An ein hochlöbliches Directorium der königlichen Akademie der Künste.

Ich soll auf die Einladung eines hochlöblichen Directorium die Gründe darlegen, warum ich mich seit längerer Zeit den gewöhnlichen Versammlungen des akademischen Senats entziehe. - Ich gebe hierüber meine Erklärung schriftlich, und zwar mit jener Offenheit, mit der ich von jeher über die akademischen Angelegenheiten zu sprechen und zu schreiben gewohnt bin.

Die Mitgliedschaft bey dem akademischen Senate ist für mich, wie wahrscheinlich für manche andere, bloß ein Ehrenposten. Indeßen habe ich bey der Annahme desselben mich allerdings willig und bereit erklärt, nach Kräften wahrzunehmen, was zum Besten der königlichen Akademie würde beytragen können. Auch werden die Acta bey der königlichen Akademie bezeugen, daß, wo es darauf ankam, ich es nie an Eifer für dieselbe gebrechen ließ. Allein wer mit Liebe und Lust an einer Anstalt mitarbeiten soll, der muß auch etwas Ersprießliches zu leisten hoffen können. Jedoch die Umstände begünstigten in den leztern Jahren diese Hoffnung wenig.

Das Mangelhafte der iezigen Einrichtungen anerkennend, hatte die Oberbehörde zu verschiedenen Zeiten eine Grundverbeßerung versprochen; und im Jahre 1809 war die Zusage darüber so feierlich, daß damals auf Verlangen der Behörde auch ein neuer Entwurf zur Organisation von Seite des akademischen Senats übergeben wurde. Hieraus sollte das erneute Leben der Akademie in allen Zweigen hervorgehen. Aber das Schicksaal wollte, daß alles bis iezt ruhte. warum? - das weiß ich nicht. Vielmehr kamen von Zeit zu Zeit Dinge zum Vorschein, die jene ersehnte Verbeßerung mehr entfernten, als die Hoffnung dazu annäherten.

Was nun den akademischen Senat in's besondere betrift, so ist derselbe nach und nach immer unbe- | 2deutender geworden. Früher war es gewöhnlich, daß die vorstehende Behörde in demselben selbst Sitz nahm, und so war es möglich, unmittelbar zu berathen und vorzuschlagen, was die Umstände erfordern möchten. In der Folge entstand eine Protocollfuchserey, was zwischen der Behörde und Senat hin und her zirkulirt. Hiemit aber entschwand alles Leben, weil es nicht möglich ist, daß sich die Oberbehörde auf diesem Wege gehörig unterrichte, und sachkenntlich und lebendig eingreife. - und überhaupt was konnten und können solche Protocolle seyn? - Der Senat weiß nicht, woran er ist; daher können seine Geschäfte nur mechanisch betrieben werden, und die Berichte und Gegenberichte nur so viel gewähren, daß dadurch eben gerade das Triebwerk nicht stille steht.

Solche Protocolle machen zu helfen, und die Antworten anzuhören kann für den, der eine beßere Ansicht von einer wahrhaft wirksamen Akademie hat, nicht erfreulich seyn; und so begreift sich leicht, wie es komt, daß die Versammlungen des akademischen Senats so wenig besucht werden.

Auch sehe ich nicht ein, wie es anders werden soll, so lange die Akademie und der Senat nicht eine neue Stellung erhält. Mein Wunsch geht also dahin, daß es dem akademischen Senat gefallen möge, ein hohes Ministerium zu bitten, die neue Organisation, welche der königlichen Akademie schon seit so vielen Jahren versprochen ist, so bald wie möglich eintreten zu laßen.

Übrigens bitte ich ein hochlöbliches Directorium diesen Aufsaz dem akademischen Senate vorlegen zu wollen, und dann denselben in originali an die oberste Behörde zu übersenden.

Berlin den 20 Junius 1818.

Hirt.