Daß die jungen Leute | 2 bey der bisherigen Art und Weise das Zeichnen zu erlernen, ihre Zeit verlieren - Daß die Lehrer im Durchschnitt weder das Zeichnen verstehen, noch irgend einen systematischen Gang des Unterrichtes haben. Und daß dieß der Fall nicht bloß bey dem Privatunterricht und bey den gewöhnlichen Bürger- und Gelehrten-Schulen, sondern selbst bey den Kunstinstituten und Akademieen der Fall sey. weiter: daß es überall an guten u. zweckmäßigen Vorschriften, - und zwar in jeder Gattung des Zeichnungsunterrichtes mangelt

bin ich mit dem ungenannten Verfaßer der Vorschläge etc(?) ganz einverstanden - nicht aber so mit den Ideen, wie er meint, daß dem Übel gesteuert werden könnte.

Von Becherer, Berger und Schadow, siehe oben.
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Die vorstehenden drey vota
sagen und hoffen indeßen, daß das Elementar-Zeichen-Werk dem Mangel sofort auf eine zweckmäßige Weise abhelfen werde. Dieß ist sehr zu wünschen. Ich kann aber nicht hierüber Opiniren, bis mir das Werk wird vorgelegt worden seyn, bisdahin muß ich mein Votum hierüber suspendiren.

Hirt

den 16ten April 1806.

Die Voten beziehen sich auf einen im Senat der Kunstakademie zirkulierenden Aufsatz eines ungenannten Verfassers aus dem Oberschulkollegium zur Verbesserung des Unterrichts im Zeichnen an den öffentlichen Schulen. Valentin von Massow hatte am 27. März 1806 den Senat der Kunstakademie gebeten, die darin enthaltenen Ideen und Vorschläge auf ihre "Ausführbarkeit" zu prüfen und ein Gutachten abzugeben (PrAdK 664, Bl. 26-33):

Es giebt keinen Gegenstand des öffentlichen Unterrichts, der seiner hohen Wichtigkeit ungeachtet, so unter aller Kritik zweck- und planlos auf den Schulen behandelt wurde, als es, einige wenige Ausnahmen abgerechnet, mit dem Unterrichte im Zeichnen der Fall ist, und ob es gleich paradox klingt, wenn man einen Knaben der drey, vier und mehrere Jahre die gewöhnlichen Uebungen im Zeichnen getrieben und ganz und gar nichts gelernt hat, noch Glück wünschen muß, wenn er nur nicht seinen Geschmack auf Lebenszeit, verderbt hat, so wird doch diese Bemerkung denjenigen, der mit dem Innern unserer UnterrichtsAnstalten bekannt ist, und welcher namentlich weiß, was er von den gewöhnlichen Lehrern der Zeichenkunde zu erwarten hat, nicht im mindesten auffallen. Tausende von Stunden werden jährlich mit der Beschäftigung, die man mit dem Namen des Zeich[n]ens beehrt, im eigentlichsten Sinn des Worts verschwendet, und ist es eine wahre Seltenheit, wenn unter Hundert jungen Leuten einmal ein einziger gefunden wird, welcher von demjenigen, was er von der in Rede stehenden Kunst auf Schulen erlernet hat, auch nur einigen Gebrauch im bürgerlichen Leben machen kann. Und doch giebt es so wenige Verhältnisse des Lebens, in welchen man die Unbekanntschaft mit der Zeichenkunde nicht oft schwerlich büssen mußte, und was Handwerker und Künstler betrift, so können wohl nur sehr wenige genannt werden, dem die Kenntniß derselben // ohne die nachtheiligsten Folgen ganz fremd sein dürften, bei den meisten macht sie gar einen wesentlichen Theil ihrer Beschäftigung aus. Oder kann man sich etwa einen geschickten Mauer oder ZimmerMeister, einen tüchtigen Tischler, Formschneider, Wagenbauer, oder selbst einen guten Schlösser, Töpfer, Drechsler, Gärtner u.s.w. denken, der des Zeich[n]ens ganz unkundig wäre? Der matematischen Instrumentenmacher, Jouveliere, Gold- und Silber Arbeiter pp gar nicht einmal zu gedenken. Kommen dergleichen Männer nicht täglich in die Lage, etwas zu zeichnen? Ist es ihnen möglich ihre eigene Ideen auszuführen oder von den oft gemeinschaftlich mit ihnen an demselben Werke arbeitenden Handwerkern und Künstlern ausführen zu laßen, oder nach den ihnen vorgelegten, zum Theil perspectivischen Zeichnungen zu arbeiten, wenn sie selbst nicht zeichnen können, selbst keine Idee von perspectivischen Zeichnungen haben? Leider giebt es der Handwerker und Künstler viele, die vom Zeichnen gar nichts verstehen. Die natürliche Folge ist dann aber auch diese, daß sie sich bei jeder Gelegenheit von geschickten Einländern und noch häufiger von den vielen tüchtigen Ausländern den Rang ablaufen sehen. Geschmackvolle neue Formen zu ersinnen liegt vollends über dem Horizont solcher Menschen. Indem sie gestern wie heute ihre gestaltlosen Geräthschaften, deren Absatz ihnen den nothdürftigsten Unterhalt sichert, anfertigen, rügen sie nicht selten den gebildeten Ein-//länder, seines sonstigen Patriotismus ungeachtet, sich um jeden Preis die geschmackvollen gearbeiteten Waaren des Auslandes zu erschaffen. Ich bin überzeugt, daß wenn Zeichenkunde und die damit in genauer Verbindung stehende Bildung des Geschmacks allgemeiner verbreitet wäre, dies von unübersehbar guten Folgen für unsere inländischen Manufacturen und Fabriken, für den gesammten inländischen Kunstfleiß und mithin auch für den National-Wohlstand sein würde. Und daß es mit der Kenntniß des Zeichnens bei unsern Handwerkern und zum Theil selbst bei unsern Künstlern nicht beßer bestellt ist, darin liegt der Grund lediglich in der fehlerhaften Methode, nach welcher das Zeichnen in den bei weitem größeren Theile der öffentlichen UnterweisungsAnstalten des Preußischen Staats gelehrt wird. Denn wie anders soll der künftige Handwerker und Künstler den ersten Grund in der Erlernung der vorgenannten Geschicklichkeit legen? Hat er dazu wärend seiner Lehrjahre Zeit? Kann er als Gesell das Versäumte nachholen? oder wird er etwa als Meister annoch Zirkel, Lineal und Bleifeder in die ungeübte Hand nehmen? In der Regel gewiß nicht, das dringende Bedürfniß des Zeichnens zwingt indessen dann und wann, selbst den rohen Handwerksburschen, in dieser Kunst zu thun, was er vermag. So ist es z. B. bekannt, daß die Tischler-Gesellen gewöhnlich einen Theil des Sonntags zu den Uebungen im Zeichnen mit Lineal und Zirkel, oder // zu den sogenannten Reissen verwenden, daß sie und andere Handwerker die Kunstschulen zu Berlin, Magdeburg, Breslau pp besuchen. / Auf alle diese späte Uebungen ist aber im Durchschnitt nicht viel zu rechnen, da der Grund im Zeichnen frühzeitig gelegt, der Sinn für schöne Formen frühzeitig in der Seele des Knaben geweckt werden muß, wenn angemessene Früchte erfolgen sollen. / Wie aber ist es möglich, wird man fragen, auf Schulen den so zweckwidrig betriebenen Unterricht im Zeichnen eine zweckmäßigere Einrichtung zu geben? / Mich dünkt, dies ist so schwer eben nicht. Doch bevor ich mich hierüber erkläre, sei es mir erlaubt, die Ursachen aufzuführen, weshalb nach meinem Erachten so herzlich wenig in Betreff des Zeichnens auf unsern Schulen geleistet wird. / 1) Die Knaben beschäftigen sich in der Schule mehr mit dem Malen, als mit dem Zeichnen. Kaum haben sie einen Theil des menschlichen Körpers, Nasen, Ohren und dergleichen mit Röthel, Bleystift oder schwarzer Kreide eine kurze Zeit hindurch eilfertig hingetuscht, so greifen sie den Eingebungen ihres kindischen Geschmacks folgend, unvermehrt nach den bunten Bilderchen, und nun besteht ihre einzige Beschäftigung darinn, daß sie gewöhnlich nach eigener Wahl, Jahre hindurch Häuschen und Blumenstücke, Landschaften und // geschichtliche Darstellungen, - von welchen letzteren sie, beiläufig gesagt, in der Regel gar nichts verstehen - abkonterfeien. / Der Lehrer seiner Seits glaubt seine Pflicht gethan zu haben, wenn er von Zeit zu Zeit die zerrißenen oder beschmutzten Vorschriften wieder herstellt, hier und da einige Striche in der Kopie des Lehrlings anbringt und am Ende des Schuljahres die sogenannten Probezeichnungen überarbeitet. Was Wunder, wenn ein auf diese Weise unterrichteter Zögling, nach mehrjähriger Unterweisung nicht einmal im Stande ist, einen runden Huth, welcher an einem Fenster hängt, kenntlich darzustellen. / 2) Man läßt unsere Knaben in der Schule durchaus nicht solche Gegenstände zeichnen, die künftig ihren Kunstfleiß beschäftigen werden. Denn was hilft es den meisten unter ihnen, wenn sie auch noch so fertig Landschaften, Scenen aus der Geschichte, Frucht- und Blumen-Stücke zu kopiren gelernt haben? Hievon können nur die künftigen Maler - deren doch immer verhältnißmäßig nur sehr wenige sind -, die bei weitem größere Zahl der künftigen Handwerker und Künstler fast gar keinen Gebrauch machen. Letztere müssen, und so viel es möglich in Hinsicht auf ihre muthmaßliche Bestimmung geübt werden, Auf- und Grundriße // von Gebäuden, Maschinen, geschmackvollen Hausrath u.s.w. zu zeichnen, und das wird ihnen dereinst treflich zu Statten kommen. / 3) Man läßt ferner nur gewöhnlich Handzeichnungen anfertigen; an die, fast jedem Handwerker und jedem Künstler höchst unentbehrliche Unterweisung im Zeichnen mit Lineal und Zirkel wird gar nicht gedacht, und vielleicht ist das hiesige Friedrich Wilhelms-Gymnasium die einzige Anstalt in den Preußischen Staaten, wo es an einer Anleitung zu der zuletzt gedachten Beschäftigung nicht fehlt. / 4.) Es fehlt auf allen nur bekannten Unterweisungs-Anstalten ganz und gar an Anleitung zu perspectivischen Zeichnungen, und doch ist einige Kenntniß hievon den meisten Handwerkern und Künstlern ganz unentbehrlich. Wie oft ist es z. B. nicht der Fall, daß dem mechanischen Instrumentenmacher nicht wirkliche Modelle sondern Zeichnungen von Maschinen, mit der Auflage zugeschickt worden, darnach die Maschinen selbst anzufertigen? Ist sein Auge an diese Art der Darstellung nicht gewöhnt; so wird es ihm unmöglich, dem Auftrage zu genügen. / 5) Bei dem Unterrichte im Zeichnen, wie er dermalen auf den Schulen beschaffen ist, fehlt es ganz und gar an einem zum Zweck führenden Plan. / Man giebt den Lehrlingen die Vorschriften in keiner // gehörigen Folge, wartet nicht, bis sie den erforderlichen Grad von Fertigkeit in den Elementen erlangt haben, und geht rasch zu solchen Gegenständen über, die eigentlich noch gar nicht den Anfänger vorgelegt werden sollten. / 6) Man läßt hiernächst auch nur immer Kopieen von Kopieen machen; nach der Natur oder nach Gyps wird fast nirgends gezeichnet. Daher kommt es dann, daß es dem Handwerker, so äußerst schwer wird, entweder einen Körper auf einer Fläche darzustellen, oder umgekehrt, ein Halb- oder ganz erhabenen oder einen frei stehenden Gegenstand nach einer Zeichnung anzufertigen. Endlich wird / 7.) Für die Bildung des Geschmacks der Zöglinge gar nicht gesorgt. Wenn es unleugbar ist, daß der Geschmack in Gegenständen der bildenden Künste durch Ansicht schöner Formen gebildet wird, warum legt man dem Auge des Jünglings nicht überall die schönsten Formen vor? Fehlt es dem Lehrer in der Zeichenkunde selbst an der Fertigkeit, wenigstens einigermaaßen vollendete Vorschriften zu liefern; warum bedient er sich nicht lieber derjenigen Werke, welche auf Kupfertafeln, Abbildungen solcher Statuen(?) und anderer Kunstsachen enthalten, die seit Jahrtausenden für die vorzüglichsten gehalten werden, welche der menschliche Kunstfleiß hervor gebracht hat. // Daß es äußerst leicht sey, auf die Bildung des Geschmacks bei den meisten Kindern zu wirken, und ihnen auf die Lebenszeit ein feines Gefühl für das, was wirklich schön ist, zu geben, ist keinem practischen Erzieher unbekannt. Und diese Bildung des Geschmacks kann bei der Mehrzahl der Schüler nur durch das Zeichnen bewirkt werden, da bekanntlich der jungen Leute nur wenige sind, welche zu den gelehrten Schulen, wo sie Gelegenheit erhalten, sich durch die Lectüre der Klassiker zu üben, übergehen. / Der einzige, mir bekannte Mittel, nicht allein der erwähnten Mängeln ein Ende zu machen, sondern auch einen zweckmäßigen Unterricht im Zeichnen auf unsern öffentlichen Schulen allgemein zu machen, ist die unter öffentlicher Auctoritaet zu bewirkende Anfertigung und Einführung eines guten Zeichenbuchs. / Man ist berechtigt, ein solches Werk von der hiesigen Akademie der Künste zu erwarten und ich wüßte in der That nicht, wodurch sich dieselbe ein größeres und bleibenderes Verdienst erwerben könnte. Ich nehme mir nicht heraus, genau den Plan vorzuzeichnen, nach welchem dasselbe angefertiget werden müßte; sondern begnüge mich, nur im Allgemeinen anzugeben, wie meiner Meinung nach, daßelbe eingerichtet werden müßte, wenn es dem, wirklich Statt findenden Bedürfniße entsprechen solle. Vorläufig muß ich noch // bemerken, daß ich, wie sich schon aus dem Obigen ergiebt, hiebei gar nicht und wenigstens nicht vorzüglich, die Bildung des künftigen Malers oder solchen Personen, welche die Beschäftigung mit der Zeichenkunst als Sache des Vergnügens betreiben, vor Augen habe, - wiewol es auch diesen frommen würde, den zu bezeichnenden Weg zurückzulegen; meine Absicht ist vielmehr, künftige Profeßionisten und Künstler jeder Art auf Schulen zweckmäßiger und überall so mit den Zeichnen beschäftigt zu sehen, daß sie von dem Erlernten, sei deßen auch noch so wenig, einen reellen Gebrauch im wirklichen Leben machen, und sich durch fortgesetzte Applikation weiter helfen können. / Das angeregte Zeichenbuch könnte aus drei verschiedenen Heften bestehen: / Das erste sei dem Anfänger in der Kunst bestimmt, und enthalte auf etwa zehn Kupfertafeln in Quer-Folio gerade und krumme Linien, Dreiecke, Quadrate, Kreise, Ovale und andere mathematische Figuren, und zwar jedesmal mit Bezeichnung der Größe, damit dem Lehrling, um die anschauliche Erkenntniß der Maaßverhältniße zu befördern, aufgegeben werden könne, die vorliegenden Gegenstände bald um einige Male zu vergrößern bald um einige Male zu verkleinern; es gebe // eine Anleitung senkrechter Linien zu errichten, Quadrate und Dreiecke p zu theilen. Stoff zu diesen Uebungen liefert folgendes Unterricht zur praktischen Rechenkunst, zu geometrischen, perspectivischen und optischen Zeichnungen und Berechnungen nützlich für Anfänger und Liebhaber dieser Wissenschaften ehemals durch Schübler und Rost verfasset, nunmehr aber umgeändert und mit Zusätzen vermehrt von J. T. M[ayer]. Mit 23 Kupfertafeln. Nürnberg und Leipzig 1786.
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Werk
: Unterricht zur practischen Rechenkunst zu geometrischen, perspectivischen und optischen Zeichnungen von J. T. M. Nürnberg und Leipzig 1786; es liefere ferner die Umriße verschiedener einfacher Werkzeuge und solcher Maschinen, deren man sich im gemeinen Leben häufig bedient, desgl. eine Reihe von Verzierungen, einige geschmackvolle Muster des gewöhnlichen Hausraths u.s.w. Den Beschluß mögen einige Vorschriften zu freien Handzeichnungen machen. / Diesem Hefte kann die Einrichtung gegeben werden; daß davon in jeder niedern Bürgerschule, selbst wenn der Lehrer des Zeichnens ganz unkundig wäre, und nur gesunde Augen hätte, Gebrauch gemacht werden könnte. / Wohl dem jungen Handwerker, wenn er auch nur diese kurze Bahn durchwandelt hat; er wird wenigstens eine einigermassen sichere Faust, einige Bekanntschaft mit Lineal und Zirkel, - denn diese beiden Werkzeuge dürfen bei obigem Geschäft keinen Augenblick aus den Händen gelegt werden - und einen unverdorbenen Geschmack zu seiner Profeßion mitbringen. / 2) Das zweyte aus etwa 15. bis 20. Kupfertafeln bestehende Heft, sei denjenigen gewidmet, die sich durch fleißige und wiederholte Benutzung des ersten // Hefts die nöthige Fertigkeit in den ersten Elementen des Zeichnens erworben haben, mithin solchen Schülern, die zu den kunstvolleren von Gewerken oder den eigentlichen bildenden Künstlern übergehen wollen, und gewöhnlich eine längere Zeit die Schule besuchen. Es enthalte / a) eine Sammlung verschiedener Noten des geschmackvollsten, antiken und modernen Hausraths z. B. Tische, Schränke, Stühle, Uhrgehäuse pp / b) eine Samlung geschmackvoller Verzierungen für Gebäude, Hausrath pp / c) Maschinen verschiedener Art, z. B. Mühlen und davon einzelne Theile, das innere Getriebe von Uhren, Schlößern u.s.w. / d) Einzelne Theile von Gebäuden, z. B. die Säulen-Ordnung, Auf- und Grundriße von Gebäuden pp nicht minder Dachstühle, Façaden von Häusern, Brücken pp / e) Allerhand zum Schmuck dienende Geräthschaften, als Wasen, Kron- und Wandleuchter, Dekorationen von Zimmern, selbst Ofen und andere dergleichen Geräthschaften. / f) Einige perspectivische Zeichnungen und / g) Eine fortgesetzte, an das erste Heft sich genau anschließende Uebung in freien Handzeichnungen. / 3) Das dritte Heft endlich enthalte die Anleitung zum Zeichnen der schönen menschlichen Gestalt und liefere eine Reihe von Abbildungen von den Meisterstücken // des Alterthums, und zwar in der Art, daß dem Zögling jedesmal zuvörderst die einzelnen Theilen der Figur, als Augen, Nase, Arme pp abbilden muß, ehe er zur Abbildung des Ganzen übergehen darf. Die Darstellung der vorzüglichsten mythologischen Figuren muß in diesem Hefte durchaus nicht fehlen, denn es giebt keinen Künstler und selbst nur wenige Handwerker, welchen einige Kenntniß von der Art, wie die Alten sich ihre Gottheiten und Heroen dachten, entbehren könnten. Erlaubt es der Raum, so mögen, wie in dem ersten Hefte einige Landkarten, so in dem gegenwärtigen, einige Scenen aus der Geschichte, desgleichen einige Landschaften, ihre Stelle finden. Vorzüglich nützlich aber würde es sein, wenn aus den antiquarischen Werken von Montfaucon und andern, die verschiedenen Arten von Kleidungsstücken, deren die Alten sich bedienten, dargestellt würden. Uebrigens würde der geschickte Lehrer nicht unterlassen müssen, seinen weiter vorgeschrittenen Zöglingen eine Anleitung zum Zeichnen nach der Natur und nach Gips nebenher zu ertheilen. / An Stoff zu einem Werke dieser Art fehlt es so wenig, daß vielmehr zu befürchten ist, die Reichhaltigkeit der freilich in sehr vielen Werken zerstreuten und in sofern für den gewöhnlichen Lehrer für verlohren zu achtenden Gegenstände werden den Sammler in // Verlegenheit setzen. / Schließlich bemerke ich nur noch, daß eine kurze Beschreibung der abgebildeten Gegenstände und eine, von einem Kenner aufgesetzte Anleitung zum Gebrauche dieses Zeichenbuchs, den Werth desselben sehr erhöhen würde. Vielleicht könnte bei dieser Gelegenheit, aber in einem besondern Hefte, auf die Bedürfnisse des andern Geschlechts, Rücksicht genommen, und eine Sammlung geschmackvoller Muster zum Stricken, Sticken pp veranstaltet werden. Bei der ganzen Unternehmung würde meines Erachtens in merkantilischer Hinsicht keine Gefahr sein, da eines Theils schon der Name der Akademie, unter deren Auspicien dieses Werk in die Welt käme, einen ansehnlichen Absatz eben so sehr, als das dringende Bedürfniß sichert, andern Theils die Schulen angehalten werden könnten, sich dasselbe aus ihren Fonds anzuschaffen. / Noch muß ich anführen, daß es auch solchen jungen Leuten, welche sich nicht den Handwerken oder den bildenden Künsten widmen, sondern zu den Studien auf Universitaeten übergehen, sehr nützlich sein würde, wenn sie den bezeichneten Weg durchwandelt hätten. Sie würden dadurch als künftige Juristen und vorzüglich als Kameralisten um so besser in den Stand gesetzt werden, die Obliegenheiten ihres Amts, bei welchem es nicht selten vorkömmt, über Grundriße von Gebäuden, Plane // von Ländereien u.s.w. zu ertheilen, hinlänglich zu genügen.