Die Unterzeichneten fühlen sich verpflichtet, dem Berichte der Zur Bildung dieser neuen Klasse siehe auch die Anmerkung zum Votum vom 05.07.1830.
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historisch philosophischen Klasse
der Königlichen Akademie der Wissenschaften, betreffend die Wahl eines zweiten Schleiermacher war am 12. Februar 1834 gestorben. Als sein Nachfolger wurde Boeckh zum Sekretar gewählt. In dieser Zeit wurde bereits an neuen Statuten für die Akademie gearbeitet.
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Sekretars
, die Gründe beizufügen, weshalb sie in der Sitzung vom 4ten März dieses Jahres mit der Mehrheit gewünscht haben, daß der in Rede stehende §. der nicht publicirten, interimistischen, und blos conventionell üblichen Statuten so ausgelegt, und nöthigenfalls modificirt würde, daß die Wahl des neuen Sekretars sofort vor sich gehe, ohne die sehr im Weiten liegende Wahl eines oder mehrerer neuen Mitglieder abzuwarten. Unsere Gründe sind folgende:

1) Eine Wahl setzt Freiheit voraus, diesen oder jenen zu wählen. Wie kann aber diese Freiheit noch bestehen, wenn erst abgewartet werden soll, bis einer komme, den man mit Ausschluß der übrigen allein für wählbar hält? Eine solche Wahl würde illusorisch sein. Der Zweck des Paragraphen der Statuten, auf welchen man sich bezieht, könne daher nur dieser gewesen sein, die in ihrer Wahl völlig unbeschränkten Mitglieder der Klasse darauf aufmerksam zu machen, unter den vorhandenen Mitgliedern demjenigen | 2 ihre Stimme zu geben, welcher ihrem Ermessen nach der zu vertretenden Richtung am nächsten sein dürfte, wenn er auch kein Philosoph von Prätension sein sollte. Dies ist um so natürlicher, da unter einer Versammlung von 17 - 18 Gelehrten welche die historisch-philosophische jetzt bilden, sich gewiß viele finden müssen, welche eine philosophische Richtung haben; mehr ist um so weniger für den die ehemalige philosophische Klasse vertretenden Klassen-Sekretar erforderlich, als selbst die ehemalige philosophische Klasse der Akademie bekanntlich fast lediglich aus Mitgliedern bestanden hat, welche nicht Philosophen von Profession waren, und eine Theilung in Sectionen in der jetzigen combinirten Klasse nicht besteht, noch auch nach der innigen Verwandtschaft ihrer Disciplinen bestehen soll.

2) Es ist allerdings sehr wünschenswerth und wird von den Unterzeichneten ganz vorzüglich gewünscht, daß die Akademie ächte Philosophen vom Fache zähle. Aber die Wählbarkeit zu dem zweiten Klassensekretär kann auf die Philosophen von Fache, selbst wenn solche in der | 3 Akademie schon vorhanden wären, nicht beschränkt werden, da das Sekretariat gewisse Eigenschaften voraussetzt, welche in dem einen oder den zwei Mitgliedern derselben, die vielleicht in günstigen Fällen aus der beschränkten Zahl sogenannter Philosophen vom Fache ihr einverleibt sein sollten, nicht zu finden sein dürften. Wir rechnen zu diesen Eigenschaften Geschäftskenntniß, Fähigkeit zu Geschäften und Thätigkeit in denselben, ferner eine Gewandtheit in der Rede, welche keinesweges, wie wohl behauptet worden, dem Sekretar entbehrlich ist, Geschick durch die sehr schwierigen feierlichen Vorträge in den öffentlichen Sitzungen die Akademie würdig zu vertreten, endlich vorzüglich einen hinlänglich begründeten Ruf im Auslande, mit welchem der Sekretar die Verbindung zu unterhalten hat: denn das der Sekretar diesen Ruf erst durch unsere Wahl erhalte und ihn dieser verdanke, würde nur die Unangemessenheit der Wahl bekunden. Die Wahl muß den Fähigsten und Würdigsten ermitteln, nicht aber durch Beschränkungen gehemmt werden, wodurch man gezwungen würde, auf diesen zu verzichten. | 4

3) Die Schwierigkeit Philosophen vom Fache in die Akademie zu wählen, welche durch die Erfahrung erprobt ist, wird dadurch vermehrt werden, daß die Wahl eines solchen zum Mitgliede, wenn der in Rede stehende Paragraph der Conventionalstatuten zu eng ausgelegt wird, zugleich unmittelbar eine Präsentation zum Sekretariat enthalten wird. Hat nehmlich der Vorgeschlagene nicht die sub N° 2 benannten zum Sekretariat erforderlichen Eigenschaften, so werden ihn alle diejenigen ihre Stimme versagen, welche ihn nicht des Sekretariats würdig finden, und er wird also gar nicht als Mitglied aufgenommen werden. Es ist also gerade jetzt dem Interesse der Akademie, in wie fern sie Philosophen vom Fache sich aggregiren will, vorzüglich angemessen, die Wahl des Sekretars lediglich unter den gegenwärtigen Mitgliedern vorzunehmen.

4) Wenn darauf gerechnet wird, daß für das unstreitig dringende Bedürfniß der Universität ein Philosoph von Fache hierher berufen werde, so ist es doch sehr zweifelhaft, ob er von der Akademie werde gewählt werden. | 5 Gerade die ausgezeichnetesten Philosophen hierselbst, In lateinischer SchriftFichte, Solger, Hegel, sind nicht gewählt worden. Gesetzt aber auch, es würde ein ausgezeichneter Philosoph, wie zu wünschen ist, hierher berufen und von der Akademie gewählt, so ist es noch sehr zweifelhaft, ob er die zum Sekretariat erforderlichen Eigenschaften besitzen werde.

5) Die Unterzeichneten finden es durchaus unangemessen, das Sekretariat mit einem neu zu berufenden Mitgliede zu besetzen, welches keine Kenntniß der Verhältnisse haben kann, die verwickelter sind als es scheinen könnte. Im Gegentheil ist die Wahl eines ältern Mitgliedes zweckmäßig.

6) Es ist zwar die Meinung aufgestellt worden, Herr In lateinischer SchriftHeinrich Ritter zu In lateinischer SchriftKiel dürfte vielleicht von Einem hohen Ministerio wieder hierher berufen werden; bei diesem würde das Bedenken wegfallen, ob er der Akademie angehören werde. Herr In lateinischer SchriftHeinrich Ritter hat bei der, unserer Akademie vielfach verknüpften Universität neben andern seine Stelle mit Beifall ausgefüllt, und auch seine Stellung als Akademiker wohl verdient. Aber bei aller Achtung | 6 für seine Verdienste als Geschichtschreiber der Philosophie, seine Gelehrsamkeit und seinen Charakter, können wir die Zurückberufung desselben nicht als das Mittel ansehen, das Bedürfniß zu befriedigen, welches der Verlust großer und kräftig und lebendig anregender Denker für die hiesigen höchsten wissenschaftlichen Anstalten erzeugt hat; und die wesentlichen Eigenschaften eines Sekretars der Akademie fehlen ihm selbst nach der Angabe solcher, die ihn genau kennen, namentlich eine hinlängliche Gschäftsfähigkeit und Gewandtheit, wie sie nach N° 2. erforderlich ist; auch hat sein Ruf im Auslande, dasjenige, was Einige heutzutage Europaeischen Ruf nennen, nicht diejenige Begründung, wie sie für einen Sekretar der Akademie wünschenswerth ist; endlich ist derselbe eines der jüngsten Mitglieder der Akademie. Wir können es daher nicht angemessen finden, wenn man in Hoffnung auf eine Zurückberufung des Herrn In lateinischer SchriftH: Ritter die Wahl des neuen Sekretars aussetzen, und diesen dadurch gleichsam im Voraus als den einzigen Wählbaren designiren wollte.

Berlin den 9ten März 1834.

[gez.] In lateinischer SchriftBopp. [gez.] Hirt. [gez.] K. Levezow. [gez.] Ideler. [gez.] Wilken.