestimmt, der sich iezt in Rom aufhält, und der als Zögling der hiesigen Akademie wohl sonst einiges Recht an die
Unterstüzung von Seite eines hohen In lateinischer SchriftMinisterii gehabt hätte. Allein er
scheute
| 3 sich einzukommen, um andern, vielleicht Dürftigern - nicht
in den Weg zu treten. Würde ein hohes In lateinischer SchriftMinisterium das Anerbieten genannter
zwey Gemälde anzunehmen sich geneigt finden; so könnte die Zahlung für das
leztere auch allmählig geschehen, nämlich 50 Fred.d'or von sechs Monat zu sechs
Monat.
Berlin den 5ten December 1822.
Hirt.____________________________________________
[Schreiben des Staatsministers von Altenstein an den König, die beiden von Hirt angebotenen Gemälde betreffend (Konzept von Schreiberhand; ebd., Bl. 3]:
Berlin, den 11 Januar, 1823.
An / des Königs Majestät.
Der Hofrath und Professor Hirt besitzt zwei Gemälde, welche er für würdig hält,
in Ew. Königlichen Majestät Sammlung aufgenommen zu werden und die er deshalb in
der abschriftlich ehrerbietigst beyfolgenden Anzeige zum Ankauf darbietet.
Nach seiner Angabe ist das eine Bild ein wahrhaftes Original des Albrecht
Dürer, welches aus dem Hause
Holzschuher in Nürnberg stammt. Es stellt einen Christuskopf dar,
ist auf Holz gemahlt und hat den Nahmenszug des Meisters.
Das andere Bild
ist eine Kreuzigung von Hans Baldung genannt Gruen mit dessen Nahmen und der
Jahreszahl 1512. Es ist für die Reichsabtei Schuttern im Breisgau gemahlt. Von
dem Neffen des letzten Prälaten dieser aufgehobenen Abtei hat es der jetzige
Besitzer gekauft. Von diesem Meister findet man in den Gallerien zu Wien und
München nur zwei Gemälde: ein Brustbild und eine nakte Figur, beide von geringer
Größe, womit dies bedeutend reiche Bild nicht verglichen werden darf.
Der
Hofrath Hirt wünscht für das erste Bild nur das zu erhalten, was es ihm selbst
kostet, nemlich 195 reichsthaler.
Für das andere
von Hans Baldung nimmt er den Preis von 1000
reichsthaler Gold an, und bestimmt diese Summe
zur Unterstützung eines jungen Künstlers, der, ein Zögling der hiesigen
Academie, sich jetzt in Rom aufhält; weshalb die Zahlung in halbjährigen Raten
zu 50 Fr.d'or geschehen könnte.
Ew. Königliche Majestät bitte ich um
allergnädigste Bestimmung ob Allerhöchstderselbe gedachte Bilder
Allerhöchstselbst in Augenschein zu nehmen geruhen wollen und stelle
Allerhöchstdero gnädigste Entscheidung ehrfurchtvollst anheim ob ich auf den
Ankauf dieser zwei Gemälde eingehen soll. In diesem Falle bitte ich Ew.
Konigliche Majestät um die huldreichste Anweisung des Kaufpreises von 195
reichsthaler Courant und 1000.
reichsthaler Gold, letztere in halbjährigen Zahlungen zu
50 Stück Frd'or auf die General-Schatzkaße
(Berlin, w. o.)
[gez.] A[ltenstein]
[Antwort des Königs an Altenstein; von Schreiberhand mit egh. Unterschrift; ebd., Bl. 4]:
An den StaatsMinister Freiherrn von Altenstein.
Wenn Sie die Zahlung für die dem Hofrath und Professor Hirt zugehörigen beiden
Gemälde von Albrecht Dürer und Hans Baldung genannt Gruen, aus dem Fonds des
Ihnen anvertrauten Ministerii leisten können, so will Ich den von Ihnen am 11ten
d. Mts. in Antrag gebrachten Ankauf derselben für das Museum genehmigen; den
Preis für dieselben besonders anzuweisen, finde Ich nicht genehm.
Berlin,
den 15ten Januar 1823.
[gez.] Friedrich Wilhelm