Die Geschäfftsführung über die Arbeiten bei der Einrichtung des Museums ist in zweien allerhöchsten Cabinets-Ordres bestimmt, welche beide unterm 27ten März vorigen Jahres an den Herrn Staats Kanzler, Fürsten von Hardenberg erlassen sind, und wovon die eine die Commission ernennet, deren Geschäfftskreis hauptsächlich die Bearbeitung der Pläne für das Bauliche der zur Aufstellung der Kunstsammlungen erforderlichen Räume seyn soll; die andere aber alle und jede übrige Angelegenheit, besonders auch die Transporte der Bilder und Sculpturen, deren Restaurationen und Instandsetzung zur Aufstellung, meinem Ministerio überläßt, aus dessen Fonds die Ausgaben bestritten werden sollen.
Hierauf gründen sich auch die Verhandlungen in der commissarischen Conferenz vom 1ten August vorigen Jahres worin ich übernommen habe, für die Angabe des Bedürfnißes in Ansehung der Unterbringung der Kunstsachen und Institute und der Restauration der Gemälde und Statuen p nach einem vorläufigen, möglichst bestimmten, mit Ew: Hochwohl- und Wohlgeboren zu berathenden Anschlage zu sorgen, wovon die nähere Ausmittelung der Deckung des Bedürfnißes durch den Herrn Präsidenten Rother abhängig gemacht ist. | 2
Da von dem Entwurfe dieses Anschlages die Herbeiführung der Geldmittel und also der ganze Betrieb des Geschäffts abhängt: so darf mit dessen Bearbeitung nicht gesäumt werden, wobey es nothwendig ist, in das Specielle des Bedarfs einzugehen und die zu berechnenden Kosten unter bestimmte Rubriken zu bringen, sowohl um die Nothwendigkeit mancher Verwendungen in den einzelnen Posten bemerklich zu machen, als auch um dem ganzen Kostenanschlage die erforderliche Ordnung und nöthige Uebersicht zu geben. Es versteht sich von selbst, daß bei manchen Rubriken keine genaue Berechnung Statt finden kann und daß bey dem Ganzen wird bevorwortet werden müßen, daß ein etwaniger Ueberschuß bei einer Rubrik für das größere, den Anschlag übersteigende Bedürfniß einer anderen, verwendet werden darf.
Die mannigfachen Schwierigkeiten welche mit dieser Arbeit nothwendig verbunden sind, laßen sich nicht verkennen, da es nicht blos darauf ankommt den Bedarf eines Jahres, sondern den ganzen vollen Bedarf für alle und jede Erforderniße zur vorbereitenden Instandsetzung sämmtlicher Kunstwerke, Behufs der Aufstellung im Museum, auszumitteln und sodann wieder zu ermäßigen was davon im Laufe eines Jahres, theils nach der Beschaffenheit der Fonds, theils | 3 nach anderen Verhältnißen, wie die Möglichkeit, die Arbeiten zu beschaffen, verwendet werden kann, wobey auch die Veranschlagung nothwendiger Dienste der Aufsicht, so wie bei dem Ordnen, Verzeichnen pp, nicht übersehen werden dürfen.
Die Nothwendigkeit dieser Berechnung des ganzen Bedarfs liegt zunächst in der commissarischen Berathung vom 1ten August vorigen Jahres wo sub 2. der Geldpunct erwogen und vom Herrn Präsidenten Rother die Hoffnung gemacht ist, aus der nutzbaren Verwaltung der angewiesenen 700,000 reichsthaler die zu veranschlagenden Kosten nach und nach zu gewinnen. Die erste Frage ist also die: wie hoch wird der ganze Bedarf von uns berechnet, und wird der aus der Verwaltung gehoffte Gewinn ihn decken können? Eine zweite Frage wird dann folgen: wieviel kann in einem Jahre verwendet werden und ist bei gehörigem Betrieb der Sache erforderlich; wornach sich dann wird beurtheilen lassen wie weit die Einnahme der Verwaltung des Fonds im ersten Jahre und in der folgenden Zeit wahrscheinlich den Bedarf wird decken lassen? worauf sich der Etat eines jeden Jahres sodann gründen muß.
Ew: Hochwohl- und Wohlgeboren hegen mit mir gewiß dasselbe Verlangen nach einem schwunghaften Betreiben der Geschäffte, welches nur auf der Basis | 4 der nothwendigen Geldmittel beginnen und fortgeführt werden kann; ich hoffe also auch, daß Ihre große Liebe für die Sache das Unangenehme des Kostenanschlags überwinden wird, worauf wir den ersten Grund der Ausführung legen müßen, und worum ich Sie hiermit ergebenst ersuche.
Ew: Hochwohl- und Wohlgeboren sind mit den verschiedenartigen Arbeiten und Geschäfften in unmittelbarem Zusammenhange und nur Sie können die mannigfaltigen Rücksichten beurtheilen, woraus der ganze Anschlag in seinen einzelnen Rubriken zusammenzustellen ist. Die nachfolgenden Bemerkungen sollen also keinesweges Ihrem Urtheile vorgreifen, sondern Ihnen nur meine berathende Meinung mittheilen.
Am nächsten liegen uns wohl
1. die Gemälde wobei mir
folgende Rubriken bedeutend scheinen:
a. Kosten des
Transports und der Unterbringung.
Die erste Rücksicht verdient
hierbei die Fortschaffung der Sollyschen Sammlung in das Academie-Gebäude und ein Locale zur Aufbewahrung dessen, was
dort nicht untergebracht werden kann, da das
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Sollysche Haus, wenn nicht
besondere Einleitungen getroffen werden, mit dem May geräumt werden muß. Ew:
Hochwohl- und Wohlgeboren kennen die Anzahl der Stücke die bereits fortgebracht
sind, und eine Vergleichung derselben mit der Zahl derer, die noch im Sollyschen Hause sich befinden, könnte
wohl zur Veranschlagung dieser Kosten und zum Vorschlag der erforderlichen
Maasregeln dienen. In so fern wir die Bilder in den Königlichen Schlößern,
welche für die Gallerie berüksichtigt werden, kennen, werden wir darin auch eine
Anleitung zum Kostenansatz finden;
b. Kosten der
Restauration.
Die genaue Abschätzung dieses Bedarfs würde
voraussetzen, daß die Bilder einzeln betrachtet und die erforderlichen
Restaurations-Arbeiten nach festgesetzten Principien speciell gewürdigt wären.
Wenn zu einer solchen Arbeit sich auch der nöthige Raum zum Aufstellen der
Bilder und die viele Zeit finden könnte, die darauf verwandt werden müßte: so
würde eben durch die erforderliche Zeit die Vollendung des Anschlags zu sehr
verzögert werden,
| 6 wenn man diese Rubrik erschöpfend bearbeiten
wollte. Wir werden uns also hierbei mit einer Aproximation begnügen müßen, wozu
die Ausgabe für die bis jetzt gefertigten Arbeiten, angewandt bei einer
generellen Betrachtung der noch übrigen Anzahl, zur Grundlage dienen möchte.
c. Kosten der Einrahmung.
Dieser Anschlag wird
eine bedeutende Höhe erreichen und eine Ueberzählung der Bilder, welche Rahmen
bedürfen, nöthig machen. Wenn wir dann eine Durchschnittsgröße für die breite
und für die schmählere Einrahmung annehmen: so werden wir darnach den ganzen
Bedarf ziemlich treffend berechnen können.
2. Sculpturen. Dabei werden
dieselben Rubriken vorkommen, nur anstatt der Einrahmung, Piedestals.
3.
Allgemeinere Ausgaben. Dahin werden zu rechnen sein die Kosten der eigentlichen
Einrichtung des Museums, als das
Aufhängen der Bilder pp; ferner Gehalte für Aufseher, für Gehülfen beim
Catalogisiren pp.
Es wird durchaus nöthig sein, so bald nur über das
| 7 künftige Locale
des Museums entschieden ist, einen Plan zu entwerfen, wie die künftige
Verwaltung eingerichtet werden soll und einen Etat darauf zu gründen. Das Ganze
muß eine angemessene Direction und Aufsicht erhalten; unter solcher müssen die
Haupt-Theile specielle Aufseher und Custoden erhalten und diesen muß eine
hinreichende Anzahl, nicht vornehmer, aber gehörig qualificirter Unterbedienten,
zu geschickter Hülfsleistung, anständiger Behandlung derer, welche die
Kunstschätze benutzen und sorglicher Wachsamkeit gegen Beschädigung pp,
beygegeben werden. Dieses alles ist höchst wichtig, da hiervon die gehörige
Benutzung der Kunstschätze abhängt, für die beinahe noch nirgends so gesorgt
ist, daß sich richtig hätte beurtheilen laßen welchen Einfluß ein solches Museum
auf den Staat, seine Achtung im Ausland, die Einnahms-Quelle durch Herbeiführung
von Fremden aller Art, die Belebung allgemeinen Kunstsinns in der Nation und die
Beförderung von Wissenschaft und Kunst überhaupt, gewähren kann. Es ist wichtig
zeitig einen Plan über das zu entwerfen, was dazu erforderlich ist, damit man
sich nach und nach daran gewöhne das Erforderniß als eben so unerläßlich wie die
Beyschaffung der Kunst-
| 8Gegenstände und das Locale selbst zu
betrachten, wozu geraume Zeit erforderlich sein wird. Es ist wichtig damit zu
eilen, damit, sobald die Benutzung eines Theils an sich möglich ist, auch alle
Anstalten dazu schon vorhanden sind und damit sogleich brauchbare Individuen
angezogen und angelernt werden und man nicht Mittelmäßiges und Schlechtes
vorerst nehme, welches später nicht mehr zu entfernen ist.
Es wird zwekmäßig sein, den Anschlag so einzurichten, daß er sämmtliche Ausgaben und also auch die umfaßt, welche bereits bestritten sind. Die von mir angewiesenen Gelder können dann als Vorschuß betrachtet werden und für den erforderlichen Fall einen Reserve-Fonds bilden.
Ich werde es sehr dankbar erkennen, wenn Ew: Hochwohl- und Wohlgeboren Sich dieser schwierigen Arbeit bald gefälligst unterziehen wollen, wobei ich Sie zugleich ergebenst ersuche, mich über Ihren Kassenbestand, so wie darüber in Kenntniß zu setzen, wieviel die Kosten des bereits in Bestellung Befindlichen summarisch betragen können. Bei der Ausarbeitung des Etats wird der Ihnen beigegebene Herr Müller Hülfe leisten können und müßen. Sollten Sie weitere Hülfe nöthig haben, so bitte ich Sie mich davon zu benachrichtigen um das Erforderliche zu veranlaßen.
Berlin, den 22ten Februar 1823.
[gez.] Altenstein