An ein Hohes Ministerium des Innern. / Abtheilung für den Kultus und / öffentlichen Unterricht. Mit Siegel

Ich wünschte vom künftigen Herbst an bis auf den October 1817 auf ein Jahr Urlaub zu haben, um eine lang ersehnte wißenschaftliche Kunstreise zu machen.

Meine Absicht wäre, sieben bis acht Monate in Italien zuzubringen, und auf der Rückreise die Denkwürdigkeiten der Rheingegenden, und die von mir noch nie besehenen Kunstschäze der Niederlande und von Holland in Augenschein zu nehmen. Ja wenn es die beschränkte Zeit zuließe, wünschte ich von Brabant nach Engeland überzusetzen, bloß um in London die Athenischen Denkmäler von Lord Elgin und die Phigalischen auf einige Tage zu sehen.

Diese Reise hat keinen andern Zweck, als mich durch eine neue Ansicht von so vielem Bekannten, und durch das Studium manches noch nie Gesehenen in den Stand zu sezen, meinen größern litterarischen Arbeiten, welche von jeher das Streben meines Lebens waren, die lezte Bearbeitung und Vollendung geben zu können.

Die liberale Denkart, durch welche sich unsere Regierung von jeher für die Aufnahme der Künste und Wißenschaften auszeichnete, läßt mich hoffen, daß mir eine Bitte gewährt werde, die einzig dahin zielt, den Kreis meiner Kenntniße in jenen Fächern zu erweitern , worin ich hier seit zwanzig Jahren als Lehrer und Schriftsteller nüzlich zu werden mich bemühte.

Würde mir diese meine gehorsamste Bitte gewährt, so wäre ich so frey, mich einer hohen Behörde zugleich für Aufträge anzubieten, theils für Bücher und Kupferwerke, theils auch für bedeutendere Ankäufe im Fache antiker Denkmäler und moderner Kunstwerke. Ich kenne die Königlichen Sammlungen, und weiß also, was Noth thäte, diese und jene Lücke in denselben aus- | 2zufüllen, wenn sich hiezu schickliche Gelegenheiten darböten. Auch kenne ich Italien und die Preise, so daß eine hohe Behörde sich verlaßen dürfte, daß wohl Niemand wohlfeiler und beßer kaufen würde.

Die Reise machte ich in Gesellschaft des Herrn Grafen von Ingenheim, und so könnte der Kredit auf die Summe, welche etwa für dergleichen Ankäufe bestimmt werden dürfte, dem Grafen übergeben werden, welcher überall bey dem Kaufen gegenwärtig seyn würde. Dies hätte in so fern sein Gutes, da es das Ansehen haben würde: Der Graf kaufe für sich, und ziehe mich dabey blos zu Rath. Wäre es dagegen bekannt, daß man für eine hohe Landesbehörde handle, so dürften die Vorschläge von Seite der Verkäufer leicht höher gemacht werden.

Ich schreibe so früh, weil eine solche Reise zu ihrer wahren Benutzung natürlich längerer Zeit bedarf, um sich gehörig auf dieselbe vorzubereiten.

Berlin den 11ten Junius 1816.

Der Hofrath Hirt lezte Str. No 2.