An / des Königl. Geh: Ober-Bau-Raths, / Herrn Schinkel / Hochwohlgeboren / und / des Königl. Hofraths, Herrn Hirt / Wohlgeboren.

Berlin, den 26ten Juny 1823.

Ewr. Hochwohl- und Wohlgeboren theile ich anliegend eine mir von dem Maler Zimmermann so eben zugesandte Abschrift des von ihm über die Entweichung des Gemälde-Restaurateurs Horack dem Herrn Profeßor Wach heute erstatteten Berichts, zur gefälligen Kenntnißnahme ergebenst mit.

Berlin, w.[ie] o.[ben]

[gez.] A[ltenstein]

[Schreiben des Malers Zimmermann an Altenstein, 2. Juli 1823 (GStA PK, I. HA, Rep. 76 Ve Sekt. 15 Abt. I Nr. 4 Bd. 3, Bl. 4r-5r):]

Adresse mit Siegel an Staatsminister von Altenstein "Zu Höchst-Eignen Händen."

"Hochwohlgeborner Freyherr.
Gnädigster Herr Geheimer Staats-Minister.

Ew. Hochfreyherrlichen Excellenz gnädigstem Auftrage v. 26.ten xxx(?) Zufolge suchte ich den Hrn. G.[eheimen] O.[ber] Baurath Schinkel zu sprechen, habe ihn aber nicht zu Hause gefunden. Noch am 30.ten v.[origen] M.[onats] ging ich zum Hrn. Hofrath Hirt, der sich aber wegen Unpäßlichkeit entschuldigen ließ. Was ich weiter, den p. Horack betreffend, unterthänigst zu berichten im Stande bin, ist: daß er, gegen seinen Willen und seine Besorgniß das große Bild, statt wieder auf Holz, auf Leinwand hat übertragen müssen, da dieser Stoff nachgiebig ist; zudem hatte die Brett-Unterlage, vom Tischler, sich geworfen; das Bild konnte daher nicht überall gleiche Aufpressung erhalten. Um die stxx(?)fadige Leinwand zu ebnen, sah er sich genöthiget, Kreidegrund aufzutragen, um vermittelst dessen zu einer ebenen Fläche durch Schleifung, dann zu gelangen; die Tinktur aber, durch die das Bild wieder Haltung an die Leinwand bekommen sollte, war an dem zu stark einsaugenden Kreidegrund, stellenweis, während der Übertragung des Bildes; und was nicht mehr zu ent(?)decken war; obgleich wieder nachzuhelfen; - verschwungen; so daß die Malerey nicht überall gleich haftete. Ein besonderer Grund, aus einer Art Hefe, der schmeidig bleibt, hätte sich mit der Leim-Tinktur überall gleich und sicherer verbunden. Der Kreise-Grund war aber auf der dazu ihm in Vorschlag gekommenen Leinwand schon geschliffen, als ich das Bild, vom Holze gelungn abgetragen, an der Papier-Decke haftend; zu welcher Überzeugung der p. Horack mich ersucht hatte; be...te(?) und die Vorkehr, bis auf die Brett-Unterlage vom Tischler, nach aller Vorsicht veranstaltet [gemeint: verunstaltet] fand. Er äußerte mir dabey zugleich, daß er nie wieder ein Bild, bisher auf Holz befindlich gewesen gleicher, oder minderer Größe, auf Leinwand übertragen // werde, sondern durchaus wieder auf dazu vorbereitetes Holz; zumal, da nach ungefähr 50. Jahren, auf Leinwand übertragen, das Bild im vorigen, schadhaften Zustand seyn würde; auf gesichertem Holze aber, ohne Gewaltthätigkeit, Jahrhunderte wieder entgegen altern könne. Schein - ist vergänglich - deshalb scheint es mir nicht - es ist wirklich Schade, um des Mannes Fähigkeit, daß es ihm so geschehen ist. Er hatte bis Ende vor.[igen] Jahres hier viel Geld verdient und hätte bleiben sollen, um beständig beschäftigt zu werden. Die Unterbrechung, durch eine Reise nach Dresden, war sein wesentlichster Schade; nach seiner Zurückkunft war er zu wenig beschäftigt und mußte durchaus zugleich wieder mit mehreren Arbeiten dauernd unterhalten werden. Kränklichkeit und die Pausen zwischen der eingen Arbeit an dem großen Bilde, erregten ihm die ungewohnteste Verlegenheit, durch endlich eintretenden Mangel, sogar am täglichen Unterhalt. Die Zwischen-Restauration kleiner Bilder hätte ihn gedeckt und beständig abwechselnd unterhalten. Nach Mittheilung seiner Wirthin ist er mit einer Anstrengung seinem Geschäft obliegend gewesen, daß sie jedesmal erschrocken ist, wenn sie ihn bey der Arbeit gesehen; heftig schwitzend, todtenbleich und am Körper sichtbar rauchnd. Nach seines Freundes, des Uhrmacher Jenisch letzten Aussage zu mir, ist sein Ansuchen, nach der Krankheit, um einen Vorschuß, schon zu spät gewesen. Gegen 50. r[eichstaler] habe er seiner Wirthin zu zahlen gehabt; seiner Frau habe er 10 r[eichstaler] geschickt; dann habe er den Maler Stock, seinen Gehülfen befriedigt und kleine, geborgte Bedürfnisse bezahlt, daß ihm nur 15. r[eichstaler] übriggeblieben sind und er in einer Verlegenheit und Furcht gewesen sey, daß er nicht anders sich zu // retten gewußt habe; zumal da seine Frau ihn in jedem Brief gebeten haben; da sein Gichtschaden am Beine sich auch wieder verschlimmerte; so bald als möglich wieder nach Dresden zu kommen. In tiefster Submission verharre ich / Ew. Hochfreyherrlichen Excellenz / unterthänigster / W Zimmermann / Kleine Präsidentenstraße / no. 7. / Berlin den 2ten / July. 1823."