An / des Koeniglichen wirklich Geheimen Staats / und dirigirenden Minister pp / Herrn Freyherrn von Altenstein / Excellenz

Schon längst würde die Commission den von Euer Excellenz in dem hohen Rescript vom 9ten. Mai anni praeteriti eingeforderten Bericht über den gegenwärtigen Zustand der Restauration der vormals In lateinischer SchriftSollyschen Gemaeldesammlung eingereicht haben, wenn sie nicht gewünscht hätte, zugleich den in demselben Rescript verlangten Kostenanschlag der Einrahmung beizufügen. Die Ermittelung desselben aber ist im Einzelnden mit so viel Schwierigkeiten und langweiligen Operationen verknüpft, daß wir noch immer nicht gänzlich damit zu Stande gekommen sind. Um nun Euer Excellenz wenigstens in der Hauptsache nicht länger ohne die gewünschte Auskunft zu laßen, erfolgt hier vors erste der Bericht über den Stand des Restaurationsgeschäftes und wir behalten uns vor, in kurzer Zeit über alle die Einrahmung betreffende Puncte ausführlich und besonders zu berichten.

Um Euer Excellenz eine moeglichst vollständige und doch zugleich bequeme Uebersicht über den dermaligen Zustand des Geschäfts zu geben, haben wir es für am zweckmäßigsten gehalten, beifolgende Tabelle auszuarbeiten, auf welcher die 1184. Stück Gemaelde, welche zur Zeit den Bestand der Sammlung ausmachen, nach ihren vierzehn Classen unter folgende fünf Hauptrubriken vertheilt sind.

1. Bilder die keiner Restauration bedürfen, oder doch in einem Zustande sind, in welchem sie vors erste im Museum aufgestellt werden können. | 2

2. Bilder, deren Restauration vollständig beendigt ist.

3. Bilder, welche sich gegenwärtig in der Restauration befinden und zwar
a) solche, an welchen die Arbeit mit dem Pinsel mehr oder weniger vorgerückt ist,
b) solche, an welchen erst die dem Malen vorausgehenden Vorbereitungen, als Reinigen, Ausstopfen u.s.w. mehr oder minder beendigt sind.

4. Bilder, welche noch einer vollständigen Restauration bedürfen.

5. Bilder, welche bei näherer Prüfung des Zustandes ihrer Erhaltung, oder bei nochmaliger Erwägung ihres Werths in Beziehung auf das Ganze, seitdem die Sammlung in dem jezzigen Lokal übersichtlicher geworden, ausgemerzt worden sind.

Aus dieser Tabelle geht hervor, daß wenn man zu den
.................................................................................................. Stk 219. Bildern
welche keiner Restauration bedürfen, die .................................... " 764.
bereits vollständig restaurirten zählt, gegenwärtig ................. Stk 683. Bilder
ganz im Stande sind, und die Gesammtzahl aller Bilder, welche noch mehr oder minder der Restauration bedürfen, 469, mithin 5 mehr beträgt, als bis jezt restaurirt worden sind.

Wie wenig günstig auch dieses Resultat einer nun bald fünfjährigen Dauer des Restaurationsgeschäfts auf den ersten Anblick erscheint, zumal bei der Erwaegung, daß wir von jezt an in einer Zeit von hoechstens 1 ¾ Jahr, bei nur so lange vergönnter Benutzung des gegenwärtigen Lokals und gänzlicher Vollendung des Baues, mit allen wesentlichen Bildern im | 3 Stande sein sollen, so stellt sich dennoch die Sache bei folgenden näheren Betrachtungen ungleich mehr nach Wunsch. Außer dem Grundsatz: die wichtigsten, und nächstdem solche Bilder in Arbeit zu geben, welche den Classen angehören, die zunächst ins Museum kommen sollen, ließen wir uns nämlich gleich von Anfang an, von dem anderen Princip leiten, die am meisten beschaedigten Bilder, so wie die vom größten Umfange vorzugsweise vorzunehmen, wodurch wir denn den Vortheil erlangt haben, daß von den noch zu restaurirenden in gleichen Fristen im Durchschnitt von jedem unserer Restauratoren mindestens die doppelte Anzahl vollendet werden kann. Zudem ist von den 122 Bildern, an welchen gegenwärtig mit dem Pinsel gearbeitet wird, eine beträchtliche Anzahl ihrer Vollendung nahe. Endlich haben wir in den drei letzten Jahren gegen die zwei ersten des Restaurationsgeschäfts gerechnet, die Kräfte des Atteliers mehr denn verdoppelt. Hieraus geht hervor, daß wenn wir hoffen gegen Ablauf des Jahres 1829 mit der Restauration aller irgend wesentlichen Bilder fertig zu sein, dieses nicht auf einer willkührlichen Annahme, sondern auf einer wohlerwogenen Berechnung beruht.

Außerdem erfolgt hier noch die von Euer Excellenz verlangte Uebersicht über das gegenwärtig im Restaurationsattelier angestellte Personal nebst Angabe der Gehalte.

A. Vorsteher des Atteliers
1. Herr In lateinischer SchriftSchlesinger mit jährlich 3000 rthlr | 4

B. Vier Meister.
2. Herr In lateinischer SchriftKoester mit jährlich 3000 rthlr
3. Herr Professor In lateinischer SchriftHummel mit jährlich 1200 rthlr
4. Herr In lateinischer SchriftXeller mit jährlich 1800 rthlr
5. Herr In lateinischer SchriftMenschel mit jährlich 1500 rthlr
Pro Nota. Herr Professor In lateinischer SchriftHummel ist nur verpflichtet vier Wochentage zu arbeiten, da er die beiden anderen seine amtlichen Geschäfte bei der Akademie der Künste hat.

C. Vier Malergehülfen.
6. Herr In lateinischer SchriftGeissler mit monatlich 70 rthlr
7. Herr In lateinischer SchriftButzky mit 2 rthlr tägliche Di[a]eten.
8. Herr In lateinischer SchriftWollburg mit 2 rthlr tägliche Dieten.
9. Herr In lateinischer SchriftNerenz mit 1½ rthlr tägliche Dieten

D. Zwei Gehülfen zum Putzen der Bilder und den anderen wichtigen Vorarbeiten.
10. Herr In lateinischer SchriftKromayer mit 1⅚ rthlr tägliche Dieten
11. Herr In lateinischer SchriftNeumeister mit 1½ rthlr tägliche Dieten.

E. Zwei Burschen für die untergeordneten Vorarbeiten, als Ausstopfen und Kreidegrund pp
12. In lateinischer SchriftWilhelm Mietag, mit monatlich 10 rthlr
13. In lateinischer SchriftAdolph Stübbe, mit monatlich 10 rthlr

Berlin den 23ten Februar 1828

[gez.] Schinkel [gez.] Hirt.

Beilage [a.a.O., Bl, 212]:

In lateinischer SchriftTabelle
über den derzeitigen Zustand der Gemaelde-Sammlung des Koeniglichen Kunst Museums

Classe 1.
Keiner
Restauration
bedürftig
Stck
2.
Völlig
restaurirt
Stck
3.
In der Restauration
Im Malen
Stck


In der
Vorbereitung
Stck
4.
Noch zu
restauriren
Stck
5.
Ausgemerzt
1. Byzantiner bestehend aus 13 Stück 2 9 " " " 2
2. Toscaner 1ter Epoche bestehend aus 86 Stück 1 75 " " " 10
3. Toscaner 2ter Epoche bestehend aus 95 Stück 6 81 5 1 " 2
4. Toscaner 3ter Epoche bestehend aus 77 Stück 8 47 13 6 1 2
5. Venetianer 2ter Epoche bestehend aus 101 Stück 10 63 4 7 6 11
6. Venetianer 3ter Epoche bestehend aus 122 Stück 19 60 15 11 15 2
7. Lombarden ................... bestehend aus 76 Stück 12 35 11 5 12 1
8. Roemer .......................... bestehend aus 46 Stück 9 16 10 6 5 "
9. Romagnolen ................ bestehend aus 58 Stück 8 26 10 4 8 2
10. Eklektiker ................... bestehend aus 66 Stück 12 2 4 9 39 "
11. Niederländer 2ter Epoche bestehend aus 220 Stück 76 40 29 5 70 "
12. Niederländer 3ter Epoche bestehend aus 120 Stück 37 3 4 5 71 "
13. Coellner ............................. bestehend aus 22 Stück 4 " 2 3 13 "
14. Oberdeutsche ................... bestehend aus 82 Stück 15 7 15 9 36 "
Summa Stück 1184. 219 464 122 71 276 32
Berlin den 23ten Februar 1828.