An / die Herren, Geheimen OberBau- /Rath Schinkel und / Hofrath Hirt / Hochwohl und Wohlgebohren / hier / No: 159.

Aus dem in Auftrag von Euer Hochwohl und Wohlgeboren durch den Herrn Doctor Waagen mir mitgetheiltem Schreiben des Herrn Schlesinger an denselben habe ich mit Vergnügen ersehen, daß die Herren Schlesinger und Köster die Bedingungen, unter welchen ihnen das Restaurationsgeschäft zu übertragen ist, angenommen haben; auch ist es gut, daß ihren Arbeiten bis jetzt noch nicht haben anfangen können, da die längeren und helleren Tage dem Geschäfte günstiger sein werden und das Aufhören der beredeten sechsmonatlichen Dauer ihrer Thätigkeit von dem Beginnen ihrer Arbeit abhängt. Bei der in Euer gefälligem Schreiben vom 7.ten October vorigen Jahres enthaltenen günstigen Aeußerung über die Zuverläßigkeit dieser Männer, halte ich auch für unbedenklich, daß die Uebermachung der 300. reichsthaler Reisegelder, deren gefällige Besorgung ich Ihnen übertrage, erfolgen kann, ohne vorher eine bestimmte Anzeige über ihren Abgang zu erwarten, wodurch ihre Herkunft unnütz verzögert werden mögte.

Des Königs Majestät haben zu den Kosten, welche die Restauration der für das Museum bestimmten | 2 Kunstsachen erfordert = 12,000 reichstaler anzuweisen geruhet. Hiervon sind nach Deckung der Vorschüsse, welche die General-Kasse meines Ministerii gemacht hat 5016 reichstaler 17. silbergroschen 8. denar übrig geblieben. Euer Hochwohl und Wohlgeboren benachrichtige ich, daß ich diese 5016. reichstaler 17. sgr. 8 d. bei der Haupt-Casse der Wissenschaftlichen Anstalten Behufs der Fortsetzung dieser Arbeiten zu Ihrer Disposition gestellt und dabei, zur Abkürzung des Geschäfts dieselbe Kaße angewiesen habe, dem Herrn Professor Rauch hievon gegen dessen Quittung 1400. reichstaler auszuzahlen, welche dazu dienen werden, die Ausgaben für den Ankauf und Transport der aus Rom verschriebenen antiken Fragmente, Griechischen Marmors zu bestreiten und die unter Ihrer Mitleitung und im Einverständniße mit Ihnen, durch den Herrn Professor Rauch zu bewürkende Restauration der antiken Sculpturen in den Gang zu bringen. Die Berechnung dieser 1400 reichstaler und der Gelder, welche mit Ihrem Beirath, ferner für die Restauration der antiken Sculpturen zur unmittelbaren Erhebung des Herrn Professors Rauch anzuweisen sind, wird in die | 3 allgemeine Rechnung über die Ausgabe, Behufs der Einrichtung aller Kunstsachen für das Museum aufzunehmen sein, und ich ersuche Sie ergebenst, dem Secretair Müller hierüber die nötige Anweisung zu geben.

Da des Königs Majestät die baldige Einreichung eines vollständigen Ueberschlags der Restaurationskosten befohlen haben und hievon der Antrag auf weitere Ueberweisung der nötigen Fonds abhängig wird: so ist ein solcher Entwurf unumgänglich und dringend nothwendig.

Rücksichtlich der Gemählde haben Euer Hochwohlgeboren und Wohlgeboren auf mein Schreiben über diesen Gegenstand vom 22. Februar vorigen Jahres | 3 in Ihrer gefälligen Antwort vom 1. Maerz bemerkt, daß ein aproximativer Ueberschlag der Kosten für die Restauration, so wie für die dazu erforderliche Zeit dann möglich sey, wenn die definitive Auswahl der Gemählde für das Museum getroffen worden. Da diese Auswahl durch die Sonderung der Gemählde bei Räumung des | 4 Sollyschen Hauses erfolgt ist: so werden nunmehr die Kosten der Restauration und Einrahmung überschlagen werden können. In Ansehung der Restauration dürfte es am zweckmäßigsten sein, sämmtliche zur Aufstellung in das Museum bestimmten Gemählde in drey Klassen zu theilen, nämlich
1) in solche, welche gar keiner Restauration bedürfen;
2) in solche, die in den wesentlichen Theilen hinlänglich erhalten sind, um in ihrem jetzigen Zustande vorläufig aufgestellt zu werden, und welche die erforderlichen Ausbesserungen nach der Aufstellung im Museo nach und nach erhalten können;
3. in solche, deren jetzige Beschaffenheit es nicht gestattet, sie ohne vorhergegangene Restauration der öffentlichen Beschauung darzustellen.

Die Allerhöchste Aeußerung Sr Majestät des Königs, daß das mit größter Vorsicht zu führende Restaurationsgeschäft nach der Aufstellung im Museo fortgesetzt werden könne, macht es zur Pflicht, die Anzahl der zur dritten Claße gehörenden Gemählde genau zu bestimmen und die daran | 5 nothwendigen Restaurations-Arbeiten in eine genaue Betrachtung zu ziehen, um eine übersichtliche Darstellung von den Arbeiten geben zu können, welche vor der Aufnahme in das Museum nothwendig beschafft werden müßen. Nach der Masse dieser Arbeiten wird sich dann aproximativ beurtheilen laßen, wie viel Restauratoren und Gehülfen oder Lehrlinge in fortdauernde Thätigkeit zu setzen sind, wenn diese Arbeiten bis zum vollendeten Bau des Museums vollbracht werden sollen und es wird zweckmäßig sein, hierbei den Beirath der Herren Schlesinger und Köster zu benutzen. Es könnte hierbei ferner die Ausführung des von Euer Hochwohl- und Wohlgeboren beabsichtigten Restaurations-Ateliers sehr gut zum Grunde gelegt werden und die jährlichen Gehalte, welche für die, zur Ausführung der Arbeiten binnen der bestimmten Zeit erforderlichen Restauratoren anzunehmen sind, würden alsdann, mit Beifügung der Diäten für die Gehülfen der Commißion p und der Kosten der Heitzung des Ateliers, den Anschlag der jährlichen Restaurations-Ausgaben formiren. | 6

Mit der Bearbeitung des Anschlags der Restauration wird die Veranschlagung der Einrahmungskosten um so leichter zu verbinden sein, da in dem Verzeichniße über die ausgeschlossenen Gemälde deren Größe genau bemerkt ist, und also auch die Gemählde, welche für das Museum bestimmt sind, gemessen sein werden. Bei der Classification hinsichtlich der Restauration wird folglich nur eine Anzeichnung der Nummern von sämmtlichen Gemählden nöthig sein, für welche neue Rähme erforderlich sind, mit der Bemerkung, welche von den angenommenen drei Gattungen von Rähmen für jedes Gemählde die paßliche ist. Die Aufrechnung der laufenden Fuße wird, als calculatorisches Geschäft, der Secretair Müller besorgen können. Wenn Euer Hochwohl- und Wohlgeboren über die zweckmäßigsten Formen der Rähme einen Beschluß gefaßt haben: so wird nöthig sein, hiernach Proberähme verfertigen und die hiesigen Vergolder über die mindesten Preise in Concurrenz treten zu laßen. Der hierdurch ermittelte Preis | 7 muß in Zusammenstellung mit der Summe des Bedarfs einen genauen Anschlag gewähren, und die Kosten der Einrahmung würden nach diesem Ergebniß auf die einzelnen Jahre zu vertheilen sein.

Von dem Herrn Professor Rauch erwarte ich baldigst einen Kosten-Anschlag über die Restauration der antiken Sculpturen, welcher gleichfals nur auf diejenigen Gegenstände gerichtet sein wird, die vor der Aufstellung im Museo nothwendig einer Ergänzung bedürfen und ich ersuche Euer Hochwohl- und Wohlgeboren ergebenst, den Kosten-Ueberschlag rücksichtlich der Gemählde in baldgefällige Betrachtung zu ziehen, damit ich in den Stand gesetzt werde, Sr Majestat dem Könige über den ganzen Kostenbedarf den nötigen Vortrag zu halten, und die Allerhöchste Bestimmung über das jetzt anfangende Restaurations-Geschäft, so wie über dessen hiernächstige Ausdehnung zu erbitten.

Berlin den 8.ten Januar 1824.

[gez.] Altenstein