Ew Wohlgeboren

bitte ich ergebenst zu entschuldigen,
daß ich so frei bin Dieselben mit Nachstehenden zu behelligen.

Sollte vielleicht noch zu den zu errichtenden Königlichen Museum, Kunstwerke angekauft werden, werde ich mich veranlaßt finden, ein mir zugehöriges Gemälde, dazu in Vorschlag zu bringen, in welchen das Bildniß einer Gestorbenen dargestellt, und von einen tüchtigen alt-Deutschen, oder wie ich viel mehr glaube Niederländischen Meister gefertiget ist. Den frühern Besitzern desselben ist es für ein Werk des H. Holbeins verkauft worden; daß es ein solches ist, bezweifle ich, wenigstens muß ich dieß unentschieden lassen, da mir eine Darstellung ähnlicher Art, von diesen Meister nicht vorgekommen ist. Was in dem besprochenen Gemälde wohl von Interesse, und zugleich als lehrreich beachtet werden dürfte, ist die große Leichtigkeit mit welcher der Kopf, von einem Meister gefertiget ist, der, wie aus den Nebensachen zu ersehen scheint, seine Arbeiten gewohnlich sorgfältig auszuführen pflegt; diesmal aber, da er das Bildniß einer Todten zu mahlen hatte, darauf beschränkt war, es alla prima vollenden zu müssen, und wie Ew Wohlgeboren gewiß mit mir einverstanden sein werden, seine Meisterschaft dadurch bekundete, daß ohnerachtet der leichten Behandlung das Gemälde in einiger Entfernung, auf das sorgfältigste ausgeführt zu sein scheint. Daß hierin vielleicht ein Grund dasselbe, zu den vorher erwähnten Behuf ankaufen zu wollen, zu finden sein könnte, bewog mich es dazu in Antrag zu bringen, den[n] ich bin weit entfernt zu glauben, daß hierdurch die ehemahlige Solly'sche, jetzt Königliche Samlung, als besonders | 2 bereichert zu erachten sein würde; um so mehr, da mir die herrlichen Kunstschätze, welche sich darunter befinden, bekannt sind.

Den Preiß für das besprochene Gemälde stelle ich auf 20 Friedrichsd'or. In weniger, für mehrere der älteren Künstler und auch für mich trüben Zeiten, als die gegenwärtigen, ward mir das dreifache der benannten Summe dafür geboten, ich wollte es damals nicht weggeben, da ich glaubte nicht leicht wieder zu den Besitz eines so guten Bildes gelangen zu können. jetzt würde ich es gern verkaufen, und zweifle nicht, Ew Wohlgeboren werden, wenn es sich zu den vorgeschlagenen Zwecke eignen sollte, das hierzu Nöthige zu veranlassen die Güte haben.

Ich habe den Castellan der Academie Rietz das Gemälde übergeben, um es Ew Wohlgeboren, auf etwaniges Verlangen, zu weiterer Disposition zu übergeben.

Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren
Ew Wohlgeboren
ergebenster
C. Schumann

Berlin den 29ten Nov: / 1825.