Auszug / aus dem Bericht des Hofrath Hirt vom 9ten Oktober 1822. _________________________________________________________
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Dies ist im Wesentlichen der Siehe auch Hirts Vortrag zur öffentlichen Feier
der funfundzwanzigjährigen Regierung Friedrich Wilhelms III. am 16.
November 1822 in der Königlichen Akademie der Wissenschaften "Zur
Würdigung der neuesten von dem General Freiherrn von Minutoli
eingebrachten Sammlung ägyptischer Alterthümer. Berlin 1823. -
Weiterhin: Konrad Levezow: Ueber die Königlich-Preußischen Sammlungen der
Denkmäler alter Kunst. Erster Nachtrag. In: Amalthea, Bd. 3
(1825), S. 213-240. - Vgl. auch
Hirts zweites Gutachten vom 5.
April 1823 zu einem kleineren Teil der Sammlung Minutoli, der erst
später in Berlin eintraf.
[Schließen]Ueberblick der Sammlung. Es geht daraus hervor: daß erstlich man hierdurch eine Art von
vollständiger Kenntniß des Materials und des technischen Verfahrens bei jenem
Urvolke erlangt; zweitens, daß
zur Kenntniß des Mumisirens und der Leichengebräuche eine Menge von Werken
vorhanden sind, wie sie keine andere Sammlung anbietet. Unschätzbar scheinen
dabei die beiden noch nicht geöffneten großen Mumien zu seyn. Drittens kommen
viele seltene Bildungen sowohl in Malerei, Stein, Porzellan und Erz vor, welche
vieles zu nähern Aufklärung der aegyptischen Mythologie beitragen mögen; was
sich aber erst durch ein näheres Vergleichen und Studium zeigen kann. Viertens
in Beziehung des Reichthums dieser Sammlung möchte sich wohl nicht leicht eine
andere öffentliche mit ihr messen dürfen. Der Unterzeichnete kennt nur Im "Morgenblatt für gebildete Stände", Nr. 129
vom 30. Mai 1822, S. 516, heißt es dazu in den Korrespondenz-Nachrichten
aus Italien: "In Betreff der von S. M. Ferdinand I. angekauften und
nunmehr mit dem Museo Borbanico vereinigten Museo Borgiano enthalten
neapolitanische Blätter folgende Nachrichten. / Der Eigenthümer des
Museo Borgiano [...] war der Kardinal Borgia gewesen [...]. Die
Kunstsammlung war zu Velletri
aufgestellt gewesen, wo der Kardinal seine ganze von Staatsgeschäften
freye Zeit [...] einzig mit seinem Museum beschäftigt, verlebte. [...]
Besonders kostbar ist die in dem Borgianischen Museum sich vorfindende
Sammlung egyptischer Denkmäler. Durch die Bemühungen des Ritters M.
Arditi, General-Direktors der königlichen Museen zu Neapel, und der
Ausgrabungen von Antiquitäten, ist diese Sammlung nunmehr mit einer
schon vorhandenen des Bourbonischen Museums zusammengeschmolzen und in
einer der Hallen des Erdgeschosses dieses leztern aufgestellt worden, so
daß nun dieser Portikus an Monumenten von Hornstein edler Art (pietre
dure), von Bronze, Email, Elfenbein, Holz, ferner an irdenen und
gebrannten Gefäßen und egyptischen Mumien über sechshundert Stücke
enthält."
[Schließen]die ehemalige Sammlung
des Cardinals Borgia (jetzt
mit dem Königlichen
Museum zu Neapel verbunden) die einigermaßen eine ähnliche Fülle darstellte. In anderen Museen,
besonders in London, kommen
einzelne größere und seltenere Gegenstände vor, und so auch in Frankreich, aber wie man hört, nicht ein
so Mannichfaltiges. Nur die Privat-Sammlungen des Herrn Salt und des Herrn Drovetti scheinen in manchen Beziehungen
reicher und wichtiger zu sein.
In Rücksicht der Schätzung einer solchen Sammlung gestehe ich, hierzu keinen
Maaßstab zu haben. Man müßte in dieser letztern Zeit selbst in Aegypten gewesen sein, um die jetzt
gangbaren Preise solcher Gegenstände zu kennen. Ich hielt mich also an den
Eigenthümer selbst, um von ihm den
Preis für seine Sammlung zu
erfahren, in der Vor-
| 2aussetzung, daß ein Mann von seinem Range und
seinem patriotischen Gesinnungen keine Ueberschätzung seiner Sammlung machen
würde. Dies hat er gethan; und ich lege hierüber den Original-Brief A bei,
woraus man auch ersehen wird, welche Gegenstände mit der Sammlung begriffen
sind, Ein Teil der Sammlung traf erst später von
Triest über Hamburg kommend in Berlin ein
[Schließen]deren Ankunft noch erwartet wird. Ueber letztere Gegenstände und ihre Ankunft wollte ich indessen noch
nähere Kunde einziehen, und besonders drang ich darauf, daß auch einiges von der
Guß- oder Schmelzmosaik, wovon ich hörte, daß der General einige wichtige Stücke besäße und für seine
Privatsammlung behalten möchte, an die Sammlung abzugeben wäre, im Falle Sr
Majestät die Acquisition derselben
beabsichtigen möchten. Hierauf lege ich die Antwort unter B. bei. Diese Antwort
lautet in Beziehung meiner Wünsche für die Sammlung etwas ausweichend, ausflüchtig.
[Schließen]evaforisch. Ich muß indessen wünschen, daß man bei dem Die Sammlung Minutoli wurde am 26. April 1823
vom König angekauft.
[Schließen]Ankauf der so wichtigen Sammlung für das Königliche Museum bei dem Verlangen der
genannten Glasmosaike beharre.
Ich muß indessen beisetzen, daß mir die Sammlung, so wie sie angeboten wird, nicht übertheuert scheint, besonders wenn man die Papyrusrollen abrechnet, die hier allein auf Reichsthaler 12,000. - in Gold angeschlagen sind, so daß also alle übrigen Gegenstände nur zu dem Preise von 10,000 Reichsthaler Gold berechnet sind.
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Berlin den 9ten Oktober 1822.
(gez) Hirt.