Der Kunsthändler In lateinischer SchriftGaspare Weiss hat neuerdings unter mehreren andern Bildern ein Gemaelde von In lateinischer SchriftBotticelli erhalten, welches, wenn er es für den Besitzer in Berlin nicht verkaufen kann, in kurzer Zeit nach einem andern Orte wandern soll. Dieses Gemaelde ist in jeder Beziehung von großem Werthe, es stellt aus der Legenden-Geschichte vier Momente dar:
den Schrecken der Eltern beim Verunglücken ihres Kindes durch das Rad eines
schweren Wagens,
den Schmerz in dem sie das todte Kind einem Geistlichen übergeben,
die Freude indem
der Geistliche das Kind ins Leben gerufen und geheilt der Familie wieder
übergiebt, und
die Verehrung des Volks um das Sterbebette des
Geistlichen.
Der ganze Gegenstand, der Ausdruck und Character der Köpfe, die Anordnung und die
Lebendigkeit der Gestalten, machen das Werk nicht allein zu einem der
interessantesten dieses Meisters, sondern geben ihm, bei der Seltenheit von
Bearbeitungen der Gegenstände dieser Art, ein so allgemeines Interesse, daß es
höchst wünschenswerth ist, das Bild für das Koenigliche
Museum zu gewinnen, ungeachtet
durch die In lateinischer SchriftSollysche Sammlung mehrere Bilder desselben Meisters schon
vorhanden sind, diese aber alle nur den sehr gewöhnlichen Gegenstand der
damaligen Zeit: Aus der Sammlung Solly stammte das
Botticelli-Gemälde "Maria mit dem Kind und Leuchter tragende Engel"
(wahrscheinlich 1945 zerstört). Weiterhin: "Venus. Nackt, mit langem goldenem Haupthaar, in der Stellung
der mediceischen Venus verwandt" (Sammlung Solly, 1821), "Der heilige Sebastian. An einen Baumstamm gefeselt und von
Pfeilen durchbohrt" (Sammlung Solly, 1821). Aus der
Botticelli-Werkstatt: "Verkündigung Mariae" (Sammlung Solly, 1821,
vermutl. 1945 verbrannt).
[Schließen]die Mutter Gottes auf dem Thron mit Heiligen umgeben, vorstellen.
Der für dies Bild geforderte Preis ist 2500 reichsthaler welcher bei der Seltenheit des Gegenstandes und bei der | 2 vorzüglichen Erhaltung des Gemaeldes annehmbar scheint.
Wir koennen nicht unterlassen Euer Excellenz die Erwerbung des Bildes dringend zu empfehlen.
Berlin den 2ten Juny 1823.
[gez.] Schinkel [gez.] Hirt