Gutachten.
Gesezt, daß die Nachricht wahr sey, daß der französische Kaiser das Ansuchen der königlichen Akademie bewillige, ihr alle Abgüße des Pariser-In lateinischer SchriftMuseum's, als einen Ersaz für die von hier nach Paris versezten Kunstwerke, zukommen zu laßen; so bin ich der Meinung, daß die Akademie nicht verabsäumen müßte, die Sache so eilfertig wie möglich zu betreiben. Unser Collega, Herr v. In lateinischer SchriftHumboldt, würde durch seine Anwesenheit in Paris hierin wesentliche Dienste leisten können. Vielleicht könnte auch die Gegenwart des Prinzen In lateinischer SchriftWilhelm, der ein eifriger und wahrer Freund der Künste und des Alterthumsstudiums ist, manches zu einem glücklichern Erfolg des Geschäftes beytragen.
Ich gebe hier vorläufig die Hauptgesichtspunkte an, worauf es bey der ganzen Sache wesentlich ankomt.
1.mo ist die Frage: was wird
der Akademie accordirt? -
Die
Pariser Kunstschäze bestehen
aus vielen Zweigen, die nicht alle, wie ich weiß, unter Einem Aufseher allein
stehen; und doch wäre es wesentlich, das vorzüglichste, und lehrreichste aus
jeder Art Sammlung zu besitzen.
Die erste Sammlung besteht in In lateinischer SchriftMarmor: als Statuen, Büsten, In lateinischer SchriftReliefs, und architektonischen Verzierungen.
Die zweyte - aus
einer Menge kleinerer Antiken - in Erz, und in gebrannten Erden. Darunter:
kleine Bildsäulen, Büsten, In lateinischer SchriftReliefs, Opfergeräthe,
Gefäße, Lampen, und manch andere für das Studium des Alterthums wichtige
Geräthschaften sich befinden.
Die dritte - besteht aus In lateinischer SchriftGemmen, und Münzen.
Der Antrag der Akademie muß also dahin gehen, das Wichtigste aus jeder dieser Sammlungen zu erhalten. Auch läßt sich dieß, um so eher fordern, da | 2 jede dieser Sammlungen einen bedeutenden Zuwachs durch die hier weggeführten Antiken erhalten haben.
Diesen ersten wesentlichen Punkt in Ordnung zu bringen, würde Herr von In lateinischer SchriftHumboldt gewiß der
geschickteste In lateinischer SchriftAgent seyn, den die Akademie je wählen
könnte. - Noch mehr:
Die Pariser
Sammlungen vermehren sich forthin; und wie wir iezt schon
bestimmt wißen, durch den großen Schaz der In lateinischer SchriftVilla Borghese; und bald wird
zweifelsohne der noch reichere Schaz von Florenz dahin folgen. Herr v. In lateinischer SchriftHumboldt würde sich also angelegen
seyn laßen, auch vorläufig auf eine Auswahl aus diesen Schäzen für die Akademie
gleichsam zu prænumeriren.
Wäre der erste Punkt in Richtigkeit gebracht,
und die bestimmten Befehle des Kaisers an die Aufseher gegeben; so komt
2do Die Auswahl: denn es versteht sich, daß eine Menge dieser Sachen nicht von
der Wichtigkeit sind, daß man Abgüße davon mache, und sie transportire, von
manchen Stücken ist es auch hinreichend nur gewiße Theile im Abguß zu besizen.
Diese Auswahl dürfte aber nicht den So der Direktor des Musée Napoléon, Denon, und seine Mitarbeiter.
[Schließen]Pariser Aufsehern überlaßen werden; sondern diese muß von einem Bevollmächtigten der
Akademie, in welcher sie das
Zutrauen hat, daß er dem Geschäfte in jeder Rücksicht gewachsen sey, geschehen.
Die Hauptpunkte, auf welche der Bevollmächtigte wesentlich bey der Auswahl
zu sehen hat, sind: a) Werke von anerkanntem Kunstwerthe, welche als vorbilder
so wohl für den Künstler, als überhaupt zur Entwicklung des Schönheitsgefühls
dienen können; b) Werke, (welche vielleicht an sich nicht schön) für diesen oder
jenen Theil der Kunstgeschichte merkwürdig sind; c) Werke, welche in Hinsicht
der In lateinischer SchriftErudition - für Geschichte, Mythologie, Spiele,
Gebräuche, Sitten u.s.w. - einen entschieden[en]
Werth haben.
| 3
Ist nun die Auswahl aus den Gesammtschäzen richtig gemacht; so folgt:
3io das Abgüßen: Hierauf muß der Bevollmächtigte besonders ein aufmerksames
Auge haben, und Sachkenntniße besizen in der Art, und Weise des Formens, der Art
des Ausgießens, und der Materien, in welchen Form, und Ausguß zu machen, und wie
die Ausgüße zu reinigen, und zusammenzusezen sind.
Hiebey muß er bey jedem
Stücke genau durch Zeichen bemerken, was ergänzt ist,
weil dieses in Abgüßen schwerer zu bemerken, und von dem Alten zu unterscheiden
ist.
Weiter: muß der Bevollmächtigte ein Mann seyn, der im Stande ist, bey
jedem der in dem anzufertigenden In lateinischer SchriftCatalog ausgegoßenen
größern u. kleinern Stücke genau das Materiale des Originals anzugeben: von
welchem Marmor - oder anderer Steinart, von welcher In lateinischer SchriftBronze u.s.w. es sey. -
Weiter: er muß ein Mann seyn, der das
Zutrauen, und Wohlwollen der Aufseher zu gewinnen weiß, und selbst die
Handarbeiter bey der Sache gehörig zu behandeln versteht, als die Former, und
andere Leute, die beym Einpacken nöthig sind. Zu diesem Zwecke würde es
erforderlich seyn, daß er eine kleine Summe zu seiner In lateinischer SchriftDisposition hätte, um solche Menschen williger, betriebsamer, und
sorgsamer zu machen.
Wäre die Sache bis zum Einpacken gediehen; so würde er
sich dann nach den Zeitumständen richten, um die Sachen allmählig auf den
kürzesten und weniger kostbilligen, und zugleich sichersten Wegen
anherzusenden.
Dieser zweyte Bevollmächtigte der Akademie zu seyn - möchte sich Herr von In lateinischer SchriftHumboldt schwerlich verstehen, theils weil nicht zu erwarten ist, daß er alle hiezu erforderliche Kenntniße besize, theils weil das Geschäft keinesweges angenehm, und mit vielen In lateinischer SchriftDetails verbunden ist.
Meinerseits biete ich mich nicht gerne zu irgend etwas an; indeßen wenn die Akademie glaubte, daß ich der Mann für ein solches Geschäft seyn könnte, so würde ich es als meine Pflicht betrachten, mich demselben zu unterziehen, und keine Mühe, und Verdrießlichkeit scheuen, | 4 um der Akademie, und dem Reiche einen solchen Schaz zu verschaffen.
4to Da indeßen, gesezt auch, daß der Kaiser alles, selbst das Einpacken, auf seine Kosten besorgen ließe, die Sache immer mit beträchtlichen Unkosten verknüpft ist, wozu die Einkünfte der Akademie keinesweges hinreichen würden; so glaube ich, daß ein hochlöbliches In lateinischer SchriftDirectorium baldmöglichst den König auf's genaueste hievon unterrichten müßte; theils von Allerhöchstdemselben nicht nur die Bewilligung, sondern auch die erforderliche Unterstüzung hiezu zu erhalten. Andersseits bin ich aber nicht der Meinung, daß die Regierung in der Sache negoziren müßte: und ich glaube, daß die Akademie als besonderer Körper viel zweckmäßiger für sich das Geschäft betreiben könnte. Die Regierungen bleiben sich immer mehr oder weniger Feind; hingegen bleibt zwischen, und für Gelehrte Körper, auch in Mitte der Zwietracht, immer ein gewißer In lateinischer SchriftRespect. -
Die Unkosten beträfen folgende Gegenstände:
1mo die Reise, und den Unterhalt des
Bevollmächtigten, den man zugleich eine kleine Summe zu seiner In lateinischer SchriftDisposition assigniren müßte.
2do die In lateinischer SchriftSpeditionskosten.
3io Die Einrichtung eines schicklichen In lateinischer SchriftLokal's zur Ausstellung, und Benuzung der angekommenen Kunstschäze.
-
In lateinischer SchriftBerlin den 14ten In lateinischer SchriftJan. 1808.
Hirt.Nb. Da ich dieß in Eile schrieb, und kein In lateinischer SchriftConcept hievon habe, so würde ich bitten, mir es nach genommener Abschrift wieder zurückzusenden. -